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Erste Schritte auf dem richtigen Weg

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Erste Schritte auf dem richtigen Weg
« am: 03 Juli 2019, 11:26:24 »
Liebe Community,

schön, dass es ein solches Forum gibt! Kurz ein paar Worte zu mir. Ich war bis vor 8 Jahren spielsüchtig, damals aber noch in Automatencasinos. Durch die Hilfe meiner Mutter bin ich da wieder rausgekommen. Mittlerweile habe ich eine kleine Familie und konnte mir nicht vorstellen, die Dinger wieder anzufassen. Ende des letzten Jahres bin ich dann rückfällig geworden, bei Online-Casinos.... ich habe mich lange gefragt, wie das passieren konnte, wo ich doch so lang so stark war. Mir ist jetzt bewusst, dass es meine persönliche Situation ist/war. Kummer und Stress und dann eben der falsche Werbebanner zur richtigen Zeit. Anders als damals hatte ich jetzt mehr Geld zum Spielen zur Verfügung. Und auch anders als damals spielte ich jetzt viel exzessiver. Was nun dazu geführt hat, dass ich mittlerweile einen Kredit aufnehmen musste. In meinem Umfeld weiß nur meine beste Freundin von meinem Problem. Ich habe für mich jetzt den Punkt erreicht, an dem ich sage, ES MUSS AUFHÖREN! Nur kann ich leider in unserer kleinen Stadt die Suchtberatung nicht aufsuchen (man kennt sich eben). Also meine erste Frage: gibt es auch eine Betreuung von außen? Ich weiß dass ich es schaffen kann, aber dann doch bitte dieses Mal für immer.
Meine zweite Frage habe ich schon versucht, hier in eigener Recherche zu beantworten. Aber ich bin nie ausreichend fündig geworden. Wie formuliere ich eine Forderungsabwehr? Die viel angepriesenen Muster sind nicht mehr verfügbar. Ich habe sowohl Paypal als auch KK und SofortÜberweisung genutzt. Bei Paypal habe ich auch schon die Beträge widerrufen, die über das Onlinebanking möglich waren. Für alles andere halte ich es für sinnvoll, anwaltliche Hilfe hinzuzuziehen. Oder wie sind eure Erfahrungen?

Ich danke euch für eure Hilfe und Erfahrung.


*

Offline Olli

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Re: Erste Schritte auf dem richtigen Weg
« Antwort #1 am: 03 Juli 2019, 13:13:33 »
Hi StopIt!

Herzlich willkommen!

Ich versuche ja immer etwas auch zwischen den Zeilen zu lesen.
Da springt mir bei Dir ein Satz ins gesicht, basierend auf ein paar Textpassagen von Dir.

Er lautet: Wasch´ mich, aber mach´ mich nicht nass!

Woran mache ich es fest ...
Du schreibst, Du "warst" spielsüchtig.
Hier mögen ruhig verschiedene Philosophien aufeinander stoßen.
Meiner Meinang nach gibt es das aber nicht. Einmal spielsüchtig - immer spielsüchtig.
Wir können die Sucht zum Stillstand bringen, jedoch kann sie immer wieder ausbrechen, wenn wir nicht achtsam sind.
Diese Meinung ist weit verbreitet - Du kennst sie jedoch nicht, warst damals also nicht in der Suchthilfe.

Dann schreibst Du, dass Du mit Hilfe Deiner Mutter "da wieder rausgekommen" bist.
Es ist schön zu lesen, dass Du über diese Möglichkeit verfügst, Dir Hilfe in der Familie suchen zu können.
Dies ersetzt m.E. aber nicht die Unterstützung und, ich nenne sie einmal, Lehrinhalte, die Du in der Suchthilfe erfährst.

Weiter möchtest Du zwar in eine Suchtberatung gehen - willst aber nicht erkannt werden.

Hmmmm ... was stört Dich denn daran?

Als Du noch die Spielhallen aufsuchtest, da störte es Dich auch nicht erkannt zu werden.
Bist Du jemals mit Scham in eine Spielhalle gegangen? Wohl eher nicht ... oder?

Spielsucht ist keine Krankheit, die man sich durch fehlende Hygiene einholt oder durch Kontakt mit zwielichtigem oder zumindest anrüchigem Klientel.

Spielsucht kann jeden ereilen!

Und nun möchtest Du in eine Suchtberatung gehen.
Das bedeutet doch, dass Du aktiv an Dir arbeiten möchtest, damit Deine Sucht zum Stillstand gebracht wird.
Es bedeutet, dass Du Verantwortung für Dich - für Deine Gesundheit übernimmst.
Und wenn es Dir gut geht, dann geht es auch Deiner "kleinen Familie" gut.
Ist das ein Grund für Scham? - Für mich definitiv nicht!

Sowohl die Mitarbeiter von Suchtberatungsstellen, als auch die Mitglieder einer SHG verpflichten sich zur Verschwiegenheit.

Also tue Dir bitte selbst den Gefallen und suche keine Ausreden!

Es gibt natürlich Personen, die z.B. im öffentlichen Interesse stehen und daher solche Kontakte scheuen.
Nun stelle ich mir gerade vor, mein Bürgermeister wäre mir damals in der SHG begegnet.
Ganz ehrlich ... über Status und Rang eines Mitgliedes habe ich mir nie Gedanken gemacht.
Jetzt, wo ich hier schreibe, fällt mir ein, dass wir einen Lehrer in der Gruppe hatten.
Er war ein "alter Hase" und konnte wunderbare Monologe halten. Er kam dabei vom Hölzchen aufs Stöckchen, ohne seine inhaltliche Linie zu verlassen und endete immer mit einem Ringschluss.
Er war herzlich und ließ uns andere an seinen Erfahrungen Teil haben.
Leider ist er vor ein paar Jahren verstorben.

Hatte er Angst einer seiner Schüler oder deren Eltern würden ihm über den Weg laufen?

Ich denke nicht, denn schließlich ging er ja als gutes Beispiel voran!

Ist Deine beste Freundin, der Du Dich offenbart hast, gleichzeitig Deine Lebensgefährtin?
Wenn nicht - magst Du es ihr dann nicht auch lieber erzählen?

Zitat
gibt es auch eine Betreuung von außen?

Fags bietet eine Online-Beratung an, mittlerweile auch als Chat.
Allerdings kannst Du Dir auch einen Therapeuten suchen, der sich auf Glückspiel spezialisiert hat.

Zum Schreiben ... irgendwo um Beitrag 1000 herum steht ein personalisiertes Schreiben eines Forenmitgliedes in diesem Thread:
https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php?topic=2484.0

Ich habe die genaue Beitragsnummer mal wieder vergessen, obwohl ich sie kürzlich erst herausgesucht hatte ...
Schaue einfach selbst mal nach ...


Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Erste Schritte auf dem richtigen Weg
« Antwort #2 am: 03 Juli 2019, 17:53:08 »
Hallo Olli, danke für deine ausführliche Antwort, zu welcher ich mich auch direkt äußern möchte.



Er lautet: Wasch´ mich, aber mach´ mich nicht nass!

Woran mache ich es fest ...
Du schreibst, Du "warst" spielsüchtig.
Hier mögen ruhig verschiedene Philosophien aufeinander stoßen.
Meiner Meinang nach gibt es das aber nicht. Einmal spielsüchtig - immer spielsüchtig.
Wir können die Sucht zum Stillstand bringen, jedoch kann sie immer wieder ausbrechen, wenn wir nicht achtsam sind.
Diese Meinung ist weit verbreitet - Du kennst sie jedoch nicht, warst damals also nicht in der Suchthilfe.





Mir ist durchaus bewusst, dass Spielsucht eine Krankheit ist, die mich immer begleiten wird. Dass ich spielsüchtig war ist insofern also tatsächlich falsch formuliert. Ich dachte wahrscheinlich eben nur die ganze Zeit, das alles hinter mir gelassen zu haben. Aber dann wurde der Weg ziemlich steinig und ich bin rückfällig geworden. Dass die Gefahr allgegenwärtig ist vergisst man dann, solang alles in geregelten Bahnen verläuft. Ich war damals tatsächlich bei einer Suchtberatungsstelle. Nur war zu dieser Zeit das Thema noch nicht so präsent. Die Beratungsstelle für Suchtkranke konnte mir damals nicht helfen, da ein solches Hilfsangebot für Spielsüchtige noch nicht vorhanden war.



Dann schreibst Du, dass Du mit Hilfe Deiner Mutter "da wieder rausgekommen" bist.
Es ist schön zu lesen, dass Du über diese Möglichkeit verfügst, Dir Hilfe in der Familie suchen zu können.
Dies ersetzt m.E. aber nicht die Unterstützung und, ich nenne sie einmal, Lehrinhalte, die Du in der Suchthilfe erfährst.



Meine Mutter hat es damals erkannt und hat mich zu besagter Beratungsstelle begleitet Nachdem dort nicht die erhofft Hilfe kam, war ich 2 Jahre in Behandlung bei einer Psychologin. Meine Mutter war damals eben nur der Anstoß. Leider gibt es diese Psychologin nicht mehr.



Weiter möchtest Du zwar in eine Suchtberatung gehen - willst aber nicht erkannt werden.

Hmmmm ... was stört Dich denn daran?

Als Du noch die Spielhallen aufsuchtest, da störte es Dich auch nicht erkannt zu werden.
Bist Du jemals mit Scham in eine Spielhalle gegangen? Wohl eher nicht ... oder?

Spielsucht ist keine Krankheit, die man sich durch fehlende Hygiene einholt oder durch Kontakt mit zwielichtigem oder zumindest anrüchigem Klientel.

Spielsucht kann jeden ereilen!



Als ich damals Spielhalle aufgesucht habe, hat es mich tatsächlich nicht gestört. Anfangs zumindest, irgendwann kam auch da die Scham und ich habe es heimlich gemacht, um nicht gesehen zu werden. Aber in den letzten 10 Jahren ist viel passiert, ich habe mich geändert und tatsächlich bin ich öffentlichkeitswirksam unterwegs und genau da liegt die Hemmschwelle. Mir ist bewusst, dass die Beteiligten zur Verschwiegenheit verpflichtet sind. Und mir ist auch klar, dass es um mich und meine Gesundheit geht. Aber in meiner Funktion ist das nicht so einfach. Vielleicht mag man das als Ausrede sehen. Aber es ist ja für mich nicht der Grund zu sagen, ich mache gar nichts, sondern ich suche (vorerst) Alternativen.

Nun zu deiner letzten Frage:

Nein meine beste Freundin ist nicht meiner Partnerin. Nur ist meine Beziehung im Moment ohnehin sehr instabil, was zu gewissen Teilen auch in meine Misere hineinspielt. Mich meinem Partner anzuvertrauen kommt für mich zu diesem Zeitpunkt nicht in Frage.

So nun hoffe ich, einige Zweifel ausgeräumt zu haben.


 

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