Hi Gambit!
Nein, nein - nicht bei allen Deinen Worten schüttele ich den Kopf.
Sehr oft erwische ich mich dabei verstehend zu nicken.
Nun, zuerst einmal möchte ich ein paar Worte der GA sinngemäß zitieren:
"Die einzige Bedingung für eine Mitgliedschaft in der GA ist der aufrichtige Wunsch mit dem Spielen aufzuhören ..."
Da steht nix davon: Du mußt jetzt und sofort und für immer spielfrei sein, sonst wirst Du gesteinigt!
Deine Worte zeigen mir genau diese Befürchtung.
Auch ich möchte mich deshalb bei Dir bedanken, dass Du den Mut gefunden hast über Deinen Schatten zu springen.
Natürlich erwacht auch in mir immer wieder ungewollt ein Beschützerinstinkt der Dir zurufen möchte: Schau her - es funktioniert doch - bei Koala, bei mir ... wieso nicht bei Dir?
Aber Du bist nun mal Du - nicht Koala - nicht ich - wir können uns miteinander vergleichen, aber wir sind Individuen ...
Nun, was mich wirklich auf die Palme bringt sind Aussagen wie : "um mein Verhalten zu studieren"
Hattest Du einen Unfall mit totalem Gedächtnisverlust? Zurückgeblieben war Deine Sucht - nun musst Du Dich ganz neu studieren um zu wissen wieso Du spielst?
Wischiwaschi - Ausreden - Selbstbetrug!
Gambit - es ist ganz einfach - Du warst spielen, weil Du spielen wolltest.
Hey - das ist vollkommen ok - spiele so viel Du willst.
Doch versuche nicht uns etwas vorzumachen - viel wichtiger: versuche nicht nach Ausreden zu suchen um Dein eigenes Gewissen zu beruhigen.
"Die mir gesteckten Ziele bzgl. meines Spielverhaltens kann ich noch nicht in Gänze als positiv verbuchen ..."
Gambit - Du hast den Kontrollverlust erfahren - es gibt einfach keinen Weg zurück.
Dieses Vorgaukeln sich kontrollieren zu können - dieses "heute nur X €", nicht hohe Beträge nur auf eine Zahl setzen - wie auch immer ... diese Gedanken haben mich über 20 Jahre lang festgehalten in der Sucht.
Ich hatte Ausreden - nach innen und nach außen ...
Aber leugnet es die Tatsache, dass Du Deine Sucht ausgeübt hast? - Mit nichten.
Bei Süchten jeglicher Art gibt es kein Halbschwanger - es gibt nur entweder - oder.
Entweder Du bist spielfrei - oder Du bist es nicht.
Wenn Du in diesem Konsens nun "argumentierst":
"Mein psychisches Befinden ist besser geworden ich habe kein schlechtes Gewissen,keinen Spieldruck mehr."
Dann sage ich Dir:
Klar ist der Spieldruck weg - denn Du spielst.
Klar ist Dein psychisches Befinden besser geworden - denn Du spielst.
Klar hast Du kein schlechtest Gewissen - denn Du spielst mit Dir.
Du möchtest Deinen eigenen Weg gehen? Du möchtest mit Dir experimentieren?
Du möchtest einer unter Tausenden sein - eine Ausnahme - etwas Besonderes - Du möchtest die Erfahrungen Anderer ad Absurdum führen ...
Die Frage stellt sich nun: Warum eigentlich?
Auch hier gibt es für mich nur eine Antwort:
Du weisst, dass Du süchtig bist - aber akzeptieren - tief in Dir drin - kannst Du noch nicht.
Wenn Du nun fragst: Woher kriege ich denn diese Akzeptanz = Kapitulation? ...
Da kann ich Dir nur antworten: Mache keinerlei eigene Experimente - lerne aus den Erfahrungen der Anderen - die sind so komplex - die Assoziation zu Dir selbst wird Deine ganze Kraft in Anspruch nehmen - und irgendwann - noch immer wartend auf die Kapitulation - wirst Du merken - sie ist längst passiert.
"ich habe Angst nicht mehr spielen zu können, es darf gelacht werden ..."
Wer lacht, der bekommt es mit mir zu tun ...
Gambit - Du hast Angst etwas zu verlieren ... das ist doch anfänglich VOLLKOMMEN NORMAL!
Wie Du weisst, gibt es aber immer zwei Seiten einer Medaille:
Frage Dich doch mal was Du gewinnen kannst!? Auch davor hast Du sicherlich Angst - oder nicht?
"Ist verrückt sein nicht auch eine Stufe der seelischen Entwicklung?"
Nein - aus den oben genannten Gründen. Aber auch Dein Selbstbetrug ist nicht "verrückt" - er ist suchtbedingt - er ist schlichtweg "krankhaft" - nur dann zu negieren, wenn Du nichts daran änderst.
Zu Deinem nächsten Beitrag:
"Da ist wieder die Angst vor dem ungewissen, Angst er könnte mit seinem Wissen ohne mein wollen die Türe zu meinem Unterbewusstsein öffnen u. ich stünde Ihm Psychisch nackt u. schutzlos gegenüber."
DAS ist aber doch Sinn und Zweck einer Therapie - oder nicht?
Die Türchen zu öffnen - sanft, motivierend, lenkend - Dich auffangend, wenn Du dabei in ein Loch fällst.
Ich selber verspüre genau die gleiche Angst.
Ich traue mich nicht einen Termin zu machen und beruhige mich selber damit, meine erste und einzige von mir selbst initiierte Abstinenzphase von nunmehr über 4 Jahren als Schutzschild vor mich zu halten.
Was ich definitiv weiss - beim nächsten "Ausrutscher" sitze ich auf dem "Sofa".
Klasse nicht wahr? - Auch ein Selbstbetrug #lach# die Angst auf die Couch zu kommen hält mich (u.a.) vom Spielen ab ...
Nun - zu meiner Verteidigung - ich sauge gerne die Worte einiger langjährig abstinenter Spieler in mich auf (#zwinker# an Claus z.B.) - beschäftige mich gerne mit Spielfreiwilligen und auch Angehörigen.
Sie machen mir bewusst, was ich mir und anderen angetan habe - sie machen mir bewusst, dass ich dies nicht mehr möchte - sie zeigen mir Wege nicht mehr zurückzufallen und Wege mein Leben auf "gesunde" Art und Weise zu führen.
Du hast mich gefragt, ob ich über psychologisches Fachwissen verfüge.
Da gibt es ein klares Nein von meiner Seite - ich versuche mich zu verstehen über die "Gleichgesinnten" und ihren Erfahrungen.
Jahrzehnte habe ich mich verleugnet und es fiel mir anfangs schwer mich mit MIR zu beschäftigen.
Mittlerweile empfinde ich - ja - Spaß daran, Neues an mir zu entdecken.
Noch einmal zurück zu Dir:
Ich glaube schon, dass Du Dir für Deine Trauerbewältigung ruhig Hilfe einfordern kannst.
So wie Du Dich liest, hast Du Dich damals ja vollkommen isoliert und ein "gemeinsames" Trauern war Dir nicht möglich.
Stelle Dir nun vor, der Therapeut setzt die richtigen Hebelchen bei Dir an und Du fängst hemmungslos an zu flennen ...
Was wäre so schlimm daran?
Wäre es nicht menschlich?
Könnte es nicht befreien?
Gambit - ICH glaube, ein Therapeut kann Dir eine enorme Hilfe sein.
Momentan "vegetierst" Du nur vor Dich hin - oder?