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Partner ist spielsüchtig, soll ich mich nun endgültig trennen?

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Ich lebe jetzt seit 3 Jahren mit meinem Partner zusammen, seit 2 Jahren weiß ich von seiner Glückspielsucht. Seit 2 Jahren versuche ich ihm auch zu helfen. Doch ich schaffe es einfach nicht mehr. Er geht in Spielhallen, wo er pro Monat immer höhere Summen lässt. Alleine diese Woche!!! waren es 1500 Euro.
Ich leide sehr unter der Situation, denn viele Aspekte belasten unsere Beziehung:
Ich kann mir kein Auto leisten (er hat eins) und investiere daher 5 Stunden pro Tag für Bahn- und Busfahrten. Gemeinsame Interessen haben wir keine mehr, da er alles kategorisch ablehnt, es sei denn ich würde mit ins Casino kommen.
Wir heben mittlerweile 3 Kredite aufgenommen, insgesamt 9000 Euro, wovon 3000 auf meinen Namen laufen. Ich selbst gehe zur Angehörigenberatung, er lehntb eine Therapie ab. Sobald ich mir etwas kaufe (Klamotten, Kontaktlinsen, etc.) wird mir vorgehalten, dass ich zu verschwenderisch sei....

Erst vorgestern habe ich erfahren, dass er unser Konto mal wieder um 1500 Euro erleichtert hat (innerhalb von knapp 2 Wochen). Heute der Hammer: In einer Stunde waren es dann wieder 500 Euro.


Ich bin nervlich tierisch am Ende, habe ihm jetzt gesagt, er kann gehen. Er redet nun kein Wort mehr mit mir, hat sich ins Schlafzimmer verzogen und ist bockig. Aber ich denke, es war die richtige Entscheidung, oder gibt es noch eine andere Lösung? Er selbst muss sich doch helfen lassen wollen, alleine bin ich wohl machtlos?! Oder???

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Offline Olli

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Re: Partner ist spielsüchtig, soll ich mich nun endgültig trennen?
« Antwort #1 am: 17 November 2010, 08:43:16 »
Hallöchen und herzlich willkommen!

Ja, Du bist machtlos - absolut!
Du kannst ihm nicht helfen, solange ER es nicht zulässt.

Mittlerweile hast Du 2 Jahre vergeblich damit verbracht, ihm helfen zu wollen.
Du bist IMMER gescheitert - Du hast Deine Kraft investiert - Deine Hoffnungen - Deine Gefühle - Du bist gegen eine Wand gelaufen.

Nun hast Du ihm gesagt, er kann gehen.

Wegen dem "oder?" im letzten Satz frage ich Dich - wie ernst ist es Dir mit dieser Drohung?

Es gibt zwei Möglichkeiten, was ER aus der Drohung lernen kann:
1. Du ziehst es durch - ER erfährt eine Konsequenz aufgrund seiner Handlungen.
2. Du setzt es nicht um - er entdeckt Deine "Schwachstelle" und nutzt sie weiter aus.

Du siehst - in Punkt 1 hast Du den Hebel um ihn zum potentiellen Umdenken zu bewegen.
Dies nur, weil Du Deine Energien in DICH steckst - nicht in ihn.
Drohe also nur das an, was Du bereit bist auch durchzuziehen.
Ich weiss von einer Angehörigen, dass sie ihrem Männe tatsächlich nur "Wasser und Brot" gegeben hat - einen Monat lang.

Du gehst zur Angehörigenberatung - prima.
Hat Dir dort niemand geraten, Dich finanziell unabhängig zu machen?
Momentan finanzierst Du seine Sucht mit.
Unterschreibe auf keinen Fall mehr Kreditanträge für ihn.

Er redet nun kein Wort mehr mit Dir ... na prima - Du Böse - wie kannst Du nur sowas androhen ...
Meine Liebe - er spielt mit Dir - er versucht Dir ein schlechtes Gewissen einzureden.
Funktioniert es?
Wie oft hat es schon funktioniert?

Dir wird es besser gehen, wenn Du Entscheidungen zu Deinem Wohlbefinden triffst.
Wenn es dann heißt, dass Du Dich trennen musst, dann ist es eben so.
Der Trennungsschmerz wird vergehen.
Es ist Deine Entscheidung ...

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Online Ilona

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    • Fachverband Glücksspielsucht e.V.
Re: Partner ist spielsüchtig, soll ich mich nun endgültig trennen?
« Antwort #2 am: 17 November 2010, 10:27:26 »
Hallo Gigatuffi,

willkommen in unserem Forum. Wenn ich deinen Beitrag aufmerksam lesen, gibst du dir die Antwort schon selbst. Oder?

Noch ein kleiner Tipp am Rande: Wegen der Kredite und der Geldverflechtungen würde ich in eine Beratungsstunde bei einer Anwältin investieren. Du solltest versuchen da auszusteigen wo es möglich ist. Du hast mit der Zockerei nix am Hut und musst nicht dafür aufkommen. Auch nicht für seinen Lebensunterhalt!

Alles Gute und viele Grüße, Ilona


Re: Partner ist spielsüchtig, soll ich mich nun endgültig trennen?
« Antwort #3 am: 17 November 2010, 19:19:52 »
Hallo,

erstmal danke für eure Antworten. Sie bestärken mich in dem, was ich eh schon längst weiß, aber nicht wahrhaben will. Ich habe gestern noch ein langes Gespräch mit meinem Partner geführt. Ich habe ihm klargemacht, dass ich so nicht weiterleben kann und will. Unsere Gespräche waren zum ersten Mal richtig intensiv und ich habe ihm gesagt, ohne eine Therapie seinerseits gehe ich. Ich habe sehr mit mir gehadert, denn vor drei Jahren habe ich für diesen Mann alles aufgegeben, bin von Freunden und Familie weggezogen. Vielleicht ist das mit der Grund, weshalb ich solange brauchte, um mich mit meiner Entscheidung sicher zu fühlen. Ich habe hier neue Freunde gefunden, die mir Halt geben und daher steht meine Entscheidung fest: Therapie oder Ende der Beziehung.
Im Moment ist er der Meinung, dass er eine Therapie durchziehen will (das war er schon mal, hat diese dann allerdings abgebrochen). Sollte er die Therapie abbrechen oder nicht beginnen, bin ich weg. Das weiß er und ich hoffe, er denkt jetzt mal mit den Folgen seines Handelns im Hinterkopf...

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Online Ilona

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Re: Partner ist spielsüchtig, soll ich mich nun endgültig trennen?
« Antwort #4 am: 18 November 2010, 09:18:46 »
Hi,

du gibst ihm also noch einmal eine Chance! Sozusagen als letzter Versuch. Habt ihr denn ausgehandelt, in welchem Zeitraum das passieren soll? Und woran merkst du, ob er sich an die Vereinbarungen hält? Habt ihr darüber gesprochen wie du einbezogen wirst (z.B. durch regelmäßige Paargespräche). Und was ist mit der Kohle? Angehörige von Glücksspielsüchtigen sollten nicht für den Unterhalt (Miete, Essen, Kleidung) aufkommen, weil der Betroffene sein Geld verspielt oder verspielt hat. Das macht absolut keinen Sinn. Er muss Verantwortung für sein Leben übernehmen. Darüber könntet ihr im Paargespräch sprechen. Er sollte dich aus den Krediten entlassen und anderweitig für Bürgen sorgen. Hört sich das für dich zu hart an?

LG Ilona

 

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