Hi Jacky!
Ich habe eine Familie und ich bringe es einfach nicht übers Herz ihnen von meinem Rückschlag zu erzählen, dann wäre das Vertrauen komplett weg und das will ich nicht. ich will mit allen Mitteln versuchen daraus zu kommen und ich spüre eine innere Motivation und ich weiss das ich es schaffen kann ich will es schaffen.
In über 20 Jahren Suchtausübung habe gegen alle Initiativen meiner Eltern möchte ich Dir diese Anekdote schildern:
Im letzten Jahr hatten mein Vater und ich Krach. Er hat mich einfach zu sehr bedrängt und ich habe damit nicht umgehen können.
Mein Schwager versuchte zu vermitteln und irgendwie muss das Thema Spielen auf den Tisch gekommen sein.
Als ich also das nächste Mal zu ihnen ging, nahm ich meine Kontoauszüge mit, um sie zu beruhigen.
Als ich sie meinem Vater in die Hand drücken wollte, sprachen beide wie aus einem Mund:
Das brauchen wir nicht - wir vertrauen Dir.
Jacky, Du strahlst ungemein viel Zuversicht in Deine eigene Person aus, um das Outing abzulehnen.
Gleichzeitig sprichst Du aber auch vom "Rückschlag" - Deine Familie weiss also doch schon von Deiner Sucht?
OK, unabhängig davon möchte ich Dir ein pauschales Resumè meinerseits zu dem Zitat geben, weil mir diese Willensbekundungen nun mal nicht fremd sind.
Wenn ich sie lese, erinnern sie mich an den Vergleich eines Laienboxers (Du), der mit Mohammed Ali (Deine Sucht) boxt. (Aus 12 Schritte - aber wie?)
Der Laienboxer fängt sich einen gekonnten Schwinger nach dem anderen ein und landet immer wieder auf dem Boden.
Die Sinne vernebelt durch die Schläge möchte er aber trotzdem nicht aufgeben - er rafft sich auf - und fängt sich direkt den nächsten Schwinger ein.
Der Profiboxer steht dort gelangweilt und wartet nur darauf die Nase noch blutiger und die Augen noch zugeschwollener schlagen zu können. Er schwitzt nicht ... er atmet noch nicht mal schwerer.
Es gibt nur eine einzige Lösung, das Massaker zu beenden - das Werfen des Handtuchs.
Wenn der Laienboxer sich dazu überwinden kann, dann kann er seine Kraft und seinen Willen nutzen, indem er Techniken im Angriff und in der Verteidigung lernt und regelmäßig übt.
Denn der nächste Fight kommt bestimmt ...
Diese Metapher spiegelt leider auch den "Kampf gegen die Sucht" wieder.
Da ich aber aus einer GA-Gruppe komme, bin ich ein Anhänger der Kapitulation.
Diese hast Du begonnen, als Du Dich hier angemeldet hast.
Wenn ich kapituliere, dann kämpfe ich nicht mehr.
Wenn ich kapituliere, dann beginne ich die Sucht als einen Bestandteil meiner Selbst zu akzeptieren.
Sie gehört zu mir - wie der Rest meiner Persönlichkeit auch.
Ich stehe innerlich zu meiner Sucht.
Doch wie kann ich zu ihr innerlich stehen, wenn ich sie im Aussen verleugne?
Dies ist für mich ein Paradoxon.
Ein weitere Ansatz:
Ohne, dass momentan eine bewusste Absicht hierfür spürbar ist, denke ich aus meinen Erfahrungen heraus, dass ein Verschweigen nur ein Ziel haben kann - ein Hintertürchen offen zu lassen - eines für das nächste Spiel.
Somit ist ein Verschweigen gleichzeitig schon eine un(ter)bewusste Planung.
Das kannst Du durchbrechen - mit einem einzigen Gang.
Mit jeder Wahrheit - und dies ist die Basis für Abstinenz - schließt Du Dir selbst nämlich ein Hintertürchen.
Du hast Angst davor, nicht nur Vertrauen, sondern auch Erwartungen zu zerstören.
Es ist aber für Deine Eltern kein Weltuntergang!
Du hast Angst davor, dass Dir Fragen gestellt werden, die Du nicht beantworten kannst.
Woher sollst Du denn diese jetzt schon herholen?
Dies erinnert mich an meinen damaligen Fahrlehrer, der mich übelst anmotzte, weil ich beim Anfahren am Berg permanent den Motor abwürgte? Woher sollte ich es können, wenn ich es noch nicht geübt habe?
Du hast Angst davor, dass sie Dich an Deine Versprechungen erinnern, die Du gebrochen hast.
Nun, bezüglich meiner Sucht kann ich solch gravierenden Versprechungen wie - ich spiele nie mehr - gar nicht geben.
Ich weiss nicht, in welches tiefe emotionale Loch ich morgen falle und es zum Anlass nehme spielen zu gehen ...
Ich weiss nur mein Mantra:
Ich erlaube mir nur für heute spielfrei bleiben zu dürfen!
Natürlich ist mir bewusst, mein Freund, dass ich gerade ungemein penetrant wirke.
Jedoch bin ich der Überzeugung, dass das Outing ein Muss ist, um Deine emotionale Isolation zu durchbrechen.
Du brauchst ihre Liebe - und die kannst Du momentan nicht wirklich annehmen, weil Du weisst, dass Du sie belügst.
Hast Du mal nach einer SHG geschaut und nach einer Suchtberatungsstelle?
Die gemachten Wege dorthin kann Deinen Eltern zeigen, dass Du in Eigeninitiative Deine Gesesung förderst.
Ein ehemaliger Forenfreund würde dir drei Wörter an den Kopf schmettern, die zunächst einmal weh tun, jedoch viel Tiefe besitzen: Kapiere oder krepiere!
Sowas würde ich aber hier nie rein schreiben ... ;-)
Überlege es Dir noch mal ... ok?