Puh, Bestätigung tut also auch nicht immer gut - wieder eine Erfahrung reicher
Aber vielen Dank für die eindringlichen Worte!!!
Natürlich geht jetzt die Schleife der inneren Diskussion los. Ich bin einfach [noch] nicht bereit mir professionelle Hilfe zu suchen. Die Ausflüchte sind vielfältig, v. a. weiß ich so schon nicht wann ich meine Sachen für's Studium machen soll (arbeite oft bis 20 Uhr und länger) und hab für vieles andere kaum Zeit. Spielt natürlich auch mit rein, sprich bester Nährboden für Suchtverhalten.
Aber klar ist auch: die Zockerei hat auch reichlich Zeit von der Uhr genommen, und selbst jetzt nimmt sie Zeit ohne dass ich spiele, denn ich denke ja darüber nach. Aber diese Zeit sollte ich mir wohl nehmen, sonst komme ich nicht raus. Habe mir heute Nacht einige der Links von Nutella durchgelesen. Noch nicht intensiv durchgearbeitet, aber schon einige gute, kritische Fragen für mich herausarbeiten können. Aber die Nummer der Hotline hängt an meinem Bildschirm. Ich war schon heute Nacht überrascht, dass ich tatsächlich zwischen hier schreiben und direkt anrufen überlegt habe. Hätte ich nach dem Schreiben noch dieses Druckgefühl gehabt, hätte ich zum Telefon gegriffen. Aber Du hast Recht, hätte, habe nicht. Ich glaube einfach noch daran, dass ich es mit ausreichend Selbstreflektion schaffen kann [muss], mir meine Trigger analytisch klar machen und Maßnahmen planen wie ich damit umgehe. Diese Plattform hier hilft vermutlich dabei - mein erster Eindruck ist toll, denn hier wird mir nicht der Kopf gestreichelt und die Schulter getätschelt, sondern offenbar die Augen geöffnet. Wobei mir auch klar ist, dass dies auch ein schmaler Grat ist - wie viel Ehrlichkeit anderer lässt man offen zu und nimmt sie reflektiert auf und wann will man die Wahrheit ausblenden und blockiert?
Jedenfalls habe ich ein paar Punkte für mich konkretisiert, damit ich was zum "arbeiten" habe. Ich würde mich freuen, gelegentlich Feedback oder auch weitere Gedanken zu bekommen, um auch wirklich dran zu bleiben und die Punkte, bei denen ich mich noch vor echter Klarheit/Härte herumwinde weiter auszubauen.
Punkt 1: Das wissen um die Möglichkeit so große Gewinne wie im Sommer machen zu können ist einer der Haupttrigger für. Mein Gedanke ist: Es gibt sie, die großen Chancen.
Dagegen werde ich mir immer wieder die Quoten klar machen. Ein Automat fährt immer Gewinn für das Casino ein! Auch wenn er 90 % ausspielt, er behält immer MINDESTENS 10 %, meist aber viel viel mehr. Betrachte ich es realistisch, ist
die Wahrscheinlichkeit in etwas über 10 Runden 100 % zu verlieren gleich 100 %.
Punkt 2: Zweiter Haupttrigger ist den Verlust wettmachen zu wollen. Aktuell stehe ich bei plus-minus Null. Ich habe großes Glück gehabt und Stand jetzt keinen finanziellen Schaden. Die Geschichten vieler anderer machen mir klar, dass das selten ist.
Ich mache mir klar, dass jeder Versuch, die in Punkt 1 dargestellte Wahrscheinlichkeitsregel auf die Probe zu stellen, mich wieder zu Punkt 2 bringen wird. Es ist doch alles gut -
es gibt keinen Grund erneut ein Risiko einzugehen. Ich habe genug Geld um gut zu leben. Spiele ich erneut, wird sich das sehr wahrscheinlich ändern.
Punkt 3: Das Spielen nimmt mir Zeit die ich für meine Ziele (Studium) brauche. Ich will damit endlich fertig werden. Wenn ich am PC sitze und vom Studium zum Spielen wechsel (auch wenn nur in den Gedanken) sollte ich den PC verlassen.
Das wird wohl einer der schweren Punkte. Fernstudium ist nicht leicht und ich kämpfe (auch ohne Spielen) immer mal wieder mit Prokrastination.
Ich erlaube mir Prokrastination weiterhin (um zuviel Druck zu vermeiden) werde mir aber konkrete Dinge überlegen, die erlaubt sind:
a) hier im Forum lesen oder schreiben
b) Aufgaben im Haushalt erledige ich nicht komplett, so dass ich immer mind. 1 konkrete Sache zu tun habe, wenn ich eine Unterbrechung beim lernen brauche
(so wechsle ich zwingend den Raum, bewege mich)
c) ich werde mir wiederholt klar machen, dass ich sehr wohl Zeit habe raus zu gehen oder mich mit Freunden auf einen Kaffee zu treffen. Denn wenn ich dass nicht tue, studiere ich auch nicht dauerhaft, sondern zocke im schlimmsten Fall.
Punkt 4: Das Spielen im DEMO-Modus ist nicht gut. Es ist zu nah am echten Risiko und zwingt mich nicht, mir richtige Wege zu suchen anders mit dem Druck umzugehen.
-> gehört zu Punkt 3
Punkt 5: ganz leise und unterschwellig habe ich offenbar den Glauben, dass ich öfter mal Glück habe und transferiere diesen Gedanken auf die Glücksspielerei.
Öfter schon Situationen erlebt zu haben, die gut ausgegangen sind ist auch Glück und ich bin dankbar dafür.
Dieses Glücksgefühl nehme ich mir wenn ich spiele, denn spielen macht mich Blind dafür. Zu gewinnen ist kein Glück, Geld ist keine Basis für Glück.
Ich mache mir das Glück das mich umgibt bewusst, ich brauche keine Werkzeuge/Spielen um Glück zu empfinden. Das ist doch eine schöne Aufgabe für ein Tagebuch
Glücksmoment des Tages: mit den Worten "Frühstück ist fertig geweckt zu werden" und über eine Stunde gemeinsam zu schlemmen und rumzualbern
Um den spontanem Bedürfnis vorzubeugen sollte ich noch technische Hilfsmittel (Software-sperren) nutzen. Ja da steht "sollte". Ich weiß noch nicht genau, warum ich dass nicht direkt mache. Klar, ich bin nicht so der Software-crack, aber auch nicht so unbedarft, dass ich mir das nicht zutraue. Beim Sperren vom Account war da auch dieses Zögern, ich glaube da brauchte ich das Gefühl "ich könnte wenn ich wollte" um nicht nach Alternativen zu suchen (wie eben jetzt mit diesen Trustly-Casinos)... Damit muss ich mich nochmal beschäftigen.
Aber für jetzt soll erst einmal gut sein.
Habt Dank für's geduldige lesen