Hallo zusammen,
seit Anfang der Woche habe ich immens viele Einträge in diesem Forum gelesen und mich nun dazu entschieden, mich ebenfalls mitteilen zu wollen.
Ich bin 30 Jahre alt und spielsüchtig.
Wann genau es mit dem Spielen losging, weiß ich nicht mehr zu 100%. Ich glaube den ersten Kontakt hatte ich mit 15/16 bei Sportwetten.
Richtig Fahrt aufgenommen hat das Ganze dann mit meinem 18ten Lebensjahr, nachdem ich mit Freunden zum ersten Mal in die Spielothek gegangen bin.
Das Ganze hat sich dann immer weiter gesteigert, bis ich irgendwann auch alleine dort aufgeschlagen bin, auch dann, wenn ich eigentlich in der Schule hätte sein sollen, sodass ich letztendlich nicht zum Abitur zugelassen wurde, sondern die Schule mit dem Fachabitur verlassen musste.
Irgendwann hat dann auch das eigene Geld nicht mehr gereicht, sodass ich ein Familienmitglied nach und nach um mehrere kleinere Geldbeträge erleichtert habe.
Als das am Ende, Gott sei Dank, rausgekommen ist, waren es 3000€ die ich gestohlen habe.
Ich kann immerhin mit Stolz sagen, dass ich die komplette Summe zurückgezahlt habe und meine Familie auch weiterhin zu mir gestanden hat.
Ich lies das spielen in der Form nahezu sein. Ich dachte, ich könnte mich selbst regulieren, was mir vermeintlich auch gelang.
Spielotheken besuchte ich, bis auf wenige Ausnahmen, gar nicht mehr, auch online hielt sich meine Spielerei in Form eines Einzahlungslimits (100€ im Monat) in Grenzen. Dafür investierte ich teilw. mehrere 100€ im Onlinespielen, was ich zu dem Zeitpunkt aber nicht damit verknüpft habe, oder nicht verknüpfen wollte, das wird es wohl gewesen sein.
Ich hatte stets genug Geld und war zufrieden und das über viele Jahre, schließlich hatte ich es ja unter Kontrolle.
Doch wie ich nun lernen musste handelte es sich dabei um einen Trugschluss.
Innerhalb der letzten vier Monaten verspielte ich mehrere Tausend Euro, zuletzt sogar mein komplettes Monatsgehalt innerhalb weniger Tage, alles im OC. Das einzig positive ist, dass ich keinerlei Schulden angehäuft habe.
Als ich abends im Bett kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand, offenbarte ich mich meiner Freundin, welche auch schon die Situation vor 12 Jahren mit mir durchgestanden hat und mir auch diesmal wieder zur Seite steht.
Was habe ich seitdem gemacht?
1. Termin bei der Caritas vereinbart (findet nächste Woche statt). Erhoffe mir dort Unterstützung für den weiteren Weg und Beratung in Hinsicht auf eine ambulante Therapie.
2. Kreditkarte gesperrt und gekündigt.
3. Zugang zum Online-Banking gesperrt und an meine Freundin übertragen.
Aktuell habe ich aufm 0,0 Interesse daran zu spielen, was vielleicht auch etwas damit zu tun hat, dass kein Geld da ist, welches verspielt werden könnte.
Ändert sich das wieder, wenn das Gehalt kommt, juckt es dann mehr in den Fingern?
Ich kann es kaum erwarten, zur Caritas zu gehen, lieber heute als morgen. Ich will, dass alles schnell geht und mein Leben wieder (oder endlich?) zur Normalität übergeht. Schnell zum Termin, schnell zur Therapie...
Ich habe Sorge, dass ich alles zu schnell machen will, nur um es ,,hinter mir zu haben.“
Was ich aus den Beiträgen in den Forum zwar gelernt habe ist, dass es gar nicht schnell gehen kann, sondern die Sucht einen lebenslang begleitet, aber ich kann diesen Gedankengang nicht abschütteln.
Vielleicht gibt es hier jemanden, der mir in der Hinsicht einen Rat geben, oder weiterhelfen kann.
Ich freue mich über jede, auch kritische, Rückmeldung und Rückfrage.
Spielfrei Tag 4,
Euer Holzi