....meines restlichen Lebens.
Diesen Leitsatz habe ich per SMS unkommentiert an vier Menschen in meiner Nähe geschickt. Das Echo war unterschiedlich: erfreut, angeregt, verwundert, analytisch. Aber eine Rückmeldung habe ich von allen erhalten Wir Menschen, wollte schreiben, wir Spieler sind eben unterschiedlich.
Heute Morgen habe ich über meinen Behinderungsgrad nachgedacht, wohl eingedenk, daß ich Gestern Abend noch die Überweisung für die Wertmarke zum Beiblatt zum Schwerbehindertenausweis (unentgeltliche Beförderung) überwieden habe. Das nimmt mir nicht die Schmerzen, macht aber den Weg zum Orthopäden erträglicher. Vor 10 Tagen war ich in einer Norddeutschen Großstadt und besuchte einen Workshop für Menschen mit Essstörungen. Ich bin ja auch adipös und so konnte ich diesen Vorzug sinngebend nutzen.
In den Räumlichkeiten - des Workshops fand ich am Inforegal einen Flyer für Hilfe für Spielsüchtige. Beim ersten Durchsehen kamen mir ein Fragenkomplex ins Auge und direkt darunter dick und fett: "Du bist Spielsüchtig" Stimmt, ich bin dick.
Solange ich noch eine Entscheidungsfähigkeit habe, wann und was und in welcher Gemeinschaft ich meine Mahlzeit zu mir nehme, habe ich eine Chance einen Sättigungsgrad zu erreichen. - Wenn jemand zu mir sagt: Du bist spielsüchtig verziehe ich mich lieber in die Spielstätte, weil ich enttäuscht bin, daß das Spiel versagt hat. Vielleicht ist das auch ein Spiel, wenn ich überlege, daß ich die 20 Fragen meiner Gemeinschaft nicht plump und einfach mit "ja" beantworten kann, sondern zu jeder dieser Fragen eine Lebensgeschichte als Beispiel einbringe. Nennt es Schauspiel, Selbstdarstellung. Das Spielen hat so viele Faccetten. Letztendlich kann aber nur ich selber mir meine Sucht eingestehen, auch wenn Konfrontationen in meinen Verhaltensweisen erst mürrisch - dann doch einsichtig willkommen sind. Das alte Ego lässt sich so schnell nicht verjagen.
Heute Vormittag habe ich die frische Luft auf dem Balkon genossen, die Geranien von Verwelktem befreit, Balkon ausgefest, später kommt die Wäsche zum Trockenen raus. Was will ich tun bei 100er Schwerbehinderung. Es bleiben nur die kleinen Schritte. Den Haushalt versorgen. Gestern Abend hatte ich ein Gespräch mit dem Nachbarn über Blumen im Vorgarten unserer Genossenschaftssiedlung. Der Balkonkasten ist mein kleiner Beitrag zur Idylle. So muß ich mich auch nicht mehr großtun, sprich dickmachen, was das Spielen alles mit mir angerichtet hat. Daß ich letzten Lobund Anerkennung für mein körperliches Erscheinungsbild bekommen habe, freut mich. Liegt das am Workshop? Wie kann jemand erkennen, ob ich spielfrei bin oder nicht? Was ich mir wünsche ist, anderen Betroffenen Hoffnung zu vermitteln. Dazu brauche ich mir nur die Freiheit anzusehen, die ich jetzt habe. Beispiel, bei einer Reise. Ich brauche mich nicht mehr um eine Mithahrgelegenheit oder um ein gemeinsames Länderticket bei der Bahn zu kümmern. So brauche ich auch die Meinungen der Anderen nicht mehr als meine Meinung darzustellen. Ich kann jetzt meine Meinungsfreiheit genießen und das bringt mir Argumtene für ein bewußtes Lebensgefühl bei.
Nur für Heute bin ich frei von selbstzerstörerischen Glücksspiel. Ich bin sehr lange nicht mehr in einer Spielstätte gewesen. So kenne ich die Gepflogenheiten nur aus heutigen Zeit in diesen Lokalen nicht mehr. Hier im Forum lese ich aber in den Treads mit, in dem User - Forenfreunde ihre Wege ihre Schritte beschreiben. Das ist mir wichtig. Nur lesen - ein kleiner Schritt? Statt zur Arbeit fahre ich Heute zur Lymphdrainage, eigentlich nur Verwöhnaroma.
Ich werde keine gewerbliche, existenzsichernde Arbeit mehr ausüben können. Die Arbeit an mir - an uns - ist die schwerste. Da kann der Hammer getrost in die Ecke gestellt werden, weil es eben viel Gedund und Mut braucht.
Wenn ich auf meinem Balkon stehe, schaue ich auch zum Himmel und bitte darum. Dann finde ich ein wenig Frieden.
Schöne 24 Stunden
Andreas