Hi Koala!
Was hast Du in der Klinik erfahren über Ehrlichkeit?
Damit meine ich nicht die nach aussen (obwohl die auch essentiell ist), sondern die Aufrichtigkeit zu Dir selber.
Was hast Du in der Klinik erfahren über Nachsorge und Prävention?
Was verbindet die beiden Fragen?
Du willst nicht mehr spielen? - Super, das wünsche ich Dir auch.
Doch vor dem "Rückfall" hast Du alles Erlernte ignoriert - weil? - na weil Du spielen wolltest. Dafür warst Du sogar bereit Deine Eltern zu beklauen.
Nein, das war keine Tat im Affekt - das war geplant ...
Ich kann Dir in Sachen neuer Klinikaufenthalt oder Therapeut keinen Ratschlag geben.
Anstatt dessen kann ich Dir aber raten, Dir eine Selbsthilfegruppe zu suchen und dort regelmäßig aufzuschlagen.
Hier wird Dir auch erklärt, dass Du Deine Sucht nicht "besiegen" kannst.
Die Sucht ist ein Bestandteil von Dir - gegen wen kämpfst Du dann? Gegen Dich selber? Wer gewinnt? Wer verliert? Wer opfert seine Kraft wofür?
Ich bin süchtig - Punkt - mein restliches Leben lang - Punkt.
Immer werde ich an der Schwelle zum Rückfall stehen - Punkt.
Ich lebe nach den 24 h - heute erlaube ich mir nicht zu spielen.
Was morgen ist? - wer weiss? - Doch heute spiele ich nicht.
Diese Worte sage ich mir, wenn mich suchtausübungsgefährdende Gedanken durchströmen.
Zudem schaue ich dann zurück auf mittlerweile über drei Jahre Abstinenz.
Die will ich nicht gefährden - diese Kette von vielen Tagen, die mit den ersten 24 h begannen.
Meine Liebe, Dir fehlt eindeutig die Nachsorge und die Prävention.
Nach Deiner Therapie hast Du im Grunde "Nichts" gemacht - und das betitele ich als "Zocken" - mit Dir und Deinem Leben.
Vor Deinem Raubzug hast Du viele kleine Entscheidungen getroffen, die nur ein Ziel hatten - die Suchtausübung.
In der SHG lernst Du, diese - wenn Du sie denkst - auch wahrzunehmen.
Jede kleine Entscheidung kannst Du beeinflussen - mit mehr oder weniger Leichtigkeit - aber Du kannst es.
Schneide nur ein Kettenglied durch - und der Druck verfliegt.
Keine Ahnung, ob das nun fachlich korrekt ist:
Auf der Internetseite einer Suchtklinik habe ich einmal gelesen, dass sie mehr Erfolgschancen einer Therapie sehen, wenn zuvor eine gewisse Zeit der Abstinenz vergangen ist und die Person bereits eine SHG aufgesucht hat.
Vielleicht war die Therapie für Dich einfach zu früh? - Keine Ahnung.
Ein anderes Zitat, welches ich für mich aber nicht annehmen kann, besagt im Gegenzug: Ein Rückfall gehört zur Genesung dazu.
Versuche Du Deinen Vater zu verstehen. Er ist abgrundtief verletzt.
So wie sich das anhört, kann er wohl Deine Sucht nicht als Krankheit akzeptieren, weil sie für ihn absolut unverständlich ist.
Du hast Vertrauen mißbraucht - wie ich oben schrieb - im vollen Bewusstsein.
Deine Sucht ist hier auch keine Entschuldigung.
Alles Liebe und gute 24 h
Olaf