Hi Sabbi,
hi Chris,
zur Beantragung einer ambulanten oder stationären Rehabilitation bzw. Therapie muss eine Menge Papierkram erledigt werden. Der Kostenträger -in der Regel die Rentenversicherung (RV)- prüft den Antrag gründlich. Die Behandlung kostet schließlich richtig viel Geld. Und da es sich um unser aller Rentenbeiträge handelt, ist diese Prüfung ja auch richtig.
Die Beratungsstelle koordiniert die Beantragung, sammelt alles ein und reicht es bei der RV ein. Die Beratungsstelle selbst schreibt einen Sozialbericht. Dieser Sozialbericht ist sehr umfangreich und wird in der Regel mit dem Klientengemeinsam erstellt . Zur Vorbereitung bitten die Beratungsstellen den Klienten häufig eine Lebensgeschichte zu schreiben, in der die Suchtentwicklung eingebettet ist. Dazu gehört z.B. auch, dass man mal in der Familie erforscht, wer noch alles suchtkrank ist. Oder, dass man die ersten Kontakte mit dem "Suchtmittel" beschreibt und die Gefühle, die das ausgelöst hat. Dazu gehört auch eine Beschreibung der Familie aus der man kommt, welche Rolle man dort hatte etc.
Die "Anleitung" bzw. einige Stichworte, was der Bericht alles umfassen sollte, bekommt man in der Regel von dem Suchtberater, zu dem man geht. Wenn dein Freund also Fragen hierzu hat, sollte er dort kurz anrufen oder die offenen Fragen beim nächsten Gespräch klären. Er könnte auch jemanden aus seiner Selbsthilfegruppe fragen, die Frage in einem Forum wie diesem stellen, oder auch einfach schon mal anfangen zu schreiben. Viele kommen dann in einen Schreibfluss und es fällt ihnen ganz viel ein, was mit der Suchtentwicklung zu tun haben könnte.
Vielleicht merkst du es an dieser Stelle schon: Du übernimmst Dinge für deinen Freund, die er sehr gut allein erledigen könnte. An solchen Kleinigkeiten wie diesen wird oft deutlich, wie sehr man als Angehöriger Verantwortung für das Leben seines Partners übernimmt. Es wäre konstruktiver, wenn ihr gemeinsam über diese Frage diskutieren würdet und er dann die erforderlichen Schritte unternimmt und nicht du. Das Ergebnis wäre auch, dass er an diesen Aufgaben wächst. Es ist natürlich herrlich bequem, wenn ich meine Umgebung dazu bewegen kann, meine Aufgaben für mich zu erledigen. Andererseits macht es mich auch klein und abhängig. Wenn ich dagegen selbst was erledigt habe, gibt mir das auch ein gutes Gefühl. Wenn die Aufgabe schwierig war, wachse ich auch daran.
Oder? Was sagen die erfahrenen Jungs dazu?
Liebe Grüße in die Runde
Ilona
P.S. Beinahe hätte ich es vergessen. Sabbi, ich würde dir empfehlen unbedingt mit zur Beratung zu gehen und nach Möglichkeit auch eine Selbsthilfegruppe für Angehörige aufzusuchen. Das tut gut und der Alltag ist voller solcher kleiner Fallstricke wie dieser. Und wie im richtigen Leben ist es auch hier so: Solche Beobachtungen macht man in der Regel nicht selbst. Dazu braucht man den "Spiegel" von anderen. Und die anderen brauchen deine Beobachtungen. Alles Gute!
Ilona