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Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
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Freitag Abend

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Offline andreasg

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Freitag Abend
« am: 01 Februar 2014, 10:29:15 »
Heute Morgen beim Stütztrümpfe - anziehen habe ich "Alpenpanorama" im Fernsehen gesehen.
Das Nebelhorn erschien, klar und über einem der 400 Gipel ging die Sonne auf. Ich sah still zu, dann brüllte ich kurz auf, vor Sehnsucht und vor Schmerz und begann meinen Kaffee zu kochen und mich in den Tag zu fügen.
Gestern habe ich am Rechner gebrüllt, eigentlich hab' ich nur rumgedaddelt - und nix konstruktives fiel mir ein. So gegen 19:00 Uhr kam Hoffnung auf, das Handy könnte klingeln - und ein armer Teufel mag sich von der Spielsucht bekehren lassen. (Johannes der Täufer soll auch ein wilder Geselle gewesen sein).
Freitag Abend früher:
Mit den Fußball - Kumpels in die Eckkneipe gegangen, oft der Mutter dazu einen Schein auf der Tasche gezogen, Saufen bis zum Filmriss;
Von der Arbeit aus, auch mal mit dem Taxi zum Rotlichtviertel, ran an die Spielautomaten, sieben Minuten vor Abfahrt des letzten Zugs , dem Lumpensammler aus der Halle, hinten im letzten Waggon gesessen, total erschöft, zerstört;
im Sexkino gesessen, bis die Augen brannten von den Bildern und dem Zigarettenqualm, der Körper in Schweiß gehüllt...
Ich bin Heute frei vom übermässigen Alkoholkonsum (nur in Gesellschaft ein Glas Wein zu Tisch);
ich bin Heute frei vom selbstzerstörerischen Glücksspiel;
ich bin Heute frei von Nikotin und vom Rauchen.
Am Ende Süchte wird noch der Kaffee bleiben.
Aus Frust über Mangel an Kommunikation begab ich mich auf mein Bett, Beine hochlegen, entspannen. Dabei genoß ich Beethovens 2. Klavierkonzert auf blue-ray.
Vor 10 Jahren habe ich in der Klinik erkannt, daß Beethovens Musik ein Werkzeug der Genesung ist, für mich! Es ist meine Welt, meine Leidenschaft, in die ich hineinfließe und mich wohl fühle.
Nach dieser Entspannung wieder an den Rechner, wieder Warten auf die Trostlosigkeit, den Anruf meiner Schwester im Ohr: "man müsste sehen, ob die Mutter sich im Pflegeheim wohl fühlt, sonst würde sie im andern Heim intervenieren. Aber sie kann erst Donnerstag zur Mutter fahren....
Ich war Vorgestern bei der Mutter. Sie ist gut angekommen und bekommt endlich die Pflegen (an den Beinen) die sie selber nicht mehr vornehmen kann. Gottlob wurde ihr nicht das wunde Bein abgenommen. Das Gespräch mit der Heimleiterin verlief konstruktiv. Die Freundinnen meiner Mutter richten die Stube nach Wunsch meiner Mutter ein, ich kümmere mich um die Bürokratie. Jetzt auch noch ein Seniorenhandy kaufen, weil Schwesterchen Vaters verlegt hat und ab ins Heim, draußen am Deister. Nun gut, wenn die lieben Anverwandten es besser wissen, dann mach' ich das eben. Das blöde ist nur, die Geschichte geht schon seit 50 Jahren so. Wenn ich dann irgendwann einmal den lauten mache, kommt Panik auf, Verzweiflung, Übergriff.
Ich kenne das Phänomen aus der Spieler - SHG. Andreas, du bist der Beste, aber wir das so und so, fertig. Das ist genau der Punkt, im Kern daran zu arbeiten, sich es aus der familiären Distanz zu betrachten, im eigenen Freundeskreis und ohne Dickschädel daran zu wachsen.
Ich mag gar nicht daran denken, was der Therapeut mir am Dienstag trichterte; das sitzt schwer im Nacken. Ich kann es nur tragen, wenn ich mich in meiner Stärke aufrichte und meinen Weg gehe.
So holte ich mein Fahrrad aus dem Keller, radelte über Eisbuckel und durch Dunkelheit zum Supermarkt und erledigte einen nötigen Einkauf. Daß ich in der Warteschlange an der Kasse nicht den Zappelphillip machte, verdankte ich dem Umstand, daß einer werdenden Mutter neben mir eine Geldmünze zu Boden fiel. Auf meinen Gehstock gestützt angelte ich diese hoch und überreichte sie ihr. Ein Lächeln, ein Danke und alles wird gut. Mit beladenem Fahrradkorb fuhr ich meine Straße heim. Die (Erwachsenen)Videothek lag auf der anderen Straßenseite, die Spielstätten auch. Sollen die Gespenster sich austoben wo sie wollen. Ich kann aufrecht nach vorne blicken.
Heute Morgen klingelte mein Telefon. Da war jemand an der Leitung , der alles in sich reinfrißt. Auch dafür gibt es Meetings. Beispielsweise in einer Woche im Gemeindehaus meiner Kirchengemeinde. Nächsten Freitag hole ich mir den Schlüssel bei der Gemeindesekretärin ab. Jemand, der auf mich zukommt, jemanden den ich als Gast willkommen heißen mag, das rührt mich an. So wie im Winter 2008/2009 bei den Taize - Liedern in der Gruppe , oben auf dem Nebelhorn.
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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Offline andreasg

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Re: Freitag Abend
« Antwort #1 am: 04 Februar 2014, 09:33:25 »
Samstag habe ich mir im Diakonie - Kaufhaus ein Büchlein mit CD gekauft, zur Meditation. In das Buch schaute ich beim Frühstück soeben rein, die Musik klingt schön und sanft im Player.
Es geht mir wieder besser - gut. Vielleicht sollte ich meinen Nachbarn noch einmal konsultieren, wegen meiner Zorn-ausbrüche am Rechner...
Der Heimvertrag für die Kurzzeitpflege ist unterschrieben, die Mutter selber hat es getan und nun wartet die Rechnung des Krankenhauses auf mich und der Weg zur Krankenkasse, dieses zu klären. Genau, wie die künftigen Abbuchungen vom Konto meiner Mutter.
Die Kurzzeitpflege wird am 27.02.2014 abgerechnet, nach deren Sätzen;
die Vollzeitpflege wird am 03. März abgerechnet, nach höheren Sätzen. Da hat mein Denkvermögen kurz ausgesetzt. Der Heimleiter gab mir noch die Klausel "Antrag auf Hilfe zur Pflege" mit, die ich in der Gemeinde meiner Mutter beantragen werde.
Meine ältere Schwester fliegt nächste Woche aus England ein, dann geht es gemeinsam an die Wohnungsauflösung. Alleine ist es für mich unmöglich den Weg zu wuppen. Der Heimleiter mahnte mich auch zu kleinen Schritten. Kenne ich ja aus der Selbsthilfe.
In spiritueller Musik gebadet, holte ich meine GA - Gedenkmünze heraus, streichelte sie ein wenig blanker und steckte sie in die Geldbörse.
Es wird alles seinen Weg gehen.
Da bin ich mir gewiss
Schöne 24 Stunden
Andreas

Bleibt noch zu berichten, daß ich eine Foto-CD aus dem Sommer 2013 vermisste und so meine Sammlung anfing - aufzuräumen. Heute Morgen bei der Toilette fiel mir ein, daß ich sie im Drogeriemarkt mit Hilfe der Verkäuferin extra schön gestaltete und so war die Freude groß, die sonnigen Bilder in der Diaschow zu sehen.
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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Offline andreasg

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Re: Freitag Abend
« Antwort #2 am: 11 Februar 2014, 10:18:38 »
Heute brauche ich eigentlich nur zur Krankenkasse und die Rechnung vom Krankenhaus mit der Pflegekasse meiner Mutter abzugleichen?. Was ich nicht verstehe, erledige ich zumeist von Angesicht zu Angesicht. Heute Morgen kamen Gedanken auf: wie wird es werden, wenn ich mit der Schwester die Wohnung sicht und räume, wie werden wir die finanziellen Dinge regeln, wie werde ich ferner ohne das Geld der Mutter auskommen? Habe aber noch vor dem Aufstehen Bilder aus Sotchi gesehen, stürzende Skiakrobatinnen, die alle wieder aufgestanden sind. Das hat mir Mut gemacht. Einfach wieder aufstehen! Nach dem Frühstück noch in die Kontendaten - Haushaltsbuch geschaut. Das beruhigt mich . E - mäils überflogen und dann die Lokalnachrichten in der Online-Zeitung. Ein Beitrag über den Lieferpaketdienst in der City. Mein Herz schlug fester, als ich in meinem Kommentar den ollen Spediteur auskehrte. Nun schau ich aus dem Fenster. Der orangene runderleuchtete LKW der Stadtentwässerung. So ein wenig Neid, aber noch mehr Anerkennung auf und für die Jungs, die diesen Job machen.
Na ja, wenn ich an Gestern denke:
Termin beim Neurologen;
Termin beim Podologen (warum drücken die linken kleinen Zehen);
Termin beim Orthotäden, letzte Akupunkturbehandlung;
Termin beim Gemeindepastor und Rückgabe des Schlüssels für das Gemeindehaus, Zahlung der vereinbarten Miete in bar. Fürsogliches Gespräch zur Nachbetrachtung des Treffens und zur Pflege meiner Mutter. Das wird alles werden.
Das anstrengenste bei den Terminen aber war - die lange Wartezeit beim Orthodäden in der überfüllten Praxis.
Ich brache, so glaube ich wirklich ein wenig Ruhe und darin Kraft.  8)
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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Offline andreasg

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Re: Freitag Abend
« Antwort #3 am: 12 Februar 2014, 12:32:15 »
Gestern war Gruppentherapie.
Ich wollte einfach nach allem nur ein wenig ruhig dasitzen. So ging das Thema dahin, angefangene Dinge einfach einmal liegen zu lassen. Erst bildlich anhand eines Gartens. Dann sprach der Doc. von einem schmutzigen Fahrrad... Ich lachte heftig auf und erzählte von meinem schlammbesudelten - geschehen auf einer Tour am Mittellandkanal.
Die Konsequenz: nach Abfahrtslauf - Bildern auch Sotchi bin ich wirklich und schwerlich aufgestanden. Nach dem Frühstück, Internetbanking und E - Mail - sichten brachte ich mein Fahrrad kopfüber auf unserer Rasenfläche zur Reinigung. Anschließend holte ich das Rad meiner Ex.- aus dem Keller, wechselte den schlappen Schlauch mit einem geflickten von mir. Später polierte ich mein Rad noch mit Chrompaste. Dieses Jahr wird mein "Grauer" stolze 28 Jahre alt, da braucht es ein wenig Würde.
have a nice day
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Offline andreasg

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Re: Freitag Abend
« Antwort #4 am: 15 Februar 2014, 19:38:32 »
Gestern - Freitag - war ich bei meinen Schwestern und wir haben über alles miteinander gesprochen. Mehr denn mit meiner älteren, die aus GB angereist war. Diese ist nun unzufrieden mit dem Heim, in der unsere Mutter die Kurzzeitpflege genießt... Ich wollte so gerne Gemüse putzen, zum Abendmenue, war aber nicht nötig oder erwünscht, kleine Schwester schien sehr reserviert zu sein. So breitete ich auf der Flurkommode die Unterlagen der Mutter aus. Sortierte Schriftverkehr, Kontoauszüge und Dokumente. Wenn die Athrose zu heftig biss, schie ich schon einmal auf. Das Tischdecken erleichterte meine Situation zusehends. Nach dem Abräumen unterwies meine angereiste Schwester Schwager und Neffen in ihr neues Apple-Tablet. Ich dachte an mein Avis von der Packstation. Nach einem Scrabble-Absacker fuhr ich spät im Bus zu diesr, war vergnügt, junge Menschen um mich zu haben, die gut frauf waren und beim ersten Veruch schon machte es "Klack" und ich hatte mein Smart-Phone gut mit Tesa-Band verklebt im Empfang. Alles so weit gut, nur das Handbuch, Google - Download. Na ja, gebraucht gekauft, Einsteigermodell. Irgendwann um 2:00 Uhr morgens rief ich meine Festnetznummer an... den Tarif und weiteres hatte ich wieder und wieder durchgekaut und gedruckt. Ich vermied es aber wieder mitten in der Nacht den Provider anzurufen. Bevor ich Heute Vormittag losging, vertraute ich mich der Radio-Funktion an. "Die Meistersinger von Nürnberg" als Willkommensgruß. Na gut. Unterwegs im U-Bahn - Tunnel kämpte ich mit der Interneteinstellung. Dazu fiel mir die liebe Freundin an, die Morgen Geburtstag hat und auch über so ein Gerät verfügt. Jene bat ich mich doch einmal mobil anzurufen, staunte über den lauten Klingelton und notierte ihre Mobilnummer. Die Sim-Karte hatte nur eine Kontaktadresse mitgenommen. Aber beseelt von dem Gespräch radelte ich genußvoll zum Drogeriemarkt, weil die Freundin sich über gesunde Teesorten freut.
Es geht mir bei allen vielen Worten im Kern darum, in Kontakt zu gehen und zu bleiben. Für mich war der Freitag - Abend früher sehr, sehr hart und schwer zu ertragen. Die Furcht, die Einsamkeit nicht zu ertragen, brachte mich in die Spielstätten. Manchmal ist der richtige Abstand zum Zockerladen eben ein einfacher und unkompliziertes Gespräch. Der Komplizierte bin eben ich. Das kann auch schon im Angesicht der Bäckersfrau geschehen.
Jedenfalls gibt es gleich leckere Weizengrießbrötchen.
Schönes Wochenende und gute 24 Stunden
Andreas

Jetzt: Bach-Motette:Jesu meine Freude BWV 227.Ich freue mich wirklich über mein Samsung S5230 und will keinen Neid stehen lassen. Vom Inhalt des Geistlichen Liedguts hierin unterstützt sage ich Danke.
« Letzte Änderung: 15 Februar 2014, 19:56:46 von andreasg »
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Offline andreasg

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Re: Freitag Abend
« Antwort #5 am: 06 April 2015, 16:24:04 »
Hallo Alfredsoo, hallo Omi, ich freue mich von Dir zu lesen und frage mich aber auch, warum auf einem Tread - Blog, den ich vor 14 Monaten erstellt habe?
Was mich am allermeisten interessiert ist, wie sieht Dein Weg aus nach oben zu krabbeln?
Schreiben ist ein elementares Werkzeug zur Genesung, so erfahre ich in meiner Selbsthilfegruppe.
Ich freue mich, mehr von Dir zu hören.
Schöne 24 Stunden und liebe Grüße
Andreas
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