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Jung, weiblich und spielsüchtig

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Jung, weiblich und spielsüchtig
« am: 08 Oktober 2018, 22:59:39 »
Hallo ihr Lieben,

Ich bin weiblich, 25 Jahre und spielsüchtig. Angefangen hat alles vor einem Jahr, als ich Onlinecasinos für mich entdeckt habe. Mir war nie bewusst, dass diese so gefährlich sind. Einige Monate habe ich nur mit höchstens 30€ gespielt, seit 4 Monaten eskaliere ich völlig. Sobald ich Gehalt  erhalte, verzocke ich so gut wie alles. Ich erkenne mich selbst nicht mehr wieder. Habe seit 2 Monaten nur die Hälfte der Miete bezahlt. Da ich noch Studentin bin, konnte ich nicht meine Semestegebühren bezahlen. Fürs spielen setze ich meine Zukunft aufs Spiel? Kann es kaum glauben. Ich muss demnach unbedingt diesen Monat 500€ auftreiben. Aber wie wenn man niemanden fragen kann?
Ich kann es auch niemanden erzählen, das passt einfach nicht zu mir. Bin sehr gut gebildet und schon immer selbstständig, das würde mir niemand glauben.

Wie komme ich da nur heraus?

Liebe Grüße und Danke im Voraus!

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Offline andreasg

  • *****
  • 2.083
Re: Jung, weiblich und spielsüchtig
« Antwort #1 am: 08 Oktober 2018, 23:18:42 »
Hallo Saoleste,

Herzlich Willkommen im Forum. Mit dem Wunsch nach Spielfreiheit hören die halben Sachen auf, da meine ich durchaus die Ambivalenzen. Da heißt es klare Positionen für sich selber zu setzen.
Schau' doch bitte einmal nach, was der Campus für Soziale Beratung bietet, vielleicht weiß ja jemand im ASTA Bescheid? Das SAtudentenwerk wird natürlich auch irgendwann Neugierde anmelden?

Mit dem Spielen aufzuhören, heißt vor allem, sich anderen mitzuteilen. Du hast noch kein verkorstes Leben hinter Dir, sondern das Studium ist eine phantastische Lebensphase, das Leben neu kennen zu lernen und für viele die schönste Zeit auf dem Campus.

Natürlich kannst Du Dich auch hier gerne an die Hotline (Oben rechts) wenden, es ist schwe für uns Süchtige um Hilfe zu bitten, ich kenne das ja auch.
Ich wünsche Dir viel Kraft und Mut.

Viele Grüße
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

Re: Jung, weiblich und spielsüchtig
« Antwort #2 am: 09 Oktober 2018, 00:01:19 »
Grundsätzlich kann es jeden Treffen...Student, Beamte, Arbeiter.....

Andreas hat recht...Du musst reden. Als ich "völlig eskaliert" bin musste ich auch reden. Es war eine Überwindung aber bis heute ein ganz wichtiger Schritt. Das Reden hilft.
Mit dem Anmelden hier ist der erste Schritt getan, aber es müssen viele weitere folgen.

Dieses Forum hat mir sehr geholfen und tut es auch jetzt noch. Hier wird mir die Sucht deutlich und ich Stärke meinem eigenen Willen noch mehr den Rücken!

Wende dich an eine vertraute Person....selbstständig hin oder her. Alleine ist es fast unmöglich

Re: Jung, weiblich und spielsüchtig
« Antwort #3 am: 09 Oktober 2018, 08:37:47 »
Ich danke euch. Heute werde ich mich von allem befreien. Onlinebanking kündigen und Paypal auch, so kann ich nichts mehr überweisen. Paysafecards hole ich mir eh nicht, ist mir unangenehm. Gibt es den eigentlich eine Variante zu öffentlichen SHG? Z.B. Telefonkonferenzen?


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Offline andreasg

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Re: Jung, weiblich und spielsüchtig
« Antwort #4 am: 09 Oktober 2018, 09:25:35 »
Hallo Saleste,

ich bin selber in einer ungdleiteten eigenständigen Selbsthilfegruppe.


 Mir ist nicht bekannt, dsß es Telefonmeetings gibt.

Gut, wenn Du die Möglichkeiten an Spielgeld zu kommen versiegelt. 
Der Austausch untereinander,
hier kannst immer scheiben.
lg
Andreas
« Letzte Änderung: 09 Oktober 2018, 13:10:30 von andreasg »
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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Offline taro

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Re: Jung, weiblich und spielsüchtig
« Antwort #5 am: 09 Oktober 2018, 09:51:21 »
Moin und herzlich willkommen,

aus Deiner Frage nach einer Alternative zur öffentlichen SHG schließe ich, das Du fürchtest erkannt zu werden.
Diese Angst kan  ich Dir nehmen. Selbst für de unwahrscheinlichen Fall, das Dein Nachbar auch dort sitzt, so habt Ihr doch beide daß gleiche Problem.
Ein Prinzip was so oder so ähnlich in allen SHG's gilt:

"Was Du hier hörst, wen Du hier siehst,  wenn du gehst,  lass es hier.

Das funktioniert sehr gut.

taro

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Offline Olli

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Re: Jung, weiblich und spielsüchtig
« Antwort #6 am: 09 Oktober 2018, 10:04:27 »
Herzlich willkommen Saeleste!

Wieso glaubst Du immer die "Starke" sein zu müssen?

Ist es etwa verkehrt Schwächen zu zeigen?

Die Anmeldung hier und das Schreiben ... hat es Dich Überwindung gekostet

Wie hast Du Dich gefühlt, als Du den Beitrag abgesendet hast?

Wie fühlst Du Dich nun, wo Du die Antworten liest?


Sich zu outen heißt sich fallen zu lassen - zu vertrauen.
Es spielen aber auch Ängste eine große Rolle.
Eine der häufigsten ... was werde ich dabei gefragt? Ganz klassisch ... wieso? weshalb? warum?
Wärest Du hier ... würdest Du Dich outen, wenn Du die Antworten bereits kennen würdest?

Die Antworten brauchen Zeit - sie müssen erarbeitet werden ... sie müssen reifen.

Doch Deine finanzielle Existenz - Deine Zukunft - sie braucht sofort Hilfe.
Ich bin kein Freund von Finanzspritzen für einen Süchtigen - aber ich bin für befristetes Geldmanagement.
Es ist nur eine Unterstützung in der Abstinenz - für die geistige Genesung braucht es mehr.
Da hilft natürlich der Austausch in einem Forum - doch ganz klar - der direkte persönliche Kontakt mit Menschen, die einen verstehen und die Gleiches und Ähnliches erlebt haben, wiegt deutlich höher.

Genau so, wie Du planst zu lernen für Dein Studium, brauchst Du einen Plan für Deine Genesung.
Dort stehen auf jeden Fall schon mal 2 Punkte drauf, die Dich fordern werden:
- Outing vor Dir nahe stehenden Personen, z.B. deine Eltern
- Aufsuchen einer SHG

Wir können die Liste im Laufe der Zeit ergänzen - z.B. mit der Installation von Schutzsoftware.

Was denkst Du über Deinen Plan?

Kleiner Nachtrag: Die Online-Beratung, die Du auf dieser Seite findest, ist gut ... :)
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Jung, weiblich und spielsüchtig
« Antwort #7 am: 09 Oktober 2018, 10:49:27 »
Vielen lieben Dank Olli und Taro.

Lieber Olli,

ich weiß auch mich, warum ich immer das Gefühl habe, stark sein zu müssen. Schließlich arbeite ich hart, damit ich mir mein Studium finanzieren kann. Ich arbeite schon seit ich 14 Jahre alt bin, damit ich niemanden nach Geld fragen muss. Natürlich hab ich ab und zu meine Eltern, Tante oder Schwester gefragt, wenn große Sachen anstanden oder das Gehalt mal unpünktlich kam. Das waren meist nur minimale Beträge. Ich traue mich einfach nicht, jemanden zu fragen. Ich kann mich einfach nicht überwinden..
Lieber habe ich Rechnungen nicht bezahlt, Sachen zurückgebucht. Folge ist eine schlechte Bonität und Kreditwürdigkeit. mein Dispo kann ich nicht mehr erhöhen. Schon gar nicht, wenn der Bankberater sieht, wofür das Geld drauf ging.

Das Gute ist: ich weiß, dass ich da herauskomme. Da hab ich ein Selbstvertrauen. Ich lebe nicht isoliert und weiß auch, wofür es sich zu leben lohnt.

Als ich die Antworten las, kamen mir die Tränen. Finde es super, dass man hier So selbstlos Hilfe bekommt. Ich bin noch nicht bereit, mich zu outen vor mir näherstehenden Personen, vielleicht dauert es ein paar Wochen oder Monate. Eine SHG kommt allerdings für mich in Frage.

Ich habe mir auch einen Plan aufgestellt, wie ich aus diesem Strudel herauskomme.

- Onlinebanking in allem Formen kündigen (bin gerade dabei)
- SHG suchen und teilnehmen !!!
- Kontakt mit Uni und Vermietern aufnehmen und klären, ob ich etwas später zahlen kann
- Wertsachen verkaufen, damit ich die wichtigen Rechnungen bezahlen kann (hoffe, das klappt schnell)
- falls die Lust mich überkommt : eine halbe Stunde spazieren gehen


LG

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Offline andreasg

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Re: Jung, weiblich und spielsüchtig
« Antwort #8 am: 09 Oktober 2018, 13:19:05 »
Hallo Saleste,

war Heute Morgen nur mit dem Tablet unzureichend für eine Antwort bereit:
Hier ein Link zu der von mir und anderen Teilnehmern beschriebenen Gemeinschaft:

https://www.anonyme-spieler.org/index.php/meetings-menuitem

Für Rückfragen, wie gehabt, aber dafür bist Du ja zum Glück offen.

Deine Geschichte bewegt mich gerade, auch wenn da viel Tragik dahintersteht.
Aber ich versichere Dir von ganzem Herzen:

Du bist nicht alleine

Liebe Grüße und schöne 24 Stunden
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

Re: Jung, weiblich und spielsüchtig
« Antwort #9 am: 09 Oktober 2018, 14:02:35 »
Ich danke dir Andreas.

Leider gibt es keine Gruppe in meiner Stadt, also muss ich doch in eine öffentliche.

Ich habe heute schon einiges geregelt. Habe mir erstmal meine offenen Rechnungen aufgelistet. Ich weiß, dass ich keinen riesigen Schuldenberg im Vergleich zu anderen User (1500€ ca.)habe und da ich Weihnachtsgeld erhalte, kann ich das meiste im November zahlen. Aber dieser Kontrollverlust in den letzten 2 Monaten, das mit der Miete und Semestergebühren... das sind Sachen, die ich sofort angreifen muss. Ich hoffe inständig, dass ich mir kein Geld leihen muss. Handyrechnung und Internetrechnung sind auch offen... neben der Sucht muss man damit kämpfen. Unglaublich was man sich angetan hat...
Aber Erkenntniss ist womöglich der erste Schritt..

LG

Re: Jung, weiblich und spielsüchtig
« Antwort #10 am: 09 Oktober 2018, 17:16:39 »
Gute Neuigkeiten: hab mit meiner Uni bezüglich der Semestergebühren geredet. Sie haben mir 1-2 Möglichkeiten aufgezeigt, die müssen jetzt nur gut gehen. Es fühlt sich toll an, wenn man etwas klären kann :) so viel besser als das stupide Slotspielen

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Offline taro

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Re: Jung, weiblich und spielsüchtig
« Antwort #11 am: 09 Oktober 2018, 17:36:02 »
Glückwunsch,  das hat Du gut gemacht!

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Offline TAL

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Re: Jung, weiblich und spielsüchtig
« Antwort #12 am: 10 Oktober 2018, 01:54:58 »
Hallo Saeleste,

danke für's Teilen, deine Geschichte erinnert mich ein wenig an mich selbst. Mit dem Unterschied, daß ich die Notbremse nicht rechtzeitig gezogen habe. Für mich endete das Ganze leider erst ein paar Jahre, nachdem ich mein Studium abgebrochen hatte, und selbst das habe ich erst zugegeben, als ich es nicht mehr verheimlichen konnte. Ich hab immer alles selbst geregelt, wollte auch nie um Hilfe bitten, wollte mir nicht die Blöße geben, um nicht als schwach, unselbständig und unzuverlässig dazustehen, damit keiner denkt, ich würde nicht allein zurechtkommen. Ich schaffe das schon!
Diese Art von 'Stolz' ist aber fehl am Platze, wenn es um unser Wohlbefinden und die Zukunft geht, deshalb bin ich froh, daß du hier bist und dir bewußt ist, daß du ein Problem hast, und es frühzeitig angehst. Ich wollte das nie wahrhaben. Wie du schon sagtest: Hätte mir auch niemand geglaubt, das paßt ja gar nicht zu mir als Person.

Es kann aber jeden treffen, das macht keinen Unterschied.

Wieviel du verloren hast, ist letztlich irrelevant. Es geht hierbei, wie du ja schon selbst erkannt hast, um den Kontrollverlust, auch in Hinsicht auf die Zukunft. Es ist schön, zu sehen, daß du Maßnahmen ergreifst, weitere Eskapaden zu verhindern, oder zumindest deutlich zu erschweren, und dich aktiv darum kümmerst, Hürden in deinem Leben aus dem Weg zu räumen.

Das mit den Semestergebühren hört sich doch gut an. Die Miete klärt sich sicher auch noch. Anpacken was man sonst immer ignoriert hat - sehr schön. Ab jetzt geht es bergauf - und das nicht mehr allein im Stillen. :)

Re: Jung, weiblich und spielsüchtig
« Antwort #13 am: 14 November 2018, 14:19:11 »
Ein kleines Update von mir. Es gab Höhen und Tiefen, habe nochmal gespielt bis ich endlich für online Überweisungen gesperrt wurde. Die meisten Rechnungen kann ich begleichen, da ich mir Hilfe gesucht habe. Das kann ich durch eine Steuerrückerstattung wieder begleichen, also es geht bergauf. Ich hoffe sehr, dass dieser Casinowahnsinn gestoppt wird. Zurzeit schaue ich wieder fern, in jeder Werbepause kommen mind. 1 oder gar mehr Casinospots, das ist nicht mehr normal.

LG,
Saeleste
« Letzte Änderung: 14 November 2018, 20:25:16 von Saeleste »

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Online Ilona

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Re: Jung, weiblich und spielsüchtig
« Antwort #14 am: 14 November 2018, 14:52:06 »
Liebe Saeleste,

schön von dir zu hören. Ich hatte dich schon vermisst. Du schreibst, dass du dir Hilfe gesucht hast. Das ist doch schon mal ein Schritt nach vorne. Ich hatte schon überlegt, ob evtl die Studierendenberatung was für dich ist. Die haben ja auch Schweigepflicht und beraten recht umfassend.

Alles Gute und viele Grüße

Ilona
 
« Letzte Änderung: 15 November 2018, 09:16:43 von Ilona »

 

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