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Spielsucht

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Re: Spielsucht
« Antwort #225 am: 21 März 2014, 18:11:39 »
Hallo Rainer

Es freut mich, dass du mit meinen Gedanken/Überlegungen etwas anfangen kannst.
Es gibt einige, die können es weniger. Aber das ist dann auch ok.

Ich bin jetzt 55 Jahre und erst in den letzten Jahren, werde ich innerlich auch laaangsam erwachsener. Mir war ja nicht mal klar, wie sehr und wie oft ich, aus stecken gebliebenen kindlichen Mustern, reagiert und gehandelt hatte. Jetzt wo ich es weiß, werden mir viele Zusammenhänge klarer.Kann mich besser verstehen.

Ja und genau wie dir, haben mir in den Spielsuchtforen oft solche Themen gefehlt. Themen die hinter dem Spielen stehen oder für die das Spielen steht.
Ich habe oft zu hören bekommen, mit diesen Problemen , bist du aber dann hier falsch. Hier kann dir da keiner helfen. Dabei habe ich nie um Hilfe gebeten, so das andere für mich die Lösungen finden sollten. Ich wollte einfach nur ich sein dürfen, mich mitteilen und mich nicht alleine damit sehen. Da aber wenige wirklich über inneres ausführlicher schreiben wollen, habe ich mich alleine damit gefühlt und es irgendwann wieder eingestellt.
Ich habe trotzdem sehr viel gelernt für mich, auch wenn es nicht so lief , wie ich es mir gewünscht hatte.Und nur das zählt im Jetzt.
ich habe mich nicht beirren lassen , vom mainstream (oder wie man das schreibt  ;) )
Am Anfang war es schwer für mich, mich nicht durch andere von mir ablenken zu lassen. Doch später wurde es immer einfacher. Ich habe die Foren genutzt um zu mir zu finden. habe geschaut auf was reagiere ich..und warum. So lernte ich mich bewusster kennen. Das hat mir sehr geholfen. In anderen Foren mit anderen Usern und anderen Umgehensweisen, lernte ich Unterschiede kennen. Lernte was mir gut tut und was nicht. Das war wichtig für mich, dieses bewusster zu wissen.Damit ich bessere Entscheidungen für mich treffen lernen konnte.
Ich gehe nicht arbeiten und so habe ich dafür viel Zeit mir genommen. Es war wie ein Studium

ich kann verstehen, das viele Menschen, durch den täglichen Stress, gar keine Zeit finden, sich so sehr mit allem zu beschäftigen. Und sich dadruch auch schnell überfordert fühlen und auch schmerzlich (wie du auch sagst) Defizite spürbar werden. Was liegt da mehr nahe, als Spieler-oder Co-Charkater (der ja noch lange in einem Steckt)als  lieber ab zu wehren ? Mir ging das ja nicht anders. Doch ich habe weiter drüber nachgedacht und habe dadurch Lösungen für mich gefunden.

Eines der wichtigsten Dinge ist für mich geworden : meine Dinge Annehmen und akzeptieren können ist das A und O . Ohne Annahme gibt es kein Verändern oder Loslassen...weil es ist ja dann nichts da.
Verdrängt, verleugnet, mir schön geredet habe ich lange genug. Ehrlichkeit zu mir selbst gibt mir die fehlende Stabilität und Selbst-Vertrauen. Bin ich zu mir ehrlich, kann ich es auch im außen sein. Weil ich zu dem stehen kann.
Und noch eines war für mich sehr wichtig: Meine Welt sehe ich nur durch mich..jeder sieht die Welt für sich anders. Wenn ich hier ein Defizit habe, habe ich dafür wo anders eine Stärke. Das ist die natürliche Gerechtigkeit. Ich werte nicht mehr so sehr ...oder anders wie früher.Und vor allem, sind andere nicht mehr meine Massstäbe. Damit habe ich mich sehr aus Abhängigkeiten, die mich oft blockierten, befreit.

Rainer, ich lese dich ja nun schon länger und habe erst jetzt gelesen, wie deine Lebensumstände waren. Umsomehr finde ich es erstaunlich , wieviel Mitgefühl und menschlichkeit und auch interessante Schlussfolgerungen, ich aus deinen Beiträgen oft lesen durfte.Ich finde es eine enorme Stärke, dass du dir das , trotz der schlimmen Umstände, bewahren konntest. Da mal hinschauen,als Ausgleich zu deinen empfundenen Defiziten, macht gleich ein anderes Gesamtbild. Oder nicht?
Defizite , hat die nicht jeder? Man kann sie ausgleichen, aufholen , aber auch einfach akzeptieren. Perfekt sein zu wollen, ist eine Illusion. Genau wie das Gewinnen beim Spielen.
Es kann nur unglücklich machen, diese Illusionen.

lg libelle









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freitagessen

Re: Spielsucht
« Antwort #226 am: 22 März 2014, 09:57:58 »
Zitat
Es freut mich, dass du mit meinen Gedanken/Überlegungen etwas anfangen kannst.

Ich möchte Dir wirklich von ganzen Herzen auch mal Danke sagen,

Nun habe ich mich Monatelang, eigentlich seitdem ich aufgehört habe, mich mit meiner Spielsucht beschäftigt.
Würde ich das jetzt als "Level" in ein Spiel vergleichen, so bin ich mit diesen "Level" durch und eine Wiederholung kommt für mich, so wahr mir mein Verstand erhalten bleibt, nicht in frage.
Das nächste Level steht an und vor das ich überhaupt richtig angefangen bin, stelle ich jetzt schon fest, es wird nicht einfacher!
Würde ich das nun mit "Geocaching" vergleichen, so gibt es eine menge, wie ich aus Deinen Beiträgen lese durfte, neues zu entdecken.
Nun weiß ich auch was mir fehlte.....es fehlte die Karte, einen Route planer.
Vieles von dem welches Du schon gefunden hast, hast Du in Deinen Beiträgen beschrieben und manchmal hast Du sogar schmutzige Hände bekommen!
Trotzdem, am ende warst und bist Du Dir (bis heute wie ich es lese), für nichts zu schade gewesen.
Damit kann ich nicht nur "etwas" anfangen, damit kann ich sogar ein ganze menge Anfangen.

Danke für Deine ehrliche und aufschlussreiche Beiträge.

GGLG Rainer
 

 
   

 
     
« Letzte Änderung: 22 März 2014, 10:01:14 von freitagessen »

Re: Spielsucht
« Antwort #227 am: 23 März 2014, 07:18:15 »
Hallo Rainer

ich teile gern und ich schreib ja auch für mich selber :-)  In dem ich meins schreibe, ist es auch für mich immer noch mal Inventur und Erinnerung. Wo und wie ich mal war, was sich verändert hat...wo ich schon besser klar komme und was mir noch Schwierigkeiten macht.

Sich nur mit der Sucht auseinander zu setzen, hat mir nie gereicht. Weil , ich wusste sehr schnell, dass das Aufhören zu spielen nicht gereicht hat.Ich hatte etliche Spielpausen und jedesmal dachte ich *das war's jetzt*...jetzt hab ich es gepackt, begriffen und bleibe spielfrei. War leider nicht so. So musste ich mich notgedrungen mehr mit meinen Inneren beschäftigen. Leider hat das bei mir nicht so funktioniert, wie bei dir.Mit diesem festen Willen, so sehr ich es auch immer wollte und mir vorgenommen hatte. Ich bin eh ein Mensch, dem jegliche Diziplin fehlt. Handel und reagiere oft aus Emotionen. Darum ist es wichtig für mich zu wissen, woher meine Emotionen kommen, mit was sie zu tun haben. Damit ich sie früh genug erkenne und damit anders umgehen lernen kann.Ich musste Aufmerksam und Bewusster werden um das besser steuern zu lernen. Nicht nur wegen dem Spielen, sondern es ging da um den ganz normalen Alltag und auch Beziehungen. Das Spielen und mein Alltag wirken gegenseitig auf sich.
Ich habe noch genug Baustellen, es ist ne Lebensaufgabe :-(

Ab 1. April werde ich vorsorglich, zu allen anderen Schutzmassnahmen, noch die Spielerselbstsperre für Spielhallen nutzen. Besser ist besser. Weil bei mir ist es leider immer noch so, dass ich mich immer noch vor mir selber schützen muss.


lg libelle
« Letzte Änderung: 23 März 2014, 07:28:38 von libelle »

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Offline andreasg

  • *****
  • 2.083
Re: Spielsucht
« Antwort #228 am: 23 März 2014, 12:43:04 »
Hallo Libelle,

einen kleinen Reiter von mir in den Dialog, den ich gerne mitlese: meine Emotionen lassen sich nicht kontrollieren, weder die negativen - noch die positiven. Manchmal fühle ich mich einsam, verlassen, unverstanden, dann wieder läuft alles prima, ich habe Erfolg, bekomme Lob, Anerkennung. Das Pendel schlägt eben hin und her. Eine Stabilität hatte ich, als ich noch spielen ging, den Gleichschritt der Destruktivität.
Mein Gefühlsleben ist chaotisch, darum nehme ich das Werkzeug des Schreibens - hier im Forum gerne zur Hand. Über die Liebe - den Weg aus der Sucht, aber erst in vier Wochen im separaten Block. Darauf freue ich mich!
Wenn ich unterweg (un)vermittelt einer Spielstätte näher rücke, wechsele ich intuitiv die Straßenseite, baue so Distanz zum Glücksspiel auf.
Dann kommt schon einmal ein Lächeln über meine Lippen.

Schöne 24 Stunden und einen sonnigen Sonntag
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

Re: Spielsucht
« Antwort #229 am: 23 März 2014, 20:47:53 »
Hallo Andreas

stimmt schon , Emotionen kommen und gehen und es ist ja bei jedem so. Nur traumatisierte Menschen, und das sind nun mal viele, die in einer Sucht landen, die haben noch mal extremere Emotionen und auch Gedanken.Ich für mich, hab es schon gut lernen können, durch andere Gedanken auch meine Emotionen etwas regulieren zu können. Aber dadurch sind sie nicht von vornherein weg..ich hab nur anders damit umgehen gelernt , mit der Zeit.

lg libelle

ps ich hoffe deinen Block dürfen wir dann auch mit lesen ? ich lese dich gern :-)

Re: Spielsucht
« Antwort #230 am: 16 Oktober 2014, 23:24:57 »
Hallo,
Da ich ein Problem habe sehe ich nur noch eine Möglichkeit mich hier zu offenbaren.
Es fing alles vor 3 jahren mit dem Lotto Gewinn an. Da wir eine Spielgemeinschaft von der Arbeit aus waren und im Spiel 77
 7777,77 Euro gewonnen hatten und ich das Geld den Mitspieler ausgezahlt hatte kam mir die Idee das Geld wieder rein zu holen.
Im TV lief immer die Werbung ja ich habe 50cent gewonnnen also gewinne ich auch. Nach paar Runden und 20euro reicher fiel mir ein hey es gibt ja noch andere Anbieter wo man mehr Kohle machen kann. Das war der Anfang vom Ende erst kam gewinne von 700, 1800 dann der ganz große Wurf von 3500euro aber das ich schon ne menge Geld investiert habe viel mir erst gar nicht auf bis ich die Kontoauszüge gesehen habe. Also fing ich intensiver an um das verlorene Geld wieder reinzuholen aber das ging voll daneben.
Gut hab ich gedacht höre ich auf und so knapp ein halbes Jahr hat es auch gehalten bis vor kurzem hat es mich wieder gepackt und ich fing wieder an das es so schlimm wurde das ich nachts nicht mehr schlafen essen und schlecht gelaunt dur die Gegend laufe. Ich übergebe mich ständig und habe
ständig angst daß meine Frau dahinter kommt weil sie mir schon mit Scheidung gedreht hat.
jetzt weiß ich echt nicht mehr weiter da ich mich sehr schäme das es soweit kommen konnte.

*

Offline Olli

  • *****
  • 7.341
Re: Spielsucht
« Antwort #231 am: 17 Oktober 2014, 18:54:34 »
Herzlich willkommen Steffen!

Zunächst einmal ein Dankeschön für Dein Vertrauen.

Wie hast Du Dich gefühlt, als Du Deinen Beitrag geschrieben hast?
War neben der Traurigkeit, der Scham (die vollkommen unnötig ist unter uns) ... vielleicht auch ein kleines bischen Erleichterung vorhanden?

Wenn das Suchtgedächtnis einmal aktiv ist, dann schläft es durch Nichtstun nicht unbedingt wieder ein.
Mit Nichtstun meine ich die fehlende Auseinandersrtzung mit Dir selbst in Form von Assoziation mit den Erfahrungen anderer Süchtigen.
Dies findest Du in einer SHG.
Du kannst Dein Verhalten und Dein Denken nur verändern, wenn Du aktiv daran arbeitest.

Dein kürzlicher Exzess ist also nicht verwunderlich.

Während Du nun einige Schritte einleitest, um Dich selbst zu schützen, frage auch Deine Frau, ob sie Dich durch ein Geldmanagement unterstützen möchte.
Dieses Outing muss sein. Zeige ihr vertrauen, indem Du Ihr Vertrauen eben nicht durch Schweigen/eine Lüge zerstorst.

Bitte auch sie darum, sich Informationen einzuholen, wie mit einem Spielsüchtigen zu verfahren ist.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Spielsucht
« Antwort #232 am: 27 Januar 2016, 11:58:36 »
Hallo,

Ich möchte alle von Ihnen bedanken...für Ihre Ehrlichkeit und Ihr Vertrauen. Sie sind sehr starke und mutige Leute. Nicht jedermann kann seine Nachteile anerkennen!!!

Re: Spielsucht
« Antwort #233 am: 26 Februar 2016, 23:16:02 »
Danke Olaf,

aber eigentlich bin ich hier um anderen zuzuhören und zu helfen. Das gibt mir mehr Motivation um weg zu bleiben. Und Ilona 😊 bei den ShG in Essen war ich schon. Die waren noch so mein Fall! Ich möchte am liebsten was eigenes zum helfen und im andere aus der schuldenfalle zu holen.

Gruß

Re: Spielsucht
« Antwort #234 am: 04 November 2016, 17:30:40 »
Ich weiss gar nicht wie ich anfangen soll, also:

Mein Name ist Tom, ich bin 39 Jahre alt und stamme aus Flensburg. Ich bin spielsüchtig. Das erste Mal dass ich mir dieses eingestanden habe ist knapp 10 Jahre her. Damals ging ich durch die Obdachlosigkeit und began meine erste Therapie. Wirklich spielfrei wurde ich nie...

Ich machte mein Abitur Ende der 90er und ging zur Bundeswehr. Da kam ich mit zwei Kameraden zum ersten Mal mit dem Casino und damals dem Roulette-Multiplayer Automaten in Berührung. Schon damals war oft am 1. das Gehalt schon verspielt. Sehr bald wechselte ich zum Großen Spiel und lernte das teuflische Spiel BlackJack kennen.

Da mein VWL Studium, welches folgte in Göttingen war und es dort kein Casino gab, konzentrierte ich mich auf Sportwetten, damals noch Oddset, mit kleinen Erfolgen. Vor allem, das das „Nachschiessen“ nicht so schnell ging half mir.

Das Geld reichte trotzdem vorne und hinten nicht. Ich ging zurück nach Flensburg, beendete mein Studium nicht sondern begann lieber zu arbeiten, ich rauchte Geld und damit ein Gehalt.

Während dieser Zeit began ich auch mit den Sportwetten im Internet it einigen schönen Erfolgen, aber es zog mich, wann immer es ging, wieder an den BlackJack Tisch.

Nachdem ich dort an einem schicksalsträchtigen Abend eine höhere Summe gewann, kündigte ich am nächsten Tag meinen Job, um numehr als Spieler zu leben. Ich muss wohl nicht dazusagen, dass es nicht funktionierte.

Im folgenden Jahr erschlich ich mir insgesamt gut 60.000 Euro von meiner Großmutter, die mir immer wieder half, obwohl die Geschichten immer waghalsiger und unglaubwürdiger wurden.

Irgendwann brach das Kartenhaus zusammen, meine Wohnung wurde geöffnet vom Gerichtsvollzieher. Die Wohnung gehörte meinen Vater, er liess mich dort kostenfrei wohnen. Seit diesem Tag habe ich mich nie wieder bei meinen Eltern oder meiner Großmutter gemeldet. Doch bei meiner Omi habe ich es einmal versucht....

Ich floh nach Hamburg. Dort gestand ich mir ein, dass ich spielsüchtig bin und liess mich endlich im Casino sperren, ich habe mich so oft dafür verflucht.....

Nach acht Monaten Notprogramme, Obdachlosenheimen, Hartz IV und vielen Sportwetten begann ich meine erste Therapie im Saarland.

Ich blieb dort und wollte ein neues Leben beginnen. Ich fand Arbeit im Vertrieb (ja, verkaufen können wir Spieler wohl alle ;)), fand eine Wohnung, aber.... Ich spielte immer noch. Es waren jetzt Sportwetten, da ich ins Casino nicht mehr reinkam, obwohl ich es mir sehnlichst wünschte.

Ich lernte dort eine Frau kennen, heiratete und bekam einen Sohn. Nach der Geburt wollte ich ihm schwören, nie wieder zu spielen. Ich tat dieses nicht, ich wusste ich kann es nicht einhalten.

Meine Exfrau trennte sich nach vier Jahren von mir. Ich spielte immer noch und es kam oft zu finanziellen Problemen. Ich habe mich ihr nie anvertrauen können. Ich verlor meine Arbeit. Ich hatte mir bei einem Kollegen Geld geliehen und nicht zurückgegeben. Bei einem unterstellten Kollegen, mittlerweile war ich Vertriebsleiter.

Meine zweite Therpie, vorher meine erste Entgiftung, ich griff auch immer mehr zum Alkohol.

Nach dieser spielte ich nahtlos weiter. Ich versuchte auch mich in den Casinos entsperren zu lassen, was nicht gelang, ich hätte ein Gutachten vorlegen müssen, das ich nicht spielsüchtig bin......

Neuer Job, ich stieg schnell zum Fillialleiter auf, ich sah meinen Sohn zumindest einmal in der Woche. Nachdem ich die ersten Male in die Kasse griff, ich konnte dieses glücklicherweise immer wieder ausgleichen, ging ich zum Arzt und wiederrum in die Beratungsstelle, ich wollte jetzt wirklich aufhören. Ich erkannte die Chance die ich jetzt mit meinem Sohn noch einmal haben würde.

Die Therapie, meine dritte, war schon genehmigt, ich hatte dieses dem Arbeitgeber nicht mitgeteilt. Am Wochenende wurde mir von meiner Sekretärin ein Umschlag mit Geld mitgegeben, einen große Summe. Ich betrank mich erst und fuhr dann mit meinem Dienstwagen nach Luxemburg, dort war ich nicht gesperrt. Ich verspielte alles und fuhr meinen Wagen zu schrott. Mein Führerschein wurde mir abgenommen.

Am nächsten Tag ließ ich mich in die Psychiatrie einweisen. Nachdem ich aus der geschlossenen in die offenen Abteilung verlegt wurde, begann ich gleich wieder Sportwetten zu platzieren.

Nahtlos ging es in die dritte Therapie, diesmal spielte ich auch dort durchweg. War ich in den ersten Therapien zumindest noch in der Klinik spielfrei, so gelang mir dieses nicht mehr.

Ich floh nach der Therapie direkt nach Irland, ich hatte mir dort einen einfachen Job gesucht. In Deutschland standen ja noch die Strafverfahren wegen dem Führerschein und der Veruntreuung aus. Hier komme ich auch wieder ins Casino. Ich hasse mich, wenn ich reingehe, ich hasse mich wenn ich rausgehe, aber drinnen fühle ich mich gut, so gut wie an keinem anderen Ort dieser Welt.

Es ist der 4.  Wieder mal kein Geld und nichts zu essen, niemanden bei dem ich mir noch was leihen kann, weil ich schon bei vielen in der Kreide stehe. Wieder einmal die Durchhalteparolen, nächsten Monat kaufe ich gleich viel Essen ein, wieder einmal: Du legst Dir 5EUR pro Tag weg und wieder mal weiss ich genau dass ich es eh nicht mache, sondern mein Geld wieder verspielen werde, und ich freue mich schon wieder aufs Casino, wenn ich ehrlich bin.

Ich überlege was ich machen kann. Für den Selbstmord hatte mir schon früher der Mut gefehlt. Ich habe auch schon darüber nachgedacht nach Deutschland zurückzufliegen. Da ja noch die Strafverfahren offen sind, habe ich vielleicht Chance festgenommen zu werden und ins Gefängnis zu dürfen. Da hätte ich dann vielleicht endlich einmal meine Ruhe vor den Geistern..

Jetzt geht es mir besser wo ich das geschrieben habe....

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Offline Olli

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Re: Spielsucht
« Antwort #235 am: 05 November 2016, 08:47:31 »
Hi Tom!

Ich danke Dir für das Teilen Deiner Gedanken!

Hast Du es schon mal mit einem Betreuer versucht?
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline Ilona

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    • Fachverband Glücksspielsucht e.V.
Re: Spielsucht
« Antwort #236 am: 05 November 2016, 10:39:41 »
Lieber Tom,
willkommen in unserem Forum. Als ich deinen Beitrag las, fiel mir gleich Synanon in Berlin ein. Das könnte evtl. was für dich sein. Vielleicht kann man dich dort auch an einen Anwalt vermitteln, der dich wegen der offenen Strafsachen berät. Was hältst du von dieser Idee?
Alles Gute für dich und
Viele Grüße

Ilona

http://www.synanon-aktuell.de/aufnahme-sofort.html

Re: Spielsucht
« Antwort #237 am: 06 November 2016, 21:23:30 »
Liebe Ilona, lieber Olli,

danke für Eure Antworten. Über beides habe ich nachgedacht und es wäre glaube ich auch an der Zeit für so etwas.

Ich befinde mich aber im Moment im Ausland und kann aufgrund geschilderter Dinge nicht so ohne weiteres mehr einreisen.

Dieses ist mein Dilemma, ich laufe so lange weg vor irgendetwas und weiss trotz dreier Therapien nicht was es ist und mein einziger treuer Begleiter ist das Spiel.

Trotz des Wissens dass es mich umbringen wird, weiss ich nicht ob ich mich trennen kann und letztendlich auch nicht ob ich dieses überhaupt will, so peinlich mir das auch ist.

*

freitagessen

Re: Spielsucht
« Antwort #238 am: 07 November 2016, 20:00:42 »
Hey Tom,

ich Danke dir auch fürs teilen..
Dachte gerade, ist wirklich der Hammer was wir uns zumuten bzw. zugemutet haben.
Versauen uns letztendlich das ganze Leben und das alles für ein bisschen Hohlraumsausen :)

Hatte mich vor einiger Zeit auch noch damit abgefunden Süchtig zu sein, richtete mein Leben nach dieser Sucht...halt finanziell und so (ansonsten hast du als Spieler eh kein Leben), dann wenigstens das notwendigste und gut is.
Naja, wenigstens redete ich mir das ein -also wieso ändern, läuft doch ::)

Habe mir dann doch irgendwann mal Gedanken gemacht, also über mein erbärmliches dahin vegetieren..
spielen war Geil jaja, musste mich auch für nichts und niemand verantworten, war halt ein eingebürgerte Dauerflüchtling in der realen Welt.
Nun gut, in Wahrheit nur auf der Flucht vor mir selbst, habe mich auch sonst jegliche Verantwortung/en entzogen, besonders der eigenen...hat doch was, wenn auch nix, aber von nix, dass lebt sich als Spieler doch am besten :D

Fand Deine letzte Zeile auch durchaus interessant..."Spielfrei und Du weißt nicht ob Du das überhaupt willst"...

Naja...ich habe auch immer son Persönliches Fazit -und wenn ich dich so lese, also das was du bis Dato zelebrierst hast,
was soll ich sagen Tom: Spiel noch ein bisschel?
Was ich allerdings nicht verstehe...wieso ist dir das Peinlich?

Vielleicht solltest du beim letzt genannten (Peinlich) Ansetzten lieber Tom...?

Und zu guter letzt, spielen konnte ich überall auf der Welt
und aufgehört, nun, dass habe ich da wo ich gerade war!

Es gab nur EINE einzige Bedingung...

Du machst das schon,
bis dahin einen lieben Gruß nach Irland :)

Rainer
« Letzte Änderung: 08 November 2016, 00:41:44 von freitagessen »

Re: Spielsucht
« Antwort #239 am: 13 November 2016, 10:14:22 »
Hallo Rainer,

Ich habe mir die Zeit genommen und deine Thread von Anfang an durchgelesen. Ok ich gebe zu vllt habe ich auch mal den ein oder anderen Text weggelassen  ;D

Ich muss schon sagen dass ich beeindruckt bin. Jeder hier weiss wie schwer es ist, es "einfach sein zu lassen" aber diesen Weg seit 2012 zu gehen und sich immer noch so mit seiner sucht auseinanderzusetzen ist super.
Ich denke viele hätten das Thema schon abgehakt nach ich weiss nicht vllt einem jahr um dann in die gefahr zu laufen wieder mal spielen zu gehen, denn man hat es jetzt ja unter kontrolle..

Hut ab und noch eine Frage :)
Was hat es mit deinem Nicknamen aufsich?



 

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