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Spielsüchtig, finanzieller Absturz. Hilfe!

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Spielsüchtig, finanzieller Absturz. Hilfe!
« am: 01 Mai 2013, 01:44:54 »
Hallo,

ich freue mich, dass es ein Forum gibt wie dieses, wo man sich anonym „outen“ kann als Spielsüchtiger. Mein Name ist Christian und ich bin 26 Jahre alt. Weil ich vor wenigen Minuten wieder Geld verloren habe mit Onlinecasino, habe ich für mich jetzt beschlossen über meine Spielsucht zu schreiben. Hier fällt es mir leicht darüber zu schreiben, aber mit anderen darüber zu Sprechen und in die Augen zu schauen geht einfach nicht, das habe ich einmal und nie wieder gemacht.

Wie alles begann:
Ich schrieb über ICQ mit meinen Bruder. Wir haben uns viel zu erzählen gehabt, und irgendwann meinte er, dass er Poker spielt und recht gut abschneidet, er machte mehrere kleine Gewinne. Da ich ein kleiner Träumer bin stellte ich mir vor wie es wäre viel Geld zu haben. Zu dem Zeitpunkt hatte ich gerade Schulden abbezahlt (hatte nix mit Spielen zu tun). Ich fühlte mich durch den Schuldenabbau nach Jahren frei, also dachte ich „probierst es mal, hab ja jetzt wieder mehr Geld im Monat zur Verfügung. Wer nicht wagt, der nicht Gewinn.“. Ich registrierte mich in einem Onlinecasino und legte los. Da ich kein Poker kann habe ich mich für Bingo entschieden. Der Nervenkitzel war da und wurde immer größer. Besonders, wenn man viel Geld auf einmal gewonnen hatte (z.B. aus 50 Cent Einsatz 100 EUR gewonnen). Ich dachte immer, dass ich Glück habe und spielte weiter mit der Hoffnung, dass ich irgendwann mein Ziel erreiche (hatte mir damals 500 EUR vorgenommen). Ich habe das Ziel nie erreicht und ging letzten Endes immer leer aus, hatte aber zu dem Zeitpunkt noch meine Grenze gehabt (nicht mehr als 50 EUR).

Das klingt jetzt vielleicht blöd, aber ich würde mir wünschen dass ich diese Grenze immer beibehalten hätte, hätte ich gewusst was das Spielen noch für einen finanziellen Schaden anrichten würde. Ab den 3. Monat (genau weiß ich es nicht mehr) habe ich die Grenze dann überschritten, weil ich mir eingeredet habe, dass ich den Verlust wieder einholen kann, wenn ich es jetzt nochmal mit 10 EUR Einsatz versuche. Man ahnt es schon an der Stelle, die Einsätze wurden immer größer. So groß, dass nicht mehr Geld zum Überleben da war. Die monatlichen Kosten habe ich immer zuerst bezahlt, bevor ich angefangen habe zu spielen (also Miete, Internet etc.), das hat mich in der Vergangenheit vor schlimmeres bewahrt. Einmal habe ich dann nach Monaten viel Glück gehabt und habe 2.000 EUR gewonnen beim Roulette, hatte immer auf die 0 gesetzt. Das Geld habe ich mir ausgezahlt und davon meinen Führerschein finanziert, den ich eigentlich nicht brauchte, aber Hauptsache man hat ihn erst mal, bevor er später teurer wird. Kurz darauf ein paar Monate später habe ich angefangen meine Einsätze per Lastschrift einzuzahlen (das ging bei einem bestimmten Anbieter). Über Nacht hatte ich dann die Grenze bei diesen Zahlungsanbieter überschritten und habe in einer Nacht 2.000 EUR verloren. Genau die Summe, die ich Monate davor noch gewonnen hatte. Ich betrachtete diese Schulden als eine Art Kredit für den Führerschein. Es gab ein hin- und her mit dem Inkasso-Unternehmen, aber schließlich hielt ich meinen Ratenplan ein und zahlte so nach 3 Jahren (+/- 1 Jahr) die Schulden ab.

Auch wenn ich die Schulden abbezahlte, ich spielte trotzdem weiter in der Hoffnung so viel Geld zu gewinnen, dass ich die Schulden abbezahlen kann (was nie der Fall war). Eigentlich hätte ich spätestens hier die Notbremse ziehen müssen, aber es ging noch viel Tiefer. Ich hatte dann einen Job gefunden, der mir viel Spaß gemacht hat. Mit dem verdienten Geld konnte ich die Schulden in großen raten abbezahlen. Da der Job neu war, hatte ich eine Probezeit von 6 Monaten. Im letzten Probezeit-Monat hab ich dann richtig Mist gebaut. Da das Geld üblicherweise immer zum Ende des Monats kam, habe ich mein komplettes Gehalt verspielt. Da mein Job nicht bei mir vor Ort war, sondern ich über 45 Minuten mit Straßenbahn, Zug und Bus pendeln musste, benötigte ich eine Monatskarte. Selbst das Geld hatte ich nicht mehr, und so konnte ich auch nicht mehr zur Arbeit fahren. Vor Schwarz fahren hatte ich viel zu viel Schiss. Der Gedanke, mir Geld zu borgen, kam mir leider erst später. Ungerne fragt man jemanden nach Geld und nimmt dies immer als letzte Möglichkeit. Zudem wird man ja auch gefragt, wofür man das Geld brauch, hierauf kann man nicht einfach antworten „hab das Geld verzockt.“. Mein Bruder lieh mir dann 200 EUR. Nun hatte ich schon 200 EUR Schulden bei mein Bruder und 2.000 EUR Schulden bei diesen Anbieter.

Ein paar Tage später dann das letzte Gespräch mit mein Vorgesetzten: Ich bin gekündigt. Für mich brach eine Welt zusammen. Schulden abbezahlen und Hartz4 kriegen, das kann nicht funktionieren. Dann sollte ich vom Jobcenter eine Maßnahme machen, diese brach ich aber ab, weil ich dann auch noch Reisekrank wurde. Für die Ärzte und den Futzi vom Amt klang das nicht glaubwürdig, da ich vorher auch jeden Tag mit Straßenbahn, Zug und Bus fahren musste. Es kam mit einmal, jeden Tag, es war der Horror. Jedes Mal im Zug zu stehen (Zug war jedes Mal überfüllt) und sich im Kopf zu Quälen „Wie weit ist es bis zum Klo? Was mach ich wenn ich jetzt kotzen muss? Die Leute würden sich ekeln vor mir.“. Naja, warum ich das jetzt hier schreibe: Das Amt Sanktionierte mich auf 100%, weil ich einfach nicht mehr Zug fahren konnte. Ich durfte mich dann mit Lebensmittelgutscheinen demütigen lassen an der Kasse („Frau Müller?!? Der Herr hier hat Lebensmittelgutscheine vom Amt, wie löse ich die jetzt in der Kasse ein?“). Die Sanktion ging 3 Monate und das über Weihnachten. Da fing ich das erste Mal an zu weinen und stellte fest: Dass ist das Ende! Schulden, Spielsucht, Job verloren, nicht mal Hartz4, nichts, nur die Miete wurde finanziert. Ab da an fing ich dann an mir vorzustellen, wie das Leben ohne mich weitergehen würde. Ich hatte zu dem Zeitpunkt eine Freundin gehabt, vor ihr habe ich mich auch „geoutet“, ihre erste Reaktion war Pippi in den Augen. Helfen konnten sie mir nicht wirklich, wir hatten uns immer weniger getroffen, und irgendwann hatten wir dann Schluss gemacht.

Trotz all der Vergangenheit dachte ich mir „es muss weitergehen“. Hatte ja schließlich vorher auch Schulden gehabt und habe es dann irgendwie hinbekommen die Schulden abzuzahlen. Ich habe mich (zugegeben) nach meiner Selbstmitleidsphase wieder aufgepeppelt, habe dann einen Minijob gemacht. Die 3 Monatige Sperrzeit war vorbei und ich hatte auch wieder Hartz4 bekommen. Durch mein Job habe ich am Ende noch etwas dazuverdient. An dieser Stelle möchte ich noch was wichtiges hinzufügen: Es klingt Assi, wenn man mit Hartz4 Schulden abbezahlt, für die der Steuerzahler nix kann, ich weiß, war auch nie der Freund von Hartz4 gewesen. Irgendwann konnte ich die Schulden hinter mir lassen, trotzdem habe ich immer noch weitergespielt, weil jetzt wieder der Gedanke da war, dass ich mit viel Geld was tolles machen könnte. Ich bewarb mich bei meiner alten Arbeitsstelle. Habe zwar gewusst, dass ich dort gekündigt worden bin und eigentlich so gut wie keine Chance hatte dort nochmal anzufangen, aber ich habe es trotzdem versucht. Trotz meiner Spielsucht ging mein Leben wieder ein Stück weit nach oben. Ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, wo es hieß, dass ich unbefristet eingestellt werden würde. Ich war der Glücklichste Mensch der Welt, der Job hatte mir damals viel Spaß gemacht gehabt. Leider bin ich zwar nicht in der gleichen Abteilung dort gekommen, aber ich bin auch nicht Scheu was Neues auszuprobieren.

Ab hier kann man jetzt sagen, trotz meiner Spielsucht geht das Leben weiter. Es verging ein Jahr, leider habe ich zu dem Zeitpunkt immer noch nicht meine grenze gefunden, habe fast immer kein Geld gehabt um zu überleben. Das Geld reichte bis Mitte des Monats, und dann habe ich angefangen in 5-EUR-Schritten das Geld bei meiner Mutter auszuleihen (nebenbei bemerkt: Ich lebe derzeit immer noch bei meiner Mutter). Vor meiner Mutter habe ich mich einmal geoutet gehabt mit meiner Spielsucht (als ich gekündigt wurde damals), aber meine Mutter denkt (vermute ich jedenfalls), dass es sich mit dem Spielen gelegt hat. Leider ist es nicht so.

Nun schreiben wir das Jahr 2013. Ich habe mir seit Jahren vorgenommen von zu Hause auszuziehen, ich dachte mir „naja, ich hab den Job schon 1 Jahr, Schulden sind auch schon mehr als vor über 1 oder 2 Jahre abbezahlt“. Dann machte ich den größten Fehler überhaupt: Ich nahm mir einen Kredit von 7.000 EUR mit einer Laufzeit von 5 Jahren. Ich hab mir vorgenommen, von dem Geld meine eigene Wohnung zu beziehen mit richtig schicker Küche, schicke Wohnstube, vielleicht auch noch mehr. Ihr ahnt es sicherlich schon. Alles verzockt, alles! Der Gedanke, dass ich das getan habe, bringt mich jedes Mal zu weinen. Wie kann man nur so blöd sein? Was ich empfinde und fühle kann man gar nicht in Worte fassen. Enttäuschung, Wut, Leichtsinn, einfach alles. Wann nimmt dieser Horror mit meiner Spielsucht ein Ende? Wieso bin ich so blöd? Wieso bilde ich mir jedesmal ein, dass mehr aus mein Einsatz wird?

Mit diesen Fragen quäle ich mich nun jeden Tag. Vorwürfe brauch mir niemand machen, die mach ich mir selbst jeden Tag, jede Stunde mindestens 1-mal. Kann nachts nicht schlafen. Ich hab mir das Leben jetzt so schön vorgestellt, alles wäre genau nach meiner Vorstellung gewesen (Wohnung, ausziehen dieses Jahr), aber nun bin ich wieder ganz tief gesunken. Konnte die letzte 2 Kreditraten nicht bezahlen.

Aktuell weiß ich nicht, ob eine Kreditkündigung unterwegs ist oder nicht. Habe die 2 Raten bezahlt und für diesen Monat auch. Hab mir das Geld (leider erst gegen Ende der letzten Zahlungsfrist) von mein Dad geliehen und sofort überwiesen, konnte ihn das Geld auch zurückgeben in voller Höhe. Hatte Kontakt mit den Kreditgeber gehabt (per Brief, Telefonisch hätte ich das glaube nicht hinbekommen), aber ob das was gebracht hat? Hab nur reingeschrieben, dass ich den offenen Posten bedauere, und dass ich alle Hebel in Bewegung setzen werde, um den offenen Posten zu begleichen. Neben den Kredit gibt es noch ein 2.000-EUR-Problem: Meine Handyrechnung. Hatte mir darüber immer PaySafeCard telefonisch besorgt. Also mit Kreditsumme, Zinsen vom Kredit und Handyrechnung bin ich jetzt bei 12.000 EUR Schulden. Meine nächste Angst ist, dass wenn jetzt keine Kreditkündigung kommt (weil ich das Geld inzwischen überwiesen habe), dass sie durch die Handyrechnung trotzdem kommen wird.

Natürlich habe ich versucht gegen meine Spielsucht anzugehen, doch meine Versuche scheiterten. Mein erster Versuch war gewesen, dass Online-Banking einzustellen und auf ein klassisches Konto umzustellen, damit man nicht in Versuchung kommt. Ich weiß genau, dass wenn ich zuhause bin und noch Geld auf mein Konto ist, dass ich dann wieder spielen werde, weil ich dann im Kopf habe „heute gewinne ich, wetten? Ich höre bei 100 EUR Gewinn auf und kaufe mir dafür was Schönes“. Selbst wenn ich 100 EUR gewonnen hatte, ich habe trotzdem weitergespielt weil ich dachte, dass da noch mehr daraus werden könnte. Ich ging zur Bank, und das erste was von der Dame am Schalter kam war „Wieso wollen sie das tun? Sie haben keine Kontoführungsgebühren.“. Jedenfalls hab ich mich bequatschen lassen und bin dann wieder gegangen.

Beim Psychiater war ich auch schon. Anliegen war damals meine Reisekrankheit, gesprochen hatten wir aber über meine Spielsucht. Sein Vorschlag, nicht mehr zu Spielen (auch keine Spiele, wo es nicht ums Geld geht), brachten mir keinen Erfolg, habe trotzdem weitergespielt. Wir hatten zwar einen neuen Termin ausgemacht gehabt, aber ich ging nicht hin, weil ich mich hintergangen gefühlt hatte, als der Psychiater dem Futzi vom Amt keine Bescheinigung dafür geben konnte, dass ich Reisekrank bin (was ja mein eigentliches Anliegen war beim Psychiater). Durch die Story kam es erst zur Sanktionierung beim Amt.

Nun frage ich mich noch, was ich tun kann. Das Problem Spielsucht ist bei mir schon so fest drin, dass es nicht einfach sein wird mich davon zu befreien, die Sucht geht schon über Jahre. Mir ist erst jetzt richtig bewusst, dass ich mein Leben versaut habe durch diese Spielsucht.

Die einzige Hoffnung, an der ich mich noch klammern tue ist, den Kredit (wenn er nicht gekündigt wird) nochmal aufzustocken, wenn 1 Jahr um ist, damit ich wirklich mir meine eigene Wohnung zulegen kann. Wenn ich mir einen strengen Finanzplan mache, dann könnte ich es auch ohne Kreditaufstockung schaffen, nur dazu muss
a) ich von der Spielsucht befreit sein, und
b) der bestehende Kredit noch aufrecht stehen bleiben

An der Stelle setze ich mal einen Punkt, Pläne können sich immer mal ändern, das wäre nur mein grober Entwurf. Meine Story ist (zugegeben) etwas verschachtelt, weil ich nicht genau alle Details schreiben wollte. Wenn ihr sie dennoch wissen wollte, um mir damit zu helfen, fragt einfach. Ich bin so verzweifelt, das könnt ihr euch gar nicht vorstellen. Wenn ihr in meiner Lage wärt, was würdet ihr tun? Ich bin für jeden Tipp dankbar.

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Offline Olli

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Re: Spielsüchtig, finanzieller Absturz. Hilfe!
« Antwort #1 am: 01 Mai 2013, 09:43:21 »
Hi Christian!

Herzlich willkommen im Forum!

Ich danke Dir für Deinen Beitrag. Viele viele Vergleiche kann ich hier zu meinem eigenen Leben ziehen.
Daher - ob Du es hören möchtest oder nicht - kann ich Dir nur raten zu laufen.
Laufe in eine SHG in Deiner Nähe!
Laufe zu einer Suchtberatungsstelle!
Laufe zu Deinen Eltern und lege ihnen genau diesen Beitrag zum Lesen vor!

Keine Lügen mehr - keine Verheimlichungen - kein Selbstmitleid - keine Träumereien - nur noch die nackte brutale schmerzende - aber auf Dauer heilende Wahrheit.
Dies wäre ein richtiger Schritt für die äußere Wahrheit, wie ich sie nenne.

Die innere Wahrheit fängt in Dir selbst an. Du weisst momentan gar nicht, was in Deinem Oberstübchen durch die Suchtausübung alles verquer ist.
Woher solltest Du auch ...?
In Deinem Beitrag lese ich dutzende Male das Wort "man", wenn Du über Dich sprichst.
Wieso machst Du das? "Man" ist so schön allgemein ...
Ganz einfach - Du selbst lenkst von Dir ab.
Übe es einfach ruhig in jedem Satz "Ich" zu benutzen.
Es wird Dir helfen, Deine Gedanken und Gefühle bezüglich des Spielens - die Du jetzt eigentlich verleugnen möchtest, zu akzeptieren.
Dies ist sehr sehr wichtig, denn erst wenn diese Akzeptanz vorhanden ist, dann kannst Du etwas ändern.

Wieso habe ich Dich als Träumer betitelt ...
Nun, Du bist 26, wohnst bei den Eltern - und machst Dich deswegen selbst fertig.
Ich war 43, als ich bei meinen Eltern auszog.
Allerdings war ich Ende 38, als ich mit dem Spielen aufhörte.
Ich konnte mir meinen Traum erfüllen und wohne heute in meinem eigenen kleinen Häuschen.
Davor aber habe ich mich gescheut auszuziehen.
Ich war durch meine Sucht gefangen. Einerseits wusste ich nicht, wie ich spielen und gleichzeitig eine Wohnung finanzieren sollte.
Auf der anderen Seite aber befand ich mich in einem sicheren Hafen.
Gab am Anfang des Monats Geld für Kost und Logie ab - und konnte den Rest des Monats machen, was ich wollte.
Es war ein Kompromiss ... ein fauler ...

Obwohl ich Jahre vorher schon einem eine SHG besucht hatte - allerdings nur als Alibi - fühlte ich mich immer alleine und vollkommen unverstanden.
Das änderte sich erst, als ich den "aufrechten Willen" fasste nicht mehr zu spielen UND offen wurde für die Erfahrungen Gleichgesinnter.

Es hat mir gut getan, Dinge von Anderen zu hören, die ich selber nie gewagt hätte auszusprechen. Diese "Erkenntnisexplosionen" in meinem Oberstübchen haben mir gezeigt, dass meine Gedanken und Gefühle durchaus etwas "normales" sind.
Als ich die SHG aufsuchte, war ich nicht mehr alleine ...
Auch dies hat mir geholfen, meine Sucht zu akzeptieren - und darauf aufbauend, an mir zu arbeiten.

Ich habe auch akzeptiert, dass meine Sucht mich ein Leben lang begleiten wird.
Dann ist es ebens so - für einen Süchtigen ist dies "normal".
Ich lebe jetzt seit einigen Jahren abstinent und habe absolut kein Problem damit spielfrei zu bleiben.
Das ist der Stand heute ... doch damit es morgen auch noch so aussieht, lese und schreibe ich z.B. in diesem Forum.

Wenn Du Dir jetzt einen neuen Kredit aufnehmen würdest, dann wüsstest Du ganz genau, wo das Geld wieder landen würde.
Das "Chasen" - die Jagt nach dem großen Gewinn hat Dich voll im Griff.

Zitat
Beim Psychiater war ich auch schon. Anliegen war damals meine Reisekrankheit, gesprochen hatten wir aber über meine Spielsucht. Sein Vorschlag, nicht mehr zu Spielen (auch keine Spiele, wo es nicht ums Geld geht), brachten mir keinen Erfolg, habe trotzdem weitergespielt.

War es denn ein Wunder? Du hast Dich doch innerlich gesträubt ... wie bei mir damals in der SHG.
Wie wäre es denn, wenn Du ihn noch einmal aufsuchst und ihm eine Chance gibst an Dich heran zu kommen?

Wenn Dein Beitrag heute nacht nicht nur auf Grund deiner finanziellen Verzweiflung eine Eintagsfliege bleiben soll, dann lade Dir k9webprotection herunter und installiere es.
In diesem Forum hier hat jemand eine kleine Anleitung geschrieben, wie zu verfahren ist.
Die Software verhindert den Aufruf schädlicher Seiten und ist kostenfrei.
Am Besten ist es, wenn Du Dir jemanden besorgst, der die Software mit Dir zusammen installiert.

Christian - oute Dich erneut bei Deinen Eltern.
Sie werden Dir zur Seite stehen.
Sie werden Dich in jedem Schitt unterstützen auf Deinem Genesungsweg.
Weil Du der bist, der Du bist - ihr Sohn, den sie lieben und der sie liebt.
Du hast ihre Hilfe verdient ... und Du darfst sie Dir gönnen.

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Spielsüchtig, finanzieller Absturz. Hilfe!
« Antwort #2 am: 01 Mai 2013, 23:39:17 »
Hi Olli,

ich danke dir für deine ausführliche Antwort und für deine Hilfe. Habe letzte Nacht nochmal überlegt wie ich es anstellen kann um "clean" zu werden.

Die Sache mit dem Online-Banking, ich werde nochmal zur Bank gehen und es doch umstellen lassen auf ein Klassisches Girokonto. Die Sparkasse verlangt seit dem 01. nun auch eine Kontoführungsgebühr fürs Online-Banking, da kann ich auch gleich das klassische Girokonto nehmen. Zwar ist es nicht die Endgültige Lösung für meine Spielsucht, aber es erschwert es zumindest etwas. Was mir bis jetzt auch etwas geholfen hat ist, dass ich das Geld sofort ausgezahlt hatte, als es ankam, aber das hat nur gut funktioniert, wenn ich an dem Tag arbeiten musste, weil so bin ich immer gleich am Automaten vorbeigekommen. Wenn ich frei hatte, so wie diesen Monat, dann war der Ofen aus. Man kann wirklich sagen, dass sobald ich den PC starte, ist das Geld weg. Vielleicht sind es bei mir auch die Glücksgefühle, die ich erzwingen möchte, sodass ich mich sagen hören will "Jeah! 500 EUR gewonnen. Geil!". Ich freue mich dann riesig, bin völlig außer mir. Was ich in den Moment aber immer nicht wahrnehme ist, dass ich genau in diesen Moment meine Spielsucht steigern tue.

Das mit dem Outing, dass lasse ich lieber. Ich habe oft darüber nachgedacht es zu tun, aber was bringt mir ein Outing vor Menschen, die mir wichtig sind? Zu viel Angst habe ich davor, dass ich in Ablage S wie Spielsuchtie geschmissen werde. Besonders auf Arbeit wäre das für mich unerträglich, die meisten zerfetzen sich regelrecht das Maul, da wäre meine Spielsucht nur gefundenes fressen, quasi ein Festmal, welches noch nach Monaten oder gar Jahren immer noch nicht verdaut wäre. Lieber würde ich einmal sagen wollen "Ja, ich war Spielsüchtig".

Die Sache mit dem Psyschater. Naja, eigentlich wollte er mir nur helfen. Auf ein Versuch lasse ich es aber nochmal ankommen. Manchmal muss es nur ein Satz sein, der einen hilft, z.B. "anderen geht es schlechter".

Im Kopf geht es bei mir so ab: Links die Realität, welche mir meistens erst bewusst wird wenn es zu spät ist, und rechts die Spielsucht. Sobald Geld auf mein Konto drauf ist rutsche ich nach rechts ab, alles andere lass ich in dem Moment hinter mir (ich und Spielsüchtig? *gelöscht*). Vor und nach dem Spielen Links, und wenn ich spiele rechts. Fand es sehr zutreffend, als andere hier schrieben "ich will mein altes Leben zurück".

Mit dem Kredit hast du glaube ich auch recht. Vermutlich (eigentlich nicht nur eine Vermutung) werde ich dann wieder alles verspielen und mich noch tiefer in die Scheiße reiten. Machen würde ich es also nur, wenn die Spielsucht besiegelt und ich nicht an "Onlinecasino" denke, sobald ich ein paar hundert Euro auf mein Girokonto sehe. Momentan ist das leider so bei mir.

Hast du vielleicht ein Tipp für mich, was ich tun oder denken kann, sobald ich das Geld auf mein Konto sehe? Wie gehst du damit um?

Ja, das mit den "man"  ;D Als ich anfing zu schreiben fing jeder Satz mit "ich" an, dass wollte ich eigentlich vermeiden, es klingt immer so Egoistisch, so als ob nur ich Spielsüchtig bin und nur ich richtig Tief gesunken bin.

Mit den SGH überleg ich mir nochmal, habe eine bei uns in der Stadt, müsste ich mich informieren. Ich möchte den Wert des Geldes nochmal neu erlernen. Derzeit ist es so: Geld = Schnell PC anmachen und viel Geld gewinnen. Will es aber so haben: Geld = Sparen, vielleicht neue Klamotten (wenn notwendig), vielleicht noch was schönes, mehr Freizeitaktivitäten, ...

Ich denke ich werde dieses Forum öfters besuchen. Ich fühle ein winzig kleines Stückchen Freiheit, wenn ich darüber schreibe und weiß, dass es Menschen gibt die sich meine Probleme durchlesen.

Re: Spielsüchtig, finanzieller Absturz. Hilfe!
« Antwort #3 am: 02 Mai 2013, 06:43:25 »
Hallo Christian,

also ich habe so mein Problem damit, dass du dich nicht outen möchtest. Ich glaube das ist mit der erste Schritt für ein spielfreies Leben. Ich weiß wovon ich rede. Ich habe 2 Jahre jetzt gespielt und als ich beschlossen hatte den ganzen Spielwahnsinn ein Ende zu bereiten hatte ich den meisten Schiss mich vor meinen Freunden zu outen. Schamgefühl, was solen die von mir denken usw. Die sind mir nicht um den Hals gefallen, aber gesagt warum bist du nicht viel früher gekommen. Das frage ich mich auch, aber kann ich nun nicht mehr ändern. Sollte wahrscheinlich so sein.

Heike

*

Offline Olli

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Re: Spielsüchtig, finanzieller Absturz. Hilfe!
« Antwort #4 am: 02 Mai 2013, 07:34:20 »
Hi Christian!

Ich weiss - im Groben zumindest - was da gerade in Dir vorgeht.

Lese doch bitte Deinen eigenen Beitrag noch mal durch - achte dabei nicht nur auf Deine Formulierungen - achte auch auf das, was Du nicht geschrieben hast.

Was würdest Du denken, wenn ich Dir die Beiträge geschrieben hätte?

Nun, in Dir ist ein Zwiespalt. Auf der einen Seite erlebst Du diese Glücksgefühle, auf der anderen Seite erlebst Du auch die finanziellen Konsequenzen.
Wenn Du alles auf eine Waage stellst und Deinen Verdrängungsmechanismen freien Lauf lässt, dann steht in Deinem Beitrag schlichtweg: Ich will weiter spielen!

Was ist aber mit den anderen negativen Auswirkungen?
Wieviel Zeit verbringst Du beim Spielen?
Wieviele Freundschaften hast Du einschläfern lassen, weil Du spielen wolltest?
Wie oft hast Du bereits gelogen, verheimlicht und ... betrogen?
Wo ist Dein Selbstwert?
Wieviel Zeit verbringst Du täglich in Gedanken beim Spielen oder bei den Vorbereitungen?

Weisst Du, ich habe Dich als Träumer betitelt, weil Du Ziele sehr wohl hast - aber Dich dafür nicht bewegst, bzw. nur halbherzig.
Dieses Verhalten ist absolut "normal" für uns.
Doch so bleiben die Ziele unerreichbar - sie bleiben Träume.

Ein ehemaliger Forenfreund hatte hierfür drei brutale Worte:
Kapiere oder krepiere!

Ist Dir bewusst, wie viele Spieler aus voller Verzweiflung Suizidgedanken haben?
Weisst Du, wieviele es versuchen und wieviele es letztlich auch schaffen?

Was bist Du Dir selbst wert? Wie war das früher? Wie könnte die Zukunft aussehen?

Christian - es ist die Zeit für Entscheidungen.
Wenn Du sie fällen willst, dann musst Du Dich vorher konfrontieren.

Es gibt bei uns kein Halbschwanger - entweder Du spielst - oder Du lässt es sein.
Entweder Du nutzt die Werkzeuge, die sich Dir bieten - oder Du lässt es sein.
Entweder Du überwindest Deine Ängste - oder Du fischst weiter im Trüben.

Es gibt soooo viele Entscheidungen, die Du treffen "darfst".
Da gibt es große und da gibt es kleine.
Wenn Du die Großen (Outing vor Deinen Eltern) jetzt noch nicht angehen möchtest - gut.
Dann arbeite erst einmal die Kleinen ab.
Mache heute noch einen Termin bei Deinem Psychiater und gehe auch hin!
Schaue heute noch nach der SHG-Adresse und gehe zum nächsten Meeting!
Rom wurde nicht an einem Tag gebaut - aber alle Arbeiter haben jeden Tag Stein auf Stein gesetzt.

Nur so holt Dich Deine "Realität" wieder ein, wenn Du in deine Scheinwelt flüchten möchtest.

Das Geld auf meinem Konto und mein Umgang damit.
Zunächst einmal habe ich meine Finanzen damals in der Anfangszeit abgegeben.
Ich hatte den Umgang mit Geld vollkommen verlernt.
Es gab ein Geldmanagement, bei dem ich entschied, für was ich es ausgebe.
Spielen war dabei selbstredend tabu.
Ich habe mich mit den Einnahmen und den Ausgaben beschäftigt.
Ich habe Einsparpotentiale erkannt und mich auch belohnt.

Jetzt habe ich die Gewalt über meine Finanzen wieder selbst - mein eigenes Geldmanagement halte ich bei.
So habe ich mir vor einem Jahr einen 47 Zoll Fernseher gegönnt.
Gerade habe ich mir den Terrassenbelag gegönnt.
In Kürze gönne ich mir den Mutterboden, damit ich Rasen sähen kann.
Für mein Häuschen habe ich noch so einige Positionen, die ich mir gönnen darf.
Doch alles zu seiner Zeit ... denn Rom wurde ja ... du weisst schon ... ;-)

Denke bitte über Deine eigenen Worte noch mal nach - ok?
Es wird immer gerade dann interessant, wenn Du in Dir einen Wiederstand verspürst ;-)

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

 

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