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Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
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Ein paar Zeilen zu mir.

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winnetou

Ein paar Zeilen zu mir.
« am: 05 Juni 2007, 10:51:11 »
Hallo,
ich möchte mich hier kurz Vorstellen. Viele kennen mich ja schon aus anderen Foren.
Erst habe ich überlegt einen anderen Nick zu wählen. Aber ich sage mir, wenn ich mich ändere, brauche ich mein Nick nicht ändern.

Nun zu denen die mich nicht kennen:

Ich bin ca. seit 30-35 Jahren Spielsüchtig. Ich habe drei Stationäre Therapien und eine Ambulante Therapie gemacht. Seit 1996 besuche ich unregelmäßig Selbsthilfegruppen. In meinem hinter Kopf war immer wieder der Gedanke Du schaffst es doch alleine. Seit 2000 habe ich 4 Spielrückfälle gehabt( teilweise war ich da Stolz drauf). Leider habe ich es erst sehr Spät gemerkt dass ich meine Sucht einfach nur verlagert habe, somit nicht Suchtfrei gelebt habe.
Ich bin in der Sexsucht und Alkoholsucht abgerutscht. Ich brauchte immer eine Sucht zum Leben. Wenn ich nicht spielte, ging ich im Puff oder betrank mich. So ging es jetzt die letzten drei Jahre, im hinter Kopf immer der Gedanke Du bist trocken weil Du ja nicht Spielen gehst. Zum Abschluss, was ich betrieben habe war einfach Selbstbetrug.
Seit 5 Wochen bin ich erneut in ambulante Therapie und gehe in die Gruppe.

Liebe Grüße
Jürgen



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Marzipine

Re: Ein paar Zeilen zu mir.
« Antwort #1 am: 05 Juni 2007, 12:47:08 »
Hallo Jürgen,
kann es sein, dass Du Dich selber zerstören willst? Ist das nicht alles ein wenig viel, was Du mit Dir treibst? Ich habe schon gehört, dass wir Spieler sehr extreme Menschen sind, trifft bei mir auch zu, jeden Tag arbeite ich an mir. In der Therapie (habe eine stationäre hinter mir) wurde mir die Gelegenheit angeboten psychische Hilfe in Anspruch zu nehmen, was ich auch tat. Es war harte Arbeit viele Jahre aufzuarbeiten, nun habe ich den Erfolg. Mit kleinen Schritten und Taten komme ich meinem Ziel immer näher, um richtig zufrieden u. glücklich zu sein. Ich spiele mehrere Monate nicht mehr aber Sexsucht oder saufen, nein danke auf diese Idee bin ich noch nicht gekommen, sorry aber das ist sehr unangenehm. Eigentlich hat Sex auch mit Liebe u. Sinnlichkeit zu tun und sollte nicht benutzt werden. Sind Deine bisherigen Therapien nicht bei Dir nicht angekommen? Geben sich die Therapeuten nicht sehr viel Mühe an uns heranzukommen um uns zu helfen, wenn wir wollen? Ich mache mir ernsthafte Gedanken über Suchtverlagerung. Wahrscheinlich ist es das Extreme was wir machen. Wünsche Dir, dass Du von dieser Therapie, die Du gerade machst, provitierst  :).
VG Marzipine

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winnetou

Re: Ein paar Zeilen zu mir.
« Antwort #2 am: 05 Juni 2007, 19:42:35 »
Hallo Marzipine,
an den Therapeuten hat es auf kein Fall gelegen. Es liegt an mir, oft nehme ich es nicht an was Therapeuten mir mit auf dem Weg geben.
Ich versuche es mal anhand eines Beispieles zu erklären.

Von Januar 2000 – März 2000 war ich in Stationärer Therapie. Im Anschluss fing ich eine ambulante Therapie an weil ich das Gefühl hatte die drei Monate reichten nicht. Ich ging dreimal die Woche ins Meeting, meldete mich in einem Aikido Verein an und kümmerte mich intensiv um eine Umschulung zum Netzwerk-Administrator. Etwa 1,5 Jahre lief alles sehr gut, ich lebte Suchtfrei.

Aber ich war trotzdem Traurig, weil mir eine Partnerin fehlte. Ich ging auf einer Telefon-Hotline und lernte dort gleich beim ersten Versuch eine sehr sympathische Person kennen. Wir telefonierten danach fast täglich und lernten uns kennen. Ich erzählte ihr alles von mir( inkl. Süchte, Therapien und Kindheit).

Dann kamen auch ihre Probleme auf dem Tisch (Borderline und ADS). Ich spürte schon vorher dass etwas nicht stimmt, weil sie ständig Gefühlsschwankungen hatte. Ich sprach das alles im Meeting an und auch in meiner Therapie. Von mehreren Seite bekam ich die Rückmeldung das tut mir nicht gut. Ich selbst merkte das auch, aber ich wollte es nicht Wahrhaben.
Da wir 800km auseinander wohnten und beide kein Auto besaßen, blieb es lange Zeit eine Telefonbeziehung. Meine Eifersucht ging mit mir durch, ich versuchte sie ständig zu kontrollieren. Dadurch entstanden viel Streitereien und auch immer wieder Trennungen. Es ging mir immer schlechter, aber trotzdem entschied ich mich sie zu besuchen.

Bis zu diesem Zeitpunkt war ich Spielfrei und Alkoholfrei. Auf der Fahrt zu ihr hin fing ich wieder an Bier zutrinken, ich wollte mir wohl Mut antrinken. Wo ich sie dann am Bahnhof stehen sah glaubte ich es währe ein Traum. Ich bekam aber ein Gefühl von Ablehnung ihrerseits. Ohne groß jetzt weiter drauf einzugehen, es waren 10 Tage die Hölle. Es war viel Alkohol im Spiel, Polizei, sie hat sich geschnitten….usw.

Spätestens hier hätte ich ein Schlussstrich ziehen müssen, denn alle in meinem Umfeld sagten Jürgen lass es. Aber Jürgen wusste es wie immer besser. Ich fing wieder an öfters zu trinken, und hatte auch Spielrückfälle. Alles sah ich nicht als Warnsignale, im Gegenteil, wir entschlossen uns dass sie nach Bremen zog. Ich freute mich tierisch, und versprach ihr dass alles gut wird.

Aber mein Verhalten wurde schlimmer, ich steigerte mich so in meiner Eifersucht rein das es fast täglich Streit gab. Auf der Umschulung konnte ich mich nicht mehr einlassen, ich musste sie abbrechen. Ich trank danach fast täglich und wir schlugen uns fast die Köpfe ein. Sie zog bei mir aus und wieder ein, ich versprach ihr immer ich werde mich ändern. Aber meinen Worten folgten keine Taten.
Vor etwa 3-4 Jahren ist sie dann endgültig wieder aus Bremen weggezogen. Ich habe sie mit Sms bombardiert, Telefonterror…. Ich schaffte es nicht von ihr loszulassen. Ich habe sie beleidigt, mit Selbstmord gedroht…...usw. Um den Schmerz nicht auszuhalten bin ich in meinen Süchten geflüchtet.
Du hast Recht, ich habe versucht mich zu zerstören.

Hier mache ich erstmal ein Schnitt…………….es kommt gerade zuviel hoch.

Liebe Grüße
Jürgen

Re: Ein paar Zeilen zu mir.
« Antwort #3 am: 05 Juni 2007, 22:55:30 »
Hallo Jürgen,

irgendwie treffen sich unsere Wege immer wieder.  :D Per PN sage ich Dir wie.

Was ich von Dir lese, ist genau das, was mein Ex durchmacht. Eine Therapie, nach der anderen, eine SHG, dann die andere SHG und jetzt hat er seine eigene SHG die er nach meiner Meinung als ein Bewunderungspodest für sich selbst benutzt und ich habe ihm gesagt (wir versuchten es vor kurzem erneut zusammen, doch ich brach es nach sieben Wochen ab, denn spielen tut er zwar nicht mehr, aber er ist so süchtig nach der Spielsucht, dass für mich kein Platz war), er muss anfangen sich selbst zu verstehen, zu akzeptieren, mit sich selbst alleine leben zu können und dahinter zu kommen, wieso er überhaupt 20 Jahre spielsüchtig war. Doch da kommt der Klugscheißer in ihm hoch, nööööö er wüßte es besser. IHM könnte doch kein Therapeut der Welt helfen. Was wüßten die schon von Spielsucht? Er ist jetzt ein Jahr trocken und denkt, er hat ALLE Antworten. Ich könnt kotzen vor lautem blöden Gerede.

Für mich alles feige Ausreden, um sich nicht mit sich selbst beschäftigen zu müssen und für feige Menschen habe ich keinen Platz in meinem Leben. Er betreibt auch heftig Suchtverlagerung indem er wie ein Schlot qualmt, eine Beziehung nach der anderen den Bach runtergeht (meistens nach nur wenigen Monaten) und Spielsucht 24/7 spricht, atmet, lebt und träumt.  Jürgen, mein Rat, falls Du es noch nicht gemacht hast, lass Dich beraten, suche Dir einen geeigneten und passenden Therapeuten, bei dem Du Dich wohl fühlst und fange an, an Dir zu arbeiten. Lerne endlich, wieso Du Dich ständig kaputt machen willst und auch die um Dir. Weder die ganzen Foren, noch die ganzen Therapien, noch die ganzen SHG werden Dir helfen, wenn Du immer weiter von Dir selbst wegrennst. Du brauchst Jemand, vor dem Du nicht wegrennen kannst, der Dich durchschaut und mit Dir Tacheles redet. Eine Therapie ist sehr schmerzvoll, deswegen vermeiden es die Schwachen. Sei endlich mal stark für Dich.

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Marzipine

Re: Ein paar Zeilen zu mir.
« Antwort #4 am: 06 Juni 2007, 08:26:44 »
Moin, Moin Jürgen,
das hört sich alles nicht gut an. Wir haben alle unser Paket zu tragen. Kein Mensch wird ohne Grund süchtig. Meine Geschichte kannst Du in diesem Forum auch lesen. Weißt Du man muss sich aber klar machen, die Menschen ändern sich nicht, wie wir uns das wünschen, wir müssen uns ändern. Du warst/bist total verzweifelt und solltest deshalb wieder Hilfe in Anspruch nehmen, bis es bei Dir Klick macht. Denke daran wahrscheinlich haben wir nur ein Leben und die Zeit vergeht so schnell und dann fragt man sich, war das alles. Es gibt so viel positives und auch so viel Elend auf der Welt. Ich arbeite bei einer Uni; was glaubst Du wie viele Kinder mit Mundschutz, Rollstuhl und ohne Haare, verloren durch die Chemo, hier anwesend sind. Sie kämpfen um ihr Leben voller schmerzen mit großen verzweifelten Augen und wir schmeißen es weg. Nein Jürgen das kann es nicht sein. Mach Deine Augen auf und schmeiße Deine Süchte über Bord. Ich habe auch ernsthaft damit angefangen, wenn man wirklich will, klappt das schon. Immer schön nach vorne schauen. Ich weiß ich habe gut reden, bin ja selber spielsüchtig aber ich will durchhalten  ;D ;).
LG Marzipine

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winnetou

Re: Ein paar Zeilen zu mir.
« Antwort #5 am: 06 Juni 2007, 13:20:20 »
@Janina ,

auch wenn Du mich mit Deinem Ex vergleichst, bin ich ein anderer.
Z.b. renne ich nicht von einer in die nächste Beziehung, meine festen Partnerschaften bis Heute (und ich bin 45 Jahre) kann ich noch an einer Hand abzählen. Die Sichtweise über Therapeuten ist bei mir anders. Ich bin nicht in Therapie wegen Spielsucht, sondern es geht um meine Verhaltensstörungen.
Du schreibst er ist zwar trocken aber süchtig nach Spielsucht? Ich bin auch längere Zeit in SHGs gegangen, bei mir ging es immer erst dann abwärts wenn ich keine Gruppen mehr besucht habe. Du schreibst er muss dahinter kommen wieso er Spielsüchtig geworden ist? Wozu???
Ich habe mir auch Deinen anderen Beitrag hier durchgelesen. Deine Einstellung zur Schuldnerberatung habe ich auch mal so gesehen. Beziehungsweise hat mir meine Ex einen ähnlichen Text am Kopf geknallt wie Du geschrieben hast.
Ich habe die Schuldnerberatung abgebrochen und es auf eigener Faust versucht. Und ich habe nicht wenig Schulden (etwa 21 Gläubiger), mit allen habe ich Ratenzahlungen vereinbart. Die habe ich auch eingehalten bis letzten Monat. Es war aber in den letzten Jahren eine zusätzliche Belastung die ich mir hätte schenken können. Meine Schulden sind mehr geworden! Zur Schuldenberatung zu gehen ist eine zusätzliche Hilfe um trocken zu werden.

Auch ich qualme sehr viel und ich habe einen sehr großen Kaffeekonsum. Ich weiß dass es mein Körper schadet! Das habe ich in meiner Therapie vor zwei Wochen angesprochen. Es kamen von ihr ganz klare Worte „das ist noch nicht dran“! Und das sehe ich auch so. Wenn ich alles was ich über 30 Jahre gemacht habe von Heute auf Morgen abstelle, würde ich wahrscheinlich noch 1 Woche leben. Denn mein Körper würde völlig durch drehen.

@Marzipine,

das mit den Kindern da hast Du natürlich Recht. Mir ist auch oft sehr bewusst dass es vielen Menschen noch viel schlechter geht wie mir.
Ich war schon sooft der Meinung es hätte bei mir klick gemacht. Aber leider hat es nicht angehalten. Ich vergleiche es immer mit zwei Gehirnhälften die gegeneinander kämpfen. Die eine Seite weiß ganz genau was für mich gut ist, und die andere will mich immer wieder in die Suchthälfte ziehen.
Ich habe von einem Gruppenfreund mal einen sehr guten Vergleich gehört. Wenn ein kleines Kind auf einer glühenden Herdplatte fast, schreit es aua und macht es nie wieder.

Bei sehr vielem was mir Weh tut, schreie ich aua, aber mache es trotzdem wieder. Ich glaube dieses gesunde aua-Gen fehlt mir „grins“.


Liebe Grüße
Jürgen

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Marzipine

Re: Ein paar Zeilen zu mir.
« Antwort #6 am: 06 Juni 2007, 14:00:18 »
Jaaaa lieber Jürgen da hilft nur die heiße Herdplatte  ;D gelle!
Aber Du weißt ja selber um was es geht, das ist doch schon mal gut. Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung.
LG Marzipine

 

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