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was soll ich tun?

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was soll ich tun?
« am: 10 Februar 2010, 15:27:25 »
hallo,

ich bin am boden zerstört, werde nicht verstanden und weis einfach nicht was ich tun soll.

Mein Mann ist spielsüchtig. seit ca. 14 jahre. Er hat sich 2008 stationer behandeln lassen, drei monate war er weg. Unsere Tochter ist gerade 1 Jahre alt geworden. Er hat das erstmale wieder in März 2009 gespielt aber das einmal und ging bis nov jetzt gut. Er hat mich die ganze zeit angelogen und ich haben ihn so oft gefragt in letzter zeit, so oft. drei viermal hinerneinander, habe das gleich gemerkt. Aber was soll ich denn tun?
So nun ist es raus gekommen, das er gelogen hat und ich wußte mehr als 100 % das eine lüge ist und habe ihn dann nochmal gefragt, dann hat er zugegeben.
Nun sitze ich hier, weis nicht wie ich diesen monat essen kaufen soll oder tanken soll, ich könnte einfach garnichts essen aber unsere fast drei jährige tochter kann ich das wohl nicht erzählen. Ich habe einfach keine lust mehr auf alles zu verzichten haben das schon so lange und ich habe auch keine lust mehr das ich ständig angelogen werde. Ich bin die gearscht, ich muß das nun alles irgendwie machen. Ich muß verständniss haben es ist ja eine sucht..... Super echt Super. Wo bin ich da?? Ich selber habe Multiple Sklerose.... Aber ich bin ja eh unwichtig.
Mein Mann hat schon wieder mehr glück als verstand, der Hausartz hat gleich ein Platz beim Phsycholgen bekommen aber alle drei bis vier wochen dahin wird das problem wohl nicht lösen.
Ich habe keine ahnung ob ich nun raus schmeißen soll, aber was habe ich dann. Immer noch nichts. Dann geht er weiter spielen und ich bekommen kein unterhalt. Wenn er hier bleibt ist es das gleich. Derzeit rede ich nur das nötigste mit meinen mann, ich hasse ihn das ihn das so egal ist was mit unsere tochter ist, was mit uns ist.
Ich verstehe nur noch bahnhof, bekomme mein haushalt nicht mehr hin, kann nicht schlafen weis nicht was ich machen soll. Ist irgendwann einmal zuviel?
Mir selbe rist bewußt das es eine krankheit ist, eine sucht. Aber muß ich  nun mein leben damit versauen und unter eine brücke wohnen, weil die miete nicht bezahlt wird?

Ich stehe neben mir vor verzweiflung und weis nicht wie meine leben aussehen soll....

*

Offline Olli

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Re: was soll ich tun?
« Antwort #1 am: 10 Februar 2010, 16:47:34 »
Hi Miss!

Willkommen hier im Forum!

Es hat gut getan, nicht wahr? Einfach mal alles rauslassen ...
Genau dafür ist auch dieses Forum da.

Ich muss leider gestehen, dass wir Spielsüchtigen, genau wie Dein Mann, Angehörige wie Dich vollkommen ausgenutzt haben.
Ja, wir können es auf die Sucht schieben. Können wir das wirklich?

Meine Angehörigen haben in meiner aktiven Zeit sehr unter mir gelitten.
Ich habe ihnen unsagbar viele Schmerzen zugefügt - und habe es ignoriert und verdrängt.
Heute würde ich gerne die Zeit zurückdrehen können - aber es geht nicht.

Nun zu Dir.
So, wie Du es beschreibst, wurde Dein Mann "gezwungen" die erste Therapie zu machen?
Damit ließe sich das komplette Fehlen einer Nachsorge, wie z.B. der Besuch einer SHG, erklären.
Er hat die Therapie gemacht - und sonst nichts!
Ein SHG-Leiter hat einmal im TV den Satz gesagt, der immer wieder passt: Nichts tun ist zocken!

Dein Mann wusste von den Möglichkeiten einer Nachsorge - und hat es ignoriert.
Dies zeugt nicht von einem aufrichtigen Willen, mit dem Spielen aufzuhören.
Er hat Dir auch nicht das Werkzeug "finanzielle Kontrolle" weitergeleitet.
ER DARF nicht an sein Suchtmittel, dem Geld, heran.
Er muss den Umgang mit Geld als gesetzliches Zahlungsmittel erst wieder erlernen.
Er muss Euch zwei schützen.

Das tat er nicht, weil es in seiner Prioritätenliste eine Sache gibt, die über Dir, Deinem Kind und sich selbst steht - das Spiel.
Dafür nimmt er gerne in Kauf, dass Ihr nichts mehr zu essen im Hause habt.
Auch er verdrängt es - im Spiel.

Für Dich ist es wichtig, dass Du ihm Deine Grenzen in aller Ruhe (weil Vorwürfe bringen eh nichts) benennst.
Da wäre die finanzielle Kontrolle, die Therapie und sofortiger Besuch einer SHG.

Fraglich ist nur, ob er sich nicht einfach so über sich ergehen läßt, um seine Ruhe zu haben.
Von daher ist es wichtig, dass Du ihm neben Deinen Regeln auch Deine Konsequenzen mitteilst. Diese müssen aber auch eingehalten werden.
Du sagst, Du ziehst aus? Dann ziehe aus - bereite Dich vor.
Du sagst, er soll ausziehen? Dann stelle ihm den Koffer vor die Türe.

Es heisst so schön, wir Spieler fangen erst an zu denken, wenn wir ganz unten sind.
Das stimmt so nicht ganz - wir fangen an umzudenken, wenn wir die Konsequenzen unserer eigenen Handlungen am eigenen Leibe erfahren.
Ich befürchte, anhand Deiner kurzen Beschreibung, dass Dein Mann genau dies braucht.

Mache Dir da bloss keinen Kopf, DU hättest ihn rausgeschmissen und er würde deshalb umso mehr spielen.
Du trägst keinerlei Schuld!
Es sind seine Entscheidungen, die ihn dorthin geführt haben und noch führen werden.

Noch einmal - übernehme zuerst die finanzielle Kontrolle.
Lasse Dir alles offen legen.
Wende Dich an den Vermieter, schildere die Situation bei Bedarf und bitte um Stundung.
Wenn Du keine Familie hast, bei der Du Dir das Nötigste leihen kannst, dann wende Dich sofort an die Diakonie in Deiner Nähe.
Soweit ich weiss, gibt es dort für Fälle wie Ihr erste Hilfe.
Wie die genau aussieht, weiss ich leider nicht.

Suche Du selber auch eine Beratungsstelle auf - für Dich! Nur für Dich!
Du gehst sonst mental zugrunde und das ist auch keine Basis, um ein Kind gross zu ziehen - nicht wahr?

Das soll erst einmal reichen von meiner Seite.

Wenn Du magst, kannst Du gerne noch mehr von Dir hier niederschreiben.

Gute 24 h
Olaf
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: was soll ich tun?
« Antwort #2 am: 14 Februar 2010, 01:13:05 »
Hallo Olli,

mein mann geht zu einer SHG aber dort hat er es auch nicht gesagt. Seit der therapie geht er da regemäßig hin, laut seiner aussage! Er redet nicht viel..... und auch jetzt ist es noch sehr schwer für mich mit ihn umzugehen, ihn in die augen zuschauen. Aber er tut gerade so als ob alles in ordnung wäre.
Ich traue ihn nicht zwei sekunden, vorhin ist er weg gefahren und ich habe bestimmt dreimal nachgeschaut ob ich wirklich alle EC karten haben. Ich habe ihn mal gesagt wenn er noch einmal spielen gehen sollte dann muß ausziehen! Montag kam das raus mit dem spielen, dank unserem guten Hausarzt, hat er am mittwoch gleich eine termin beim Psychologen bekommen und ist dort gewesen. Eine therapie kann er nur ambulant machen.....
Ich frage mich nun aber er so schnell beim arzt war damit ich ihn nicht raus schmeiße? Er hat irgendwie erzählt das es mit geld ja schon geht weil ich ein Dispo habe.... Macht er das nur damit er hier bleiben kann mit den ganzen ärtzen? und sich nicht so die großen sorgen machen muss wegen dem geld? oder will er wirklich aufhören zuspielen? Ich verstehe das alles nicht mehr, vielleicht mach ich mir ja auch nur zuviele gedanken!

Hier gibt es nur eine spieler gruppe und mein mann ist ja nun mal schon da und da kann ja ich nun nicht hin gehen..... Werde damit erstmal alleine klar kommen müssen aber ich rede ja mit meiner family und freunde! Werde das nämlich nicht mehr verstecken, das habe ich früher gemacht aber damit ist nun schluß.

Wird er irgendwann mal verstehen, was er mir und unsere tochter damit angetan hat? Will er es überhaput oder braucht er uns für den schein nach außen? Was denkt er wenn ich zu ihn sage, wie schon so oft, beim nächsten mal spielen muß du ausziehen?
Ach ja soviele fragen!

LG

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Offline Ilona

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    • Fachverband Glücksspielsucht e.V.
Re: was soll ich tun?
« Antwort #3 am: 15 Februar 2010, 09:24:08 »
Hallo Miss,

willkommen in unserem Forum. Ich kann dir gern die Adresse einer Beratungsstelle raussuchen, falls du mir deine Adresse per Mail oder PN schickst. Du kannst auch selbst schon mal unter www.gluecksspielsucht.de nachschauen. Es wäre schon wichtig, dass du in die Beratung einbezogen wirst. Du könntest z.B. bei dem Psychologen auch um das ein oder andere Paargespräch bitten.

Soviel auf die Schnelle!

Alles Gute umnd viele Grüße

Ilona

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Offline Olli

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Re: was soll ich tun?
« Antwort #4 am: 19 Februar 2010, 10:04:05 »
Hi Miss!

In meiner Spielergruppe könntest Du JEDERZEIT vorbeischauen.
Wir haben zwar am letzten Mittwoch im Monat eine offizielle gemischte Gruppe (die reine Angehörigengruppe hat sich mangels Mitgliedern aufglöst), doch es würde sich IMMER jemand Deiner annehmen.
Bei uns wird gefragt, ob der Angehörige teilnehmen darf.
Es ist noch NIE vorgekommen, dass jemand NEIN sagt.
Aber selbst wenn dies geschieht, würdest Du nicht nach hause geschickt werden.
Wenigstens einer aus der Gruppe würde sich Deiner annehmen.

Was bitteschön spricht dagegen, dass Du in der selben Gruppe wie Dein Mann auftauchst?
Was spricht dagegen, all das aufzutischen, was DIR auf der Seele brennt?
Wenn Du dies zuhause nicht kannst, oder Du meinst Dein Mann hört Dir gar nicht richtig zu, dann ist dort genau der richtige Ort.
Dabei ist es wichtig - ich habe es schon geschrieben: Vorwürfe bringen gar nichts - bei Dir zu bleiben.
Rede von Deinen Gefühlen, Deinen Hoffnungen, Deinen Verletzungen, Deinen Wünschen.

Tja, so, wie es aussieht, nutzt er die SHG tatsächlich nur als Alibi.
Du kannst dort übrigens jemanden ansprechen - da Du die Teilnahme anzweifelst - damit er sich dort eine Anwesenheits-Unterschrift einholen muss.

Nun, Du hast Konsequenzen angedroht - und sie nicht umgesetzt.
Ist doch ne feine Sache für einen Süchtigen - oder?
Er kann mit Deiner Liebe - und nur die hält Dich ja ab - rumspielen.
Er kommt nach Hause - "kriegt sie es raus?" - Adrenalinkick!
Es kommt raus - Adrenalinkick! - Schmeisst sie mich tatsächlich raus? - Adrenalinkick!
Konsequenzen werden nicht umgesetzt - Erleichterung!
Na, dann gehe ich eben wieder 2 h die Woche zur SHG - was soll´s?
Ein Ort, wo ich vor mich hindösen kann #Ironie#.
Ein Ort, wo mir keine Vorwürfe gemacht werden - wo ich meine Ruhe habe.
Ein Ort, wo mich mein Gewissen nicht verfolgt.

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
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