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Hallo Gast
Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
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Verzweiflung

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Verzweiflung
« am: 26 August 2013, 19:48:28 »
Hallo Leute,

mal ein paar Worte zu mir und meinen Werdegang. Mein Name ist Michael und ich bin heute 36 Jahre alt, und seit sehr genau 20 Jahren Spieler. Ich kann zum spielen durch Freunde die ab und zu mal etwas in einen Automaten schmissen. Und wie das halt so ist spielt man dann auf co. Das schlechte an der Sache ist nur, das ich zu der Zeit meist gewinne eingefahren hab und sehr bald für mich klar war alleine zu spielen, denn dann hab ich ja auch den vollen Gewinn für mich. Das war dann auch so. Doch nach den Flug kommt auch bald der Fall. Natürlich endete  meine Zeit des Spielens in einer rissigen Katastrophe. Jede menge Zahlungen die auf der strecke blieben und Lügen ohne Ende. Wer gibt schon zu das er ein Problem hat, ich tat es sehr lange nicht. Irgendwann war ich dann dran alles zu verlieren, Wohnung, Familie, Freunde. Dies war der Punkt wo ich es einfach mal sagen musste was los ist. Meine Eltern glaubten sowieso schon ich sei Drogensüchtig, da ich nie Geld hatte. Meine  Familie ist mir dann auch sehr zur Seite gestanden, und ich hab mit einer Therapie begonnen. Diese Erfahrung in den Gruppensitzungen war echt eine große Hilfe für mich und ich konnte die Finger vom spielen lassen. Und wie das dann so ist, glaubt man man sei geheilt! Das war leider nur so lange bis es mir wider mal schlecht ging. Und was lässt dich mehr auf alles andere vergessen wie ein Spiel. Und nach kurzer Zeit steh ich heute so in der ecke das ich keine Ahnung hab wie lange ich meine Wohnung noch hab, oder ob und wie ich es meinen Eltern erklären kann, soll.
Musste mir das jetzt mal von der Seele schreiben. Als Spieler ist man doch irgendwie immer alleine, es ist auch schwer für andere Leute nachzuvollziehen auf etwas süchtig zu sein das keine einnehmbare Substanz ist.
Für nicht betroffene ist es schwer nachzuvollziehen auf etwas süchtig zu sein das keine einnehmbare Substanz ist.

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Offline Olli

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Re: Verzweiflung
« Antwort #1 am: 26 August 2013, 21:09:18 »
Hallo Michael!

Herzlich willkommen!

Nein, Michael - Du bist ganz und gar nicht alleine.
Deine Eltern werden Dich wieder stützen.
Es gibt solche Foren hier im Internet zu hauf, wo sich Spieler und Angehörige austauschen können.
Es gibt Selbsthilfegruppen, die Dir wie ind den Gruppensitzungen halt geben können - ganz alleine nur durch zuhören - und erst recht durch den Erfahrungsaustausch.
Es gibt Therapeuten, die Du aufsuchen kannst - Beratungsstellen, Ärzte, Pastoren und und und ...
Und Du kannst sicherlich erneut eine stationäre Therapie machen.

Was Du dafür tun musst ist ganz einfach - bewege Dich.
Komm raus aus der Stagnation und komme in Bewegung.
Du hast dies schon einmal geschafft und Du wirst es wieder schaffen.

Bist Du dazu bereit?

Wenn Du magst, erzähle Dir ruhig alles von der Seele.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Verzweiflung
« Antwort #2 am: 26 August 2013, 22:37:12 »
es ist auch schwer für andere Leute nachzuvollziehen auf etwas süchtig zu sein das keine einnehmbare Substanz ist.

Hallo Michael,

ich sag dir mal was, ich war drogensüchtig und bin clean geworden und das seit gut 10 Jahren, ich war Medikamentenabhängig und bin clean geworden, ich war "Wochenendalkoholiker" und trinke nun sozusagen wie normale Leute 2-3 x im Monat ein paar Bierchen, kein Superalkohol!! und das seit gut 5 Jahren!
Was diese Automaten im Hirn auslösen ist einfach der helle Wahnsinn! Das ist stärker als alle Drogensubstanzen der Welt, ich weiss nicht ob das nur bei mir so ist, wahrscheinlich bei den meisten Spielern, da verliert man an einem Abend hunderte von Euros, ma spielt halbe stunden lang wo nix kommt, dann kommt mal ein "schönes" Bild mit 4 Königinnen oder 10 Kirschen und das ballert sich dann im Hirn soooo fest, das alles andere Schlechte vergessen ist  >:(! WAHNSINN!
Damals im Juni/Juli als ich 6 Wochen nicht mehr spielte, dachte ich viel ans Forum, ich dachte so nach 3-4 Wochen ich solle doch endlich schreiben wie gut es mir jetzt ging, aber
dann war mir bewusst dass ich noch lange nicht "übern Berg" bin, ich dachte, so nach ca. 4 Monaten, wenn ich wirklich wieder die wahre Sonnenseite des Lebens erlebe, ja dann kannste mal was schreiben, ich bin nicht so einer der jeden Tag wo er nicht spielt dies posten muss und dann nach z.B. 20 Tagen nichts mehr von sich hören lässt, nein ich wollte, wenn schon dann schreiben, dass ich auf dem richtigen Weg bin!
Ist ja nun nix mehr, da ich vor 3 Wochen wieder arg rückfällig geworden bin und das auch noch schlimmer wie vorher!
jetzt komm ich mir wie ein Bündel Elend vor, aber ich werde ganz bestimmt nicht aufhören zu kämpfen um spielfrei zu werden, ich hab schon so viel Positives geschafft  in meinem Leben, ich werde auch dies schaffen, wann ...... weiss ich nicht, ich hoffe es ist dann nicht zu spät, so wie in vielen hier erzählten Fällen, ich hab mich noch nicht verschulden müssen, die Wohnung gehört mir, mein Auto ist abbezahlt, (obwohl ich mit dem ganzen verzockten Geld locker ein weiteres hätte kaufen können) jetzt hab ich noch genau 35 € aufm Konto und muss mit dem bis Freitag auskommen, da kommen dann die 200 € Familiengeld,(ja ja ich hab auch meine Familie zu versorgen!) mit denen heissts dann bis 9. September auskommen, - aber schlussendlich wollte ich es ja so, bzw. der Stur....od. Bierschädel! >:( -  dann kommt das Gehalt und da hoffe ich stark dass die ganze Misere nicht wieder von vorne los geht!
ich rede viel über meine Sucht, hier im Forum, mit anderen Spielern, mit meinen (zum Glück spielfreien) Freunden, auch mit Therapeuten, aber sehr selten.

Olli sagt, bei meiner Spielsucht spielt Alkohol keine Rolle, oh doch Olli und wie - mag sein dass ich damals am Meer im Unterbewusstsein das Spielen irgendwie geplant hatte, dazu getrieben hat mich aber 100 % der Alkohol und die Ferienlaune, dass ich damit wieder eine Lawine losgetreten hatte, hätte ich eigentlich wissen müssen, aber mit Alk im Hirn denkt man eben wenig mit Hausverstand, ich denke das kennst du - und auf die Frage: "Oder warst Du anschließend etwa auch "regelmäßig" betrunken?"

Ich war nicht betrunken, bei mir genügen ein paar Bier und ich verlier den Bezug zum gesunden Hausverstand, in 1,5 Jahren kann ich die Spielothek-Besuche wo ich nix getrunken hatte an einer Hand abzählen, in den 6 Wochen wo ich spielfrei war, hab ich freiwillig nix getrunken und hatte auch gar kein Bedürfniss spielen zu gehn - bei mir hängt dies also zusammen!
Ich brauch ständig Beschäftigung und Ablenkung, unter der Arbeitswoche überhaupt kein Problem und am Wochenende hätte ich auch genug Alternativen, ich muss diese eben auch mal annehmen!
Damals im Juni waren die ersten 3 Wochen ohne spielen zu gehn der reine Horror, ich dachte das schaffste nie, aber dann nahm ich meine Alternativen an und es wurde besser und besser, ich sagte sogar zu meiner Freundin mal, "mein Gott ich fühl mich sauwohl ohne diese Zockerei und ohne Alkohol" - ich möchte dieses Gefühl wieder haben und werde nicht aufgeben, deswegen hab ich auch heut wieder hier geschrieben - dir lieber Michael wünsch ich noch viel Kraft, du siehst auch eine Therapie kann diese Sucht nicht "heilen", ich hab einige Therapien hinter mir, aber nicht wegen Spielsucht, ich weiss auch dass eine Therapie, gleich wie eine Selbsthilfegruppe od. Therapeut nur so gut ist, wie man selber dazu steht, im Endeffekt ist die Spielsucht eh reine Kopfsache,bei der man sowieso nur sich selber helfen kann, ob in einer Therapiegemeinschaft oder hier im Forum!

Ich behalte es lieber hier im Forum, da ich es für eine ganz gute Sache halte und auch meine Therapeutin ganz gut drauf angesprochen scheint!
Gute 24 Stunden

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Offline Olli

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Re: Verzweiflung
« Antwort #3 am: 27 August 2013, 07:09:51 »
Guten Morgen!

Zitat
Ich behalte es lieber hier im Forum, da ich es für eine ganz gute Sache halte und auch meine Therapeutin ganz gut drauf angesprochen scheint!

Echt? Wie lange ist sie denn schon spielfrei ... lade sie doch mal ein zu uns zu kommen ;D ;D ;D ;D ;D ;D

Entschuldige, da ging der Clown in mir einfach durch ...  ;D

Wow, mir gefällt Dein Beitrag gerade grandios ...

Aber Villa ... nicht erst schreiben, wenn es zu spät ist - Du brauchst niemanden etwas beweisen.
Keiner erwartet hier, dass ein anderer Erfolge vorweist - mir eingepflanzte Erwartungen habe ich mein Leben lang versucht zu erfüllen und bin dabei insofern gescheitert, dass ich diesen Druck durch spielen abgebaut habe.
Aber es waren nicht wirklich meine eigenen Wünsche und wie ich gerade wieder erfahren habe, ist es egal, ob ich sie erfülle oder nicht - sie sind dann eben nicht gut genug erfüllt - oder die Erfoge werden schlichtweg negiert.
Damit mache ich mich abhängig. Meine Gedanken kreisen nur noch darum. Ich richte mein Leben danach aus. Ich heische nach der Bestätigung und ich heische nach der Ablehnung.
Dies ist mir dem Verhalten und Denken bei der Spielsuchtausübung viel zu nahe.

Ich kann mich selbst gestätigen, indem ich erkennen lerne, welche kleinen Erfolge ich erreicht habe.

Dies gelingt mir auch nicht immmer. So war ich total überrascht, als mich am WE ein Nachbar ansprach. Ungläubigkeit und Respekt schwang in seiner Stimme mit, als er fragte:
Hey Olaf - Ihr seit ja jetzt fast 3 Jahre dabei an jedem WE irgendwas an Eurem Grundstück oder Euren Häusern zu machen - oder?

Und hey - so gut kennen wir uns ja eigentlich nicht - doch der nächste Satz hat mich ... ja berührt : Vergiss nicht auch mal eine Pause einzulegen ...

Gut, wir haben tatsächlich zwischendurch Pausen eingelegt. Doch mein Denken hat sie schlecht geredet - zwar ambivalent, aber mit Überhang zum Negativen.

Und wieso? Weil mich diese fremden Erwartungen tatsächlich beherrschen und ich gar nicht mehr merke, dass sie meine sind.

Sei dir gewiss, ICH erwarte keine Erfolge von Dir.

Ich wünsche hier jedem das Glück, welches die Person sich für sich selbst erhofft.

Ich wünsche mir aber, dass Du freiwillig und ohne Zwang berichtest, wenn Dich etwas bedrückt - wenn Du merkst, dass sich Druck in Dir aufbaut.
Dieses Forum ist dann nämlich Dein Ablassventil - und du - Du ganz alleine - wirst Dich dann befreiter fühlen.

Hmmm ... ich glaube, ich muss auch noch mal einen Beitrag schreiben ...  ;D
Gute 24 h
Olaf


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Re: Verzweiflung
« Antwort #4 am: 27 August 2013, 08:40:01 »
Danke Leute,
werde heute bei meiner Familie beichten gehen. Haltet mir die Daumen, werde euch dann am laufenden halten wie es weiter verlauft mit mir und meinen Leben.

Grüße Michael
Für nicht betroffene ist es schwer nachzuvollziehen auf etwas süchtig zu sein das keine einnehmbare Substanz ist.

Re: Verzweiflung
« Antwort #5 am: 27 August 2013, 15:13:44 »
Hallo Leute,

Hab mich soeben zu einer Schuldnerberatung und einer Therapie angemeldet.
Für nicht betroffene ist es schwer nachzuvollziehen auf etwas süchtig zu sein das keine einnehmbare Substanz ist.

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Offline Olli

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Re: Verzweiflung
« Antwort #6 am: 28 August 2013, 08:30:54 »
Hi Michael!

Siehst Du ... es geht doch ...  ;D

Wie hat denn Deine Familie reagiert?
Und viel wichtiger ... wie fühlst Du Dich denn heute, nachdem alles "raus" ist und Du Dich angemeldet hast?
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
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Re: Verzweiflung
« Antwort #7 am: 28 August 2013, 08:59:22 »
Hallo Olli,

Naja was soll ich dir sagen, es macht die Gesamtsituation noch nicht viel besserer. Hab heute mal einen Termin bei einer Beratungsstelle, und hoffe mein Wohnung zu behalten. Wenn das mal geschafft ist, geht es mir sicher etwas besser. Sieht aber nicht sehr gut aus. Wenn das nicht mehr zu schaffen ist hab ich keine Ahnung wie alles weiter gehen soll.
Meine Familie ist natürlich enttäuscht das ich sie belogen hab, und mit weiterer Hilfe ist auch nicht mehr zu rechnen. Steh zur Zeit ganz allein da. Keine Ahnung wie ich weiter machen soll.
Für nicht betroffene ist es schwer nachzuvollziehen auf etwas süchtig zu sein das keine einnehmbare Substanz ist.

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Offline Olli

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Re: Verzweiflung
« Antwort #8 am: 28 August 2013, 11:32:11 »
Hi Michael!

Es geht doch immer irgendwie weiter ...
Und Du wirst das Ganze jetzt meistern.

Versuche Deine Familie auch mal zu verstehen.
Gönne ihnen ruhig einmal angefressen sein zu dürfen.
Gib Ihnen Zeit ... und Dir auch ...

Ich drücke Dir die Daumen für den Termin ...
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
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Offline andreasg

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Re: Verzweiflung
« Antwort #9 am: 29 August 2013, 00:02:43 »
Hallo ihr Lieben,

voriges Jahr, Ende Juni habe ich Morphiate bekommen, echt geile Bilder vor meinem Auge. Und als die Wunde soweit verheilt war und ich nach 9 Tagen still im Bett - einmal vor die Klinik trat um ein Eis - aus dem Kiosk zu genießen, sah ich die Patienten mit dem Infusionsständer in der einen Hand, die Zigarette in der anderen...
Was also bleibt ist der Kaffee.....
Heute war ich fast ausnahmsweise im Kaufhaus essen - und intuitiv darauf bedacht, die Nähe des möglichen Daddelkasten zu meiden, dafür für die Kraft gebende Speise zu danken.
Der Gedanke, nach all' den Jahren Spielabstinenz irgend etwas kontrollieren zu müssen, was für mich lebensbedrohlich ist, mutiert in den Wahn. Wenn es nur diese kleine Minute mit den gefalteten Händen am Tisch war, es ist ein Schutz vor meiner tödlichsten Sucht.
Ich bin nach dem Klinikaufenthalt zutiefst dankbar für meine Rauch - Freiheit, die nun 10 Jahre währt.
Für meine Spielfreiheit fehlen mir so oft die richtigen Worte.
Morgen Abend ist wieder Meeting.
Es reicht, einfach dabei zu sein - und zu zu ge hören
Schöne 24 Stunden
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

Re: Verzweiflung
« Antwort #10 am: 31 August 2013, 03:20:10 »

Ich wünsche mir aber, dass Du freiwillig und ohne Zwang berichtest, wenn Dich etwas bedrückt - wenn Du merkst, dass sich Druck in Dir aufbaut.
Dieses Forum ist dann nämlich Dein Ablassventil - und du - Du ganz alleine - wirst Dich dann befreiter fühlen.



Ja danke Olli für deine immer wieder aufmunternde und Kraft-gebende Worte!
Weisst du ich hab meistens ziemlich wenig Zeit hier zu schreiben, denn ich hab ja auch eine Familie um mir, und der Kleine ist gerade mal 2 J u 7 Monate und braucht nat. viel mehr Aufmerksamkeit, aber meine Gedanken kreisen sehr oft um dieses Forum und deren Beiträge!
Ja heute war wiedermal Freitag und das war ja immer mein "Stamm-Zocker-Tag", ja ja.....so nach der harten Arbeitswoche ein paar Stündchen zocken gehn mit ein paar Bierchen, ja das musste schon sein, und nebenher so einige hundert Euros verzocken und dann nicht mehr wissen wie meine Familien über die Runden bringen, ja so saublöd und naiv muss man als 46.Jähriger Familienvater schon mal sein! :o
Mein Gott, wenn ich nur dran zurückdenke.....und immer wieder halte ich mir den Satz vor Augen: "ist ein virtuelles Bild von z.B. 4 Königinnen od. 10 Kirschen wirklich wichtiger als halbwegs normal mit meiner realen Familie übers Monat zu kommen"??

Ich freu mich auf den Tag wo ich mal aus einigermassen sicherem Abstand an diese vielen nutzlosen Stunden in der Spielothek zurückdenke, wo mir endlich mal dieses elendsdumme Verhalten so richtig bewusst wird!
Momentan ist diese Bewusstsein zwar in meinem Kopf, aber es ist alles noch viel zu schwach und wackelig.

Meine Lebensgefährtin und ich könnten mit unserer Kindern eine überdurchschnittliches gutes Leben führen, wir hätten keine finanziellen Probleme und könnten uns sogar 300-400 € monatl. auf Seite tun um an was zu sparen, so wie vor der ganzen Misere wo wir an die 7000 € angespart hatten.
So muss ich aber immer noch an der  Riesen-Summe die ich in der 2. Augustwoche verschissen habe dran nagen, wann wird es mir wohl endlich eine Lehre sein? ???
Den Wert des Geldes wiedererlangen, die Abscheu von diesen Automaten, die ich jahrelang so kosequent durchzog!!
Nie dran dachte auch nur einen Euro da rein zu schmeissen, weil ich die Gefahren nur zu gut wusste, .... ja ich kann es ja, bin halt mal in diese Falle getappt, aber ich kann mich da wieder rausziehen!
Bin ja nicht wie Viele hier in jungen Jahren dran hängen geblieben und Jahre - gar jahrzehntelang nicht mehr losgekommen - da wäre es wohl schwieriger!

Ich darf nicht mehr so viel an die Spielautomaten denken, ich muss mir finazielle Ziele setzen, so wie die 713 € die ich innerhalb November an den Staat zurückzahlen muss (wegen einer alten Gerichtsverhandlung) sonst wird mein Gehalt gepfändet, oder so wie im Juni, wo auf den so lang ersehnten Urlaub zu sparen war - ich muss wohl auch meinen Lebensstil etwas ändern auch an meinem Umfeld werde ich arbeiten müssen, die Gefahren sind einfach noch zu groß, aber ich hab den Willen und werde nicht aufgeben!
Nun ist es schon sauspät, aber ich hab erst jetzt richtig Ruhe zum Schreiben gefunden, wenn ich mal hier schreibe, schreib ich gern und viel, es befreit mich irgendwie und tut mir gut - nur möchte ich den schönen Worten auch Taten folgen lassen, morgen z.B. geh ich mit meinen Kindern auf eine Alm, wir hier in Südtirol haben ja so wunderschöne Landschaften, wenn nur nicht diese "sündigen" Städte wären mit diesen Teufelsbuden, obwohl es ja auch schon in den Dörfern genug dieser Schei.....Automaten gibt, ich zum Glück  weiss aber wo die sind und werde ihnen tunlichst aus dem Weg gehn! ;)
Ich werde weiterberichten...... in diesem Sinne Gute Nacht
« Letzte Änderung: 31 August 2013, 03:29:21 von villa1987 »
Gute 24 Stunden

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freitagessen

Re: Verzweiflung
« Antwort #11 am: 31 August 2013, 13:59:35 »
Hallo Villa

Meistens wenn ich schreibe, schreibe ich das auf was ich denke (also nur "meine Gedanken"!)

Ich habe deinen Beitrag gelesen und finde/dachte, "er ist auf einen sehr guten Weg......bis auf das i-Pünktchen!

Warum ?

Weil er schreibt das die "kleine" sehr viel Aufmerksamkeit braucht, weil er schreibt das er sehr viel arbeitet, und weil er danach "Zocken" muss, weil er sich nicht um seine Sucht kümmern kann, und weil er es auch noch so glaubt, wie er es schreibt !

Ich dachte,

Wenn er sich jetzt auch noch die Zeit nehmen würde die er mit dem (ich sag es mal so) Zocken verschwendet, dann hätte er doch Zeit genug um sich um seine "kleine" zu kümmern, sich um sich selber zu kümmern, und somit auch "ZEIT" um sich etwas intensiver um seine Sucht zu kümmern.


Bin ja nicht wie Viele hier in jungen Jahren dran hängen geblieben und Jahre - gar jahrzehntelang nicht mehr losgekommen - da wäre es wohl schwieriger!

da dachte ich,

Die Jahre die ich spielte waren nicht ausschlaggebend, der aufrechte Willen, und der absolute Willen,  das waren mein erste Waffen gegen diese Sucht.

Mein "ich" und mein Verstehen machten dieses möglich, und seitdem habe ich nie mehr gespielt, und viele Monate später kam auch noch ein lang vergessener Partner dazu.

Mein Verstand und jetzt auch mein Herz, ja zusammen sind wir unheimlich stark.

Diese Sucht brauchen wir nicht mehr, wir haben uns, und uns beide zusammen liegt die uns verloren geglaubte Welt wieder zu Füssen.

Wir Leben jetzt zusammen in der Realität, und diese verlogene Scheinwelt aus der Vergangenheit muss nun ohne uns auskommen.

Jetzt haben wir wieder viel Zeit, viel Zeit um uns auch um die "anderen" zu kümmern, Zeit die den anderen zusteht, und Zeit die eigentlich nie genug sein kann.

Heute wissen wir was wir wollen, aber auch was wir nicht mehr wollen !
 
Rainer

 
« Letzte Änderung: 31 August 2013, 14:37:49 von freitagessen »

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Offline Olli

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Re: Verzweiflung
« Antwort #12 am: 31 August 2013, 17:07:43 »
Hi Villa!

Den allerwichtigsten Punkt hat mir Rainer schon vorweg genommen.
Hier stimme ich ihm alsolut zu und denke, dass ich darauf nicht mehr eingehen brauche.


Zitat
... ja so saublöd und naiv muss man als 46.Jähriger Familienvater schon mal sein!

Na, na, na, na ... na ...
Weder bist Du saublöd, noch bist Du naiv!
Mache dich bitte nicht selber fertig, nur weil Du nun an einer Krankheit leidest.

Ich kenne so viele, die abends unter die Leute wollen, um abzuschalten.
Schließlich gehöre ich auch dazu - gehe 2 Mal die Woche darten.
Und leider ist es nun mal so, dass das Normalste von der welt - die aufgestellten Spielgeräte sind.
Da ist dann keiner da, den du kennst, schaust Dich um - und wirst verlockt durch Geräusche und Lichteffekte.
Generell spricht nichts dagegen, ein paar Euro zur Unterhaltung dort einzuwerfen (für einen Nichtsüchtigen versteht sich).

Dann finden kleine Erfolgserlebnisse statt - dann wieder Niederlagen. Es ist ein ständiges auf und ab in einer sehr hohen Frequenz.
Der Automat nimmt Dich gefangen - die welt um Dich herum wird zur Nebensache.

Du merkst Dir, dass der Druck durch die Arbeit - durch die Familie - im Spiel verblasst.
Eine Stunde - zwei - kein Grübeln mehr - kein Sinnen über irgendwelche Probleme.
Doch das Ganze ist Dir gar nicht bewusst.
Und so fängst Du an, Dich nach diesen Momenten zu sehen und auf einmal erhöhst Du die Anzahl der Besuche und auch den Geldeinsatz.
Immer nur ein wenig, damit Du Dir die Überschreitung Deiner Hemmschwellen schön reden - und irgendwann sogar selbst daran gleuben kannst.

Ist dies blöde? Oder naiv? - Du entwickelst Symptome einer Krankheit, die nur ganz wenig in der Öffentlichkeit behandelt wird.

Dies hat auch nichts mit Erwachsensein zu tun oder gar Reife.
Es kann Jeden erwischen - in jedem Alter.

Aber was das Wichtigste ist, vergisst Du komplett.
Es passt nicht in Dein Bild des "Versagers" ...
Gute Dinge - hervorragende - wie "Selbstverantwortung" und der Stolz darauf - zerstören die Disharmonie Deines Selbstbildes:
Du bist dabei Deine Krankheit aktiv - also mit viel Arbeit - zum Stillstand zu bringen!

Zitat
Ich freu mich auf den Tag wo ich mal aus einigermassen sicherem Abstand an diese vielen nutzlosen Stunden in der Spielothek zurückdenke, wo mir endlich mal dieses elendsdumme Verhalten so richtig bewusst wird!

Und was erhoffst Du Dir davon?
Wenn ich Dich richtig verstehe, dann leben Deine Gedanken dann in der Vergangenheit.
Die ist aber vorbei - unwiederbringlich.
Dir in dieser Form Dein Verhalten um die Ohren zu knallen, dient dem Jetzt kein bischen.

Außerdem hier mal ein Bildnis: Es ist egal, ob ich mit einem Finger der linken oder der rechten Hand in der Nase bohre - es sieht bestimmt beides nicht appetitlich aus.
Die Lösung ist hier schlicht und ergreifend ein Taschentuch.

Sprich - wenn Du mit der therapeutischen Hilfe die Gründe Deiner Sucht in Dir findest und lernst die Hilfswerkzeuge zu gebrauchen - dann brauchst Du dir um die Sauberkeit Deiner Finger keine Gedanken mehr machen  ;D
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
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