Hi Gambit!
Ich bin etwas hin- und hergerissen wegen des Einlesens in die noch nicht veröffentlichte Studie (Wie kommst Du denn dann da ran?
).
Wenn ich dies nun richtig verstanden habe, so sehe ich für mich auf der einen Seite ein Interesse an der eigenen Psychologie - ist grundsätzlich ja richtig - auf der anderen Seite sehe ich aber eine Gefahr.
Die Gefahr, mich auf das Gespräch vorzubereiten - mir zu häufig gestellten Fragen Antworten parat zu legen (von denen ich ja nach reiflicher Überlegung wahrscheinlich sogar überzeugt bin).
Ich wäre wahrscheinlich nicht mehr authentisch - zumindest nicht spontan.
Zu Deiner Frage des Brückenbaus um "dem Spieldruck ein Ventil zu geben":
Jo - in den über dreieinhalb Jahren Forenzeit habe ich es schon tausendmal geschrieben - nur hier noch nicht ...
OK - es ist eigentlich ganz einfach - ich täusche mich selbst #grins#
Es geht dabei um kurzzeitig erreichbare Ziele - jeden Tag aufs Neue.
Wenn mich heute Gedanken überkommen ans Spielen, dann hilft es mir nicht zu sagen "Ich werde nie wieder spielen".
Dieses Ziel ist unerreichbar und endet erst mit dem Tod.
Bei diesem Ziel habe ich keinerlei Erfolgserlebnisse.
Sage ich jedoch: "Ich erlaube mir heute nicht zu spielen", dann kann ich heute abend im Bett kurz vor dem Einschlafen zufrieden zu mir sagen "Olaf, Du hast wieder einmal 24 h Deines Lebens ohne zu spielen verbracht."
Ist der Druck zu spielen sehr hoch - nun kommt mein Selbstbetrug - dann "darf" ich mir auch sagen: "Heute nicht - aber vielleicht morgen ?"
Da morgen dann wieder zum Heute wird, gilt wieder: "Ich erlaube mir heute nicht zu spielen"
Ich nutze diese kleine Lüge zum Abbau des gerade vorhandenen Suchtdruckes - ob ich ihn morgen wieder verspüren werde, kann ich nicht sagen - es hilft also für den Moment!
Dadurch, dass ich das Wort "erlaube" nutze, setze ich mich nicht unter Zwang.
Ich könnte ja, wenn ich wollte - ich "muss" nicht abstinent sein - ich "will/möchte" abstinent sein.
Wenn mich der Suchtdruck jetzt in diesem Moment überfallen würde, dann könnte ich von den laufenden Stunden schon einmal die Vergangenen 16 h 26 min abziehen.
Da ich auf der Arbeit bin, ebenso noch die Fahrt nach Hause, um viertel nach acht möchte ich einen Film sehen, davor muss ich noch Wäsche machen, mein Essen, ein Schreiben aufsetzen ...
Da ich nicht bereit bin, eine der Positionen für ein Spiel zu opfern, bleibt mir nicht viel Freizeit zum Spiel übrig.
Das läßt sich noch weiter ausschmücken ...
Auch ich habe Hobbies, die meine Zeit in Anspruch nehmen und die ich gerne ausübe.
Eines davon ist auch "Zeit für mich geniessen".
Das Ganze fällt unter den Grundsatz der "24 h".
Mit fortschreitender Abstinenz kommt ein weiterer Punkt hinzu:
Ich darf Suchtdruck verspüren - ganz bewusst!
Er erinnert mich an meine Krankheit - ist ein Teil meiner Persönlichkeit, die ich angenommen habe. Die Krankheit wird mich nie verlassen - ich habe sie zu akzeptieren, wenn sie mich nicht aufreiben soll. Ich erlaube mir nur, ihr nicht nachzugeben - heute - nur für heute.
Ich kopiere Dir hier noch ein Script der GA hinein:
Ein Plan für 24 Stunden
1. Du Brauchst nicht für den Rest Deines Lebens mit dem Spielen aufzuhören. Es reicht, wenn Du -NUR FÜR HEUTE- nicht spielst, für einen einzigen Tag zur Zeit.
2. Egal, wie groß Deine Schwierigkeiten auch sein mögen, - solange bist Du abends zu Bett gehst, kannst Du sie handhaben.
3. Es ist eine gute Übung, den Ärger über die täglichen Schwierigkeiten bis zum Tagesanbruch zu verschieben. Das befreit unseren Geist und schafft Platz für andere Sachen.
4. Zu Anfang unserer Genesung ist es oft wichtig, daß wir uns -für eine Stunde zur Zeit- vom Spielen und den Versuchungen des Glücksspiels fernhalten.
5. Die Probleme von Gestern und die Ängste vor Morgen sind für uns eine zu schwere Last, um sie zu tragen. Bleibe nur bei HEUTE und das Morgen wird für sich selbst sorgen.
6. Es ist nicht Deine Aufgabe, alle Lebensprobleme auf einmal zu lösen. Dein Job ist es, zufrieden und spielfrei durch den Rest des Tages zu kommen.
7. Du kannst Deine Familie nicht kontrollieren, auch nicht Deine Gläubiger und letztlich auch nicht Dein Einkommen; aber Du kannst Deine Gemüt unter Kontrolle halten.
8. Am Anfang erscheint alles sehr schwierig, - erst später wird es einfacher. Das ist die getreue Wahrheit über das Leben in den begrenzten Abschnitten eines einzigen Tages, - NUR FÜR HEUTE-.
9. Es mag vielleicht viele Jahre dauern, bis Du alle Deine Schulden abbezahlt hast, aber Du kannst jeden Tag für inneren Frieden sorgen, wenn Du die Schwierigkeiten von 'morgen' auf Eis legst.
10. Wenn es Dir zur Gewohnheit wird, bei dem 'NUR FÜR HEUTE' zu bleiben, dann wirst Du auch den Versuchungen und Deinen Gedanken ans Spielen widerstehen können.
11. Lerne, darüber nachzudenken, Deine Lasten zu tragen, anstatt sie abzuwerfen, - dann wird Dein 'HEUTE' für Dich einfacher.
12. Was Dich nicht zerstört, das macht Dich stärker. Darum ist jede tägliche Herausforderung eine Möglichkeit für uns zu wachsen.