Ich finde es bemerkenswert, dass viele Co-Abhängige den Weg zum Partner/in zurück finden. Mein damalige Verlobte hatte sich gar nicht mehr Interessiert, welche Entwicklung ich weiter verfolgte; wir hatten uns ebenso von Bett und Tisch für entgültig getrennt. Sie war es leid mit ein kranken Menschen wie mir den Unterhang in die fast Obdachlosigkeit aus der Ferne zu begleiten.
Ich hätte sie wahrscheinlich auch nicht gebrauchen können, weil ich es so wollte, weil mich aber rein gar nichts mehr davon abhielt weiter zu machen.
Es mussten alle Türen bei mir sich verschließen. Ich stand dem Abgrund ziemlich nah, und es gab für mich nur zwei Möglichkeiten. Da ich mir immer geschworen hatte, niemals unter einer Brücke zu schlafen, könnte ich behaupten, dass ich den Tot ins Auge sah.
Viel hätte auch nicht gefehlt. Ich war immer glauben ein hoffnungsloser Fall zu sein. Meine Rückfallgeschichten interessierten auch keinen mehr in den SGHs, die ich besuchte. Ich wollte ja aufhören, aber der Zwang zu Spielen war zur der Zeit größer.
An meinen letzten Rückfall kann ich genau mich erinnern. Weihnachten noch 50 deutsche Mark in der Tasche, und die Auswahl Verhungern oder entgültig kapitulieren. Parallel hatte ich Monate zuvor eine weitere stationäre Therapie (meine zweite) beantragt, und so konnte ich nach drei weiteren Wochen des hoffen und bangen in Therapie fahren. Aber bis dahin war das Hölle für mich. Drei Wochen lang nicht spielen. Zumal die 50 DM in Lebensmittel umsetzte und krank feierte bis zur „Rettung“.
Selbst noch weitere drei Wochen bin ich teilweise aus den Schlaf gerissen worden und schweißgebadet nachts duschen gegangen. Ich war fertig. Ich lag auf den Boden.
Ich bin so tief gefallen, dass ich meine Gläubiger damals für drei Monate Aufschub bat, um wenn die Therapie erfolgreich werden sollte, was sie auch war, ein Konzept zu erarbeiten, wie ich meine finanzielles wieder auf die Bahn bekam und alle zufrieden gestellt wurden.
Selbst meine Verwandten wandten sich von mir ab. Ich hatte damals keinen mehr um mich herum. Weil keiner die Spielsucht als Krankheit akzeptieren wollten. Ich damals ehrlich gesagt auch nicht trotz damaliger fünfjähriger Erfahrung mit Selbsthilfegruppen, die mir nichts brachten.
Ich hatte mich um hundert achtzig Grad drehen müssen, weil viele Möglichkeiten gab es nicht mehr.
Heute kann ich mit Provokationen leben... ich brauche es.... aber ebenso haue ich auch gerne mal in die Kerbe... weil der Scheiß, was uns mit der Spielsucht gemacht hatte, brauchen wir das... ich kennen keinen, der kein Kind von Traurigkeit wäre.... ich bin selbstkritisch, aber ebenso gegenüber andere... ich lebe damit.... es funktioniert nur, wenn der unterste Weg gegangen wird.... der weg zum Ziel kann es nicht sein, sondern das Ziel soll der Weg sein.... Um Gottes Willen möchte ich mich nicht wichtig nehmen, weil ich allen Grund genug habe über mich selber lachen zu können, inzwischen schon...