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Meine Erfahrung in den letzten 3 Monaten

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Meine Erfahrung in den letzten 3 Monaten
« am: 04 August 2016, 12:09:50 »
So Leute,

ich habe mich jetzt längere Zeit nicht gemeldet, da ich aktuell einfach mein Leben genießen möchte. :-)

Das letzte mal gespielt habe ich irgendwann Mitte April.
Typischer Tag kurz nach Zahltag.

Nach der Arbeit direkt zur Bank - Geld abheben - "Mit 50er Glück probieren" - Spielo - verzockt - wieder zur Bank - Spielo - Wiederholung.

Die Zeit schien stehen geblieben zu sein. Wiedermal hatte ich meinen kompletten Monatslohn verspielt. Nicht nochmal! Nicht mit mir!

Das Schicksal hat es wohl gut gemeint mit mir. Nachdem ich das Erlebnis am Folgetag meiner Arbeitskollegin erzählte(wir haben ein sehr offenes Verhältnis), hat sie mich dazu gedrängt endlich zu einem Suchtberater zu gehen und einen Schlussstrich zu ziehen.

Gesagt - getan - angerufen - Termin noch am selben Tag bekommen.
Ich bin hingegangen, er hat geredet, ich habe geredet, ich habe verstanden.

Weitere zwei Termine standen bevor.
Auch diese habe ich wahrgenommen.

Ehrlich? Unter uns? Die Beratung an sich hat mir nichts gebracht. Der Typ hat erzählt was ich bereits wusste. Auch die Fakten über mich. Aus welchem Grund ich spiele.

Und doch war die Beratung nicht ganz sinnlos, da ich durch das Hingehen wohl die Brücke zu Spielautomaten hinter mir abgebrannt habe! Oder anders ausgedrückt eine Mauer errichtet.

Versteht mich nicht falsch, ich verdränge diese Zeit und das Erlebte nicht! Ganz im Gegenteil! Ich analysiere und ziehe meine Rückschlüsse. Ich habe mein Lehrgeld gezahlt. Und zwar ein hohes Lehrgeld.

Ich weiß die Aussage die ich gleich treffe könnte vielen nicht gefallen.
Ich werde keine Selbsthilfegruppe besuchen, ich werde auch meinen Suchtberater nicht mehr besuchen. Der letzte Besuch liegt schon über einen Monat zurück. Ich bin mit diesem Thema durch.

Da ist weder Freude, noch Verachtung oder Wut - all diese Gefühle habe ich bei dem Gedanken an Spielautomaten nicht mehr. Selbst an das Geld, dass mir einige Spieler noch schulden denke ich nicht mehr! Ich habe Frieden geschlossen und ruhen lassen.

Warum ich in keine Selbsthilfegruppe oder zu meinem Berater gehe?
Die Antwort ist für mich ganz einfach. Solange dieses Thema in meinem Kopf präsent ist,
ist es nah. Dann fällt es  schwer loszulassen. Und ich habe losgelassen.

Mein Konto ist zeigt grüne Zweige, meine Spardose quilt über.
Aber das ist nicht wichtig. Mir ist meine gewonnene Freiheit wichtiger.

Ich erfreue mich an den kleinen Dingen. Ein Besuch am See. Trettbootfahren mit meiner Freundin. Essen so viel und so oft ich will. Shoppen gehen. In den Urlaub fahren.
Keine Geldsorgen. Kein Stress. Ich komme vor 12 ins Bett. Keine Trauer oder Wut.
Mit den Freunden Fußball spielen. Leute ich habe mir sogar neue Kickschuhe bestellt, ohne darüber nachdenken zu müssen ob mir das Geld reicht! Ich habe die meisten Schulden abbezahlt. Es gibt keine dummen Sprüche mehr.

Kurz gesagt ich bin glücklicher als ich es die letzten 6 Jahre je war.

Das nächste Ziel ist es das Rauchen wieder aufzugeben. :-D

Danke für's Lesen.





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freitagessen

Re: Meine Erfahrung in den letzten 3 Monaten
« Antwort #1 am: 04 August 2016, 22:19:54 »
Hey Happy

Glückwunsch, neuer und auch gleichzeitig persönlicher Rekord......111 Tage Spielfrei...(bis jetzt!)  :)
Wenn ich darüber nachdenke wie es mir nach 111 Tage ging....meine güte....ich stand damals noch ganz am Anfang.
Wenn ich dich aber so lese dann bist du mir schon Heute 10 Jahre voraus -und das obwohl ich noch keine 10 Jahre Spielfrei bin ::)

Menno...imma mache ich alles falsch  ???

Weitermachen...der Weg ist das Ziel !
« Letzte Änderung: 04 August 2016, 22:27:23 von freitagessen »

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Offline andreasg

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  • 2.080
Re: Meine Erfahrung in den letzten 3 Monaten
« Antwort #2 am: 12 August 2016, 22:09:36 »
[Ich weiß die Aussage die ich gleich treffe könnte vielen nicht gefallen.
Ich werde keine Selbsthilfegruppe besuchen, ich werde auch meinen Suchtberater nicht mehr besuchen. Der letzte Besuch liegt schon über einen Monat zurück. Ich bin mit diesem Thema durch.]

Hallo Misterhappy, ich freue mich über Dein Posting: Tretbootfahren mit der Freundin, Klasse. Den ganzen Schmuh des Geldwegschmeißens hinter sich lassen, bis das Sparschwein grunzt!

Und jetzt soll ich in meine Selbsthilfegruppe gehen und jammern, daß mein Gläsernes nur halb mit Kupferlingen gefüllt ist?

Ich finde es doch einfach nur wohlgefällig, wenn ich lese, daß ein Mensch quicklebendig aus der Hölle raus gekommen ist.

let the sun shine in

Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

Re: Meine Erfahrung in den letzten 3 Monaten
« Antwort #3 am: 23 August 2016, 21:08:40 »
So wie Mr.Happy hatte ich mich auch noch vor wenigen Wochen gefühlt...

Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg und lass dich nicht von deinem Sieger Weg abbringen!

Man kann so schnell wieder da sein wo man angefangen hat.

Re: Meine Erfahrung in den letzten 3 Monaten
« Antwort #4 am: 20 Oktober 2016, 12:24:16 »
Ganz kurzes Update.
Müssten jetzt ehh lasst mich nachrechnen.. 6 Monate?? her sein,
seitdem ich aufgehört habe.
Ging mir nie besser.  ;D

Ein Erlebnis, dass mir zu schaffen macht bzw. worüber ich mir meine Gedanken mache, hatte ich dennoch.
Nein nein, keine Sorge ich war nicht spielen.
Viel mehr habe ich gestern gebetet und habe den Vater gebeten mir den "richtigen" Weg zu zeigen - prompt träume ich davon zu spielen. :D
Das war ein Albtraum, könnt ihr mir glauben.

Mal eine allgemeine Frage an die, die aufgehört haben.
Mir persönlich macht es nichts aus, wenn Freunde oder Bekannte spielen gehen (in der Bar).
Mich interessiert allerdings ihr Ergebnis oft.
Ich habe kein Druck spielen zu gehen.
Hin und wieder schaue ich für 10 Sekunden zu (kam bisher glaube ich zwei mal vor) und troll mich dann wieder an mein Platz.
Kennt ihr das?

Grüße :)
« Letzte Änderung: 20 Oktober 2016, 12:26:04 von misterhappy »

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Offline andreasg

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  • 2.080
Re: Meine Erfahrung in den letzten 3 Monaten
« Antwort #5 am: 20 Oktober 2016, 21:11:37 »
Misterhappy,

der Weg mit Gott ist besser als der Weg in die Bar und Spielstätte.
Das sehe ich auch so.
Mein alter Doc. sagt zu mir: "wenn ich unbeeindruckt vom Spielgeschehen in der Bar meinen Milchkaffee genießen kann, dann bin ich genesen"
Aber, wenn ich in der Galeria mein Mittagessen nehme, setze ich mich so hin, daß ich weder die Daddelkästen sehe, noch höre.

Meidet die Nähe von Spieleinruchtungen.
Meidet Menschen, die noch spielen,, - spiele um nichts - in der Welt.
(Programmheft der Anonymen Spieler)

Das war für mich ein mühsamer Weg. Die Träume haben auch nachgelassen, aber es passiert, daß sie von mal zu mal wiederkommen.
Meistens hilft eine erfrischende Dusche, alles wird abgewaschen.

Liebe Grüße und schöne 24 Stunden
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

Re: Meine Erfahrung in den letzten 3 Monaten
« Antwort #6 am: 21 Oktober 2016, 10:40:38 »
Danke für deine Antwort Andreasg.

Versteh mich nicht falsch, ich meide alles was mit dem Spielen zu tun hat.
Allerdings kann ich mich ja schlecht von der kompletten Welt abschotten. :-)

Meine Freunde sind Gelegenheitsspieler. Mal spielen sie 2€, mal garnicht.
Sie spielen eigentlich nur dann, wenn es in der Bar Spielautomaten gibt -und die gibt es ja mittlerweile in so ziemlich jeder Bar. Beträge wie 10€ holen sie direkt raus.
Vom Spielgeschehen an sich bin ich unbeeindruckt. Wenn sie gewinnen freue ich mich für sie. Wenn sie verlieren freue ich mich für mich, dass ich nicht gespielt habe.
Das (Spiel-)Ergebnis interessiert mich halt manchmal.

Normalerweise sind wir eigentlich eher drausen, als in Kneipen.
Jetzt zur Winterzeit ist das allerdings schwer. Man möchte sich ja nicht die Hände und Füße abfrieren. Somit ist der Weg in eine Bar (unser Stammlokal in der Winterzeit) vorprogrammiert.

Träume vom Spielen hatte ich eigentlich nur als ich aktiv gespielt habe.
Nachdem ich aufgehört habe, hatte ich keine mehr.
Gestern war glaube ich das erste Mal, wenn ich mich nicht täusche.

Grüße

*

Offline andreasg

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Re: Meine Erfahrung in den letzten 3 Monaten
« Antwort #7 am: 23 Oktober 2016, 13:22:32 »
Hallo misterhappy,

ich hoffe, Du hast ein schönes Wochenende, vielleicht im Kreise Deiner Freunde.
Nur eine kleine Begebenheit, Gestern Abend, die mich aber an diesen, Deinen Tread erinnerte:

Ich saß alleine in der Wohnung und am Rechner und wartete auf meine Depressionen. Dann zog ich Schuhe und Jacke an, brachte den Müll runter und fuhr einfach so in die City. In der Stadtbahn kam mir der Bioladen mit den Rabattpunkten in den Sinn und ich schlenderte zu dem Geschäft. Als ich meinen Einkauf betätigt hatte, führte mich mein Weg fast direkt am Rotlichtviertel vorbei. Dann die innere Frage: "warum kaufe ich das Zeug im teuren Bioladen, wenn der Discounter es günstiger hat"? Der Blick 'rüber zur Glitzerwelt:" wie viel Geld habe ich dahin geschleppt und still fluchend in die Hölle geschmissen"?
Aber das freundliche Lächeln der Bioverkäuferin ist nicht mit Geld zu ermessen.

Für mich ist die Distanz zum Glücksspiel nicht nur durch räumliche Trennung zu erwirken, sondern auch durch meine Lebenseinstellung. Heute war ich wieder in der Stadtmitte, in der Hauptkirche, einen Freund aus der SHG begrüßt und bin anschließend dem Rotlichtviertel entgegengesetzt nach Hause gefahren.
Früher war das Rotlichtviertel das Centrum der Stadt und mehr denn, meines Lebens. Nun hat es keine Bedeutung mehr, als mich zu erinnern, daß ich die Krankheit Spielsucht habe, sie aber Heute nicht ausleben brauche.
Wie schön und befreiend, keinen Inneren Zugang zum Glücksspiel zu haben.

schöne 24 Stunden und liebe Grüße
Andreas
« Letzte Änderung: 23 Oktober 2016, 13:24:30 von andreasg »
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

 

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