Guten Abend,
Ich hatte bereits woanders einen Beitrag geschrieben, möchte mich aber gerne hier noch einmal vorstellen und meine Geschichte erzählen.
Ich bin 28 Jahre alt und ich bin spielsüchtig. Und allein das sich einzugestehen tut mir schon unendlich weh. Ich stehe mittlerweile kurz vor dem Ruin und nur noch meine Eltern können mir helfen. Ich bin Student und arbeite nebenher, verdiene aber natürlich nicht wirklich viel auf Grund dessen.
Ich habe immer mal irgendwie ein bisschen gezockt. Mit Freunden gepokert, hier und da mal im Online Casino aber auch im richtigen war ich schonmal. Aber es ist nie so ausgeartet wie jetzt.
Es fing alles irgendwann damit an, dass ich morgends auf der Arbeit dachte, nachdem ich mal 200€ beim Blackjack gewonnen hatte, dass ich durchs spielen vielleicht meine laufenden Kredite ablösen könnte. Eigentlich läuft es ja genau so, man müsste nur mal 50€ anstatt 5 setzen... Und ich glaube, dass dieser eine Schlüsselmoment der Anfang vom Ende war. Das ist ca 6 Monate her. Ich rechnete mir aus wie viel ich bräuchte und das ich eigentlich nur eine weitere Null an mein Startkapital hängen müsste.
Obwohl ich dann innerlich bedenken hatte, tat ich es doch irgendwann und musste beim ersten Versuch natürlich kläglich scheitern. Und so nahm die Sache ihren lauf. Das tückische ist natürlich wie viele wissen, dass man instinktiv dann versucht das Geld zurückzugewinnen. Und so ging es immer weiter. Ich verzockte bis heute über 10000€ innerhalb von 6 Monaten. Irgendwann entdeckte ich dann die Slots. Die haben so schön geblinkt und wenn man gewann leutete alles, vor allem bei den Großgewinnen. So spielte ich dann abwechselnd Black Jack und die Slots. Beim Blackjack konnte ich immer noch irgendwann irgendwie aufhören. Aber bei den Slots war es dann nicht mehr so einfach. Wie fremdgesteuert spiele man immer weiter in der Hoffnung, dass die große Erlösung dann doch noch kommt. Manchmal kam sie, meist jedoch nicht. Aber immer hatte ich die Hoffnung, dass ich alles was ich verspielte doch irgendwie zurückbekäme um dann endlich aufhören zu können. Endlich nicht mehr spielen zu müssen. Irgendwann spielte ich fast nur noch. Es tat mir nicht gut, ich ekelte mich vor mir selbst. Ich wollte nicht mehr, aber ich konnte auch nicht aufhören. Ich brauchte das Geld ja wieder. Und so sank ich immer und immer tiefer. Irgendwann konnte ich meine Rechnungen nicht mehr bezahlen und irgendwann kamen die ersten Rückbuchungen. Ich spielte mit Geld was ich nicht besaß. Verzockte Ersparnisse die nicht meine waren.
Ich wusste was ich tat. Es waren zwei Menschen in mir. Nein, es sind zwei Menschen in mir. Auch gerade wo ich schreibe, habe ich eine Stimme im Kopf die mir irgendwie auftragen will, dass ich irgendwo Geld herbekomme um alles wieder gut zu machen. Aber das kann ich nicht. Ich kann nichts mehr gut machen, ich kann nichts mehr zurückholen. Mir geht es schlecht.
Mein Leben erscheint mir Sinnlos geworden. Ich spiele eine Rolle. Denn ich habe noch ein Sozialleben, eine Freundin eine Stieftochter. Eine Beziehung die immer mehr bröckelt. Auch auf Grund meines Problems. Davon weiß keiner was ausser meinen Eltern. Die aber nicht noch nicht wissen, dass es eine Sucht ist. Ich bin schon oft abends nach Hause gefahren, und stellte mir vor mit welcher Geschwindigkeit ich irgendwo gegen fahren müsste, damit es zu Ende geht. Aber dafür bin ich zu Feiger auf der Einen, auf der Anderen weiß ich, dass ich meine Schuld begleichen muss. Dass ich andere nicht für das was ich angerichtet habe bluten lassen darf.
Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so Ende. Während ich spielte war Hoffnung da. Jetzt ist nichts mehr da. Und ich bin quasi pleite. Und weiß nicht wie die nächste Woche verläuft. Ich habe schulden, ich fühle nichts mehr. Paypal wird auch noch auf mich zukommen. Meinen Mitmenschen gegenüber spiele ich eine Rolle und ich weiß, dass ich die Tage mit meiner Mutter reden muss. Und ich habe wahnsinnige Angst davor, hatte ich ihr doch gesagt ich würde nicht mehr spielen und habe es dann doch gemacht.
Aber jetzt ist es aus und vorbei. Ich habe mich sperren lassen wo ich nur kann. Ich will einfach mein Leben zurück, ich will eine Chance es wieder gut zu machen. Ich kann nicht weglaufen so gern ich würde. Ich kann nirgendwohin weglaufen. Nichtmal der Sprit in meinem Auto würde mich weit bringen.
Mir graut es davor morgen wieder aufstehen zu müssen und meine Rolle einzunehmen.
Und wieder sitze ich hier und weiß nicht wie es soweit kommen konnte. Wie ich meinen Kopf jemals so ausschalten konnte, wohlwissend die Stimme im Kopf war da. Doch die Gier war größer. Ich will nie wieder spielen, nie nie nie nie nie wieder spielen. Ich will wieder etwas freude haben denn die hatte ich schon lange nicht mehr. Ich weiß grad nichtmal wie ich die nächste Woche finanziell überstehen soll. Ich weiß nur dass ich nicht mehr spielen werde. Denn sonst bleibt von mir und dem was ich mal war nichts mehr übrig.... Denn es hat mir fast alles genommen.