Guten Morgen!
Ach, ich weiss gar nicht, wie oft ich den Satz hier schon gelesen habe: Ich habe mit der Sucht abgeschlossen!
Er klingt so rigoros - so stark - so überzeugend.
Wie sah wohl in der Regel die Realität aus? Da derjenige nicht an sich gearbeitet hat, gab es Rückfälle - meist finanziell schlimmer als je zuvor.
Von der verletzten Psyche mag ich da gar nicht erst reden.
Die meisten warten einfach ab - und sehen das als Erfolg. Doch was sie hier tun, das ist Zeit schinden. Wie soll sich etwas verändern, wenn da keine äußeren Kräfte auf einen einwirken? Wie soll ich das Potential, welches in mir steckt, aktivieren, wenn ich das bisher noch gar nicht konnte?
Es weiß niemand von meiner Sucht oder meinen finanziellen Problemen. Das soll auch so bleiben.
Kennst Du diese Gefängnisszene, wo der Gefangene für jeden Tag in der Zelle einen Strich an die Wand malt? Nun, so eine Zelle ist recht klein, doch auf den Wänden ist Platz für massenhaft Striche. Wenn ich mir nun vorstelle, dass ich mir jedes Mal einen Strich an meine Wohnzimmerwände male, wenn ich solch einen Spruch lese, ... naja, lassen wie das ...
Ich will Dich damit nicht runterputzen. Im Gegenteil, ich will Dir vermitteln, dass dieses Verhalten typisch für eine Spielsucht ist.
Sie lebt nämlich von Lügen und sozialer Isolation. Sie wird dadurch aufrecht erhalten.
Scham und Schuld sind weit verbreitet. Doch wieso schämst Du Dich? Weil Du genau weisst, dass Du da was falsch gemacht hast? Weil Dich niemand verstehen kann und Du selbst Dich ja auch nicht? Oder wird das Schweigegelübte abgelegt, damit ein Hintertürchen doch noch offen bleiben soll?
Wäre es nicht viel schöner, wenn Du Dich einer Person anvertrauen könntest? Mit ihr reden könntest, wenn Dir danach ist? Dich in die Spur bringen könnte, wenn Du sie mal verlässt? Könnte Dir diese Person nicht Unterstützung bieten bei einem Geldmanagement? Etwas, mit dem Du Dir Dein Suchtmittel entziehst und den Wert des gesetzlichen Zahlungsmittels wieder erlernst?
Wieso hast Du gespielt? Was war der oder die Auslöser? Was hast Du damit kompensiert? Welches Defizit wird damit bedient?
Das entdeckst Du in Dir, wenn Du Dir externe Hilfe organisierst. Gehe in eine SHG - regelmäßig. Da ist, wie ich immer sage, der Weg das Ziel.
Entdecke Dich selbst - und verändere das, was Dich hat spielen lassen.
Dieser Satz da oben ... das bist nicht Du ... das ist die Sucht in Dir, die das spricht! Sie will sich beschützen. Du hast jetzt lange nicht gespielt? Prima - die Sucht in Dir wartet nur auf einen günstigen Moment.
Was denkst Du, wie Du Dich fühlst, sollte es zu einem Rückfall kommen? Das wünscht man seinem stärksten Feind doch nicht! Und doch gehst Du dieses Risiko für Dich ein ...