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Erfahrungen als Mutter eines Spielers

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Erfahrungen als Mutter eines Spielers
« am: 12 September 2012, 18:18:31 »
Hallo an alle hier,
nachdem ich einige Sachen hier schon gelesen habe möchte ich mal ein wenig aus der Sicht einer Angehörigen schreiben. Mein Sohn ist 25 Jahre, wann genau alles anfing kann ich nicht genau benennen. Sportwetten als 14 J. mit seinem Vater gemeinsam,mit ca. 18 J. Onlinepokern mit teilweise hohen Gewinnen. Er vernachlässigte seine Ausbildung , ließ sich oft krank schreiben u.s.w. als Mutter habe ich schon bemerkt, dass er sich zunehmend persönlich veränderte.Nun vor kurzer Zeit erfuhr ich, das sein Vater von dem ich seit 2005 getrennt lebe schon seit 1992 in Spielhallen unterwegs war und sicher noch ist. Er/ auch mein Sohn hat ein großes Lügenkonstrukt aufgebaut, um alle in der Familie zu täuschen. Ich habe als ich von der Spielsucht meines Sohnes erfahren habe und den Dingen wie* er sich stets Geld besorgte, den Kontakt abgebrochen und bin aus dem System ausgestiegen. Dennoch hat er bis heute keinen Leidensdruck und wird nach wie vor vom Vater( der seine eigene Sucht als Hobby sieht) und anderen Familienmitgliedern unterstützt. Das seelische  Leid, welches diese Sucht bei Angehörigen verursacht ist nicht zu beschreiben. Ich bin dabei mich mit dem Gedanken anzufreunden, dass er wahrscheinlich nie wieder gesund wird oder so hoch verschuldet, das ein normales Leben (evtl.Familie o.ä.) damit unmöglich. Ich bin die einzige,die  sich zurück gezogen hat und ihm keine finanziellen Mittel zukommen lässt. Somit erscheine ich allen als die Person** mit der etwas nicht stimmt ( was für eine Mutter ist das ?!), was mich natürlich sehr verletzt . Um  mich auch psychisch zu schützen werde ich weiterhin den Abstand wahren und wenn nötig auch die Stadt verlassen.Er ist mein einziges Kind. Der Unterschied zum Süchtigen ist sicher, das er eine Wahl hat. Als Mutter leider nicht, zumal der persönliche Umgang ja wirklich nichts mehr mit der Realität zu tun hatte und alles wie eine Inszenierung ablief. Wenn ich ihn auf der Straße sehe, erinnert mich emotional  nichts mehr daran das er mein Sohn ist.Das tut mir sehr leid, meine Kraft
mich an die Hoffnung zu klammern, er schafft das irgendwann reicht nicht mehr.Sicher haben hier andere ähnliche Erfahrungen gemacht ?
lg marissa13

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Offline Olli

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Re: Erfahrungen als Mutter eines Spielers
« Antwort #1 am: 13 September 2012, 16:13:50 »
Hi Marissa!

Herzlich willkommen!

Ich heisse Olaf, bin 45 Jahre alt und nach über 20-jähriger Suchtausübung nun etwas über 6 Jahre spielfrei.

Ja, Du hast recht - Dein Sohn leidet nicht - zumindest ist es ihm nicht bewusst.
Wie oft wurde mir in all den Jahren gut zugeredet, gebettelt und gefleht.
Es hat mich nicht erreicht ...

Ich habe mich in meine eigene kleine Welt begeben, in der sich alles um die Automaten drehte.
Wie konnten ihre Worte mich erreichen, wenn ich nur die angeblich positiven Seiten des Spielens wahrnahm? Den Rest verdrängte?

Für mich ist es eine Tatsache - das Spielen hat mir einfach Spaß gemacht.
Ich war alleine unterwegs und mit vermeindlichen Freunden.
Ich schlug Stunde um Stunde in Spielhallen meine Zeit tot - ich war beschäftigt - teils in positivem Stress.
Ich erfuhr Erfolgserlebnisse, die ich im realen Leben zwar auch hatte - aber nicht wahrnahm oder nicht annehmen wollte.
Ich erfuhr Anerkennung - je risikobereiter ich war, desdo mehr.

Doch irgendwann merkte ich, dass mich das Spiel nicht ausfüllte.
Ich wurde mehr und mehr unzufrieden und ganz langsam realisierte ich auch die negativen Seiten des Spielens.
Irgendwann dann habe ich mich ein letztes Mal meinen Lieben offenbart.
Diese Mal war es nicht erzwungen, weil ich mit dem Rücken an der Wand stand, oder ich aufgeflogen war - dieses Mal machte ich es freiwillig.

Durch meine Freunde in der SHG und in SHFs bekam ich langsam aber stetig neue Aspekte meiner Persönlichkeit vor Augen geführt.

Meine Liebe, ich bin überzeugt davon, dass jeder Spieler seine eigene Zeit hat um zu erwachen. Bei dem einen ist sie früher erreicht - bei dem Anderen eben später.

Meine Eltern haben mich bestimmt ein Dutzend Male rausgeschmissen - und wieder aufgenommen.
Sie haben mich auch finanziell aufgefangen und aus meiner heutigen Sicht unbewusst dazu beigetragen, dass ich die Konsequenzen meiner Sucht nur abgeschwächt mitbekam.
Sie haben mich damit in meiner Sucht unterstützt, so hart dies auch klingt.
Hier steckte keine Absicht hinter. Sie wollten an mich glauben und sie konnten diesen Glauben einfach nicht aufgeben.

Du hast etwas gemacht, von dem ich mir heute wünsche, meine Eltern hätten es getan.
Du hast Deinen Sohn fallen lassen.

Es ist egal, was andere davon denken - er selbst - sein Vater - die Familie und Freunde - Du hast aus meiner Sicht vollkommen korrekt gehandelt.

Du hast, wie mir scheint, eben wegen der Mißachtung der Anderen trotzdem einen Gewissenskonflikt auszutragen.
Du kannst Dir Deinen Standpunkt verfestigen, indem Du als Angehörige z.B. eine Selbsthilfegruppe für Spieler besuchst.
Dort kannst Du zudem nachfragen, ob auch eine eigene Angehörigengruppe existiert.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline stoni

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Re: Erfahrungen als Mutter eines Spielers
« Antwort #2 am: 14 September 2012, 14:15:59 »
Hallo Marissa,
ich möchte auch ein kurzes Statement zu deinem Beitrag abgeben.
Zuerst einmal möchte ich dir zu deinem Schritt gratulieren.Im Moment scheint er für den einen oder anderen verantwortungslos und unverständlich.Aber es ist der einzig richtige Weg,dich selbst zu schützen.Wie dir Olli schon geschrieben hat,kommst du durch alles andere in eine Co-Abhängigkeit,die dich selbst zum "Knecht" deines Sohnes macht.Du mußt dir in keinster Weise Vorwürfe machen und darfst sie dir auch nicht von Anderen einreden lassen.Akzeptiere die gegenwärtige Situation so,wie sie ist.Du hast eh nicht die Macht,deinen Sohn davon zu überzeugen,daß er etwas unternehmen muß.Diese Erkenntnis muß er selbst gewinnen....und das scheint im Moment nicht so zu sein.Ich kann dir als ein von der Spielsucht selbst Betroffener nur raten,an deinem Standpunkt festzuhalten.Nur so kannst du....wenn im Moment auch nur indirekt....deinem Sohn helfen!Vielleicht kommt der Tag,an dem er versteht und akzeptiert,daß er dieser Sucht verfallen ist...der Tag,an dem er versuchen wird,etwas an seiner Situation zu verändern.Dann wird es wichtig sein,daß er weiß,daß er auf seine Mutti bauen kann.Ich spreche da auch aus Erfahrung,auch wenn es bei mir mit anderen Dingen zu tun hat.Deshalb weiß ich nur zu gut,wie schwierig die Situation für dich ist!Ich wünsche dir ganz viel Kraft dafür und deinem Sohn den baldigen Weg der Erkenntnis!Aber verzweifle bitte nicht,wenn dieser Weg länger werden sollte!Irgendwann wird er ihn gehen!
GlG Volkmar

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Offline Otte

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Re: Erfahrungen als Mutter eines Spielers
« Antwort #3 am: 17 September 2012, 05:15:17 »
Hallo Marissa,

auch ich möchte kurz antworten. Ich bin Glücksspielabhängig (spielfrei) u. Alkoholiker (trocken) . Du hast das einzig richtige für Dich getan, du hast Deinen süchtigen Sohn fallen lassen (hatte Olli ja schon geschrieben) . Mehr kanntst Du auch im Moment leider nicht tun, außer f. Dich selbst zu sorgen u. wirklich vielleicht eine Angehörigengruppe besuchen. Falls es keine Gruppe in Deiner Nähhe gibt, gehe einfach zu einer Angehörigengruppe der Alkoholiker, denn Sucht ist Sucht, egal welcher Art u. alle haben ähnliche Erfahrungen gemacht und die Gruppe wird Dir wahrscheinlich sehr gut tun, weil du dort verstanden wirst.

Ich wünsche Dir viel Kraft, Gruss Otte

 

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