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Bin neu hier

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Bin neu hier
« am: 14 Juli 2011, 18:01:39 »
Hallo zusammen, ich bin neu hier und geschockt von dem was ich bisher gelesen habe. Ich selber bin Mutter (58) eines spielsüchtigen Sohnes (39). All das was hier beschrieben wird kenne ich nur zu gut. Meine eigenes Verhalten als Co-Abhängige, sowie auch das Verhalten meines Sohnes.
Aber wie schlimm das wirklich alles ist, wurde mir erst beim lesen klar.

Ich möchte etwas ändern, weiß aber nicht wirklich wie. Das Leben meines Sohnes und mein eigenes sind sehr schwer zu trennen. Er arbeitet in meinem Büro. Werfe ich ihn raus ist er zusätzlich noch arbeitslos. In unserem kleinen Dorf läßt sich all das nicht geheim halten, so daß dies auch das Ende der Fa. bedeuten könnte, also auch meine Existenz gefährdet ist.

Wir sind im gleichen Sportverein, auch da wüßte ich nicht wie ich erklären könnte wieso sich unsere Wege getrennt haben. Alles ist verflochten und hängt irgendwie zusammen.

Mein Sohn findet ich übertreibe das Problem stark und findet das ganze nicht toll, aber auch nicht dramatisch. Bis auf die ganz wenigen Ausnahmen in denen er mal echt am Boden war wo absolut nichts mehr ging. Er hatte meine Konten geplündert und alles verspielt.
Seitdem sind zwar alle Karten im Safe verschlossen, aber es gibt ja auch Pfandhäuser. Da landeten dann mein Schmuck, Kamera etc.
Auch das ist inzwischen alles eingeschlossen. Im fällt aber immer was neues ein und alle Maßnahmen zum Selbstschutz sind irgendwann wirkungslos.
Nach solchen Aktionen ist er sehr reumütig und geknickt, versucht alles besser zu machen und jedes Mal bin ich wieder drauf reingefallen, weil ich ihm ja eigentlich helfen möchte aus dieser Spirale raus zu kommen.

Ich hoffe hier Anregungen zu finden wie ich das schaffe.

Inferna

*

Offline Olli

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Re: Bin neu hier
« Antwort #1 am: 15 Juli 2011, 09:59:23 »
Hallo Inferna!

Herzlich willkommen in unserer Gruppe!

Zunächst einmal bekommst Du von mir eine ganz wichtige Anregung:
Verschleiere nicht - lüge nicht für Deinen Sohn - sei offen - sei ehrlich!

Es gibt für DICH überhaupt keinen Grund dafür!
Es ist ein klein wenig ein hinkender Vergleich - ich weiss:
Wenn sich Dein Sohn ein Bein bricht - verschleierst Du dies auch?

Dein Sohn ist krank - Peng! - So kurz und knapp - so einfach!
Spielsucht ist eine anerkannte Krankheit - Dein Sohn und Du auch - Ihr leidet darunter.
Hast Du etwa Angst, Du würdest Deinen Sohn "bloßstellen"?
Ist DIR die Sache peinlich?
Hast Du Angst, Du hättest als Mutter in der Erziehung versagt?

Meine Liebe - Du bist hier - Du sorgst Dich - Du kümmerst Dich und:
"Ich möchte etwas ändern ..."

Weisst Du - da sind zwei Dinge ...
Dein Sohn trifft die Entscheidungen zu spielen - nicht Du.
So lange er nicht die Konsequenzen Seines Handeln am eigenen Leibe spürt, WIRD er nichts verändern - wieso sollte er auch?
Er hat eine liebende Mutter, die ihm sprichwörtlich den Hintern abputzt.
Er erfährt keine Konsequenzen - weisst Du, wie oft ich ehrliche Reue gezeigt habe?
Da ich aber weiterhin spielen wollte - war sie mir kurz darauf wieder sowas von Schnuppe ...
Also Inferna, ich bringe es auf den Punkt:
DU unterstützt damit aktiv die Sucht Deines Sohnes.
Du versuchst zwar immer wieder neue Wege - doch so lange Du es ihn nicht spüren lässt, wenn er Deine Grenzen ignoriert - Dich beklaut, belügt, betrügt - wieso sollte ER etwas ändern?

Spielen macht nun mal Spaß. Spielen macht glücklich - traurig - wütend - sanftmütig ...
Spielen hat mich die Welt um mich herum vergessen lassen und ich konnte mich "spüren".

Dein Sohn ist erwachsen - er ist 39 Jahre alt.
Löse Deine Nabelschnur ...

Liebe ihn weiter - mit allem, was Du zu geben hast - sei für ihn moralisch da, wenn er Dich braucht.
Doch bitte - übergebe ihm die Verantwortung für SEIN Leben!

Wenn dies bedeutet, dass er so richtig tief abstürzt - dann lasse ihn - er will es so.
Es ist SEINE Entscheidung.
Solch ein Absturz ist die Hilfe, die Du ihm bieten kannst.
Tausende Male habe ich es schon geschrieben:
Ich wünsche mir heute, dass meine Eltern mir gegenüber kosequent gewesen wären.
Vielleicht hätte ich dann nicht über 20 Jahre lang gespielt.
Vielleicht hätte ich meinen Lieben dann nicht diesen langen Zeitraum seelischer Schmerzen zugemutet.

Lasse los - mit unendlich viel Liebe - und sei dann für ihn da, wenn er bereit ist Hilfe anzunehmen.

Und ganz ehrlich ...
1. Was kümmert Dich das Gewäsch anderer Leute?
2. Du wärest überrascht, wie viele "andere Leute" in meinem Umfeld Einfühlungsvermögen gezeigt haben und versucht haben Verständnis aufzubringen, als ich bereit war offen über meine Sucht zu sprechen.

Zudem - diese Personen sind nicht blind ...
Denkst Du nicht - wenn Dein Sohn an Automaten spielt - er trifft nicht jemanden aus Deinem "Kaff" in der SH?
Der erzählt es dem Nächsten ... der wieder dem Nächsten ... usw.
Wie oft wurde sein Auto schon vor der SH gesehen?
Wie oft wurde Dein Sohn schon beim Betreten der SH gesehen?
Wie oft hat er schon in Kneipen gespielt?

Sowas geht rum, wie ein Lauffeuer ...
Die Leute wissen Bescheid - und sie schweigen, weil sie selber nicht wissen, wie sie damit umgehen können.

Ich bin in der Anfangszeit von vielen flüchtigen Bekannten angesprochen worden, WEIL ich nicht mehr an die Automaten ging.
Jetzt haben sie sich getraut - weil sie gesehen haben - ICH habe etwas verändert, was sie einst nicht nachvollziehen konnten - es hatte sie beschäftigt - sie hatten aber gewusst, dass ich mein Spielen mit allen möglich rationalen Gründen verteidigt hätte - es hätte keinen Sinn gehabt, mich anzusprechen.

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Bin neu hier
« Antwort #2 am: 15 Juli 2011, 11:39:39 »
Danke für Deine Antwort. Vom Kopf ist mir das alles klar. Ich müßte ihn rauswerfen, ganz fallen lassen, Firma  Firma sein lassen u.s.w., aber ich habe Angst! Panische Angst davor das er sich etwas antut und ich damit vor lauter Schuldgefühlen nicht mehr leben kann.

Du hast das schon sehr richtig definiert. I c h  fühle mich als Versager (in der Erziehung),
schuldig weil ich nicht früher Konsequenzen gezogen habe, bzw. es soweit habe kommen lassen.
Als ich mich damals (vor 25 Jahren )von meinem Exmann und seinem Vater getrennt habe, waren wir eine Einheit. Ich habe es genossen diesen Sohn zu haben,mit dem ich, und er mit mir, durch dick und dünn gehe. Wir haben uns gegenseitig gebraucht und geholfen.So entstand die beidseitige Abhängigkeit.

Nun habe ich diesen Fehler seit einigen Jahren erkannt und will ihn ändern oder noch lieber rückgängig machen, was natürlich nicht geht. Und genau an diesem Punkt stoße ich an meine Grenze.

Ich habe das Gefühl ich kann es nicht aushalten wenn es meinem Sohn so schlecht geht und er sich immer mehr in den Ruin begibt. Komme mir wie ein Verräter vor wenn ich ihn im Stich lasse, weil er das damals ja auch nicht getan hat.

Vieles konnte ich in den letzten Jahren mildern, weil ich einfach mehr gearbeitet habe und das ein oder andere ausgleichen konnte. Nur altersbedingt schaffe ich das nicht mehr,
bzw. bin ich so ausgelaugt, das es nicht mehr klappt und so langsam auch mein eigenes Leben nicht mehr funktioniert.

Vom Kopf her sage ich mir dann er muß ja auch alleine klar kommen wenn ich mal nicht mehr bin. In so fern ist es also mein Problem, weil i c h es nicht aushalten kann, diese Schuldgefühle, die Angst und Panik vor den Konsequenzen und was damit zusammen hängt.
Manchmal weiß ich nicht mehr ob ich nicht besser erst mal eine Therapie mache.

Inferna

*

Offline Olli

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Re: Bin neu hier
« Antwort #3 am: 15 Juli 2011, 13:58:26 »
Hi Inferna!

Panische Angst davor das er sich etwas antut und ich damit vor lauter Schuldgefühlen nicht mehr leben kann.

Hat er sich in diese Richtung bereits geäußert?
Oder existiert dieses Szenario lediglich in Deinem Kopf?

Wenn ER es bereits gesagt hat, dann gibt es zwei Möglichkeiten:
1. er meint es ernst - dann gehört er sofort in Behandlung!
2. er meint es nicht ernst - dann hat er Dich damit bereits manipuliert und nutzt Deine Ängste gegen Dich aus - schamlos.

Ich pauschalisiere mal bewusst: Er hat KEINE Schuldgefühle Dir gegenüber, wenn er Dich beklaut - ER kann wunderbar damit leben! (Dank Verdrängungsmechanismen)

Somit existiert Euer einst so wichtiges "Ihr" längst nicht mehr - ihr seit keine Einheit mehr - Eure Welten klaffen immer mehr auseinander ...

I c h  fühle mich als Versager (in der Erziehung)

Ok - hat er sich bei Dir beschwert?
War die Beschwerde gerechtfertigt? Hast Du Dich/die Situation zum Besseren geändert?

Ich nehme einmal an, dass die Versagensängste nur in Deinem Kopf existieren!

Dem Kind den Vater "genommen"? - Scheidungen kommen in den besten Familien vor!
Daraufhin weniger Zeit für das Kind gehabt? - Musste jemand Geld verdienen, damit der Lebensunterhalt gesichert ist?

Aus Deinen Worten schließe ich nicht, dass Du eine Rabenmutter gewesen bist ... ;)

Dürfen Eltern Fehler begehen? - Ja!
Eltern müssen Entscheidungen treffen!
Darunter können Fehlentscheidungen sein - na und?

Ich war immer ein Weichei - nahe am Wasser gebaut - ich ging jedem Problem aus dem Weg.
An "normaler" Intelligenz hat es mir nie gefehlt - an Faulheit aber auch nicht.
Ergebnisse von Klassenarbeiten verschwieg ich bis zuletzt - belog meine Eltern - wurde ausgeschimpft.
Und so kam es, dass ich als Kind (5. Klasse ?) eine Unterschrift meiner Eltern auf einer Klassenarbeit fälschte.
Als dies herauskam, hat sich mein Vater einen Gürtel geschnappt und meinen Rücken grün und blau geschlagen.

Dieses Ereignis hat sich mir eingeprägt und als ich mit dem Spielen aufhörte, da kam es wieder hoch. Ich hatte endlich einen Grund gefunden, weshalb ich gespielt habe.

Doch mittlerweile weiss ich - ich lag falsch.
Natürlich hat er falsch reagiert - natürlich ist solch ein Verhalten nicht entschuldbar.

Aber - ich habe ihm trotzdem verziehen.
ER hat diesen Fehler sicherlich bereut - der Gürtel ist nie wieder hervorgeholt worden.

Was ICH ihm vorzuwerfen (ein wenig übertrieben) habe - er hat SICH nie Hilfe geholt.
Weshalb ich ihm auch dies verzeihe:
ICH habe mir nie Hilfe geholt - habe nie versucht etwas zu verändern - habe in den Tag hinein gelebt - mit einfach mitgeschwommen.

Das waren meine Entscheidungen - nicht seine - es waren meine.
Ich habe letztlich mich selber isoliert - bin dann irgendwann mit dem Spielen in Berührung gekommen und habe ganz bewusst entschieden mich darauf ein zu lassen.
Ich habe entschieden zu lügen und auch zu stehlen!

ICH war es - und ich hatte jede Sekunde die Wahl ...

Es sagt sich so leicht - ich bringe mich um!
Dieser Gedanke hat mich auch immer wieder einmal überkommen.
Doch an die Umsetzung habe ich mich nie gewagt.
Und weisst Du warum? Weil ich an meinem mickrigen Leben hänge!

Ja und wenn ich es denn doch getan hätte - so wäre auch dies MEINE alleinige Entscheidung gewesen! MEINE ELTERN hätte keinerlei SCHULD getroffen!

"Wir haben uns gegenseitig gebraucht und geholfen."

Von Deiner Seite aus betrachtet trifft es doch immer noch zu.
Selbst wenn Du ihn rausschmeisst, kann er zu Dir kommen und Dich um Hilfe bitten.
Sage ihm genau das!
Du wirst IMMER für ihn da sein - moralisch in Sachen Sucht und Finanzen - tatkräftig zudem noch in allen anderen Bereichen.

"Ich habe das Gefühl ich kann es nicht aushalten wenn es meinem Sohn so schlecht geht und er sich immer mehr in den Ruin begibt."

Meine Liebe - es geht ihm nicht schlecht - zumindest nicht schlecht genug!
Sobald SEINE Schmerzgrenze erreicht wird, da wird er tätig werden!
Du hilfst ihm daher nicht, wenn Du ihn genau davor bewahrst ...

"wenn ich ihn im Stich lasse"

Du lässt ihn nicht im Stich - Du hilfst ihm!

Als Verräter kommst Du Dir vor?
Nochmals - er ist erwachsen!
Er ist nicht mehr 14 Jahre alt!
Lasse ihn die Verantwortung für SEIN Leben übernehmen!
DU bist längst nicht mehr verantwortlich für ihn!

Manchmal weiß ich nicht mehr ob ich nicht besser erst mal eine Therapie mache.

Nun, ich weiss aus dem Freundeskreis meines Forums, dass einige Angehörige eine Therapie gemacht und damit sehr gut gefahren sind.

Vielleicht fängst Du für Dich einfach einmal damit an, die Hotline auf dieser Homepage anzurufen? Eine Suchtberatungsstelle aufzusuchen? Eine SHG? Einen Therapeuten?



Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
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Re: Bin neu hier
« Antwort #4 am: 18 Juli 2011, 21:01:00 »
Hallo Olli,

danke für Deine aufmunternde Antwort. Werde versuchen mir das Gesagte zu Herzen zu nehmen.
Heute habe ich gleich damit angefangen. Alle 4 Wochen gibt es hier eine Angehörigen SHG, da werde ich hingehen.

Heute  habe ich getankt und wollte mit Karte bezahlen, ging aber nicht. Habe dann mit anderer Karte bezahlt und zuhause gleich online ins Konto geguckt. Konto leer, war zwar nicht mehr allzuviel drauf, aber immerhin fehleten 123,00Euro, abgeholt gestern nacht um 1.40Uhr.
Das heißt mein Sohn war nachts da, hat die Karte benutzt und sie anschließend auch wieder in meine Tasche getan.

Zur Rede gestellt das übliche Blabla wie tut mir leid, bekommst Du ja wieder u.s.w.

Ab sofort kann er jetzt mit seinem Büroschlüssel nicht mehr rein. Manchmal hat er nachts hier gearbeitet, geht jetzt eben nicht mehr.

Eben hat er wieder nach Geld gefragt. Er müsse unbedingt seinen Personalausweis auslösen. Er hat getankt und seinen Ausweis verpfändet weil er kein Geld hatte.Der Tankstellenbesitzer hatte angerufen und gedroht ihn anzuzeigen, falls bis heute abend das Geld nicht da ist. Eine Anzeige bedeutet Verlust der Bewährung mit allen Konsequenzen. Habe nichts gegeben. Dann kamen die Drohungen, dann müsse er sein Laptop verkaufen und könne dann nicht mehr richtig arbeiten.(Stimmt teilweise) oder sich bei einem unserer Kunden Geld leihen.

Ich habe Deinen Rat befolgt und ihm gesagt das dies dann seine Entscheidung sei.

Sicher sagst Du jetzt toll, gut gemacht.

Aber ich sitze hier wie ein Häufchen Elend und fühle mich erbärmlich.

Ich beruhige mich damit das er sicher auch die Tankrechnung nicht bezahlt hätte wenn ich ihm jetzt Geld gegeben hätte.

Manchmal kommt mir das wie eine Art Machtkampf vor, wer der Stärkere ist und das Ganze besser aushalten kann.

Inferna



Hilfee
« Antwort #5 am: 19 Juli 2011, 05:02:09 »
Ich brauche hilfe mit meine freund wir spielen immer zusammen und ich weiß nicht wie soll ich davon weg ich war terapii aber hat nur für kurze zeit geholfen und jetzt spiele ich mehr als vorhier!!!Ich kann nicht mehr so leben ohne geld und arbeiten nur fur zoken!!!Ich bin total am ende mit meine nerven ich weiss nicht mehr wie weiter!!!Ich weiss dass bringt nichts aber tue trozdem das ist das was ich nicht verstehen kann!!!

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Offline Olli

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Re: Bin neu hier
« Antwort #6 am: 19 Juli 2011, 08:21:14 »
Guten Morgen Inferna!

Nein - ich sage was Anderes - obwohl wir uns ja nicht persönlich kennen - ich bin stolz auf Dich! ;)

Und ja - Du hast richtig gehandelt!

Ein neues Detail:
Eine Anzeige bedeutet Verlust der Bewährung mit allen Konsequenzen.

Das wusste er vorher! Er war gewarnt! Er kennt die Konsequenzen!
Wenn er jetzt eingebuchtet wird, dann ist dies das Ergebnis von Ursache und Wirkung SEINER Entscheidungen!

Aber ich sitze hier wie ein Häufchen Elend und fühle mich erbärmlich.

Ich wiederhole noch mal: Du kannst stolz auf Dich sein!

Ist DIR an Deinem Schreiben etwas aufgefallen?
Der Abschnitt "Tanken-Konto nicht gedeckt-das übliche Bla-bla" ... ?
Er erscheint mir mit unwahrscheinlich viel Resignation geschrieben - emotional abgestumpft ...

Dein Sohn tut Dir nicht gut!

Weiter oben hast Du geschrieben:
Ich müßte ihn rauswerfen, ganz fallen lassen, Firma  Firma sein lassen u.s.w

Nein - Du musst nicht - aber Du darfst Dir selber diesen Gefallen erweisen.

Trotz all der vielen Gespräche und Versprechungen hat er Dich erneut beklaut.

Habe es hier bestimmt schon hundert mal gepostet:
ICH wünsche mir HEUTE, dass meine Eltern DAMALS konsequent gewesen wären.

Ich beruhige mich damit das er sicher auch die Tankrechnung nicht bezahlt hätte wenn ich ihm jetzt Geld gegeben hätte.

Meine Liebe - Du brauchst Dein Gewissen nicht beruhigen - Du hast absolut NICHTS falsch gemacht!

Alle 4 Wochen gibt es hier eine Angehörigen SHG, da werde ich hingehen.

Das finde ich klasse von Dir.
Du bekommst andere Sichtweisen - andere Erfahrungen - und Du wirst erkennen:
Du bist nicht alleine!

Gute 24 h
Olaf


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Offline Ilona

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Re: Bin neu hier
« Antwort #7 am: 19 Juli 2011, 11:25:34 »
Liebe Inferna,

auch von mir ein herzliches willkommen in unserem Forum. Deine Lage hört sich recht verzwickt an. Neben der Mutter-Sohn Thematik spielt die Firma noch eine Rolle und das Leben in einem kleinen Ort, in dem jeder alles mitkriegt. Du möchtest deinem Sohn helfen aus der Sucht auszusteigen und ein "normales" Leben zu führen. Das ist sehr gut für ihn, denn mit Unterstützung ist dies sicherlich viel leichter. Für euch alle wird das aber sehr schwer ohne regelmäßige Unterstützung. Ich finde die Idee in eine SHG zu gehen sehr gut, aber in deiner Situation brauchst du wohl mehr als nur alle vier Wochen eine Gruppensitzung.
Ich kann dir gern die Adresse einer Beratungsstelle raussuchen, zu der du gehen kannst. Die Suchtberatungsstellen sind auch für Angehörige da.

Alles Gute und liebe Grüße

Ilona

Re: Bin neu hier
« Antwort #8 am: 19 Juli 2011, 12:32:24 »
Hallo Ilona,

das wäre toll. Ich habe auch das Gefühl ich kann das nicht alleine schaffen.
Mein Sohn hatte sich schon mal eine SHG rausgesucht, ist aber nur ein paar mal dagewesen. Ich möchte aber nicht in die gleiche Gruppe gehen wie er, deshalb war cih auf eine Angehörigengruppe ausgewischen.

Mit der Firma stimmt. Er ist vom Fachwissen (einschließlich allem was mit PC zu tun hat,) eine tragende Säule in dem kleinen 2-Mann-Betrieb.

Also kommen bei mir auch noch Existenzängste mit dazu. Aber das Forum hier ist mir schon eine Hilfe. Alleine das man hier sieht es sind nicht die letzten Asozialen die spielsüchtig sind, sondern es betrifft doch unheimlich viele einst gut situierte und gebildete Menschen.
So fällt es mir leichter das ganze als Krankheit zu sehen und nicht als einfach nur asozial.

LG Inferna

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Offline Ilona

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Re: Bin neu hier
« Antwort #9 am: 19 Juli 2011, 12:42:50 »
Hallo Inferna,

schick mir doch eine e-mail oder eine PN mit deinem Wohnort, ich suche dir dann eine Beratungsstelle raus. Du kannst auch unsere kostenfrei Hotline anrufen 0800 0776611, die geben dir auch eine Adresse.

Alles Liebe, Ilona

Re: Bin neu hier
« Antwort #10 am: 21 Juli 2011, 16:15:42 »
Hallo Ilona

Danke. Morgen ist das erste Mal dieses Angehörigentreffen. Da sie zusätzlich auch eine Gruppe für Spielsüchtige haben die sich wöchentlich trifft, denke ich die werden mir sagen ob ich dort richtig bin oder besser in eine andere Gruppe gehen soll.

Meinen Lebenspartner habe ich davon überzeugt mit zu gehen. Er ist manchmal ganz schön sauer auf mich wenn ich wieder Geld gegeben habe oder irgendetwas von uns auf unerklärliche Weise im Haus verschwunden ist. Da er nur am Wochenende hier ist, hätte ich alles auch vertuschen und verheimlichen können, aber das wollte ich nicht, weil dann hätte ich auch ihn anlügen müssen.

Er mag meinen Sohn aber von Sucht, Psyche und so was versteht er nichts. Andererseits hat er ihm auch schon oft geholfen, ohne zu ahnen das er seine Sucht damit unterstützt, weil er das ganze noch weniger versteht als ich. Er weiß das er spielsüchtig ist, hat aber glaube nicht den geringsten Schimmer, was das wirklich bedeutet.

Obwohl mir jetzt doch einige Zweifel kommen ob es diese Entscheidung von mir richtig war, denn so ganz alles weiß er nicht. Ich habe ihn nicht angelogen, aber auch nicht alles erzählt. Aber es ist sicher von Vorteil jemanden zu haben wie ihn, der einem hilft das durchzustehen. Denn ich bin fest entschlossen etwas zu ändern und ich glaube irgendwie wird es zu schaffen sein. ( Bei dem irgendwie sträuben sich direkt all meine Nackenhaare und mir wird übel)

Inferna


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Offline Ilona

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Re: Bin neu hier
« Antwort #11 am: 21 Juli 2011, 17:23:26 »
Liebe Inferna,

dein Lebensgefährte kann deinen Sohn ja auch weiterhin mögen. Das sollte er auch tun. Am besten ist allerdings eine Ja-Aber-Haltung. Ja, ich mag dich und ich unterstütze dich bei der Bewältigung deiner Probleme etc., aber, ich kann nicht tolerieren was du tust. Das gefällt mir gar nicht. Es gefällt mir auch nicht, dass du dich so deiner Mutter gegenüber verhältst.

Frag bitte auch nach Einzelberatung für dich. Das wird dir gut tun.

LG Ilona



Re: Bin neu hier
« Antwort #12 am: 23 Juli 2011, 08:31:13 »
Hallo,

gestern war ich in der SHG. Leider eine ganz kleine Gruppe, nur 3 Mitstreiter.
Dadurch das es nur so wenige waren, konnte man sich aber recht gut austauschen.
Im gleichen Haus gibt es auch Einzelberatung. Nächste Woche melde ich mich an.
Mein Freund war mit und es war o.k. so.

Eine Frau besucht wöchentlich eine Gruppe in der trockene Spieler sind. Sie meinte dort hätte sie viel darüber erfahren wie Spieler wirklich " ticken ". Sie meinte das würde mir auch gut tun, da ich noch gar nicht den Durchblick hätte, was in ihnen vorgeht wenn sie spielen.
Kann ich natürlich wirklich nicht-dazu bin ich noch zu neu in der Materie.
Vieles ist mir noch fremd und neu. Aber ess interessiert mich schon brennend was in einem Menschen vorgeht der spielt. Einfach auch um das ganze besser verstehen zu können.

Schönes Wochenende und allen viel Kraft.

Inferna

*

Offline Ilona

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Re: Bin neu hier
« Antwort #13 am: 23 Juli 2011, 10:53:44 »
Liebe Inferna,

schön, dass du deinen Weg weiter gehst und in einer Gruppe warst. Auch dein Entschluss dir einen Termin für eine Einzelberatung zu holen, bringt dich sicher weiter. Ob ich regelmäßig in eine Spielergruppe gehen  würde, würde ich mir an deiner Stelle allerdings noch dreimal überlegen. Das Grundproblem von Angehörigen von Suchtkranken ist nämlich oft, dass sie sich viel mehr mit dem Leben des Suchtkranken beschäftigen, als mit ihrem eigenen. Von daher würde ich raten, in der Beratungsstelle regelmäßige Paargespräche zu vereinbaren und dich ansonsten um dich zu kümmern: Angehörigengruppe + Einzelgespräche.

Hinzu kommt, dass Spielergruppen, an denen Angehörige teilnehmen auch eine andere Dynamik haben, als reine Spielergruppen oder reine Angehörigengruppen. "Die Jungs sind dann nicht wirklich offen", wage ich mal zu behaupten. Anders ist es dann wieder bei Paargruppen, die werden aber leider ganz selten angeboten.

Liebe Grüße, Ilona

P.S. Bin gespannt, was "die Jungs" dazu sagen ;-)

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Offline Olli

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Re: Bin neu hier
« Antwort #14 am: 25 Juli 2011, 09:11:15 »
Moin!

"Hinzu kommt, dass Spielergruppen, an denen Angehörige teilnehmen auch eine andere Dynamik haben, als reine Spielergruppen oder reine Angehörigengruppen."

;) Aus meiner Erfahrung heraus liegt dies aber nicht an den Spieler-"Jungs" - es liegt an den Angehörigen ...
Sie schleifen Ihre "Jungs" vor die Gruppe - "Siehst Du - DIE schaffen es doch davon los zu kommen ... WIESO ... DU ... NICHT?" ;)

Gute 24 h
Olaf


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