Unterstützen Sie unsere Arbeit Jetzt spenden!
Hallo Gast
Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
» Mittwochsgruppe    |    » Samstagsgruppe
     

Sportwetten: Seit 7 Jahren süchtig

  • 24 Antworten
  • 37199 Aufrufe
*

Offline leo

  • *
  • 9
Sportwetten: Seit 7 Jahren süchtig
« am: 26 Mai 2011, 22:03:20 »
hi leute,

ich spiele seit ca. 7 jahren mit größeren und kleineren unterbrechungen (von 1 tag bis 2 jahre war alles dabei). insgesamt habe ich in dieser zeit ca. 20000€ verbraten - als student!!!!
bei den meisten wettanbietern bin ich auf unbestimmte zeit gesperrt, allerdings gibt es einige, die ohne druck (das wäre mir peinlich) die konten wieder eröffnen.
wie oben beschrieben ist es wie im hamsterrad: ich gerate immer wieder herein und nicht mehr hinaus. jede episode beginnt ungefähr so: "ach komm, ist doch kein problem wenn du mal 50€ einzahlst..."
jedes mal habe ich das gefühl, alles unter kontrolle zu haben, bis - je nach verlauf - die gier oder die angst vor schulden mein wettverhalten dominiert.
ich habe es schon mit allem möglichen probiert:

- limits
- führen von abrechnungen
- abstinenz
- beratung
...

nur, ich muss mir eingestehen: aus irgendeinem grund will ich nicht aufhören.

ich mache mir um alle menschen (freundin, geschwister, eltern) sorgen, nur ich bin mir scheinbar egal. von außen betrachtet würde jeder sagen ich habe nicht alle tassen im schrank: seit 4 jahren glücklich mit meiner freundin, guter hochschulabschluss trotz sucht,sichere arbeitsstelle,...kurz: alles im lot, nur bei mir nicht.

für mich sind es diese beiden komponenten, die mich spielen lassen:

- gleichgültigkeit
- aussicht auf geld

und tatsächlich: wäre ich eine maschine und würde nur einzelwetten spielen: ich hätte keine finanziellen schwierigkeiten - habe über jahre penibel buch über meine wetten geführt. allerdings gibt es phasen in denen ich - entweder aus gier oder oft ausgelöst durch einen kleinen verlust - schnell viel geld hereinholen will.

gerade wegen dieser erkenntnis habe ich schon oft versucht emotional distanz zu halten -  es hat sogar funktioniert. zum einen hatte ich dadurch keinen stress und auch einen monatlichen gewinn von ca. 100€.

allerdings reicht dann schon irgendeine kleinigkeit aus, dass ich den verstand verliere, vielmehr setze als geplant, unrealistische kombiwetten - risiko mit allem was dazu gehört...

nun ja, ihr seht schon - ich bin irgendwie nicht bereit es sein zu lassen.
dagegen spricht, dass ich hier schreibe.

danke schonmal für eure beiträge


Re: Sportwetten: Seit 7 Jahren süchtig
« Antwort #1 am: 27 Mai 2011, 13:39:07 »
hallo leo,

wie ich deinem beitrag entnehmen kann, möchtest du gerne lernen "kontrolliert" zu spielen. ich selbst habe auch lange versucht, diese kontrolle zu erlangen. du schreibst, dass in wettsituationen gelegentlich "gier oder die angst vor schulden" dein "wettverhalten dominiert." die angst vor schulden entsteht aber erst durch das spielen, richtig ?
am anfang hast du dich bestimmt auch über kleinere gewinne gefreut, oder ? hinterher konnten dir diese gewinne aber keine freude mehr abringen, oder ? du wolltest mehr...viel mehr, um den kick zu erreichen, stimmts? du hattest bestimmt auch (tag)träume darüber, was du dir mit dem ganzen geld, welches du gewinnen könntest, leisten oder abbezahlen würdest, oder?
ok. du schreibst, du hast in 7 jahren 20000 euro verbraten. hättest du dieses geld gespart, dann könntest du dir dafür jetzt sicher einiges leisten. aber darum geht es nicht. letztlich ist es egal, was du wann hättest anders machen sollen. wichtig ist, dass du jetzt hier bist und merkst, dass du ein problem hast.

"wäre ich eine maschine und würde nur einzelwetten spielen: ich hätte keine finanziellen schwierigkeiten" (hätte, wäre und wenn sind schöne konjunktive, wenn man ein wenig träumen mag. spielsucht ist aber bittere realität.)


"gerade wegen dieser erkenntnis habe ich schon oft versucht emotional distanz zu halten -  es hat sogar funktioniert." im grunde genommen hat es nicht funktioniert (zumindest nicht dauerhaft)



im endeffekt musst du selbst für dich eine klare entscheidung treffen. solange du dir einen "zurecht bastelst", hast du für dich eben diese entscheidung noch nicht getroffen. ich habe auch lange zeit gebraucht, um dies zu verstehen und bin auch erst seit kurzer zeit clean. positiv ist auf jeden fall, dass dir bewußt ist, dass irgendetwas nicht stimmt. das ist immer der erste schritt. WEITER SO!!!


gruß
marcel

*

Offline leo

  • *
  • 9
Re: Sportwetten: Seit 7 Jahren süchtig
« Antwort #2 am: 27 Mai 2011, 14:40:39 »
hi @sleepless,

danke für deine antwort.
ja, du hast recht, ich bastel es mir zurecht.
manchmal denke ich: mir geht es wohl noch nicht beschissen genug, anderseits will ich gar nicht, dass es mir noch schlechter geht.
ich merke allerdings, dass bei mir der große knall bevorsteht, denn meine finanziellen reserven sind aufgebraucht. außerdem hab ich auch schiss alles andere zu verlieren. zwar weiss sowohl meine freundin, als auch meine familie und meine kumpels um das problem. sie würden mir gerne helfen, aber ich merke, dass ich dass nur allein kann und meine lieben nur dazu "benutze" mich zu entlasten - das will ich nicht.
momentan spiele ich auch gerade...


*

Offline Claus

  • *****
  • 246
Re: Sportwetten: Seit 7 Jahren süchtig
« Antwort #3 am: 27 Mai 2011, 20:02:33 »
Hi Leo,
machs dir doch nicht so schwer von wegen bin ich nun Spiel-süchtig oder Nicht!?
Du weistt ja ein Bisserl Schwanger gibt auch nicht, oder?
gute 24 Stunden

"Wer kein Ziel hat,
dem stehen alle Wege offen!

*

Offline leo

  • *
  • 9
Re: Sportwetten: Seit 7 Jahren süchtig
« Antwort #4 am: 27 Mai 2011, 21:13:46 »
hey claus, du hast recht: siehe überschrift: "Seit 7 Jahren süchtig".
war auch innerhalb dieser zeitspanne bestimmt 4 jahre "clean", nur: ich werde immer wieder zurückgeworfen... :(

*

Offline Olli

  • *****
  • 7.314
Re: Sportwetten: Seit 7 Jahren süchtig
« Antwort #5 am: 30 Mai 2011, 10:23:39 »
Hi Leo!

Ich schmunzele gerade begeistert über Deine Beiträge!
Du versuchst "krampfhaft" aufrichtig zu sein und merkst doch nicht, wie Du Dir selber etwas vormachst.
Das ist durchaus keine Kritik - ich habe es an mir erlebt und ich erlebe es immer wieder bei den Forenfreunden.

Im Grunde genommen sind es Kleinigkeiten, an denen ich dies festmache.

Du benutzt sehr oft die Passiv-Form.
Es war für mich eine Überwindung, aber es war auch essentiell wichtig für die Akzeptanz meiner Sucht, dass ich dies abgestellt habe.

Ein Beispiel: nur: ich werde immer wieder zurückgeworfen...

Solche Formulierungen dienen dem Selbstschutz.
Wer gibt schon gerne zu selber "Mist" zu bauen?
Doch solche Formulierungen dienen auch dazu, eine Einwirkung von aussen vorzutäuschen.
Eine Schuld kann nicht angenommen werden - Verantwortung für das eigene Handeln wird abgeschoben.

Nutze also bitte immer das aktive ICH - egal, ob es unangenehm ist oder sogar schmerzt.

Du bist nämlich keine geteilte Persönlichkeit - Du bist der Mix aus dem "normalen" Du und dem pathologischen Spieler.

Aber was viel wichtiger ist - kein Anderer kann Dich aus dem Strudel herausziehen - das kannst nur DU - und es kann funktionieren.

Du bist sicherlich enttäuscht, dass Deine Selbstversuche bisher nicht funktioniert haben.
Aber ich finde sie trotzdem sehr lehrreich für Dich.
Ob Du es glaubst oder nicht - Du bist bereits auf einem guten Weg.
Genesung funktioniert nicht auf Knopfdruck - es ist ein Entwicklungsprozess.
Meiner sah ähnlich aus - etwas länger - ich habe Automaten gespielt - aber ohne die anfänglichen Fehler wäre ich nicht der, der ich heute bin.

Das Zitat gefällt mir besser:
"ich spiele seit ca. 7 jahren mit größeren und kleineren unterbrechungen (von 1 tag bis 2 jahre war alles dabei)"
als dieses hier:
"war auch innerhalb dieser zeitspanne bestimmt 4 jahre "clean""

Ich habe in meiner SHG damals lernen dürfen:
Jemand ist "trocken", wenn er zw. einem halben und einem Jahr abstinent ist und aktiv für seine Genesung arbeitet.

Wenn ich einmal raten darf: Du warst lediglich abstinent ...

Gut - Du warst bei der Beratung ...
Was trifft aus meinen Erfahrungen auf Dich zu?
Vor heute ca. 12 Jahren bin ich aufgeflogen - mal wieder.
Aufhören mit Spielen? - Einerseits ja - aber andererseits ...
Was tun? SHG anrufen - hingehen. Zeigen - hier Angehörige - ich bin doch aktiv - ich mache was ...
Also bin ich hingegangen - und ich habe aus heutiger Sicht NICHTS verstanden.
Ich wollte spielen - also tat ich es auch weiterhin.
7 Jahre später saßen die gleichen Personen dort - sie erzählten die gleichen Erfahrungen.
Ich verstand sie, weil sich meine innere Einstellung verändert hatte.
Ich wollte nicht mehr spielen und ich war endlich bereit mich mit mir zu konfrontieren und Veränderungen herbei zu führen.

"nur, ich muss mir eingestehen: aus irgendeinem grund will ich nicht aufhören."

Ja - aber der Grund liegt sicherlich nicht darin begründet, dass Du Schulden abbauen möchtest.
Bringen wir es auf den Punkt: SPIELEN MACHT SPAß!
Spielen bringt viele Emotionen ans Tageslicht - Endorphine werden ausgeschüttet.
WIR fühlen uns beim Spielen - so extrem, wie wir es im normalen Leben nicht tun.
Diese durchweg positiven Erfahrungen überlagern schnell all die negativen Auswirkungen des Spielens.
Dann stellt sich für uns die Frage: Wenn wir uns so gut fühlen - was ist falsch am Spielen?
Da wir die negativen Auswirkungen schnell verdrängen - wer hat schon gerne ein schlechtes Gewissen? - bleibt unsere oberste Priorität das Spielen.

Leo, wenn wir aber nun anfangen, uns mit der Realität zu konfrontieren, uns die seelischen Schmerzen anschauen, die Du Deiner Freundin und Deinen Eltern bereitest, uns anschauen, was wir uns selber alles zumuten - dann können sich diese Prioritäten verschieben.
Dann können wir auch der sein, der wir sein wollen.

Und ja - es gibt kein Halbschwanger beim Thema Sucht.
Also entscheide Dich - jeden Tag auf´s Neue.
Was möchtest Du - und was bist Du bereit zu opfern.

"dass bei mir der große knall bevorsteht, denn meine finanziellen reserven sind aufgebraucht"

Vielleicht hilft Dir bei dieser inneren Entscheidungsfindung ein Hinweis:
Wer spielen möchte, der findet Mittel und Wege sich sein Suchtmittel Geld zu beschaffen.
Da wird der Dispo ausgereizt - zwecks Begleichung ein Kleinkredit aufgenommen.
Kein Problem, denn Du verdienst ja gut - beruhigst Dich: Habe ich schnell wieder abbezahlt.
Also ist alles halb so wild - Geld wird verspielt - und ein größerer Kredit steht an.
Vielleich noch einer und noch einer ...
Dann sagt die Bank - nix da, jetzt ist Schluss ...
Also - wer bleibt - da wären Freund, Bekannte, Verwandte, die man anbetteln kann - mittlerweile wohlwissend, wo das Geld landet.
Das sind alles Schritte, die sich über viele Jahre hinziehen können.
Schritte, die jedes Mal eine innere Grenze verschieben - unmerklich und doch verheerend.
Du wirst in der Zeit lügen und betrügen - Deine Freundin verlieren, den Kontakt zu all den Menschen, die Dir jeh etwas bedeutet haben ebenso.
Ich kenne jemanden, der noch nicht tief genug gefallen war, als er unter der Brücke angekommen war - der weiterspielte, weil er sich den jeweiligen Situationen angepasst hatte.
Nun denkst Du sicherlich: Dieses Horrorszenario kann mir nicht passieren!

Bist Du Dir sicher?

Du hast momentan den "Willen" nicht zu spielen - versuche nun den "aufrichtigen Willen" in Dir zu finden.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

*

Offline leo

  • *
  • 9
Re: Sportwetten: Seit 7 Jahren süchtig
« Antwort #6 am: 14 Juni 2011, 18:22:47 »
hi leute,

danke für eure anteilnahme.
hab mich hier erstmal nicht mehr blicken lassen, weil ich nichts geändert habe. seit meiner anmeldung hier habe ich genauso weitergemacht, wie zuvor.
ich fühle mich wie ein idiot: ihr macht euch gedanken und ich versuche noch nicht einnmal etwas zu ändern...
es fühlt sich genauso an, wie bei meiner freundin und meinem freundeskreis: ich will gerne loswerden, was mich plagt, ich fasse den mut etwas zu ändern, aber ich spiele sofort weiter.
hatte heute frei. und was habe ich gemacht: sitze seit 8 stunden vor dem pc, obwohl ich gar nicht spielen kann, weil mein konto auf null ist und mein click2pay-konto komplett ausgereizt. trotzdem beschäftige ich mich nun seit 8 stunden damit, wie es möglich ist, irgendwie geld auf irgendein wettkonto zu bekommen. immerhin bin ich bei denen mit paypal-einzahlung gesperrt...fazit: nichts außer wetten im kopf, freie zeit nicht genutzt.
ich hab schon total schiss: meine freundin hat mir ´nen gemeinsamen kurzurlaub geschenkt und ich muss ihr sagen, dass mein konto 1000€ im minus ist, d.h. indirekt finanziert sie damit mein gespiele - ich kann da ja noch nicht mal brötchen kaufen, oder sie mal zum essen einladen.
hatte mich letzte woche durchgerungen meinen letzten bundesschatzbrief aufzulösen, so dass ich finanziell wieder gut dastehe und jetzt habe ich am wochenende 1000€ verzockt und davor in der woche nochmal 1500€.
mit krediten will ich gar nicht erst anfangen, aber ich sehe auch keine alternative.

ich will es nicht einsehen, dass es für mich unmöglich ist ein "normales" leben zu führen. jedes mal rede ich mir ein, dass ich alles unter kontrolle habe.

fazit:

in meinem kopf schwirren 3 dinge herum:

1) spielen!
2) wo kommt das geld zum spielen her?
3) ich habe kein geld zum spielen!

ich habe sehr wohl andere gedanken, aber diese treiben mich nicht an:

1) wie sage ich meinen lieben, wie es um mich steht (sie erahnen es sowieso bzw. wissen es)?
2) wo ist meine begeisterungsfähigkeit für alles andere geblieben (sport, freunde treffen, natur genießen,...)
3) ich habe angst, dass ich es nie schaffe, vor allem, weil ich merke, dass ich es nicht aus tiefstem herzen will und weil ich schon so viele möglichkeiten vergeben habe, es sein zu lassen.
4) wie werde ich den gedanken los, dass ich alles von heute auf morgen ins lot bringen muss - ich glaube dass dieser gedanken mich sehr stark hemmt. ich bin dann euphorisch ohne ende und denke: jawoll, jetzt reisst du alles raus, was davor schief gelaufen ist.
5) warum bist du mittlerweile kaum noch in der lage kleinste aufgaben (z.b. aufräumen) zu erledigen?
...

und noch mindestens 1000 weitere.

ich fühle mich wie ein versager.

lg, leo


@olli:

nach dieser definition war ich tatsächlich trocken und nicht abstinent. ich habe gut 2 jahre gar nicht gespielt.




« Letzte Änderung: 14 Juni 2011, 18:26:06 von leo »

Re: Sportwetten: Seit 7 Jahren süchtig
« Antwort #7 am: 15 Juni 2011, 09:13:04 »
hallo Leo,

natürlich versuchst du etwas zu ändern...es gelingt dir nur leider noch nicht. vermutlich gelingt es dir deshalb nicht, weil du - wie man so schön sagt - deinen persönlichen tiefpunkt noch nicht erreicht hast. du leidest zwar unter der situation, aber offensichtlich leidest du noch nicht genug. über veränderungen nachzudenken, ist immer der erste schritt... aber auf dem weg diese in die tat umzusetzen, gilt es oft viele innere und äußere hürden zu überwinden. aber dann wenn du dich auf den weg machst, diese hürden anzugehen, bist du schon auf dem weg der veränderung.


"wie sage ich meinen lieben, wie es um mich steht (sie erahnen es sowieso bzw. wissen    es)?"
(man sagt, dass raucher, die aufhören wollen zu rauchen, den freunden, verwandten und bekannten dies mitteilen sollen. es dient zum einen dazu, dass man von anderen diesbezüglich beobachtet wird und auch dazu, bei "fehlverhalten" an sein ziel erinnert zu werden. es hilft einem auch dabei sich selbst zu disziplinieren. natürlich macht man das dann auch nur, wenn man den wirklichen willen dazu hat...vermutlich fehlt dieser dir noch.)

"wo ist meine begeisterungsfähigkeit für alles andere geblieben (sport, freunde treffen, natur genießen,...)
(glaube mir, dass diese begeisterungsfähigkeit zurück kommt. als ich gespielt habe, war meine freizeitgestaltung ebenfalls sehr monoton ;) aber wenn die zeit in der du spielst nicht mehr mit spielen gefüllt wird, wirst du sehen, dass dir selbst genug dinge einfallen, die du in dieser zeit tun kannst. wir z.b. sport, spazieren gehen etc.)

"ich habe angst, dass ich es nie schaffe, vor allem, weil ich merke, dass ich es nicht aus tiefstem herzen will und weil ich schon so viele möglichkeiten vergeben habe, es sein zu lassen."
(hier weise ich auf meine einleitenden sätze hin.)

"wie werde ich den gedanken los, dass ich alles von heute auf morgen ins lot bringen muss - ich glaube dass dieser gedanken mich sehr stark hemmt. ich bin dann euphorisch ohne ende und denke: jawoll, jetzt reisst du alles raus, was davor schief gelaufen ist."
(das ist so wie der gedanke: vielleicht kann ich es heute schaffen, all das geld wiederzugewinnen, welches ich verloren habe. das erste ziel welches du haben solltest, ist dich zu entscheiden. und wenn du dich doch dazu entscheiden solltest, mit dem spielen aufzuhören, dann ist das der größte schritt...alle anderen schritte kommen danach.)

"warum bist du mittlerweile kaum noch in der lage kleinste aufgaben (z.b. aufräumen) zu erledigen?"
warum solltest du aufräumen, wenn dir diese tätigkeit, die zeit zum spielen nehmen würde ?

du befindest dich gerade an einer gabelung. du weißt nicht, sollst du rechts, oder links gehen. triff für dich eine entscheidung und dann gehe diesen weg. aber bedenke: wenn du einmal einen weg eingeschlagen hast, wird es je länger du diesen weg gehst immer schwieriger werden, zurück zur Gabelung zu kommen...im Positiven, wie im Negativen.


Gruß
Marcel

*

Offline leo

  • *
  • 9
Re: Sportwetten: Seit 7 Jahren süchtig
« Antwort #8 am: 15 Juni 2011, 13:07:09 »
"wie werde ich den gedanken los, dass ich alles von heute auf morgen ins lot bringen muss - ich glaube dass dieser gedanken mich sehr stark hemmt. ich bin dann euphorisch ohne ende und denke: jawoll, jetzt reisst du alles raus, was davor schief gelaufen ist."
(das ist so wie der gedanke: vielleicht kann ich es heute schaffen, all das geld wiederzugewinnen, welches ich verloren habe. das erste ziel welches du haben solltest, ist dich zu entscheiden. und wenn du dich doch dazu entscheiden solltest, mit dem spielen aufzuhören, dann ist das der größte schritt...alle anderen schritte kommen danach.)

@sleepless

du hast recht: dieser gedanke beherrscht auch mein spielen. allerdings ist dieser gedanke bei mir allgegenwärtig. er bestimmt mein leben. es gibt phasen, in denen ich die energie aufbringen kann, so zu leben - dann spiele ich nicht! ich kann dinge nur exzessiv bzw. mit hohen ansprüchen an mich selbst erledigen - das gilt für das wetten, als auch für alles andere.
ich erkenne da parallelen zu dir: du scheinst auch selten zufrieden mit dir, weil du vieles als selbstverständlich wahrnimmst.

ist natürlich klar, dass ich diesen anspruch nie über einen längeren zeitpunkt erfüllen kann.

ich erstarre dann und tue "gar nichts" mehr - außer wetten - versteht sich. und das wiederum auch exzessiv.


lg, leo

*

Offline Olli

  • *****
  • 7.314
Re: Sportwetten: Seit 7 Jahren süchtig
« Antwort #9 am: 15 Juni 2011, 13:14:25 »
Hi Leo!

Mache Dir bitte keinerlei Gedanken darüber, wie Du vor uns darstehst!
Keiner wird Dir Vorwürfe machen wenn Du spielst, denn wir hier sind ebenso süchtig wie Du.
Auch wir standen irgendwann an dem Punkt, an dem Du Dich momentan befindest.

Sinngemäß zitiere ich mal von den GA:
Unser einziger Wunsch ist es, mit dem Spielen aufzuhören ...
Diese Prämisse verfolge ich - sie schweißt uns zusammen - und sie verlangt keinerlei Abstinenz.
Sie fordert nicht, sie drängt nicht, sie verurteilt nicht.
Wir haben ein gemeinsames Ziel - einen Wunsch ... mehr nicht ... und doch ist dies schon eine ganze Menge.

nach dieser definition war ich tatsächlich trocken und nicht abstinent. ich habe gut 2 jahre gar nicht gespielt.

Ja schon - aber was hast Du in der Zeit für Deine Genesung getan?
Die Beratungsstelle aufgesucht? Wie oft? Wie aufrichtig zu Dir selbst?
Einmal, zweimal, zehnmal - und dann nix mehr?
Hast Du Dir eine SHG gesucht? Bist Du regelmäßig dort aufgeschlagen?
Was hast Du in der Zeit verändert?
Wie hast Du versucht Dich zu schützen?

Wenn ich nun aus Deinem Kontext ein Resume ziehen darf:
Letztlich hast Du nichts für Dich getan.
Und nun zitiere ich Dir noch von einem Leiter einer SHG:
Nichts tun ist zocken!
Sprich - wenn Du nicht aktiv an Dir arbeitest, dann spielst Du mit Dir - Deinem Leben - Deinen Lieben.

danke für eure anteilnahme

#grins# Das klingt ja als würden wir hier kondullieren ...
Es klingt ein wenig brutal, jedoch ist meine Einstellung so:
Ich bin nicht wegen DIR hier - sondern vollkommen egoistisch wegen mir.
Ich lerne aus Deinen Erfahrungen und versuche meine weiter zu geben.
Dein bisheriger Werdegang zeigt mir, dass ich kein Einzelfall bin.
So bin ich eben nicht, wie ich glaubte, ein "Idiot" - ich bin kein "Versager".
Ich bin lediglich "krank" - das ist alles.
Mein Verhalten - meine Lügen - ... - alles "normale" Symptome meiner Krankheit.
Diese Akzeptanz hat mir sehr geholfen.
Sei auch Du bitte nur "für Dich" hier.
Versetze Dich bitte nicht in den Glauben, hier etwas beweisen zu müssen.
Setze Dich nicht unter Druck wir hätten Erwartungen an Dich.
Nunja - doch - eine habe ich - und mit Deinem Beitrag erfüllst Du sie mit Bravour:
Ehrlichkeit!

hab mich hier erstmal nicht mehr blicken lassen, weil ich nichts geändert habe
Das ist hier kein Grund um sich zu "verstecken" - etwas "alleine" mit sich auszumachen.

es fühlt sich genauso an, wie bei meiner freundin und meinem freundeskreis: ich will gerne loswerden, was mich plagt, ich fasse den mut etwas zu ändern, aber ich spiele sofort weiter.

Ist das nicht ein verständlicher "Reflex" ?
Wenn Dich etwas "plagt", dann ist es für Dich schmerzlich.
Wer möchte an dieser Stelle nicht gerne verdrängen?
Fange klein an - mache die Erfahrung, dass Du diesen Schmerz aushalten kannst.
Klappere eine Baustelle nach der anderen ab ... jeden Tag eine kleine gute Tat.
Wie heisst es so schön - Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut.

sitze seit 8 stunden vor dem pc

Nun - hier kannst Du Dir helfen ...
http://www.top4download.com/txnogam/xcbjdryo.html%20-%20I
http://www.gamblock.com/download.html

Dies sind kommerzielle Produkte, die Du auf Deinem Rechner installieren kannst.
Sie verhindern den Aufruf schädlicher Seiten.
Natürlich gibt es immer Mittel und Wege sie auszuhebeln.
Wenn Du sie kennst, dann suche Dir jemanden, der Dir alle Hintertürchen verschließt und helfe aktiv dabei mit.

hatte mich letzte woche durchgerungen meinen letzten bundesschatzbrief aufzulösen
Habe ich Dir solch ein Szenario nicht geschildert gehabt?
Lasse Dich von Deiner Freundin an die Hand nehmen - sonst führst Du Dich selbst in die finanzielle Katastrophe - 1000 € sind dann Peanuts ...

ich will es nicht einsehen, dass es für mich unmöglich ist ein "normales" leben zu führen
Doch - das IST möglich - mit ein paar klitzekleinen Einschränkungen.
Die sind aber so marginal, dass sie letztlich gar nicht mehr ins Gewicht fallen.

jedes mal rede ich mir ein, dass ich alles unter kontrolle habe
Und jedes Mal beweist Du Dir das Gegenteil.
Ich selber differenziere hier aber für mich ...
ICH habe keine Kontrolle über mich und mein Leben während der Suchtausübung.
Die Wege zum Spiel - die Planungen - all dies KANN ich beeinflussen.
Gedanken an das Spiel - Gedanken an den großen Gewinn - Träumereien im "Erfolgsfalle" - Du - die DARF ich alle haben. Sie sind nicht unnormal für uns - sie sind ein Symptom.
Die Gedanken sind nicht schädlich - aber die Entscheidungen ZUR Umsetzung wohl.

1) wie sage ich meinen lieben, wie es um mich steht (sie erahnen es sowieso bzw. wissen es)?
Natürlich wissen sie es - wohl nicht das Ausmaß - aber sie wissen es.
Sie sind hilflos und sie schweigen - sie wollen Dich nicht verletzen.
Wie Du es ihnen sagts?
Ich habe mir ganze Monologe zurechtgelegt - tagelang - wochenlang.
Und als der Moment kam ... Gehirnstarre! - Alles weg ...
Fange einfach an - der Rest ergibt sich - er ist nicht planbar.
Aber er ist befreiend ...

vor allem, weil ich merke, dass ich es nicht aus tiefstem herzen will

Das bezeichne ich als das Fehlen des "aufrechten Willens".
Lese Dir in meinem Forum bitte die Scripte der GA durch.
Besonders hilfreich empfinde ich "12 Schritte - aber wie".
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

*

Offline Olli

  • *****
  • 7.314
Re: Sportwetten: Seit 7 Jahren süchtig
« Antwort #10 am: 15 Juni 2011, 13:26:42 »
ich erstarre dann und tue "gar nichts" mehr - außer wetten - versteht sich. und das wiederum auch exzessiv.

Sicher? "Erstarren"?
Oder ist es nicht eher ein erleichtertes Fallenlassen?
Sich in sein Schicksal ergeben? Den Moment genießen?

Dies ist der Kontrollverlust!

Exzessive Lebensführung ist wie ein nicht enden wollender Marathonlauf.
Irgendwann ist die Luft raus - die Muskeln geben nichts mehr her.
Also lasse ich mich fallen - ich habe einen GRUND mich fallen zu lassen.
Die Entspannung ist umso heftiger, je mehr ich agiert habe.
Was kann an diesem Gefühl so FALSCH sein - bei so viel Wohlgefühl?
Was sollte mich dazu bringen dies aufzugeben?

Nun, die Antwort ist einfach - die Realität!

Niemand zwingt Dich zu diesen hohen Erwartungen.
Niemand zwingt Dich, Dich selbst zu vergessen - Deine Belastbarkeit zu ignorieren.

Lebe im hier und jetzt!

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Sportwetten: Seit 7 Jahren süchtig
« Antwort #11 am: 16 Juni 2011, 10:49:17 »
hallo Leo,

ist es nicht ein unglaublicher kick, sein ganzes leben, seine existenz, seine zukunft aufs spiel zu setzen...um von einem besseren leben, einer besseren existenz und einer besseren zukunft träumen zu können ? ja, das ist ein unglaublicher kick. das ist so, wie russisches roulette. du drehst die trommel...und weißt nicht ob diesmal die patrone drin ist, die dir dein ende bereitet...ist sie nicht im lauf, dann drehst du noch einmal...und noch einmal. und immer wieder bereitet es einem einen unglaublichen kick, nicht zu wissen, ob diesmal eine kugel drin ist...bis sie dann irgendwann den lauf gefunden hat.

"ich erkenne da parallelen zu dir: du scheinst auch selten zufrieden mit dir, weil du vieles als selbstverständlich wahrnimmst."
du hast recht. ich bin selten zufrieden mit mir...aber als ich gespielt habe, war ich genauso unzufrieden. es gibt aber einen unterschied, den ich mir immer wieder bewußt mache. wenn ich weiter spiele, dann werde ich nicht an mir arbeiten können. ich werde mich nicht weiterentwickeln können. ich werde keine aussicht auf veränderung haben. du hast selbst geschrieben, dass dir jegliches interesse an anderen akktivitäten verlorebn gegangen ist. glaubst du, dieses interesse kommt zurück, in dem du dich vor den pc oder in die spielhalle setzt ?


gruß
marcel

*

Offline Olli

  • *****
  • 7.314
Re: Sportwetten: Seit 7 Jahren süchtig
« Antwort #12 am: 16 Juni 2011, 12:15:59 »
Hallöchen!

Gestern habe ich ein schönes Zitat gehört, welches hier hineinpasst:

Bewegung schafft Veränderung

Wenn ich also von Dir, Leo, Deinen "Jammerthread" ;) lese, indem Du Dich ja mit einem schlechten Gewissen entschuldigst weitergespielt zu haben, dann mache Dir bewusst:

Du bist bereits in Bewegung!
Du hast Dich hier angemeldet und Du schreibst über Dich.
Trotz des Spielens hast Du etwas bewegt - hast schon etwas geändert.
Für Dich ist es vielleicht unmerklich - diese Veränderung - aber sie ist existent.

Sie lässt sich noch in einem halben Jahr und länger (oder auch kürzer) genau hier in diesem Forum nachlesen.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

*

Offline leo

  • *
  • 9
Re: Sportwetten: Seit 7 Jahren süchtig
« Antwort #13 am: 16 Juni 2011, 15:19:42 »
dazu ein schönes zitat aus "momo" von michael ende:

'Siehst du, Momo', sagte er [Beppo Straßenkehrer] dann zum Beispiel, 'es ist so: Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen, denkt man.'
Er blickte eine Weile schweigend vor sich hin, dann fuhr er fort: 'Und dann fängt man an, sich zu beeilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedesmal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst zu tun und zum Schluss ist man ganz außer Atem und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen.'
Er dachte einige Zeit nach. Dann sprach er weiter: 'Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur an den nächsten.'
Wieder hielt er inne und überlegte, ehe er hinzufügte: 'Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein.'
Und abermals nach einer langen Pause fuhr er fort: 'Auf einmal merkt man, dass man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht außer Atem.' Er nickte vor sich hin und sagte abschließend: 'Das ist wichtig!'

es ist nicht so, dass keinen willen, kein feuer verspüre...ich schaffe es nur nicht es am leben zu halten. und genau an diesem punkt steht mir mein anspruch oft im wege.
kognitiv ist all das, mit dem ich mir helfen kann nachvollziehbar: freunde, hobbys,tagesplan,...nur, es kommt nicht in meinem herzen an (stichwort: aufrichtiger wille).
kurz: mein "gehirn" allein hilft nicht.

hinzu kommt, dass ich mich durch mein studium im allgemeinen und meiner zulassungsarbeit im speziellen mit dem thema sucht, d.h. ursachen, symptomatik,... relativ gut auskenne.

ich kann von alldem viel bei mir beobachten, nur: es bringt mir rein gar nichts. zum einen, weil ich mein herz noch nicht "überzeugt" habe, zum anderen, weil es mir noch nicht schlecht genug geht und ich es trotzdem schaffe mir oft etwas vorzumachen.

lg, leo

p.s.: hinzu kommt natürlich, das mein ach so rationales gehirn ;) auf die belohnung durch das spielen anspringt.
« Letzte Änderung: 16 Juni 2011, 15:28:52 von leo »

*

Offline leo

  • *
  • 9
Re: Sportwetten: Seit 7 Jahren süchtig
« Antwort #14 am: 06 Februar 2012, 18:16:18 »
hi leute,

ihr könnt euch denken, was es bedeutet, wenn jemand nach langer abwesenheit mal wieder hier ist.
nein, ich kann euch leider keine "erfolge" mitteilen.
ich habe die ganze zeit weitergespielt und bin gerade total am ende - war ja nicht so, dass ich es nicht hätte absehen können...MEIN LETZTES GELD IST VERBRAUCHT.
ich bin wirklich im arsch. ich werde es meiner freundin - sie wird es sowieso schon wissen - sagen. danach: keine ahnung.
momentan geht es sogar so weit, dass ich meinen beruf total vernachlässige und kaum etwas zu stande bekomme.
ich selbst sehe gerade überhaupt keinen ansatz...

 

Wir danken dem AOK Bundesverband für die Finanzierung des technischen Updates dieses Forums