Hallo,

soeben habe ich den Entschluss gefasst, dass ich morgen selbst zu einer Selbsthilfegruppe gehe.

Mein Freund macht Sportwetten im Internet. Angefangen hat es ganz harmlos. Er ist schon immer an Sport interessiert und wettet auch schon seit ca. 10 Jahren. Anfangs natürlich nur Taschengeld-Beträge.
Wir sind seit 6,5 Jahren zusammen und anfangs war es eher ein Zeitvertreib, dass ich als Hobby akzeptiert habe. Ich gehe reiten und dafür geht auch jeden Monat ein wenig Geld drauf. Jedem seinen Spaß dachte ich immer.
Schlimmer wurde es als er sich beruflich gelangweilt hat und somit auch tagsüber mehr Zeit für Sportwetten hatte. Da wir auch gemeinsam in eine neue Stadt gezogen sind, fielen auch die Billard- und Tennis-Abende mit seinen Freunden weg. Er schaut sich dafür gerne solche Sportarten im TV an und wettet darauf, damit es noch ein wenig spannender ist.

Eskaliert ist es jetzt nach einem erneuten Umzug. Seinen neuen Job hat er schon vor 1 Jahr (durch die Wirtschaftskrise) verloren. Seitdem beschäftigt er sich jeden Tag und zwar den gesamten Tag mit Sportwetten. Jobsuche steht dahinter an. Schon ein paar Mal passierte es, dass wir kein Geld zum Einkaufen hatten. Auch bin ich so dumm gewesen ihm Geld zu leihen "Kommt ja in 1-2 Tagen wieder zurück auf mein Konto". So bin ich neben meinem sowieso schon bestehenden Kredit der Studienkosten auch noch weiter verschuldet und habe (um meine eigenen Ausgaben zahlen zu können) auch schon bei meinen Eltern Geld geliehen.

Die Abwärtsspirale dreht sich immer schneller. Mein Freund richtet sein Leben nach den Sportwetten aus und die Stimmung schwankt dem entsprechend täglich. Eine Tür hat schon Spuren von Wutausbrüchen und soeben flogen PC-Maus und Faust auf den PC-Tisch.

Es macht mich einfach fertig und zieht mich runter. Seelisch und finanziell. Ich bin einfach zu weich um konsequent zu sein. Beratung hatten wir vor ein paar Monaten als Thema. Aber als "Banker" wollte er sich nicht die Blöße geben und sich in so eine Selbsthilfegruppe gehen. Er ist nicht ja eigentlich ein intelligenter Mensch, aber da steigt jeder Verstand anscheinend aus. Ich wollte ihm helfen die Freizeit sinnvoller zu gestalten, aber leider muss ich aktuell viel arbeiten und wäre auch mit "normalen" Arbeitszeiten jeden Tag 9-9,5 Std weg.

Wahrscheinlich werde ich also norgen selbst einmal zu einer Sprechstunde gehen. Denn so geht es nicht weiter es macht unsere Beziehung und mich persönlich kaputt.

Ich hoffe jemand hat bis hierhin durchgehalten. Tipps und Anmerkungen nehme ich gerne entgegen!!!!

Hallo a_2607,

herzlich willkommen in unserem Forum und herzlichen Glückwunsch zu dem Entschluss, das Spiel nicht mehr mitzumachen und für dich Beratung zu suchen. Nach unserer Erfahrung ist das genau der richtige Weg. Beziehungsmäßig kannst du aus meiner Sicht auch von ihm verlangen, dass er etwas unternimmt. Sobald du etwas gestärkt bist, kannst du das ja mal angehen. Aber nichts überstützen. Das Allerwichtigste ist wohl, dass du nur die Schritte gehst, die du auch schaffst. Es macht z.B. keinen Sinn, mit Trennung zu drohen, wenn man sich dann nicht auch wirklich trennt. Also: Lieber mal auf die Zunge beißen und Konsequenzen dann ankündigen, wenn du es schaffstg sie einzuhalten. Worüber du sofort nachdenken solltest: Willst du dich wirklich für deinen Partner verschulden? Willst du für ihn einkaufen, weil er sein Geld verzockt? Das tut dir nicht gut! Und eurer Beziehung auch nicht. Nebenbei gesagt führt es auch dazu, dass er weiter spielen kann. Du hast nach Tipps und Anregungen gefragt: Gibt ihm nur dann Geld, bezahl nur dann für ihn den Lebensanterhalt (Mietanteil, Essen etc.) wenn du möchtest, dass er weiter spielt.

Alles Gute und herzliche Grüße

Ilona

P.S. Hier noch ein zweiter Tipp: Mach dir noch heute einen Termin in einer Beratungsstelle!