@ Rainer,
ich glaube der entscheidende Unterschied zwischen meinem Ex-Freund und dir ist der, dass du weißt, dass du süchtig bist/warst. Er hingegen ist wahrscheinlich immer noch der Meinung, die er vor 4 Wochen hatte. Er sagte zu mir, dass er weiß, dass er in den letzten Wochen mit den Einsätzen übertrieben hat, dass es eskaliert ist und er jetzt die Finger vom spielen lassen. Er weiß zwar, dass das was er gemacht hat nicht normal war, sieht sich selbst aber nicht als krank an. Er sagte "wenn ich aufhören wollen würde, dann könnte ich es". Aha logisch, schlimm, dass er bei den Summen noch nicht aufhören "will". Jeder würde bei den Summen aufhören wollen, aber wollen und können ist eben leider etwas anderes. Außerdem teilte er mir mit, dass er seine Accounts bei den Online Casino Apps gelöscht oder aber sogar gesperrt hat. Auch habe er sich ein Limit gesetzt. Bei der Vielfalt der Apps ist es aber ein leichtes, neue ausfindig zu machen oder sich einen neuen Account mit einer neuen Mailadresse anzulegen.
Meine Freundinnen sind der Meinung, dass die Beziehung auch ohne diese Probleme mit dem spielen in die Brüche gegangen wäre und er einfach gemerkt hätte, dass die Gefühle für eine gemeinsame Wohnung bzw. den nächsten Schritt in der Beziehung einfach nicht ausgereicht haben. Sie sagen mir, dass wenn er mich wirklich geliebt hätte, dann hätte er sich nicht von mir getrennt trotz Spielsucht, denn einen geliebten Menschen gibt man in einer schwierigen Zeit nicht auf, sondern ist froh, dass dieser einem nach wie vor zur Seite steht und alles in Bewegung setzt, um einem dort hinaus zu helfen.
Irgendwie ist da auch etwas wahres dran, aber ich glaube unter anderen Umständen wären wir heute noch zusammen. Vielleicht war die Wohnung auch der Auslöser für die Trennung und das er plötzlich an allem gezweifelt hat, aber vielleicht war die Wohnung auch der Punkt, der die Fassade weiter zum bröckeln gebracht hätte und wenn man ehrlich ist, hätte er sich eine Wohnung, deren Miete 1.600 Euro beträgt, zum heutigen Zeitpunkt auch gar nicht leisten können.
@TAL:
Das was du sagst hört sich wirklich plausibel an, negative Konsequenzen wären für mich vor Monatsende ein Kontostand von 0, negative Konsequenzen sind für andere jedoch vielleicht etwas ganz anderes. Privatinsolvenz, kein Geld für das bezahlen von Rechnungen usw. Das verschiebt sich bei einer Sucht sicher immer und immer weiter nach unten. Er sagte auch mal zu mir, dass sein Konto sowieso schon im Minus ist und er deshalb "am Arsch" sei, also ob es 1000 oder 5000 im Minus ist, ist dann nun auch egal.
Das wäre aber sehr löblich, wenn man sich von einem Menschen, den man liebt trennt, nur um ihn vor einem selbst zu schützen. Das ist in der Theorie alles sehr fein, aber macht man so etwas wirklich in der Praxis? Dadurch verliert man zu der Sucht bzw. dem Geld noch wichtige persönliche Beziehungen und mit den Konsequenzen dann umzugehen, ist sicher noch etwas, was einen weiter herunterzieht.