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Sommergeschichte

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Offline andreasg

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Sommergeschichte
« am: 27 Juni 2010, 20:13:13 »
Ich bin Andreas, bin Spieler und bin süchtig,

wollte eben gerade in einem anderen Tread schreiben, aber ich schreibe lieber separat hier weiter um das dortige Theama zu schützen.
Ich habe wirklich meinen Schwimm-Mittag genossen und fühle mich in meinem Körper wohl.
Frische und Körperkraft geben neue Energie.
Dann habe ich aufgehört zu zocken, eben, mein Spiel mit Menschen. Es hat sich niemand nach meinen Wünschen zu richten, wenn er es nicht will und ich gebe es auf, andere Menschen dahin gehend zu manipulieren. Ich bin einzigartig aber nicht mehr Eigenwillig. Ich brauche nur zu tun was mir freude bereitet. Und ich brauche Menschen,Nähe, Distanz und ehrliche und freundliche Worte in den Begegnungen. Das wächst nicht in meiner Phantasie sondern ist ein Geschenk des Lebens.
So habe den Schlüssel zu einem Meetingsraum einer Selbsthilfegruppe mit Essstörungen. Termin 16:30 Uhr. Ersatzschließer fand sich nicht. Ich wußte, daß sich neue Interessenten meldeten und eine Frau von außerhalb anreiste - nur um an diesem Treffen teilzunehmen.
Also bin ich um 16:00 Uhr losgefahren , mit dem Fahrrad. Die Straßen sonnig und Menschenleer. Aus den Kneipen und Cafés kam dröhnender Lärm und die Menschen saßen gedrängt. Um 16:20 wurde es laut in den Straßen.
Es war ein kleinens aber feines Meeting und wir blieben im Theama. Gegen Meetingsende lebte das Hopkonzert auf. Die Fahrräder schiebend zogen wir durch die scharz-rot-goldene City und klingelten. Ich habe immer noch das Gefühl, dabei zu sein, auch wenn ich dieses schreibe. Draußen um 20.10 vor meinem Fenster geht die Freude weiter.
Aber wir konnten uns an unserem Zusammentreffen, auf unseren gemeinsamen Weg des konstruktiven Essens erfreuen. Schon vor vier Jahren nahm ich mit: das wesentliche ist es nicht alleine zu sein. Das ist wichtig - und hinauszugehen zu den Mitmenschen.
Es gibt immer einen Weg. Die Tore habe ich dann im Video gesehen. Herrlich!. Freu mich auf Samstag!
Bis dahin
Andreas
« Letzte Änderung: 27 Juni 2010, 20:18:53 von andreasg »
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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Offline andreasg

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Re: Sommergeschichte
« Antwort #1 am: 01 Juli 2010, 14:52:43 »
Hallo ihr Lieben,
Heute Morgen vor dem Frühstück noch wollte ich ein Bild, eine Coullage meiner Ex - Frau
die sich aus Fahrradpostkarten zusammensetzte richten, weil sich eine Karte gelöst hat - und dann machte es Klack und später Klirr. Die Postkarten löste ich nach dem Frühstück sorgsam auf dem Balkon aus dem Scherbenhaufen und lichtete der Ex  Werk vorher sorgsam ab. Dann fing ich an meine Foto - Kiste zu sortieren, Balkonblumen zu pflegen -und wollte unverzüglich auf mein Rad. Stunde später , als meine Hochzeitfotos im Keller verstaut waren fuhr ich endlich los mit scheppernder Pennytüte und prallem Altapierpaket.
Unterwegs fuhr ich zur Bank, Geld  und Kontoauszüge ziehen, brachte einen Film in die Videothek zurück und erfreute mich an meiner Digitalkamera unterwegs. Dem Angestellten in der Videothek zeigte ich mein Rad, Baujahr Dez. 1986. Also, das Vehikel, das mich zu meiner härtesten Zockerzeit schon getragen hat. Staunen in der Runde, denn mein "Grauer" sieht immer noch gut aus. Jetzt schickte mir die Freundin eine Aufnahme vom letzten Ausflug an den Badesee. Also - ich sehe älter aus!
Daheim beim Mittagessenkochen führte ich mein Haushaltsbuch, ich liebe immer noch den Stress, und als das Abwaschwasser im Boiler erhitzte analysierte ich es.
Ich sollte nur zum Klönen in die Videotheken gehen.... aber ohne Baustelle wäre alles nur zu perfekt. Ich bin Heute Spielfrei, ich freue mich Heute mit einem guten selbstbereiteten Mittagessen für meinen Nahrungsbedaf für mich gesorgt zu haben und meinen Sportmit Lebensfreude  ausgeübt zu haben.
Wenn ich jetzt noch schreibe, daß die Kontoauszüge schon ordentlich weggeheftet sind,
ach ich will mich in Bescheidenheit üben.
Vielen Dank für 24 Stunden ohne Spiel und für das Teilen
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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Offline andreasg

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Re: Sommergeschichte
« Antwort #2 am: 04 Juli 2010, 00:01:43 »
Hallo ihr Lieben,

der Sommer geht weiter, die Sonne brannte hell und heiß und ich sitze trotz diverser Abkühlungen noch am Rechner. Wenigstens habe ich keine schweißtreibenden Computerspiele gespielt und die Mädels auf den "unnützen Internetseiten" tragen auch nicht zur Kühlung bei. So stieg ich Vormittags - nach dem Wochenendeinkauf auf meinen Drahtesel und fuhr durch die Flußaue meiner Heimatstadt und genoß den Schweiß auf der Stirn bei kurzer Ruhe.
Daheim angekommen, brachte ich die schweißnasse Wäsche in die Maschine und zur Halbzeit ging ich auf den Balkon, die Wäsche aufzuhängen. Seltsame Ruhe und als die 2. Haöbzeit startete lauschte ich der Geräusche aus Nachbars offenen Fenstern. Aber beim 2:0 saß ich vor der Kiste, wieder voller Schweiß. Ja, es geht heß her im Lande. Am Abend, als ich das Fahhradschloß öffnete - um zum Cityring zu düsen, führte ich ein kurzes Gespräch mit der Nachbarin. Sie stammt aus Franz. Guijana und trug ein Deutschlandtrikot. Das Verbindliche untereinander, das Lösen von Nationen und Rassen, die Freundschaft der Menschen untereinander ist meine Suche, ist mein Weg. Auf der tosenden Verkehrstangente dann ein kleiner Plausch mit einem alten Fan: Damals 1990 wurde die Feierrunde von Nazis ausgehebelt. Ich schwieg betroffen im schwarz-rot-goldenen Fahnenmeer. 1990 bin ich vom Alptraum meines Lebens aufgewacht. Nein ich kannte ja noch überhaupt noch nicht das Leben. Vielleicht mußten damals die Jungs Weltmeister werden, damit - ich wach wurde. Und der Fan betonte: Es sind so viele junge Menschen am Feiern. Ja die Jugend begtreift, daß das Leben Freude bringt.
Daheim sah ich meine Fotos vom Autokorso auf dem Rechner an und bearbeitete sie. Das macht wirklich Spaß, gerade weil Sportsfreunde gerne in die Kamera blichen und grüßen.
Als Spieler bin ich gerne Einsam und suhle mich in diesem Gefühl. Nr Jammern ist kein Werkzeug der Genesung. Ich  werde älter, das spüre ich auch so. Aber manchmal bin ich auf das Leben noch neugierig wie ein Kind
Schöne gute Nacht
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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Offline andreasg

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Re: Sommergeschichte
« Antwort #3 am: 08 Juli 2010, 18:42:50 »
Heute Vormittag stieg ich auf mein Fahrrad, noch ein wenig grauer als sonst scheit es im Sonnenlicht durch den Staubüberzug. Die Kette aber liegt ölig Schwarz im guten Zug. So fuhr ich wieder zur Citytangente und wartete auf Autos mit Deutschlandfahne und hatte alsbald ein schönes Bild in der Kamera. Traurigkeit in hellen Farben zu zeichnen ist nicht leicht, doch gibt die Natur die Vorgaben. Ein kurzer Gedanke an den 12. November 2009, Diesig - kalt und Tränen im Kerzenmeer vor dem Stadion.
Nein, diese Geschichte handelt nicht von dem Tod. Diese Geschichte des Sommers ist lebendig!
Gestern führte mich mein Weg über das Rotlichtviertel. Die Straße, die ich nie, nie wieder betreten möchte und Gestern nur mit einem kühlen Blick bedachte. Dann die Kneipe in der Mord und Totschlag dazugehören. Diese Spelunke brauchte ich selbst in meiner härtesten Saufzeit nicht betreten. Und doch sind es die Menschen in diesem Viertel, die mir einen neuen Sinn im Leben nahe legten. Damals als die Türkei bei der EM 2000 ein Spiel gewann und ich unter feiernden Menschen begreifen konnte, daß ich in dieser manchmal fröhlichen Welt dazugehöre.
Beim Rotlichtviertel ist ein großes Geschäft für Elektronik und Multimedia und ich brauchte eine Tasche für meine Digitalkamera. Vielleicht bilde ich mir ein, schöne Momente ewig festhalten zu können, aber der Gedanke an ein gutes Bild lässt mich innehalten. Wirklich, ich freue mich darüber in dererlei Geschäften Kunde zu sein, manchmal ergeben sich Gespräche, die den Verstand schärfen. Für mich ist es auch immer wieder ein Zusammengehörigkeitsgefühl, wie ich es in Interessengemeinschaften wie meiner Selbsthilfegruppe oder beim Bildungsträger in der EDV - Schulung kennen gelernt habe.
Nein, Trauer über ein verlorenes Leben liegt tiefer , als die Freude dabei zu sein.
Für den Freudevollen gehört auch Traurigkeit zum Leben. Der Sinus des Lebens, meines Lebens geht in beide Richtungen , schwingt aber immer wieder zur Mitte hin, mein Ich, mein Leben.
Ich habe Heute nicht gespielt
Vielen Dank für das Teilen
Andreas
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Offline andreasg

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Re: Sommergeschichte
« Antwort #4 am: 11 Juli 2010, 10:38:42 »
Es ist noch kurz Zeit, bevor ich zur Kirche radele den Frühstückskaffee am Rechner zu genießen und mir ist jetzt schon heiß. Gestern Abend, als ich den Fernseher ausmachte fuhr ich auch noch eine kleine Runde (nur). Es war wohl wegen der Hitze ein wenig ruhoger. Die Menschen saßen an den Außentischen der Kneipen, auf den Monitoren schwäbelte es und in der Ferne tönte eine Hupe.
Was habe ich alles gewonnen, seit ich meine Niederlage - vor der Spielsucht - eingestehen konnte (Ausrufezeichen statt Fragezeichen) Nein, ich sehe immer noch das Glas Wasser, das halb leer ist, oder halbvoll? Und der Freund meint: Wenn Du dich nicht entscheiden kannst, ob es halb leer oder halb voll ist, dann trinke es einfach aus!
Ich bin durstig. Wirklich nach meinem Leben, meinem neuen Leben als Rentner. Zerschunden in meinen Gelenken , der Kopf schwer von Sucht und Depression so werde ich frei. Morgens singe ich auch ohne Vuvuzelas:
"Wir wollen Freiheit um uns selbst zu finden, Freiheit, aus der man etwas machen kann, Freiheit die auch noch offen ist für Träume, wo Baum und Blume Wurzeln schlagen kann..."
Das habe ich schon vor 18 Jahren im großen Chor mit Hundert Menschen gesungen - und auf einmal weiß ich dieses Lied auswendig. Wenn ich aus einer Niederlage lernen kann, wird mir die Erkenntnis des Neubeginns ein Sieg.
Sport ist etwas heilvolles, das Menschen verbindet, mich aus meiner Isolation befreit. Wenn ich auf mein Rad aufsitze und habe meine Schwimmsachen im Fahhrradkorb und mache mich auf diesen guten Weg , bin ich schon dabei.
Einen heißen Sommertag und ein erfrischtes Herz wünsche ich uns
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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Offline andreasg

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Re: Sommergeschichte
« Antwort #5 am: 12 Juli 2010, 01:23:41 »
Vorweg gesagt, geschrieben. ich hatte Heute Sorge über das Wohlergehen der Meerschweinchen in Schwesters Garten und das aktivierte mich aber auch , diesen heutigen Tag zu strukturieren. Nun ist wieder ein Tag vorbei. Ein gewonnener Tag - ohne Glücksspiel.
Die sommerliche Hitze ließ mich überlegen, den Gottesdienst zu schwänzen, aber es war gut und etwas gedämpte Wärme in den Kirchenmauern. Auch war es passend, bei der Predigt genau hinzuhören, die Sorge um das täglich' Brot. Ich brauche mich darüber nicht zu sorgen, alles wird gegeben. Genau so sicher wie, daß ich um die Liebe nicht zu kämpfen brauche, die Liebe ist allgegenwärtig! Aber ich brauche noch einige Gottesdienste um zu verstehen . Also auch helle heiße Sonnentage.
Das Fahrrad nahm wieder treu seine Dienste auf, brachte mich zum Gotteshaus und später am Nachmittag zu meinem Meetingsort und weiter zur Wohnung meier Schwester. Immer wieder das Schweißtuch (ein feuchts Handtuch) dabei ging es im angenehen Tempo durch die brütende Stadt.
Um 20:15 Uhr Daheim angekommen freute ich mich auf meinen Fernsehabend und aß genüßlich mein Käsebrot, als sich 22 Leutchen um ein Stück Leber kloppten. Nein, ich mag keine Aggressionen mehr. Und das gesehene war auch nicht wirklich schön. Ich selber neige zum Jähzorn und brülle mich aus, auch wenn mein armer Computer nicht will, wie ich will. Wirkliche Gelassenheit wird gegeben, überreicht wie ein Siegerpokal. Nur nicht begreiflich in geschundenen Händen. Gelassenheit , ein Sieg für das Herz. Die Kommunikation in der Stadtbahn, als ich mein Fahrrad dort einstellte und mich mit der jungen Kinderwagen führenden  Mutter absprach. Gedanken, Worte für meinen Mtmenschen finden, mich zurücknehmen, wenn ich merke, daß ich zu hoch hinaus will und der Friede stellt sich ein.
Jetzt schwitze ich beim puren Schreiben, freue mich auf die Dusche, den erquickenden Schlaf und auf einen sonnigen Sommer
Alles Liebe
Andreas
« Letzte Änderung: 12 Juli 2010, 01:28:02 von andreasg »
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

 

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