Unterstützen Sie unsere Arbeit Jetzt spenden!
Hallo Gast
Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
» Mittwochsgruppe    |    » Samstagsgruppe
     

Mein Freund macht gerade eine Therapie wegen pathologischer Glücksspielpielsucht

  • 2 Antworten
  • 5431 Aufrufe
Hallo an euch Alle,
Bin echt froh dass ich diese Seite gefunden hab,es hilft schon sehr wenn man sieht dass man mit solchen Problemen nicht allein dasteht.
Also,mein Freund mit dem ich seit fast sechs Jahren zusammen bin und einen vierjährigen Sohn habe, ist seit ca 20 Jahren spielsüchtig.Er hat davon bestimmt 15 Jahre nur gelegentlich gespielt und erst seit ca 1 Jahr so richtig exzessiv, seitdem weiß ich auch erst davon,dass es aber so schlimm ist weiß ich eigentlich erst seit letztem Oktober. Da wir schon vorher immer viel Streit und schon etliche Trennungen hinter uns haben,auch in getrennten Wohnungen leben,wusste ich natürlich nicht mal was er so wirklich treibt.
Er hat mich auch etliche Male betrogen und mich und den Kleinen immer wieder im Stich gelassen ,da ich ja nicht wusste dass er spielt, hab ich ihm auch jede Menge Geld geliehen und gegeben wenn er in der "scheiße" war.
Vor ca 3 Monaten ging es ihm dann so schlecht,dass er sich umbringen wollte.Wir haben schon Monate davor von Therapie gesprochen,aber er hat sich immer im letzten Moment vor einem Beratungsgespräch  gedrückt.Zum Glück hab ich es dann geschafft ihn zum Hausarzt zu bringen,der uns zu einer Krisenstation geschickt hat,die ihn wiederum direkt in eine geschlossene Abteilung in einer Psychiatrischen Klinik überwiesen hat,wo er dann einen Monat war und auch Psychopharmaka bekommen hat ,die er immer noch nimmt.nach diesem Monat hat er direkt einen Therapieplatz in einer Klinik im Allgäu bekommen.Da ich versprochen hab ihm zu helfen wenn er die Therapie macht zahl ich seitdem seine Miete und sonstigen Ausgaben.Das Schlimme ist dass er sich seitdem er in Behandlung ist komplett vor uns zurückgezogen hat,ich komm gar nicht mehr an ihn ran,er scheint sich nicht mal mehr zu freuen wenn er uns nach einem Monat Abstand sieht.Wenn ich frage wie unsere Zukunft aussehen soll,weiß er darauf keine Antwort.Ich dachte einiges würde besser werden wenn er in Therapie ist,aber das Gegenteil ist der Fall.Er sagt nur immer dass es ihm schlecht geht  und bei mir sei doch alles in Ordnung,dabei fühl ich mich wie in der Hölle.Manchmal denke ich er benutzt jetzt die Krankheit als Ausrede,dass er zB nicht anruft,obwohl er es gesagt hat(passiert ungefähr jedes zweite Mal) oder nicht fragt wie es seinem Sohn geht,gar nicht mit ihm spielt wenn er hier ist usw,er weist sozusagen jede Verantwortung von sich,mehr als je zuvor.Er schafft es noch nicht mal Danke zu sagen wenn ich seine Dinge regle. Nächste Woche findet in der Klinik ein Angehörigenseminar statt,bin mal gespannt was da passieren wird.
Habe mich viel mit dem Thema Glückspielsucht auseinander gesetzt,zwei Bücher gelesen,hab auch noch eine Freundin deren mann das gleiche Problem hat und mache selber eine Psychotherapie,weil die letzten Jahre für mich echt die Hölle waren,das wünsche ich keinem!!!ich weiß einfach nicht mehr was mit der Krankheit und was mit dem Charakter meines Freundes zusammenhängt.
Wäre schön wenn jemand der eine therapie schon hinter sich gebracht hat mit ein bisschen erzählen könnte was genau passiert und wie man sich fühlt,da ich ja von ihm nicht viel erfahre....oder vielleicht ein Angehöriger der Ähnliche Erfahrungen gemacht hat...
wäre schön..

Hallo Juli,

ich kann Dir nur von meinen eigenen Erfahrungen berichten. War allerdings nicht in stationärer Therapie sondern habe privat mit einem Suchttherapeuten gearbeitet.

Kann Dir nur soviel sagen, als das, als ich mich auf die Therapie einließ - einlassen ist genau das richtige Wort - mein ganzes Leben umgekrempelt wurde. Ich habe das zugelassen,
es hat unendlich viel Kraft gekostet und es gab sehr viele Aha-Erlebnisse, die mir heute noch helfen. Nur -und das ist ganz wichtig: ich muss zulassen, mich einlassen. Vielen meiner Wegbegleiter fällt das sehr schwer oder sie lassen es nur bis zu einer gewissen Grenze zu, weil es geht immer und fast ausschließlich um die eigene Persönlichkeit und um Verhaltensweisen und Erlebnisse, welche sehr wehtun und die dazu führten, spielen zu müssen.

Ich kann mir vorstellen, dass Dein Freund sich auf so einem Scheideweg befindet und das es seine ganze Kraft und Energie kostet sich zurechtzufinden und wirklich den richtigen Weg einzuschlagen.

Sorge weiterhin für Dich und für Euer Kind. Du kannst Deinem Freund in dieser Situation nur zuhören - so er denn redet - oder eben einfach nur abwarten, wie er sich weiter entwickelt und dann für Dich die richtige Entscheidung treffen. So nutze die Zeit für Dich und Deine eigene Weiterentwicklung. Es ist soviel Schaden entstanden, der sich nicht mal eben so mit einer Therapie beheben läßt, sondern nur mit kontinuierlichem "an sich arbeiten", jeder für sich - und vielleicht irgendwann auch wieder gemeinsam. Das allerdings wird sich erst später zeigen.

Ich wünsche Dir dafür alles erdenklich Gute

Pünktchen

P.S. Falls Du weitere konkrete Fragen hast, zögere nicht, sie hier nieder zu schreiben. Der eine oder andere wird Dir sicherlich antworten.

Hallo Pünktchen,
Erst mal vielen Dank für deine Antwort.
Ich habe nicht gedacht, dass Alles erst mal noch schlimmer werden würde wenn mein Freund mit der Therapie anfängt,sie war immer meine letzte Hoffnung und als ich dann einfach gar keine Gefühle mir gegenüber mehr wahrgenommen hab,hat mir das erneut den Boden unter den Füßen weggezogen.Was für mich auch wirklich schlimm ist ist,dass er kaum noch Interesse für seinen Sohn aufbringt und der Kleine jedes Mal "voll durch den Wind" ist ,wenn er Papa gesehen hat,sogar der Kleine braucht jetzt schon eine Therapie.
Du hast wohl recht damit dass sich jeder erst mal auf sich selber konzentrieren muss,auch wenn es hart ist und ich das eigentlich schon seit Jahren versuche.Ich vermisse einfach noch immer die wirkliche Einsicht was die Sucht mit unserer ganzen Familie gemacht hat,er sagt zum Beispiel dass ch doch keine Therapie brauchen würde. Wenn ich mich mal zurückziehe sagt er immer ich hätte einen Anderen kennengelernt. Wenn ich mit ihm über wichtige Dinge reden will legt er das Telefon auf.Ich weiß einfach nicht mehr wie ich mich verhalten soll...
Ich selbst weiß sehr gut was Sucht bedeutet,ich hab selber jahrelang Drogen genommen,es aber alleine geschafft aufzuhören,wegen meinem Sohn.

Ich wünsche auch Dir alles erdenklich Gute für die Zukunft ohne Sucht.

Liebe Grüße Juli

 

Wir danken dem AOK Bundesverband für die Finanzierung des technischen Updates dieses Forums