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Hoffnungslosigkeit, Rückfall und Panik

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Hoffnungslosigkeit, Rückfall und Panik
« am: 17 August 2023, 16:10:55 »
Hallo Forum,

ich bin 28 Jahre alt und habe bereits ein Jahr ambulante Therapie wegen Glücksspiel hinter mir.

Im Anschluss der Therapie habe ich ein Jahr abstinent leben können und mehr oder weniger aus dem Nichts kam im November letzten Jahres der Rückfall.
Die Bilanz ist schlichtweg der Horror: ich habe schätzungsweise ca. 20-25.000 € verspielt und habe im Akt der Verzweiflung einen Kredit in Höhe von ca. 23.000 € aufgenommen.
Selbst von dem Kredit habe ich bereits ca. 5000 € verspielt. Mein Leben ist ein Scherbenhaufen und es ist auch finanziell die Grenze erreicht, dass ich in den nächsten Wochen meinen Kühlschrank voll bekomme.

Ich brauche wieder Hilfe von draußen und habe Angst vor einer stationären Therapie. Ich traue es ebenfalls weder meiner Familie oder Freundin zu sagen. Gegenüber meiner Freundin lebe ich ein Doppelleben, was mir das Herz zerreißt, weil sie in meinen Augen die Frau fürs Leben ist.

Jeder Tag ist so eine gewaltige Herausforderung für mich und ich habe gestern das letzte Mal wieder gespielt.

Welche Tipps oder Ratschläge habt ihr für mich? Erkennt sich jemand in dieser Phase wieder?

Ich danke euch.

*

Offline Olli

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Re: Hoffnungslosigkeit, Rückfall und Panik
« Antwort #1 am: 17 August 2023, 17:22:55 »
Hi BF!

Herzlich willkommen!

Du hast Dich eben angemeldet und dann diesen Beitrag verfasst. Was geht nun in Dir vor? Gab es eine Phase der Überwindung? Gibt es nun die Phase der Erleichterung es endlich jemanden mitgeteilt zu haben?

Wenn Ich Dir nun sage, dass Du diese beiden Phasen auch erleben wirst, wenn Du Dich der Freundin und der Familie öffnest, dann wirst Du mir sicher entgegen werfen: Es ist komplizierter! Ja - richtig, genau das wird es sein. Doch diese Phasen wirst Du trotzdem durchlaufen, egal was im Gespräch passiert.

Du weisst, was "richtig" ist. Daher hast Du Dich erst einmal hier angemeldet.
Du weisst sicher auch, das Ängste katastrophisieren - total!

Da gibt es dann zwei Ansätze. Frage Dich: Sind die Ängste begründet? Und wenn ja: Wie realistisch ist es, dass das eintritt, was Du befürchtest!

Nun, Du hast bereits eine ambulante Therapie hinter Dir. Wie ich vermute, da klassisch, hast Du keine Nachsorge betrieben.
Dabei ist die soooooo wichtig. Der Rückfall kam nämlich garantiert nicht aus heiterem Himmel. Er wird sich angebahnt haben. Ohne Achtsamkeitstraining fällt Dir das dann bloß selbst nicht unbedingt auf.
Da Du sagst, dass Du Angst vor der stationären Therapie hast ... was hindert Dich daran eine erneute ambulante Therapie zu machen? Und welchen Schrecken hat eine Stationäre für Dich noch ... außer dass Du Dich dafür bei Familie und Freundin outen müsstest?

Komme gerne am Samstag ins Webmeeting. https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php/topic,4941.msg44268.html#msg44268
Wenn Du Dich bis dahin noch nicht geoutet hast, schnappe Dir Dein Handy und nehme irgendwo draußen in der Natur am Meeting teil.

Du darfst mit dem Outing auch nicht warten - das weisst Du. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Du die selbstzerstörerische Handlung - das Glücksspielen - weiter und weiter betreibst vor lauter Kummer und Verzweiflung.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Hoffnungslosigkeit, Rückfall und Panik
« Antwort #2 am: 21 August 2023, 13:45:10 »
Hallo Olli,

danke für deine ausführliche und hilfreiche Antwort.

Ich werde definitiv bei der nächsten Gelegenheit an einem Webmeeting teilnehmen. Diesen Samstag kann ich leider nicht.

Für mich ist es schon eine Erfolgsgeschichte, dass ich seit meinem Beitrag am Donnerstag nicht gezockt habe. Die Gedanken sind aber sehr präsent und im Moment hindern mich vor allem meine finanziellen Mittel daran.
Du hast absolut damit Recht, dass meine Achtsamkeitsübungen mit der Zeit abgenommen haben und ich mich "sicher" vor einem Rückfall gefühlt habe.

Meine größte Sorge beim Outing ist einfach, dass meine Freundin mich nicht mehr als ihren Partner und Mann für die Zukunft sieht, sondern viel mehr als "erkrankt" und spielsüchtig.
Das war damals auch so und hat unsere Beziehung in vielerlei Hinsicht verändert. Auf der anderen Seite, belasten mich die Lügen ihr gegenüber ebenfalls sehr stark und ich habe Schuldgefühle ihr gegenüber.






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Offline Olli

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Re: Hoffnungslosigkeit, Rückfall und Panik
« Antwort #3 am: 21 August 2023, 15:36:04 »
Hi!

Zitat
Meine größte Sorge beim Outing ist einfach, dass meine Freundin mich nicht mehr als ihren Partner und Mann für die Zukunft sieht, sondern viel mehr als "erkrankt" und spielsüchtig.
Das war damals auch so und hat unsere Beziehung in vielerlei Hinsicht verändert. Auf der anderen Seite, belasten mich die Lügen ihr gegenüber ebenfalls sehr stark und ich habe Schuldgefühle ihr gegenüber.

Du bist der Partner und Mann für die Zukunft Deiner Freundin, der an der Glücksspielsucht erkrankt ist und es auch immer bleiben wird.
Was Du jetzt fürchtest, dass sind die Konsequenzen Deines Handelns! Du hast ihr Vertrauen gebrochen ... Punkt ... sie angelogen ... Punkt!
Beides ist geschehen im Rahmen eines Rückfalles! Dies gehört zum permanenten Genesungsweg nun mal dazu. Also ist der Rückfall ein Bestandteil der Krankheit des Partners und Mannes für die Zukuinft Deiner Freundin!

Rückfälle sollten im besten Falle natürlich schnellstens eingestellt und dann aufgearbeitet werden! Du hast nun seit November bis in die jüngere Gegenwart gespielt und dabei Dich auch nicht gescheut einen Kredit aufzunehmen. Diese zwei Kriterien machen es Dir bei Deiner Freundin natürlich nicht leichter. Du hast nur aufgehört, weil Dir das Wasser bereits bis zum Hals steht.

Zitat
Ich werde definitiv bei der nächsten Gelegenheit an einem Webmeeting teilnehmen. Diesen Samstag kann ich leider nicht.

Nun schaue Dir diesen Satz mal an und bedenke zusätzlich, dass Du erst vier Tage nach der Antwort auf Dein Anliegen selbst eine Antwort schreibst.
Wo sind Deine Prioritäten? Überall - nur nicht bei Deiner Genesung ... oder?
Wie wichtig ist Dir die Frau fürs Leben wirklich? Wie wichtig bist Du Dir selbst?

Du schindest Zeit ... und das weisst Du sicher auch ...

Was würde wohl Deine Freundin dazu sagen?

Du hast gezeigt, dass Du spielfrei sein kannst. D.h. für mich, dass Du "Dein Leben meistern kannst". Diesen schwierigen Punkt wirst Du also auch gemeistert bekommen. Es wird nicht einfacher, wenn Du länger wartest. Im Gegenteil wirst Du Dich selbst quälen. Aber das wird auch nicht unbeachtet bleiben. Vielleicht fragt sie sich gerade schon, was mit ihr nicht stimmt, da Deine Stimmung so oft im Keller ist.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline Rubbel

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Re: Hoffnungslosigkeit, Rückfall und Panik
« Antwort #4 am: 21 August 2023, 21:52:33 »
Hallo BF :)
Zugegeben: ich versteh' teils nur 'Bahnhof', das fängt hier schon an:
Zitat
ich habe schätzungsweise ca. 20-25.000 € verspielt und habe im Akt der Verzweiflung einen Kredit in Höhe von ca. 23.000 € aufgenommen.
Selbst von dem Kredit habe ich bereits ca. 5000 € verspielt. Mein Leben ist ein Scherbenhaufen und es ist auch finanziell die Grenze erreicht, dass ich in den nächsten Wochen meinen Kühlschrank voll bekomme..
   (?)
... weil ich die Rechnung nicht versteh: sagen wir mal Kredit = 23.000,-  minus  5.000,-. Nach meiner Rechnung sind das 18.000,--, die vom Kredit *übrig* sind. Warum bekommst Du Deinen Kühlschrank nicht voll? Hab' ich was vergessen?

Das soll aber nicht das Wichtigste sein, das Geld. Ist es Dir ja auch nicht - jedenfalls wohl erst dann, wenn Dein Kühlschrank leer bleibt, also Du nicht mal mehr genug Essen hast oder nicht kaufen kannst, was Du gern essen würdest?
D.h. dann ja, Du brauchst nix als den Kühlschrank zu füllen, ich meine jetzt an 'Geld'.
Na, dann bist Du leider ja ein 'gefundenes Fressen' für die Glücksspielanbieter. Willst Du das? (kann ich mir nicht vorstellen)

Und Deine Freundin kannst Du dann ja auch nicht mal so einfach einladen - oder? Kein Eis, kein Kaffee, kein kleines Gericht draußen, abends, und jetzt -  im Sommer?
Du bist 28 ... hast sicher ne Arbeit, sonst hättest Du keinen Kredit bekommen. Und sicher bleibt Dir noch was übrig nach Rate, Miete, Strom & Co.?
Geht das dann auch ins Zocken?

1 Jahr Therapie ist schon 'was', ich glaube jedoch nur begrenzt, dass Du die Therapie wirklich für Dich nutzen konntest - oder?

Was Deine Beziehung betrifft, kommt es mir so vor, dass Du bei der großen Scham ihr gegenüber doch vielleicht mal fragen solltest, ob sie denn eine wirklich lange Beziehung oder Ehe mit Dir gern hätte? Seid Ihr schon lange zusammen oder nicht so sehr lange?

Es ist natürlich gut, wenn Du bei Deiner Suchtkrankheit auch an sie und Deine Träume mit ihr denkst, denn wenn Du sie damit hineinziehst, in Dein Suchtverhalten, meine ich, dann weißt Du, dass Du sie vor allem unglücklich machen wirst, Du wirst sie immer wieder enttäuschen. Das wirst Du hoffentlich nicht wollen, denn das wäre unfair!

Vor allem auch für Dich ist es wichtig, wieder Selbstachtung zu entwickeln. Das wird, so lange Du die Sucht lebst, äußerst schwierig werden.
Da Du das weißt, möchte ich nur noch schreiben, dass es wohl doch ganz wertvoll wäre, wenn Du Dich ganz ganz schnell und intensiv orientierst und entscheidest, wie und wo Du am besten Anbindung findest an eine Selbsthilfegruppe. (Sogar parallel zur SHG geht noch eine Gesprächstherapie.)

Und falls Deine Freundin sagt: 'Du, das ist mir too much', dann ist es wichtig, dass Du das akzeptierst ... sonst baut sich noch ein Lügengerüst zwischen Euch auf, und das nähme dann ein qualvolles Ende für Euch als Paar.

Guck jetzt erst mal nach Hilfe für Dich!! Es gibt auch immer wieder Samstage, alle 7 Tage ... Du weißt ja: bei Olli, Zoommeeting, 19.00 Uhr ... und so.

Viele Grüße :)
Rubbel
 
PS @ Olli: ich hab's nicht vergessen und - sieh: ein Zitat 8) ;D ;D


                             
« Letzte Änderung: 22 August 2023, 10:25:44 von Rubbel »
--Meist ist Geist geil--

Re: Hoffnungslosigkeit, Rückfall und Panik
« Antwort #5 am: 11 September 2023, 11:53:48 »
Hallo BF0410,

Du warst ja mal online hast aber leider nichts geschrieben. Wie geht es Dir? Hast Du es daheim angesprochen oder quälst Du dich nach wie vor alleine durch den Tag?
Melde Dich doch mal auch wenn du rückfällig geworden sein solltest. Da bist Du sicher nicht alleine. Ich hatte in den letzten zig Jahren auch immer wieder versucht aufzuhören und kam vom Weg ab. Aber ich habe nie aufgehört zu glauben dass es anders auch geht. Und jetzt bin ich auf einem guten Weg den auch Du beschreiten kannst.

Liebe Grüße
Roy
Ich bin kein Anwalt sondern gebe nur meine eigene Meinung wieder

 

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