Hallo in die Runde,

erneut versuche ich hier meine Sorgen und Ängste widerzuspiegeln, unwissend sowie unsicher, ob ich den Beitrag wirklich veröffentlichen werde.
Ich versuche es einfach mal auf ein Neues, denn auf ein Neues holte mich in den vergangenen Wochen meine Automatensucht ein.
Ich bin 24 Jahre alt und seit meinem 18. Lebensjahr spielsüchtig.
Angefangen hat alles ganz harmlos mit Freunden, doch hat sich dann schnell zu einem ernsthaften Problem mit schwerwiegenden Folgen entwickelt.

Ich habe nicht nur 32.000€ Schulden durch das Spielen, sondern mir auch viele Chancen verbaut.
Angefangen bei dem Verlust meines Job´s vor einem Jahr, weil ich ständig unkonzentriert und übermüdet war, bis hin zum Beziehungsaus mit meiner Freundin, mit der ich immerhin 4 Jahre zusammen war.

Dabei verlief meine Spielsucht in den vergangenen 6 Jahren nicht geradlinig.
Wenn es mal ein richtig einschneidendes Erlebnis gab, ausgelöst durch mein Spielverhalten, hörte ich für ein paar Monate auf und schwor mir nie wieder damit anzufangen.
Jedoch kommt es früher oder später immer wieder dazu, dass ich in irgendeiner heruntergekommenen Spielothek lande, oder sogar auf Rastplätzen an der Autobahn vor den Automaten sitze.   

Vom lesen diverser Bücher, über Einzeltherapie bis hin zu Gruppensitzungen habe ich alles ausprobiert und trotzdem kam es kurz vor der Corona Krise dazu, dass ich auf Grund von Kleinigkeiten, die mich traurig gestimmt haben, in der Spiele gelandet bin und mal wieder alles Geld auf dem Konto verzockt habe.

Nun sind die Spielotheken geschlossen und Online-Casinos kommen zum Glück auf Grund fehlender Kreditkarten nicht infrage. (Negative Schufa durch nicht bezahlte Rechnungen ausgelöst durch die Spielsucht).

Ich möchte nicht wieder in dieses Loch zurückfallen und möchte die Zeit, die ich jetzt auf Grund von Kurzarbeit zuhause bin intensiv nutzen, um an meinem Problem zu arbeiten.

Warum schreibe ich das alles?

Zum einen, weil ich das loswerden möchte, da die letzte Therapiesitzung vor über einem Jahr stattgefunden hat und auch nicht wirklich den Nutzen gebracht hat, den ich mir erhofft habe und zum anderen erhoffe ich mir wertvolle Ratschläge von Mitgliedern, die dem Teufelskreis entkommen sind und nun ein spielfreies Leben führen.

Ich habe meine Geschichte nicht nur hier, sondern auch auf anderen Suchtforen gepostet, um so viele nützliche Tips wie möglich zu erhalten.
Ich hoffe, dass dies in Ordnung ist.

Ich danke euch für eure Rückmeldungen!!!

Liebe Grüße,

Maximilian

Hi Maximilian, schreibe in allen foren die du findest. Jede Antwort kann dir helfen, auch wenn es von einer unerwarteten Seite kommt. Scheinbar ist das jetzt nicht das erste mal, wo du erneut an derselber Kreuzung stehst. Egal wie du dich in der Vergangenheit entschieden hast, der Weg hat dich wieder ans selbe Ort geführt. Also gilt es, jetzt einen neuen Weg zu gehen.

Für mich haben sich drei Punkte herauskristalliert in meiner Sucht, die ich anpacken musste :
Selbsterkenntnis, das es so nicht weitergeht. Scheint so, als ob du diese Erkenntnis gewonnen hast.

Das zweite ist auch sehr wichtig: Du musst Wege finden, dein Geld nur noch kontrolliert, also für Güter des täglichen Bedarfes auszugeben. Ich hatte es in diesem Punkt einfach umzusetzen: Meine Partnerin kontrolliert nun den Geldfluss, alles ist so eingerichtet dass ich keine Beträge unerkannt ausgeben kann.
Kannst du dich an deine Eltern wenden? Oder an einen Finanzverwalter? Habe von Leuten gelesen, die alles notwendige automatisiert haben (Miete, Strom etc), und sich zB für Benzin entsprechende Tankkarten oder REWE-Karten für Essen ausgeben lassen. Geh zu einem Schuldenberater, der sollte in der Lage sein dir ein Budget etc aufstellen zu können.

Das dritte ist die arbeit an deiner Sucht. Du hast selber gemerkt, dass guter Vorsatz und Wille nicht lange anhält. Viele überschätzen sich dabei. Ich glaube sogar, ganz laienhaft gesehen, dass viele sich eine Hintertüre offen lassen, vielleicht auch unbewusst. Du musst damit lernen umzugehen: Mit deinen Schuldgefühlen, mit deinen Schulden, mit der Tatsache dass du in dir eine Ursache der Sucht herumträgst. Wenn diese Ursache sich regt flüchtest du dich in deine Sucht. Vielleicht hattest du bis jetzt den "falschen" Therapeuten, konntest dich nicht öffnen oder hast den Ernst der Lage noch nicht wirklich eingesehen. Egal. Finde eine Person, die dich herausfordern kann und mit dir auf die Reise geht.

Bonus: Zeitplanung!!! Meiner Meinung nach wird dies gerne unterschätzt. Ich hatte gewisse Zeiten, wo ich gespielt habe, zB auf Reisen in Hotels aus Langeweile und Ablenkung (teure ablenkung!). Ich musste mir ganz bewusst eine Beschäftigung definieren, die ich stattdessen unter denselben Bedingungen, also Hotelzimmer, ausüben kann. Was könntest du tun anstelle in eine Spielo zu gehen?
Sport? Musik? Sprache lernen? Weiterbildung?

Ich wünsche dir viel Kraft und Stärke auf deinem Weg. Bleib stark, die Lösung zum Problem findest du nicht in Karten oder slots.

Hallo wombelero,

Danke für dein wirklich sehr ausführliches sowie hilfreiches Kommentar

Ja die Selbsterkenntnis habe ich, nur hatte ich die schon öfter und habe mich trotzdem wieder im spielen verloren. Du hast da einen wirklich sehr zutreffenden Punkt angesprochen. Die Hintertür.
Es war immer die Hintertür, die ich mir bewusst oder unterbewusst offen gehalten hatte. Damit soll aber jetzt wirklich Schluss sein, denn zu solchen Maßnahmen wie im Moment habe ich noch nie gegriffen.
Es fühlt sich wirklich gut an ein Feedback zu erhalten!
Mit dem Konto habe ich vor 2 Tagen auch in einem Buch gelesen und bin derzeit am überlegen, wem ich die Zugangsdaten anvertraue und das Konto verwalten lasse.
Auch die Adresse der ansässigen Schuldenberatung habe ich rausgesucht und festgestellt, dass diese momentan sogar eine telefonische Beratung anbietet.

Das Thema Zeit ist genau die große unbekannte vor der ich Angst habe. In der Vergangenheit habe ich immer wieder aus den unterschiedlichsten Situationen meinen erneuten Weg an den Spielautomaten gefunden.
Das letzte mal war es auf einem Seminar. Ich hatte abends im Hotel nichts zu tun und ging daraufhin in eine Spielothek, die ich auf dem Weg dahin gesehen hatte.
Davor war es der Weg von der Arbeit nachhause, der mir zum Verhängnis wurde.
Die eine Situation eher selten, die andere alltäglich.
Ich werde mich mal intensiv mit mir und meinen Interessen auseinandersetzen um ein Hobby zu finden, dass mich erfüllt und von der Spielsucht ablenkt.

Nochmals Danke für deine Ratschläge und ich werde berichten, ob es mit gelungen ist sie auch umzusetzen. 

Liebe Grüße und bleib gesund!

Maximilian

Bitte überlege nicht zu lange wegen deinen Konten, jetzt ist noch alles frisch und du bist motiviert. Kannst du dich an deine Eltern wenden?

Ja, die Hintertüre. Ich kam im verlauf meiner Sucht immer wieder (wie du auch) an den Punkt dass es zuviel ist und ich aufhören sollte. Aber wie kann ich das meiner Partnerin beichten, die Schulden egalisieren UND mir dabei die Möglichkeit offen halten, irgendwann wieder zu spielen. Dieser Teil war mir lange nicht bewusst, dass ich mir überhaupt diese überlegungen gemacht habe.
Ich wusste, wenn ich das Schuldenproblem anvertraue muss ich aufhören. Also habe ich lieber noch eine EInzahlung getätigt um dadurch die Schulden durch einen schönen Gewinn auszulösen. Natürlich kommt dieser nicht.
Also, konten schliessen und abgeben. Punkt. Du darfst nicht an Geld kommen wenn du schwach wirst.

Und wenn du schwach wirst benötigst du deinen Notfallplan: Also den zeitvertreib. Wie wärs mit einem PC Spiel? Ich habe wieder angefangen, und kann so auch einige Stunden im Hotel problemlos rumbringen.....(gibt ja auch free to play spiele, achte aber darauf, keine Games anzufangen wo man mit kleinen Beträgen Upgrades kaufen kann!!)

Und Sport: Geh rennen oder, was ich sehr empfehlen kann, boxen oder sonstwas um ärger loszuwerden.
Ich will damit nicht sagen, dass Sport die Ursachen der Sucht beseitigt. Dafür gibts professionelle Hilfe und viele Wege. Aber sport kann ein Ventil sein, um Momente der Schwachheit zu überwinden. Oder falls du innere Anspannung / Unruhe / Ärger verspürst, das dich bis anhin in Casinos geführt haben.
Jeder muss seinen Weg finden, wichtig ist die Varianten auszutesten (du hast ja jetzt viel Zeit) und das richtige für dich zu nehmen. Kann ja auch eine App sein um eine neue Sprache zu lernen....

Also, mach dir einen Plan und folge dem Weg. Bleib stark