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Kapitulation als Heilmittel gegen Spielsucht

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erosion

Kapitulation als Heilmittel gegen Spielsucht
« am: 07 Januar 2017, 20:32:55 »
Liebes Forum,
Ich bin vor ca. ein Monat rückfällig geworden. Ich muss wohl einiges falsch gemacht haben,vielleicht musste diese Erschütterung passieren. Mein Verlorenes Geld liegt bei ca. 3000 Euro. Ich könnte das Geld gebrauchen. Stattdessen kann ich meine Miete leider nicht zahlen. Das werde ich zwar sehr wahrscheinlich regeln können und mit Raten dann auch zahlen, Ich komme mir aber sehr dumm vor dafür.
Ich habe seit es angefangen hat, nichts richtiges gegessen, seit zwei Tagen gar nichts fast. Wie ich mich fühle kann ich nicht in Worten schreiben, aber wenn du diese Zeilen gerade liest dann hast du wahrscheinlich das selbe Problem, oder dein geliebte Mensch eben. Die Sucht habe ich vor ca. 8 Jahren erfahren. Ich habe das Spielen dann nach ca. 1,5 bis zwei Jahren zum stoppen gebracht, aber ganz verschwunden ist es von meinem Leben leider nicht. Ich habe mehrere Rückfälle gehabt.Manche Rückfälle haben ziemlich lang angehalten, manche dagegen paar Tage. Dann wars wieder gut. Ich habe jedes mal sehr viel Energie gebraucht um mich davon zu erholen.Ich bin "Mitte Vierzig".

Das Spielverlauf ist wahrscheinlich das selbe wie bei allen. Man hat Geld verloren und dann fängt eine wahre Kampf an. Kämpfen gegen so ein Feind ist natürlich gut. Nur wenn man dabei die Kontrolle nicht verliert. Und das ist der Grund warum ich mir so dumm vorkomme. Ich vergesse irgend wann all das Leiden welche ich durch machen muss. Und genau deshalb passieren Rückfälle. Dann aber vergesse ich weiterhin. Der Kampf fängt dann irgend wann an und ich falle jedes mal in seine Falle rein. Das Hauptargument seiner "Auffordern zum Kampf" ist das verlorene Geld. Jeden Tag am Abend merke ich das es eine Falle war und bin dann auch froh nicht da drin sein zu müssen. Aber am Morgen bin ich offentsichlich anfälliger. Ich muss bis morgen früh mir etwas einfallen lassen damit ich nicht mehr in die Hölle gehe um das verlorene Geld zurück zu holen. Denn das ist eben "verloren". Sagen wir eine sehr schlimme Krankheit ist dafür verantwortlich und das war der preis dafür.

Die Sucht, der Feind in mir und ich. Automaten sind die Sucht, ich bin ich, der Feind in mir ist unsichtbar. Er lebt in mir, redet mit mir, hält gerne Vorträge über Moral und all die Dinge. Er ist unberechenbar. Erst bringt er mich dazu "die Sünden" zu begehen. Und ich vergesse welches Leiden das für mich bedeutet. Er ist sehr schlau, aber gerade in falschen Diensten leider.Im Dienst von Teufel wahrscheinlich. Ich muss ihn davon abhalten gegen mich zu sein, und auf meiner Seite bringen.

Und die Gier ist sein Hauptwerkzeug. Wenn ich vergessen meine, dann meine ich auch folgendes:
Es gibt nun mal "Naturgesetze" die man zwar in Frage stellen kann aber dem entsprechend auch erfahren wird. Z.B. gegen Schwerkraft. Für Spielen gilt auch so ein Naturgesetz, wenn man spielt verliert man als Folge dessen Geld. Auch das kann man in Frage stellen, aber das hat dann eben die Folge dass man Geld verliert, unabhängig davon welche "humane" Argument wie "ich will doch nur mein Geld zurück." steckt. Wenn man seine Hand ins Feuer legt, dann brennt sie und braucht Zeit um zu heilen.

Ich kapituliere. Ich kann und will diesen Kamfp nicht. Wenn der Feind mich morgen wieder versucht zu locken, werde ich sagen: du lieber Feind, ich weiss dass du nicht böse meinst, aber ich möchte das Geld nicht mehr. Von daher will ich gar nicht versuchen. Das ist zwar mein ehrlich verdientes Geld, aber ich war eben süchtig und habe das ignoriert weil ich zu gierig war. Ich akzeptiere die Strafe dafür. Mein Leben ist viel mehr Wert als Geld. Und darauf hin werde ich ihn auf das Naturgesetz hinweisen: Spielen=Geldverlust. Ich muss bessere Argumente haben als ER, dann klappt es bestimmt.

P.S. eine Therapie ist geplant und wird gemacht.

Allen danke fürs lesen und Kritik.


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Offline andreasg

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Re: Kapitulation als Heilmittel gegen Spielsucht
« Antwort #1 am: 08 Januar 2017, 10:54:02 »
Hallo erosion,

ich habe Dein Posting Heute das zweite Mal gelesen. Aber zuerst möchte ich Dich im Forum Willkommen heißen. Aber, ich bin nicht das Forum, nur ein aktives Mitglied dessen.

In der Kapitulation sage ich: "Ich bin Andreas, ich bin Spieler und süchtig". Ich integriere meine Sucht in mir und nehme sie an. Die Sucht begleitet mich in meinem Leben. Ich bin dem Spielen gegenüber machtlos.
Ich konnte, als ich gespielt habe, mein Leben nicht mehr meistern und wollte mit aller Macht aus dem Leben scheiden. Darum habe ich weitergespielt. Als mein Lebensinhalt, das Spielen, aufgeflogen ist, wollte ich mich nicht mehr umbringen; ich wollte frei sein und Leben!

Das darfst Du auch, frei sein und Leben.

Die Automaten haben keine Sucht, Automaten sind nicht krank, schon gar nicht Psychisch Krank. Das sind Maschinen, die gewartet, repariert und ausgemustert werden . Das ist nicht eines Menschen würdig.
Ich habe selber über Jahre hinweg diese Automaten gefüttert, gemästet und deren monotone Lieder gesungen. Solange, bis ich glaubte, selber ein Automat zu sein. Darum verstehe ich Dich.
Ich bin auch kein Schreibroboter, siehe Soziale Netzwerke in Großbritannien und USA, aber das sei ein Thema der Politik und darf mich nicht wieder zum Spielen verleiten.

Ich besuche schon lange und meist regelmäßig eine Selbsthilfegruppe für Spielsüchtige.

http://www.gluecksspielsucht.de/adr/index.php

Nach einigen Gruppenbesuchen bin ich mit den anderen Gruppenfreunden zum Nachmeeting in Lokale mitgegeben. In dem einen spielte ein Klavierspieler genau den Ragtime, den mein "Lieblingsdaddelkasten" monoton digitalisiert bei der Serienausspielung inoniierte. Mir wurde hundeübel, aber ich war im Kreise, derer, die mich in meiner Sucht verstehen.
Ein andernmal besuchten wir ein Eiscafé abends. Wir saßen im Außenbereich und sahen die Passanten flanieren und unterhielten uns ungezwungen. Da habe ich erst begriffen, daß ich Mensch unter Menschen bin und Lebe.
Das sind meine Eindrücke auf Dein Posting, ich möchte Dir aber keine Vorschläge machen, ich lese, daß Du Dich sehr mir Dir und unserem Theama beschäftigst.

Viele Grüße und schöne 24 Stunden
Andreas
« Letzte Änderung: 08 Januar 2017, 10:56:03 von andreasg »
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

 

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