Guten Morgen!
Zunächst mal möchte ich Balduins Worte unterstreichen - ich bin da ganz bei ihm,
Ja, ich habe das mittlerweile auch schon eingesehen, dass ich immer ein problematisches Spielverhalten haben werde bzw. spielsüchtig bin
Die Akzeptanz der Sucht ist nicht nur rational. Mir kommt es so vor, als wäre es jetzt gerade aber so bei Dir.
Wirklich erfolgreich ist sie, wenn sie bei Deinen Emotionen angekommen ist. Ich kann es gar nicht recht erklären.
Dazu braucht es Zeit und es braucht auch wahr genommene Erfolge, egal wie klein sie sind.
Irgendwann, ohne dass Du das Ereignis der emotionalen Akzeptanz überhaupt wahrgenommen hast, ist sie einfach da.
Da hilft keine Gewalt - kein Augen zukneifen und "Komm´ jetzt Akzeptanz" - irgendwann gibt es ein "hoppla, wie konnte das bloss geschenen ..."
In der Zwischenzeit aber sollten wir alles dafür tun es uns leichter zu machen.
Hilft es Dir, wenn Du die Sportereignisse konsummierst? Wer hat da wirklich Spaß dran gerade? Deine Sucht oder der gesunde Part in Dir?
Es ist nicht immer einfach zu erkennen, wer da gerade mit wem diskutiert.
Ich erinnere mich gerade an eine Situation aus meiner Ausbildung. Ich war mit im Außendienst irgendwo in Köln. Das zu vermessende Grundstück war rundum zugebaut. Wir mussten beim Nachbarn - einer Tankstelle, aufs Dach mit unseren Meßgeräten.
Irgendwann hieß es ... wir müssen uns auf das andere Dach stellen. Einer der Meßgehilfen schnappte sich ein Ausrüstungsteil und lief über eine Mauer zu diesem Dach. Ich packte mich voll und machte ebenso zwei Schritte ... und ging zurück. Bat den Meßgehilfen mir die Leiter zu bringen, damit ich sicher vom Dach auf den Boden zum nächten Dach wandern konnte.
Was zum Teufel hatte mich da geritten? Auf das zu vermessende Grundstück fiel die Mauer ca. 6 m ab. Zum Tankstellengelände ca. 4 m - und da war keine Wiese - da war Asphalt! Wieso habe ich es überhaupt versucht? Wollte ich mutig sein? Wollte ich mich nicht als "Feigling" outen? Hey ... ich habe kein Problem mit Höhe. Bin gut 2 Jahre vorher noch bei einem Schüleraustausch in Frankreich eine 40 m hohe Felswand runter gekrachselt - in voller absichernder Montour. Ich war Gast eines Bergsteigerclubs.
Doch wieso machte ich überhaupt diese 2 Schritte auf der Mauer? Es war Hochmut ... ganz schlicht und einfach.
Der Hochmut ließ mich alle Gedanken an Gefahren ausblenden. Das macht die Sucht auch. "Hey Olaf ... Du bist doch Sportprofi, da ist es doch Deine Pflicht Dich auf dem Laufenden zu halten!" - würde mir meine Sucht an Deiner Stelle sagen. Insgeheim wird sich die Suchthexe aber grinsend die Hände reiben: Knusper, knusper, knäuschen ... wer kommt da an mein Häuschen ...
Da braucht es nicht mehr lange und Du darfst auch naschen ... natürlich nur ein wenig ... Du hast das ja im Griff ... selbst die Sucht verspricht Dir Dich zu bremsen im Fall der Fälle ...
Nutze Deine rationale Akzeptanz Dich von der Suchtausübung abzuschotten. Verschließe Hintertürchen und Scheunentore.
Jedes, welches Dir einfällt ... und da gibt es sicher ne Menge.
Jetzt mal zur Scham. Es ist doch prinzipiell gut, dass Du sie verspürst - oder nicht? Sie zeigt Dir an, dass es da etwas gibt, was gegen Deine eigenen Werte und Ziele verstößt. Welchem Teil in Dir hilft nun aber die Scham, wenn Du nichts veränderst?
Ist es nicht auch so, dass da zuerst die Scham war den Rückfall gehabt zu haben? Und jetzt kommt die Scham wegen Deiner Lügen stetig dazu. " Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht!" - heißt es. Die Scham wird zum Rückfallrisiko!
Also beende die Selbstzerfleischung!
Schau, Du gehst so ein wenig schnell darüber hinweg ... Du warst fast ein Jahr spielfrei! Das ist doch großartig! Hierauf kannst Du stolz sein! Das ist eine verdammt lange Zeit, wenn man bedenkt, dass Du Dir keine Hilfe geholt hattest! Das war aber auch die Krux!
Wenn Du Dich hier im Forum einliest, dann wirst Du diese Ereigniskette immer wieder finden. Es ist klassisch.
Jetzt sind wir mal ehrlich ... was ändert sich an dem "Grund" der Suchtausübung, wenn wir nur die Suchtausübung einstellen? Nichts! Das Defizit, wie ich es immer nenne, bleibt erhalten. Es ist aber im Oberstübchen vernüpft mit eben der Suchtausübung. Da ist es fast unvermeindlich, dass es zum Rückfall kommt! Es ist einfach nur eine Frage der Zeit.
Dieses fast eine Jahr hat Dir aber gezeigt, dass Du spielfrei sein kannst! Nun gönne Dir Unterstützung und nutze die an den Tag gelegten Kompetenzen, um es erneut zu versuchen.
Zu Deinen Eltern nur eine Frage: Würden sie es sich wünschen, dass Du Dich ihnen abvertraust? - OK, noch eine Frage: Wieso wohl?