Glücksspielsucht => Angehörige => Thema gestartet von: freiheitsliebe am 03 Dezember 2024, 08:52:43

Titel: Trennung und Zweifel
Beitrag von: freiheitsliebe am 03 Dezember 2024, 08:52:43
Hallo an alle,

ich schreibe hier, weil mir dieses Forum schon seit 2 Jahren immer wieder hilft, mich zu sortieren und manchmal auch, nicht wahnsinnig zu werden. Ich habe mich Gestern von meinem spielsüchtigen Freund getrennt. Es ist natürlich noch alles sehr frisch und ich schreibe auch hier, um meine Gedanken in den nächsten Wochen zu ordnen und auch als Motivation, nicht wieder "schwach" zu werden. Wir waren etwa 2 Jahre zusammen, haben 1 Jahr zusammen gelebt und ich wusste quasi von Beginn an, dass er glückspielsüchtig ist und habe versucht, in auf seinem Weg in die Abstinenz zu unterstützen. 10 Monate ist es her, seit ich ihm gesagt habe, für mich haben wir nur eine Zukunft wenn er abstinent ist. Er hat in dieser Zeit auch Beratung in Anspruch genommen, Gruppentherapie und Selbsthilfegruppe. Zwischendurch war er mal 5 Monate abstinent, seit Sommer spielt er aber wieder regelmäßig. Ich bin gerade so traurig und leer, die Hoffnung, dass sich wirklich etwas ändert wurde immer kleiner und ich konnte darauf nicht mehr bauen. Im Moment ist mir schlecht, ich habe Magenschmerzen und ich kämpfe mit meinem schlechten Gewissen. Er fühlt sich von mir im Stich gelassen, schreibt, dass er durch die Distanz zwischen uns rückfällig geworden ist und durch unseren Streit. Ich weiß, dass es nicht meine Schuld ist und trotzdem ist da diese Angst, ich hätte eine bessere Freundin sein können, vielleicht wäre er dann stabiler gewesen. Andererseits, wenn ihm die Beziehung so geschadet hat, dann ist es ja am Ende auch für ihn besser. Vielleicht hätte ich länger aushalten sollen, ihm noch eine Chance geben. Das sind so meine Zweifel im Moment. 

Anmerkung: Ich hatte mich hier vor ein paar Monaten abgemeldet, da es mir teilweise mit Beiträgen hier sehr schlecht ging. Ich weiß auch, dass Angehörige hier nicht so stark vertreten sind, aber bisher hat mich dieses Forum am meisten angesprochen.
Titel: Re: Trennung und Zweifel
Beitrag von: Mr. Nobody am 03 Dezember 2024, 10:13:40
Hi freiheitsliebe, hör auf mit den Selbstzweifeln. Du bist nicht schuld daran und du hast es lange genug ausgehalten. Eine Beziehung soll was schönes sein, harmonisch und Halt geben. Egal, wie und wie sehr du ihn unterstützt hast, er ist noch nicht am Tiefpunkt angekommen und würde dich auf dem Weg dahin mitreißen. Darüber trauern ist richtig und wichtig, aber suche die Fehler nicht bei dir.
Er fühlt sich von dir alleingelassen und spielt deswegen wieder? Als Außenstehender stempel ich das als Schwachsinn ab. Er wollte einfach wieder zocken.

Grüße
Titel: Re: Trennung und Zweifel
Beitrag von: freiheitsliebe am 03 Dezember 2024, 11:02:17
Danke dir! Der Gedanke hilft mir grade, dass ich vermutlich mit bis zum Boden gerissen werden würde. es ist grade so schwer, sich von allen Träumen zu verabschieden, die wir für uns hatten, aber es waren eben auch vor allem Träume, und mit seinem Spielverhalten wären die nicht wahr geworden...
Titel: Re: Trennung und Zweifel
Beitrag von: andreasg am 03 Dezember 2024, 12:02:08
Hallo Freiheitsliebende,

Herzlich Willkommen im Forum. Wenn Du Austausch mit Angehörigen von Spielern suchst, dann eröffne einen Trad und schreibe. Ich meine, wir haben ja schon eine Rubrik für eben Angehörige von Spielern.
Das Warten heißt weiter reflektieren, aber nicht, sich selber zu betrachten.
Jetzt und hier geht es um DICH, - der andere ist ja versorgt, laß ihn Spielen....

Schön, daß Du Dich hier schon eingelesen hast. Für Dich und Dein Leben heißt es nun aktiv zu werden.
Was auch hilft, ist , Tagebuch zu schreiben, das versäume ich öfters, aber es hilft wirklich.

Liebe Grüße und schöne 24 Stunden
Andreas
Titel: Re: Trennung und Zweifel
Beitrag von: freiheitsliebe am 03 Dezember 2024, 14:16:28
Danke Andreas. Was meinst du mit Warten heisst weiter reflektieren? Momentan habe ich Magenkrämpde und schaffe nur den halben Arbeitstag. Ich denke immer wieder dass ich ihm vielleicht noch eine Chance geben sollte. Oder uns, unserer Liebe
Titel: Re: Trennung und Zweifel
Beitrag von: Olli am 03 Dezember 2024, 15:01:20
Hi Freiheitsliebe!

Das ist doch genau das, was Du gerade machst.

Er wollte weiter spielen, als er Dich noch hatte. Nun hat er Dich verloren! Vielleicht aber auch nur auf Zeit? Würde es ihm jetzt etwas bringen, seinen Abstinenzwunsch zu finden und zu festigen? Könnte er Dich so vielleicht zurückgewinnen?

Das sind Gedanken, die ER haben könnte. Doch wer kann einem anderen schon hinter die Stirn schauen? Seine Taten werden es zeigen.

Du gibst ihm also genau jetzt seine einzige und letzte Chance. Macht er nichts, dann weisst Du eben ganz genau, dass er Dich nicht verdient hat!
Titel: Re: Trennung und Zweifel
Beitrag von: freiheitsliebe am 03 Dezember 2024, 17:38:47
Danke Olli. Innerlich hab ich die Tür noch nicht komplett geschlossen. Ich fürchte aber dass da nicht mehr viel kommt. So klar war ich nie, und ich denke er weiss dass er nun wirklich aufhören müsste wenn er noch eine Chance will mit mir. Die Hoffnung jst aber sehr klein. Seine Mutter meinte gestern ob ich ihm nicht noch eine Chance geben will, evtl da erstmal wohnen bleiben, noch den geplanten Urlaub machen und dann schauen
 Meine Gedanken wandern auch in die Richtung aber ich weiss dass mir das schaden würde.
Titel: Re: Trennung und Zweifel
Beitrag von: Olli am 03 Dezember 2024, 17:58:40
Ich habe damals den ja nun immer wiederkehrenden "Alltagstrott" genutzt, um meine Sucht weiter auszuüben. Ich brauchte nur warten ...

Glaubst Du, dass es Dir gut tun würde weiter auf ihn zu warten? Oder täte etwas Abstand Dir besser?

Das ist etwas, selbst wenn meine Fragen schon ein wenig polarisieren, was nur Du alleine beantworten kannst.
Titel: Re: Trennung und Zweifel
Beitrag von: freiheitsliebe am 03 Dezember 2024, 21:49:44
Abstand tut mir auf jeden Fall besser. Ich habe auch meine Familie eingeweiht die mir auch helfen, und der Meinung sind die Entscheidung war richtig. Das ist wichtig für mich weil sie mich auf den Boden holen wenn ich am liebsten die Augen zumachen würde und so tun als wäre alles gut. Um unserer Träume wollen oder weil es grade so weh tut. Morgen hole ich einige Sachen aus der Wohnung , zu mehr reicht die Kraft grade nicht. Wohnung suchen, etc muss noch warten.
Titel: Re: Trennung und Zweifel
Beitrag von: freiheitsliebe am 08 Dezember 2024, 21:34:01
So, 1 Woche ist rum. Ich übertreibe nicht wenn ich sagen, dass das eine der härtesten Wochen meines Lebens war. Der Schmerz war so krass und jst es oft noch. Ich hab mich oft so schuldig gefühlt. Von meinem Expartner kamen auch sehr viele Schuldvorwürfe und Erklärungen wie mein Verhalten sein Spielen ausgelöst hat. Und das so gut erklärt dass ich es richtig geglaubt habe. Erst wieder Abstand hat mir gezeigt was für ein Käse das ist. Eine Ausrede um die eigentliche Probleme, das Spielen nicht angehen zu müssen. Ich lese das hier so oft von Angehörigen. Ich habe auch tatsächlich oft Schwierigkeiten gehabt meine Emotionen zu kontrollieren in der Beziehung, war oft anweisend, beleidigend, übergriffig. Aber das alles ist nicht Schuld an der Sucht. Ich muss auch eingestehen, dass mein Selbstbewusstsein inzwischen extrem klein ist was das angeht. Und eine Angst ist, dass er sich bald neu verliebt und mit der Neuen dann alles ganz toll wird was wir uns erträumt hatten. Dass er es für jemand anderen schafft und ich einfach nicht genug war. Das sind sehr schmerzhafte Gefühle. Wir haben noch Kontakt, es tut mir aber nicht gut und trotzdem schaffe ich es noch nicht das ganz abzubrechen. Ich fühle immer noch eine starke Bindung.
Titel: Re: Trennung und Zweifel
Beitrag von: TAL am 09 Dezember 2024, 05:28:29
Hallo Freiheitsliebe,

ich finde es immer ziemlich schräg, wenn (Ex-)Partnerinnen schreiben, ihre größte Sorge sei es, daß eine Andere 'schafft', was sie nicht geschafft hat - also daß er für sie spielfrei werden kann und das Märchen für sie wahr wird.
Eine sehr merkwürdige Denkweise, um nicht zu sagen: da stimmt was nicht mit deinen Prioritäten.
Aber wie gesagt, sowas schreiben Angehörige öfter.

Es ist jedenfalls Unsinn. Solange er spielen will, kann auch die Märchenprinzessin kommen - es wird nicht 'genug' sein. Auch sie wird am Ende immer 'schuld' sein.
Gut, daß du zumindest das erkannt hast. Laß dir das nicht einreden.
Titel: Re: Trennung und Zweifel
Beitrag von: Olli am 09 Dezember 2024, 06:35:34
Guten Morgen!

Ja, diese Gedanken lese und höre ich öfters. Eigentlich zeigen sie nur auf, wie zerrissen Du innerlich noch bist. Aber das ist ja auch verständlich.

Die Suchtausübung ist immer ein egoistisches bis narzistisches Handeln. Sie hat nichts mit jemand anderem zu tun. Klar, es können Auslöser gesetzt werden, Doch eine Schuld trifft niemals den Auslösenden, denn der Spieler hatte ja die Wahl auf eine Aktion zu reagieren.
Du hattest Schwierigkeiten ihm gegenüber Deine Emotionen zu kontrollieren? Bei welchen Situationen? Ging es da nicht schon um seine Sucht? Der Grund ist trotzdem egal, denn er hätte ja sagen können: Stop! Du verletzt mich!
Stattdessen zockt er und macht Dir heute Vorwürfe.

Wer bist Du? Dir Prinzessin, die den verwunschenen Prinzen von seinem Fluch erlösen muss? Gibt es da noch andere Prinzessinnen mit den gleichen Fähigkeiten? Nun, wenn Du den Frosch küssen möchtest, dann muss der sich schon küssen lassen. Stattdessen springt er Dir immer wieder aus den Händen, in denen Du ihn zum Mund führen möchtest. Er dreht sich auch immer wieder einfach nur rum, hupst Dir ins Gesicht und glaubt er wäre ein Goldesel, dem es erlaubt ist, Dir mit beiden Beinen ins Gesicht zu treten.

Doch nehmen wir mal an, er würde endlich mal still halten und sich küssen lassen. Zu was würde er sich dann verwandeln? Was wäre, wenn Du die Retterin in der Not wärest und er würde in Deinem Glanze aufblühen? Der Mensch wächst mit seinen Erfahrungen. Du bekommst nicht den "Schatz" zurück, dessen Traumbild Du einst einmal in Dir geschaffen hast. Du bekommst vielleicht den Nussknacker mit seinem Holzkopf? Also jemanden, den Du 1. noch gar nicht kennst und 2. den Du vielleicht gar nicht magst.
Doch selbst hier ... es steht nicht in Deiner Macht, dass er sich bewegt!

Und wenn eine andere Prinzessin tatsächlich kommt und es schafft ihn zu retten? Zwei Fragen hierzu: Wie realistisch ist dies? Wie wahrscheinlich ist dies? Wenn Du die Fragen ehrlich beantwortest, dann ist diese Chance eher unrealistisch und unwahrscheinlich.

Was aber wahrscheinlich und realistisch ist: Da draussen haben andere Mütter andere Söhne! Auch davon lese ich hier manchmal! "Leute, ich bin so froh, dass ich damals Schluss gemacht habe. Heute bin ich in einer neuen Beziehung und bin sowas von glücklich. Ich verstehe gar nicht, wie ich damals so geklammert habe an dieser kaputten Beziehung!"

Trauere ruhig um ihn, um Dich, um Euch ... aber mache den Schnitt auch bitte komplett, damit Du den nächsten Prinzen küssen kannst. Küssen ... nicht erlösen ...
Titel: Re: Trennung und Zweifel
Beitrag von: freiheitsliebe am 09 Dezember 2024, 09:45:16
Ja, Tal, das sind auch irrationale Gedanken. Die schreibe ich hier auf und spreche sie aus, um sie mir bewusst zu machen, dass es eben Gedanken sind und keine Wahrheiten, auch wenn sie so tun. Bei mir ist es so, dass ich so viel Liebe, vor allem aber auch Lebenszeit und Energie in diese Beziehung gesteckt habe, umgezogen bin, mir (vermeintlich) ein Leben mit ihm aufgebaut habe und immer gehofft habe, dass es irgendwann "gut" wird. Und dieser Gedanke dann schnell da ist "wenn er es jetzt mit einer anderen schafft, dann war ich nicht gut genug, denn an der Anstrengung lag es nicht". Ich kann mir vorstellen, dass das vielen so geht. Das ist eben eine Massive Egokränkung. Aber nur für das Ego und die Hoffnung zusammenzubleiben wenn man ständig unglücklich ist, das ist es nicht wert.

Ich mache mir wirklich Sorgen um ihn immer noch. Aber ich versuche auch mehr an mich zu denken. In den letzten 2 Monaten habe ich schon Abstand genommen und mehr mit anderen Leuten gemacht, das hat ihn erst recht zum Spielen gebracht, weil er die Distanz gespürt hat (bzw. es war eben der Auslöser fürs Spielen), teilweise wieder täglich. Ich glaube wir wollten uns beide gegenseitig retten. Ich habe definitiv auch Probleme, die nichts mit seiner Sucht zu tun haben und an denen ich arbeiten muss, vor allem an der Erwartung, dass mein Partner für alle meine emotionalen Bedürfnisse zuständig ist. So gesehen waren wir wohl wirklich nicht gut füreinander. Trotzdem war viel Liebe da und wahrscheinlich aber auch Abhängigkeit auf beiden Seiten.

Im Gespräch vor 2 Tagen ist mir auch klar geworden, dass er auch klarer sieht jetzt. Er will nicht unbedingt wieder zurück, er will erstmal selbst klarkommen und sieht auch Verletzungen, die ihm die Beziehung zu mir zugefügt hat.

Und ja, Oli, du hast Recht, danke für den sanften Tritt in den Hintern. Ich muss wirklich eine Wohnung suchen, mein Zeug abholen, nicht hoffen, dass es sich wieder gibt, das lähmt mich. Niemand weiß was die Zukunft bringt, aber jetzt und hier geht es als Paar nicht weiter. Wir schreiben uns noch und sprechen, das sind insgesamt gute, vertrauensvollen und wertschätzende Gespräche, aber wir sind auch beide noch so traurig und verletzt, dass wir auch Abstand brauchen. Für mich geht es grade nur immer Tag für Tag, immer 24 Stunden, alles andere überfordert mein Herz gerade. Und auch zu sagen "es ist für immer und ewig vorbei" stürzt mich in so tiefe Verzweiflung, dass ich es gar nicht aushalte. Deshalb Tag für Tag getrennt, mich um mich kümmern und meine Engsten, Sport machen, Urlaub planen. Am Schlimmsten ist gerade wirklich der Gedanke meine Sachen alle abzuholen, weil das schon etwas Endgültiges hat... Danke euch auf jeden Fall. 
Titel: Re: Trennung und Zweifel
Beitrag von: TAL am 09 Dezember 2024, 17:44:00
Okay, ja, so kann ich das irgendwie einigermaßen nachvollziehen, glaube ich: Der Gedanke ist im ersten Moment da, auch wenn du mit etwas Abstand weißt, daß er falsch ist / war.

... und dann lese ich, wie du schreibst, daß die Distanz ihn 'zum Spielen bringt'. Hatte die 'Nähe' vorher nicht in seinen Augen genau denselben Effekt?
Da siehst du mal, daß alles als Ausrede dient. Ich habe mir selbst gegenüber genauso 'argumentiert' - und auch fest daran geglaubt.

Die Trennung war auf jeden Fall der richtige Schritt - für euch Beide. Was er daraus macht, ist nun seine Sache. Ich jedenfalls hätte es ohne nicht geschafft, da bin ich mir sicher.

Kopf hoch, es wird wieder besser werden.
Titel: Re: Trennung und Zweifel
Beitrag von: freiheitsliebe am 09 Dezember 2024, 21:34:34
Was meinst du mit du hättest es nicht ohne geschafft? Wieso braucht es denn fast immer die Trennung...

Titel: Re: Trennung und Zweifel
Beitrag von: TAL am 09 Dezember 2024, 23:24:30
Ja, das meine ich.

Zu deiner Frage: Ich kann da nur für mich sprechen, aber bei mir hatte das hat viel mit Respekt und Augenhöhe zu tun.
Aber ich werde darauf jetzt nicht näher eingehen, denn ich habe da eine deutlich... mhh... nüchternere Sichtweise als die meisten Anderen. Das kann ich auch nicht 'schönreden', von daher lasse ich es.

Aber kurz gesagt.
Ich tat das für mich, und für niemanden sonst. Und ich mußte erst einmal lernen, mit mir selbst klarzukommen, Verantwortung zu übernehmen, bevor ich weiter andere damit belaste.
Ein Stückweit galt das auch andersrum.
Denn so haben wir uns nur 'im Kreis gedreht'.

Wenn das funktioniert, kann es auch sehr gut sein, daß einer, oder gar Beide, bemerken, daß der Traum nur das war - Wunschdenken. Mit Beendigung meiner aktiven Spielerzeit habe ich mich jedenfalls mit Sicherheit verändert, und das nicht unbedingt dem Märchen entsprechend.

Es 'muß' aber natürlich nicht so sein. Es gibt auch Spieler, die es schaffen, in einer Beziehung abstinent zu werden. Ich gehöre allerdings definitiv nicht dazu.
Titel: Re: Trennung und Zweifel
Beitrag von: andreasg am 09 Dezember 2024, 23:37:55
Hallo Freiheitsliebe,

ich denke Olli hat gut geantwortet, auf das, was ich eingeworfen habe. So direkt kann ich mich an meine Gedanken nicht mehr besinnen, als ich Dir mein Posting zuschrrieb.

Bei mir ist es so: mein Bauchweh hat nachgelassen, ich nehme zwar noch Medikamente, aber eines davon, was die Nebenwirkungen der wichtigen Medikamente schmälern soll, brauche ich nicht mehr, die Magengeschwüre sing abgeklungen!
Was sich so alles in den Bauch reinfrißt, und meistens ist es der Streß, der da mit hineingeht, leider.

Beim Weiterlesen Deines Treads dachte ich an eine Werbung einer Wohnugsgesellschaft: Eine schöne elegant gekleidete Frau sieht man, die mit leeren, womöglich ausgeweinten Augen auf das Display des Handys guckt. Der Text dazu, sinngemäß: "wenn Er die sich getrennt hat - wir bleiben Ihnen teu, Sie können sicher bei uns wohnen.
Ich sitze in der Bahn, und bin immer wieder gefesselt, vom Blick in das fotographierte Gesicht, diese atemlose Leere darin, und andernseits...
würde ich Heute einer Partnerin aus Billigkeitsgründen davonlaufen, weil ich Angst davor habe, geliebt, wertgeschätzt angenommen zu sein?

Du bist nicht alleine, wenn es um süchtige und dyfunktionale Beziehungen geht. Ob toxisch gestört, oder dem Glücksspiel verfallen, dem brauchst Du nicht nacheifern, da kannst Du nur verlieren.

Frag mal Deinen Bauch, ob Dein Körper eine Auszeit braucht, frag die Seele, und den Spirit, der wird Dir Antwort geben, wenn Du die Ruhe dazu finden magst.

Eine Gute Nacht

Andreas
Titel: Re: Trennung und Zweifel
Beitrag von: freiheitsliebe am 10 Dezember 2024, 08:33:45
Danke euch sehr. Das Forum und natürlich Freunde und Familie sind gerade mein Anker. Tal, ich habe mich auch oft gefragt ob die Angehörigen nicht eigentlich viel mehr Unterstützung bräuchten oder mehr gemeinsam mit dem ganzen System (Familie oder Paar oder Freunde) gearbeitet wird. Mein Expartner ist sehr oft in so eine "Kindrolle" gerutscht, im Sinne dass er bevormundet wurde, von mir, von seinen Eltern, und ich ihn auch nicht immer als erwachsenen Partner sehen konnte. natürlich schon oft, aber eben in vielen Situationen auch nicht, vor allem wenn das Spielen zunahm. Das ist sicher für alle nicht gesund. Allerdings habe ich auch nie gewollt, dass ich seine Finanzen kontrolliere und er auch nicht. Das haben seine Eltern und ich frage mich inwieweit das auch dazu geführt hat, dass sie ihn nicht als Erwachsenen sehen, sondern immer noch als Kind.

Andreas, bei mir schlägt auch alles auf den Bauch. Und der rebelliert massiv im Moment. Ich spüre richtig, wie alles aufgewühlt ist und wund und enzündet. Und ich wünsche mir sehr, dass alles zur Ruhe kommt und mein Nervensystem nicht mehr so in Alarmbereitschaft ist. Wieder durchschlafen, Appetit haben, keine Übelkeit oder Magenkrämpfe, das wäre was Schönes.
Titel: Re: Trennung und Zweifel
Beitrag von: Olli am 10 Dezember 2024, 10:28:36
Guten Morgen!

Habe etwas Geduld mit Dir ... das wird schon ...

Die Finanzen kontrollieren ... eiei ... da schwallen Erinnerungen hoch, die ich gar nicht haben möchte. In den 20 Jahren meiner Suchtkarriere habe ich weite Teile in einer Finanzkontrolle gesteckt. Eigentlich hat diese mich zwar vor noch höheren Verlusten bewahrt, doch sie hat mich auch in der Sucht festgehalten.

Als ich dann spielfrei wurde und das erste Mal auf der Jahrestagung in einem Workshop steckte, da lernte ich den Begriff des Geldmanagements. Die Ziele unterschieden sich gravierend.
Bei einem Geldmanagement gibt man zwar die Verantwortung erst einmal an eine Vertrauensperson ab, erarbeitet sie sich aber wieder zurück.

Wenn die Finanzkontrolle damals Löcher bekam, da machte mein Suchtherz Purzelbäume: "Nicht mehr lange, und da kannst wieder zocken ..."
Hätte ich vor ein Geldmanagement zu lockern und bekäme auch nur den Hauch solcher Gedanken, dann würde ich mit dem Lockern noch ein paar Monate warten. Es hetzt mich doch keiner ...

Ein Geldmanagement ist auch immer zeitlich befristet. Es dient nur dazu, mich mehr auf die Genesung konzentrieren zu können.

Auch aus dieser Warte betrachtet zeigt sich, dass Dein Freund noch lange nicht so weit ist, den Genesungsweg ernsthaft zu beschreiten. Er schränkt sich lediglich ein wenig ein mit einer Finanzkontrolle. Aber das können wir ja gut ... uns den Gegebenheiten anpassen, uns einschränken ... Hauptsache es läuft alles so weiter, wie gehabt.
Titel: Re: Trennung und Zweifel
Beitrag von: TAL am 10 Dezember 2024, 16:31:36
Richtig. Solche 'schiefen' Dynamiken hielten mich davon ab, auch nur ernsthaft zu versuchen, mit dem Spielen aufzuhören.
Ich möchte nicht mit einem Kind zusammensein, und auch nicht mit einer Mutti. Und ich habe auch keine Lust, mir die emotionalen Bedürfnisse eines pubertierenden Teenagers anzutun.
All das sind Dinge, die ich 'billigend in Kauf nehme', wenn ich etwas davon habe, und als aktiver Spieler hatte ich durchaus 'Vorteile' von dieser Beziehung. Respektieren konnte ich mein Gegenüber allerdings nicht, das Gefühl der Verachtung war da durchaus sehr präsent manchmal.

Wenn ich hier (und anderswo) so lese, war es im Vergleich zu anderen bei mir damals aber im Nachhinein betrachtet doch eher 'harmlos'. Wir sind beide keine sehr emotionalen Menschen, dieses Verhalten kam daher eigentlich nur in Phasen purer Verzweiflung durch, es war nicht alltäglich. Dennoch reichte das, meine bessere Hälfte nicht ernstnehmen zu können.

Da kann auch keiner etwas dafür, es ist eben, wie es ist. Wie sagt man dich gleich mit dem Topf und dem Deckel?

Ich bin da aber wie gesagt nicht unbedingt das beste Beispiel, denn ich habe durchaus noch andere Baustellen. Wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst bin, dann muß ich auch zugeben, daß ich durchaus auch ab und an auf Hilfe, oder zumindest ein Entgegenkommen meiner Mitmenschen, angewiesen bin. Das macht es beileibe nicht einfacher, einen gesunden Mittelweg in einer Beziehung zu finden.

Und ja, Unterstützung auch für Angehörige ist etwas, das oft vernachlässigt wird, denn das Umfeld wird immer in Mitleidenschaft gezogen, und die Angehörigen werden allzu oft damit 'überfallen'. Woher sollen sie auch wissen, was das bedeutet... die Betroffenen wissen das ja meist selbst nicht einmal.
Titel: Re: Trennung und Zweifel
Beitrag von: freiheitsliebe am 20 Dezember 2024, 13:36:40
Danke für eure Beiträge. Ich lese die Tage auch fleißig in anderen mit. Die letzten 2 Tage hatte ich eine üble Lebensmittelvergiftung, mein angeschlagener Magen war da sicher einfache Beute. Dadurch konnte ich zwar keinen Schritt tun aber dafür auch mal nicht grübeln, nur schlafen. Es geht mir besser? schlechter? ich weiß es gar nicht. Insgesamt geht es mir aber klarer, würde ich sagen. Die Zerrissenheit ist nicht mehr so stark. Vor 2 Wochen war der Drang so stark, auf alles zu "scheißen" und einfach wieder mit ihm zusammen zu sein. Habe mir interessante Dinge eingeredet wie "jeder hat ja so seine Probleme" und "ich darf ihn ja jetzt, wo er vielleicht wirklich aufhören will doch nicht allein lassen". Die Gedanken sind mittlerweile viel leiser geworden. Die Schuldgefühle sind schon noch da. Die habe ich mir ja auch viele Monate lang angehört, wie dass meine Gereiztheit oder Wut das Spielen auslösen oder wie zuletzt, dass ich viel arbeiten musste hat ihn in die Einsamkeit und damit ins Spielen gedrängt. Ich habe anscheinend viele Gründe für Suchtausübung geliefert aber mit dem Abstand fühle ich auch immer mehr, dass das alles großer Quatsch ist. Es wäre mir auch zu anstrengend, immer die perfekte Partnerin sein zu müssen, und noch dazu bitte nicht langweilig! damit er nicht spielt. Was mir noch nachhängt, vielleicht gibt es dazu ein paar kluge Gedanken von euch, ist dass er zuletzt meinte, ich hätte ihm nur 1 Jahr Zeit gegeben (seit dem Beginn der Spielphase und jetzt) und das wäre viel zu kurz um wirklich aufzuhören... das nagt noch an mir. War ich zu ungeduldig? Hätte ich ihn doch noch länger unterstützen sollen?

Es ist wirklich schwer, ich versuche gleichzeitig mit meinem Schmerz auch noch seinen zu lindern, ihm das alles möglichst mit Schmerzmittel zu verabreichen, aber ich merke schon, egal was ich lasse oder mache, er ist einfach verletzt, wütend, traurig und das darf er ja auch sein. Ich muss auch aushalten, bis zu einem gewissen Grad die Böse zu sein, die ihn im Stich lässt, obwohl mein Verhalten ja oft Grund fürs Spielen war und er auch geblieben ist (das ist sein Narrativ, und wohl auch noch ein bisschen meins). Unglaublich wie viel Leid diese Sucht verursacht.
Neulich sagte jemand, und ich habe es auch hier mal von Oli gelesen " Du kennst den Mensch ja gar nicht wirklich. Die Sucht hat ihn ja verändert und er wäre auch sicher anders wenn er nicht mehr spielt". Das ist zwar traurig aber irgendwie auch ein bisschen tröstend der Gedanke.
Titel: Re: Trennung und Zweifel
Beitrag von: Olli am 20 Dezember 2024, 14:14:10
Hi!

Zitat
ich hätte ihm nur 1 Jahr Zeit gegeben (seit dem Beginn der Spielphase und jetzt) und das wäre viel zu kurz um wirklich aufzuhören...

Als ich die Raucherentwöhnung mitgemacht habe, nach über 40 Jahren qualmen, da hat uns Jörg gebeten, dass wir uns einen Termin aussuchen, ab dem wir mit der Abstinenz beginnen wollten ... jeder für sich! Damit das nicht bis in alle Ewigkeit dauert, hatten wir dafür drei oder vier Wochen Zeit, ich weiss es gar nicht mehr so genau.
Eigentlich hatte ich gedacht, dass wir ab diesem Gesprächstermin abstinent sein wollten, doch der Suchti in mir frohlockte und ließ mich dann auch bis zum nächsten Termin weiter rauchen.
Doch als dieser Termin dann da war, da sagte ich, dass ich ab sofort rauchfrei sein wollte. So ist es denn auch bis heute geblieben.

Ich habe das auch schon bei anderen Süchten in Dokumentationen, Seminaren oder Berichten Süchtiger erfahren, dass man sich innerlich vorbereiten soll. Dies stärkt die Motivation.

Doch wenn Dein Freund nach einem Jahr noch nicht abstinent ist, dann will er das auch gar nicht und schindet lediglich Zeit. Der Kölner spricht da wohl am Ehesten seine Gedanken aus: Et hät jo immer noch joot jejange ...
Leider funktioniert der Spuch nicht bei Sucht.

Lasse den Vorwurf an Dich also einfach an Dir abperlen ...
Titel: Re: Trennung und Zweifel
Beitrag von: freiheitsliebe am 30 Dezember 2024, 11:42:01
Danke Olli, auch wenn ich nicht gleich darauf geantwortet habe, hat es mir gut getan deinen Kommentar zu lesen. Es ist oft so schwer einzuschätzen was zumutbar ist, vor allem weil ich meinen Exfreund sowieso oft versucht habe zu schonen.
Am Freitag bin ich ausgezogen, eine neue Wohnung habe ich noch nicht aber zum Glück eine tolle Schwester und ihren Mann, wo ich willkommen bin. Das stützt mich sehr. Mir geht es okay, das Wochenende war schwer, ich habe mich oft einsam gefühlt und viel nachgedacht. Momentan kämpfe ich auch mit dem Ärger auf mich selbst, dass ich mich überhaupt auf diese Beziehung eingelassen habe. Da versuche ich mir gerade zu verzeihen, Hoffnung hält einen leider manchmal in schlechten Situationen fest. Ich gewinne jedenfalls mit jedem Tag mehr Klarheit, dass es die richtige Entscheidung war. Ich habe mich zwar geliebt gefühlt in der Beziehung, aber es ging doch sehr oft um gebraucht werden und manchmal frage ich mich jetzt, inwieweit mein Ex überhaupt Liebe gespürt hat für mich, wenn er so in der Sucht drin war. Was mir am Ende das "Letzte" gegeben hat, war, dass er an das Ersparte gegangen ist, worauf er eigentlich keinen Zugriff hatte. Er hat aber seinen Vater so lange bearbeitet bis der ihm einen großen Teil davon überwiesen hat. Nachdem ich das erfahren hatte, konnte ich ihn kaum mehr ansehen. Es hat dann nur noch die Nachricht gebraucht, dass er das alles natürlich verspielt hat. In dem Moment wusste ich, das Fass hat keinen Boden. Und ich kann so keine Zukunft mit ihm aufbauen und keine Gegenwart haben weil das Vertrauen weg ist. Er meint zwar, wir sollen kämpfen das Vertrauen wieder aufzubauen, aber ich merke dass ich das nicht mehr kann. Nochmal so viel Energie und Liebe und Selbstarbeit investieren, vertrauen aufbauen, immer mit der Angst, in ein paar Monaten stehe ich wieder vor einem Scherbenhaufen. Das kann ich nicht.
Titel: Re: Trennung und Zweifel
Beitrag von: Mausilausi am 02 Januar 2025, 01:18:19
Liebe Freiheitsliebe,

ich wollte Dir mal sagen, dass ich es großartig finde, dass Du das gerade geschafft hast! Mit der Zeit vergehen die schlimmen Gefühle. So schön, dass Du jeden Tag mehr Klarheit gewinnst, dass es richtig ist was Du tust.

Du kannst auch durch die Trennung nichts verlieren. Wenn ein Mann einen wirklich liebt, dann wird er verstehen, dass man das nicht aushalten kann. Ich  hatte zu meinem Ex seit dem letzten Weihnachtsfest gar keinen Kontakt mehr. Ich hatte das Bedürfnis vor  diesem Weihnachten mal zu sehen, wie es ihm geht ich hatte Sorge er ist ganz allein. Wir kennen uns aus der Jugend schon und er ist einfach ein Mensch, der für mich trotz der Krankheit immer wichtig bleibt. Ich habe ihn auf ein Weihnachtskonzert eingeladen. Er passt gut auf sich auf. Er hat immer noch dieselbe Hochachtung vor mir und nichtsdestotrotz: er zockt immer noch. Er ist nicht soweit aufzuhören, er ist nicht an dem Punkt. Das hat mich darin bestätigt, dass es nicht an mir ist herbeizuführen, wann er sein Leben in den Griff bekommt.

Ich fühle mich ihm freundschaftlich verbunden und kann ihn auf diese gesunde Distanz viel lieber haben, als wenn ich bei ihm geblieben wäre.

Ich kenne das mit dem nicht mehr ansehen können. Das ist irgendwie ein guter Selbstschutz, wenn man jemandem nicht mehr in die Augen sehen möchte. Du hast so gute und richtige Energien freigesetzt in Dir. Behalte das bei und vielleicht hilft dir der Gedanke, dass man sowieso nicht drinnen steckt, wann der andere sein Leben in den Griff bekommt, so perfekt man sich auch verhalten mag. Bleib so stark, wenn Dich jemand wirklich liebt, dann ist das das einzige was er sich wirklich für Dich wünschen kann.

LG Mausilausi
Titel: Re: Trennung und Zweifel
Beitrag von: freiheitsliebe am 02 Januar 2025, 12:23:10
Liebe Mausilausi,

vielen Dank dir, das tut gut zu lesen. Ich habe ja auch deinen Beitrag gelesen und mich in vielen wieder erkannt. Wir haben am 31.12 beschlossen, dass wir den Kontakt erstmal abbrechen. Er hat sich das auch gewünscht, als ich ihm nochmal gesagt habe, dass ich keinen Weg zurück in die Beziehung sehe. Und auch wenn ich weiß, dass es nicht stimmt, tut es trotzdem weh zu hören, dass ich ihn dann nicht so sehr geliebt haben kann. Sonst hätte ich ihm noch eine Chance gegeben. Das zeigt mir aber nur nochmal mehr, wie wenig er bereit ist, wirklich die Verantwortung zu übernehmen für sein Handeln und das Scheitern der Beziehung jetzt auf mangelnde Liebe schiebt. So muss er auch nichts ändern. Ich habe mich, wie du, die letzten Monate vor der Trennung immer mehr distanziert von ihm, war immer weniger zu Hause, habe auch über das Thema Spielen immer weniger wissen wollen. Das war für mich auf jeden Fall ein wichtiger Schritt in Richtung Trennung. Ich hoffe die Klarheit bleibt, aber ich denke schon.
Dir auch alles Gute!
Titel: Re: Trennung und Zweifel
Beitrag von: Roy1234 am 02 Januar 2025, 13:07:29
Meine Lieben,

der richtige und wichtige Schritt war und ist die Trennung. Mit einem liegt ihr allerdings falsch, nämlich mit dem einreden ihr hättet eventuell eine zweite Chance geben können. Das kann nur der Süchtige im Paar und zwar ausschließlich dann wenn er mit der Geliebten bricht. Heißt komplett aufhören. Andernfalls steht diese über allem, Frau, Freundin, Kinder etc. Alle sind da und alle werden meist geliebt aber nur solange sie nicht stören. Die Fixierung auf's zocken ist viel zu hoch. Davon befreien kann Mann/Frau sich nur selbst in dem er alles dafür tut abstinent zu werden. Der Gegenpart kann maximal unterstützen wenn wir das zulassen.

Und zu Wifey , alles was ihr mit schwer schreibt ist nachzuvollziehen jedoch ist Gewalt ein sofortiges Ausschlusskriterium. Da gibt's kein wenn oder aber.
Titel: Re: Trennung und Zweifel
Beitrag von: Mausilausi am 02 Januar 2025, 13:59:59
Liebe Freiheitsliebe, lieber Roy

ja das tut total weh, wenn man sich soetwas anhören muss, "man hätte nicht genug geliebt". Aber das ist sehr gemein. Wie Roy es richtig sagt ist es ja in Wahrheit genau anders herum, nämlich dass der süchtige Partner der Beziehung keine Chance gelassen und nicht anders herum. Das darf man sich nicht im Kopf verdrehen lassen. Im Affekt werden viele solche Sachen gesagt, das tut weh aber wird dadurch nicht wahrer. Weh daran tut vor allem, dass der Partner einem damit etwas unzutreffendes unterstellt!!

Halt gut durch :)
Titel: Re: Trennung und Zweifel
Beitrag von: Olli am 02 Januar 2025, 14:34:52
Die Manipulationen des Spielers gehen also weiter ... auch nach der Trennung!

Macht Euch bewusst, wass diese Aussagen wirklich sind und zeigt, anstelle der eigenen Verletzlichkeit, Mitleid! Nicht für ihn ... für Euch selbst ...
Titel: Re: Trennung und Zweifel
Beitrag von: freiheitsliebe am 03 Januar 2025, 08:37:18
Manipulation trifft es ganz gut, auch wenn ich denke, dass er das gar nicht mal bewusst macht. Letztlich belügt er sich ja vor allem selbst. Ich persönlich mag ja den Begriff des "Mitleidens" nicht so, das macht so ohnmächtig. Aber ich will mehr Mitgefühl mit mir haben und jetzt mit dem Abstand habe ich das auch und kann mir auch mehr und mehr verzeihen, dass ich nicht früher gegangen bin. Ich musste auch erst an den Punkt kommen, dass für mich nichts mehr ging, so wie der Spieler auch an den Punkt für sich kommen muss bevor sich etwas ändert. Und wann der Punkt erreicht ist kann niemand von außen sehen und sogar man selbst nicht vorhersagen. Ich wusste es auch nicht bis zu dem Moment, als es dann eben klar war. Als ich wusste, er hat das Ersparte verspielt, er hat keine Grenze mehr. Da war es auf einmal klar. Das Herz wollte zwar bleiben, aber der Verstand war ganz eindeutig und hat die Führung übernommen. Das hat einfach so sehr gegen meine eigenen Werte verstoßen, das konnte ich nicht mehr mittragen. Letztlich hat sich die Trennung auch wochenlang angekündigt und er hat gemerkt, ich ziehe mich zurück. Das hat ihn auch nicht zum Einlenken gebracht, und ich glaube leider nicht, dass er jetzt plötzlich an dem Punkt ist. Aber das Gute ist, selbst wenn, es würde mich ja freuen wenn er vom Spielen loskommt. Ich habe nicht mehr so oft diese Gedanken "dann wärst du besser geblieben, wenn er es jetzt schafft, ärgerst du dich, dass du es nicht nochmal versucht hast". Ich würde mich wirklich für ihn freuen und trotzdem will ich nicht zurück. Ich habe mehr und mehr Momente, in denen ich richtig Lust habe auf das Leben und es selbst zu gestalten. Die Wohnungssuche hilft mir, weil ich mich damit beschäftigen muss, was ich will, was ich mir leisten kann, kreative Lösungen für kleine Wohnungen recherchieren usw. Ein paar Interessen wieder aufnehmen, ich habe seit der Trennung viel mehr Kulturelles gemacht, was ich lange habe schleifen lassen, alte Kontakte zu Freunden wieder aufgenommen, die ich vernachlässigt habe (und die es mir zum Glück nicht nachtragen). Das sind bisher "nur" Momente, dann kommen auch wieder Täler der Leere, der Einsamkeit, Trauer, aber die Momente geben Kraft und sind Lichtblicke.
Titel: Re: Trennung und Zweifel
Beitrag von: ansh am 28 Januar 2025, 08:51:25
Ich glaube wir sind erst richtig frei wenn wir auch wirklich los lassen. Hoffnung zu haben bedeutet immer irgendwo die Tür einen Spalt offen zu halten.
Titel: Re: Trennung und Zweifel
Beitrag von: freiheitsliebe am 02 April 2025, 08:49:41
Guten Morgen,

ich wollte mal nach einem Vierteljahr schreiben wie es mir geht. Nach 4 Monaten "auf der Couch" bei meiner Schwester habe ich Gestern endlich die Schlüssel von meiner neuen Wohnung bekommen. Das ist einfach ein schönes Gefühl. Ich habe in den letzten Monaten wieder mehr zu mir gefunden und meinen Werten und gemerkt, dass ich mich sehr viel angepasst hatte in dieser Beziehung und mich ein bisschen "verloren" habe, Interessen vernachlässigt, mich seinen angepasst, versucht die "perfekte" Partnerin zu sein und grandios daran scheitern... Ich habe nicht mehr den Wunsch mit diesem Menschen wieder zusammen zu sein. Das war tatsächlich ziemlich schnell nicht mehr so. Aber es gibt noch viel zu verarbeiten. Ich habe mir immer noch nicht verziehen dafür, dass ich so lange geblieben bin, dass ich mich so angepasst habe und nicht zu mir stehen konnte. Das alles bewirkt, dass ich momentan überhaupt kein Interesse habe an einer neuen Partnerschaft, ich merke sogar eine gewisse Angst davor. Es geht mir allein so viel besser als in den letzten 2 Jahren. Aber die Wut und die Verzweiflung kommt immer wieder hoch. So bin ich weiterhin am Loslassen. Kontakt haben wir überhaupt keinen mehr.
Titel: Re: Trennung und Zweifel
Beitrag von: Olli am 02 April 2025, 10:27:43
Hi Freiheitsliebe!

Zitat
dass ich mich sehr viel angepasst hatte in dieser Beziehung und mich ein bisschen "verloren" habe,

Warst Du denn schon einmal in solch einer Situation? Konntest Du auf Erfahrungswerte zurückgreifen? Oder gab es im Umfeld etwas Vergleichbares, sodass Du als Außenstehende Erfahrungswerte Anderer sammeln konntest?

Eine Frage, die vielfältig gestellt werden kann und zu der mir noch niemand eine Antwort geben konnte, lautet: Wann ist zu wenig, wann genau genug und wann ist zu viel?

Wem hilft es heute, wenn Du Dich wegen etwas kasteist, wo Du kein Alleinstellungsmerkmal hast. Schaue Dich hier im Forum um ... selbst bei uns Glücksspielern ... Meinst Du, wir wollten süchtig werden? Das Glücksspiel übte eine Funktion aus. Dein Verhalten übte eine Funktion aus. Wenn nicht etwas "Gutes", und sei es nur scheinbar, daran gewesen wäre, hättest Du nicht so lange ausgehalten.

Einzig wichtig ist doch das heute! Du hast endlich Deine Wohnung, erlebst längst vergessene Freiheiten wieder und liebst sie .
Wen interessiert das Morgen? Wieso machst Du Dir bezüglich einer kommenden Partnerschaft Sorgen? Du musst ja keine eingehen, es steht Dir aber frei es doch zu tun. JETZT hast Du Erfahrungswerte, die Dir künftig nützlich sein werden.

Herzlichen Glückwunsch zur Wohnung! :)