Hallo zusammen,

erstmal ein paar kleine, in den Raum geworfene Fakten über mich:

- 29 Jahre alt, männlich
- Zwischen 2010 und 2017 bestimmte das Spiel mein Leben
- Zwischen 10/17 und 06/18 war ich spielfrei, habe aber einen Rückfall erlitten
- Ich bin in Beratung bei der Caritas und werde dort in Kürze (hoffentlich) eine ambulante Therapie beginnen

Nun ist bei mir Folgendes:
Durch meinen kürzlich erlittenen Rückfall habe ich wieder mal über 5000 Euro verzockt. Ich habe mir einiges von PayPal mittels Chargeback zurück geholt, jedoch erst heute. Ich weiß also nicht, wie das Ganze ausgehen wird.

Die Ungewissheit nagt an mir. Ich bin in einer vollkommen weinerlichen Stimmung und würde am liebsten Alles hinwerfen. Trotz meiner Umschuldung auf eine erträgliche monatliche Rate schaffe ich es einfach nicht, zufrieden zu sein. Es ist einfach alles scheiße. Bei allem, was auf mich zukommt, male ich mir das schlimmste aus. In den letzten Tagen habe ich sogar daran gedacht, mir das Leben zu nehmen, ohne es jedoch zu versuchen.

Zudem habe ich durch die ganze Glücksspiel-Scheiße so ziemlich jeden sozialen Kontakt abgebrochen. Ich habe de facto keine Freunde mehr, nur einer ist mir noch geblieben und der weiß nichts von meinem Problem. Es gibt da noch meine Eltern, denen ich aber in den letzten Jahren schon genug Leid zugefügt habe und ich will sie damit nicht weiter belasten.

Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll. Wirklich nicht.

Hatte jemand ähnliche Gedankengänge? Wie habt ihr das wegbekommen? Macht es Sinn, zu einem Psychiater zu gehen?

Ich bin wirklich am Ende und könnte ein wenig Hilfe vertragen.

Hallo Chivreg,

Depressionen gehören irgendwie dazu. Als ich noch gespielt habe, hatte ich keine Zeit für Depressionen: Geld "beschaffen", Geld vierspielen, in schlafloser Nacht die Frage: "wie komme ich wieder an Geld ran"? , das war das ganze Spektrum meiner Gefühlswelt.
 
Ich brauchte 1 Jahr der Spielfreiheit, um wieder an meine Gefühlswelt heran zu kommen. Sehr schwere Depressionen brachen hervor, mein ganzes verkorkstes Leben...
Ich habe sehr intensiv meine Spieler - Selbsthilfegruppe besucht, bin bei meiner Hausärztin zusammen gebrochen, die schickte mich mit einer Direkteinweisung in eine Psychosomatische Klinik. Danach habe ich noch zusätzlich zur Spieler - eine Gruppe für Menschen mit Seelischen Problemen besucht.

Heute bin ich stabil und lange Zeit spielfrei,(one day at a time) leide aber wieder mit 65 Jahren an Depressionen und erhalte keine REHA mehr, um mich zu stabilisieren. Grund ist, daß ich nicht mehr am Arbeitsleben teilnehme, in der einen, wie in der anderen Sichtweise.

Bei Suizidgedanken im Vorfeld die Hotline 0800 0776611 und nachts die Telefonseelsorge anrufen: 0800 111 0 111, und wenn dauerbesetzt ist und der Gedanke nimmt beängstigende Formen an, sei eingedenk - vorher - die 112 anzurufen.

Eine Freundschaft ist ein festes Band zwischen zwei Menschen, das auf seine Weise tiefer geht, als eine familiäre Bindung. Wenn Du wirklich einen Freund hat, dann offenbare Dich ihm gewissenhaft.

Ich wünsche Dir ein wenig Lebensfreude, Spielabstinenz und schöne 24 Stunden
Andreas

Hallo Andreas,

Erstmal Danke für deine warmen Worte. Du hast mir ein wenig Mut gemacht.

Ich habe morgen ohnehin einen erneuten Termin bei meinem Berater, vielleicht suche ich tatsächlich mal einen Psychiater auf.

Im Moment sage ich mir nur mantraartig immer wieder vor: „Heute kannst du nix mehr ändern, du wirst die nächsten Tage nicht verhungern und alles regelt sich schon irgendwie.“ Die drei Bier tun ihr übriges. Ich weiß, dass Alkohol nicht die Lösung ist, aber kurzfristig hilfts einfach.

Hallo Chivreg,

wenn es bei Dir so akut ist und Du wirklich mit dem Gedanken spielst, Dir das Leben zu nehmen, dann besteht dringender Handlungsbedarf. Dein Post ist jetzt gut 7 Wochen alt, vielleicht
geht es Dir besser, vielleicht schlechter. Wenn es noch so akut ist, geh zu Deinem Hausazrt, erzähle ihm oder ihr, was mit Dir los ist und vor allem, erzähle von deinen suizidalen Gedanken.
Dein Hausarzt wird Dir direkt einen Platz in einer Psychiatrie beschaffen. Von dort aus beginnst Du dann eine stationäre Therapie. Das ist absolut der schnellste Weg hin zu einer
stationären Therapie. Allerdings ist das nur für absolut akute Situationen gedacht. Ansonsten würdest Du eventuell jemandem einen Platz wegnehmen, der diesen dringender braucht.

Wie ist denn die Lage aktuell bei Dir?

LG Mo von Glückszone