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Hilfe bin neu hier

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Hilfe bin neu hier
« am: 07 April 2025, 00:26:57 »
Hallo zusammen,
Ich bin weiblich und 24 Jahre jung.
Dieses Jahr werde ich 10 Jahre mit meinem Freund zusammen sein und wir werden auch dieses Jahr noch heiraten.
Eigentlich habe ich ein gutes Leben, ich habe eine abgeschlossene Ausbildung und einen Vollzeitjob.
Die Ausbildung und Hauptjob im kaufmännischen bereich.

Jetzt kommt aber das große Problem.
Ich arbeite seitdem ich 18 Jahre alt bin in einer Spielhalle, ich will mich auch nicht trennen von meinem Job, da ich diesen wirklich gerne mache. (Nebenjob) Durch den Job kam ich aber selber auch in Berührung mit dem Spielen.
Seitdem ich ca 19-20 bin ist es sehr regelmäßig geworden und ich habe das ganze nicht mehr unter Kontrolle.
Weil ich die Gasrechnungen nicht mehr bezahlt habe wurde uns das Gas abgestellt. Mir war das Spielen wichtiger. Ich habe mich nun aber auch sperren lassen, es gibt aber trotzdem immer Wege um zu spielen, und die nutze ich leider auch. Ich will es einfach nicht mehr. Ich kann das psychisch auch nicht mehr… schon am Anfang des Monats kein Geld mehr und und die Schulden.
Ich kann mir aber keine Therapie erlauben, ich muss weiter arbeiten und ich will nicht dass es jemand weiß.
Meint ihr ich kann da von alleine wieder rauskommen ?
Ich habe mich heute tatsächlich sehr mit meinem Freund gestritten und ich denke es könnte endlich Klick gemacht haben bei mir. Weil der Satz „du bist süchtig“ von meinem Freund hat mich schon sehr getroffen.
Ich freue mich von euren Meinungen zu hören.
« Letzte Änderung: 07 April 2025, 07:44:09 von Imukkl »

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Offline Wolke 7

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Re: Hilfe bin neu hier
« Antwort #1 am: 07 April 2025, 01:23:34 »
Moin,

spielst du online oder in Spielhallen ?

Alleine schaffen es eh nur die wenigsten, aber du arbeitest ja auch noch damit.  Deswegen fürchte ich ,ist ein Jobwechsel und eine professionelle Hilfe notwendig. Das kann eine Beratungsstelle sein,eine SHG,eine Verhaltenstherapie , eine ambulante oder stationäre Suchttherapie .

Hast du die Ausbildung in diesem Beruf gemacht ,als Spielhallenaufsicht? Aber du bist noch jung ,du kannst auch eine Umschulung machen. 

Du musst auf jeden Fall dringend was ändern.....du bezahlst schon deine Gasrechnung nicht mehr ,ist es nächstes Mal die Miete? Oder dann die Trennung von deinem Freund ? Du hast auch kein Geld mehr für andere Dinge,hast Schulden....wer bezahlt die Hochzeit?

Ist die Sucht das Ganze wert?


LG Wolke


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Offline Olli

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Re: Hilfe bin neu hier
« Antwort #2 am: 07 April 2025, 06:07:37 »
Guten Morgen und herzlich willkommen!

Ach ja, das waren noch Zeiten, in denen es hieß: Wasch´mich, aber mache mich bloß nicht nass ...!
Für mich ist dies ein untrügliches Zeichen dafür, dass "Ich bin süchtig!" zwar schon mal gehört worden ist, aber so richtig tief in Dich (oder damals mich) eingedrungen ist es noch nicht. Gut, diese Erkenntnis, die Dein Freund Dir offerierte, ist ja noch frisch, sie braucht Zeit um von einem Samen zu einem stattlichen Baum heran zu wachsen.

Nein, es ist nicht möglich, dass Du Deinen Job weiter ausübst in einer Spielhalle. Nehme Dir als Beispiel mal einen Junkie, der in einer Lokalität arbeiten würde, wo er seinen Kunden die Spritzen aufziehen würde. Er begleitet sie in ihre Nischen und sieht zu, wie sie sich die Spritzen setzen und im Drogenrausch versinken. Wie lange würde es wohl dauern, bis er sich selbst wieder eine Spritze aufzieht?
Der Mensch versucht in seinem Umfeld gerne ein gewisses Maß an Kontrolle auszuüben, was ihm Sicherheit vermittelt. Nun kannst Du also versuchen Deine Sucht zu kontrollieren in Deinem Arbeitsumfeld. Es wird sicher einige Zeit gut gehenm bis es dann zum Knall kommt. Du wirst Dir sagen, dass das nur eine einmalige Sache gewesen ist und Du Dich nur mehr zusammenreißen musst. So geht dieses Tänzchen weiter und weiter ...
Oder aber Du sagst Dir selbst: Ich verbanne alles aus meinem Leben, was nur annähernd mit meiner Sucht zu tun hat, damit ich zur Ruhe kommen und mir meine Sucht wieder abgewöhnen kann.

Natürlich wollen wir alles "es alleine schaffen"! Doch frage Dich einmal, ob das sinnvoll ist? Woher kommt dieser Gedanke? Und welchem Teil in Dir hilft er wirklich? Dem gesunden oder dem süchtigen Teil? So ganz alleine bist Du ja auch schon gar nicht mehr. Du hast Dich hier offenbart.
Wir war das, als Du Deinen Beitrag geschrieben hast? Wie viel Scham empfandest Du beim Schreiben? Spürtest Du Erleichterung, als Du den Beitrag abgeschickt hattest? Was fühlst Du jetzt gerade, wo Du diese Beiträge hier liest und realisierst, dass Du gar nicht alleine mit Deinem Problem bist?

Jeder Mensch ist die Summe seiner Erfahrungen. Diese haben ihn geformt und sie bestimmen auch sein Leben. Doch ein Mensch alleine kann nicht alle Erfahrungen machen. Die Menschen verfügen aber über eine Sprache und sie können Erfahrungen austauschen. Wenn also so genannte "falsche Glaubenssätze" einzug in unser Leben genommen haben, so können wir sie durch andere Sichtweisen ggf, abändern. Nicht etwa, weil da irgendwer etwas vorbetet, sondern weil Du Dich mit der Thematik mental beschäftigst und es für richtig empfindest, Deine Sichtweise, vielleicht nur in Teilen, anzugleichen ... weil es Deinen Werten entspricht!

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Hilfe bin neu hier
« Antwort #3 am: 07 April 2025, 10:08:03 »
Hallo IMUKKL:

Schau mal unter dem Punkt Aktuelles und Termine nach dem 3. Sonntagsvortrag am 04.05.25/ 11 Uhr. Da geht es um eine ambulante Suchtberatung, wie das alles so funktioniert und was man erwarten kann als Betroffene. Du kannst ohne Software runter zu laden online teilnehmen. Bleib jedenfalls dran, dann wirst du einen Weg finden....

VG Hartmut

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Offline Olli

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Re: Hilfe bin neu hier
« Antwort #4 am: 07 April 2025, 16:42:39 »
Hi IMUKKL!

Heute Morgen musste ich abrupt mit Schreiben aufhören, da ich zur Arbeit musste.

Hartmut hat Dir einen möglichen Weg aufgezeigt. Samstags biete ich ein Onlinemeeting an. Pünktlich um 19 Uhr fangen wir an und das Ganze geht bis 21 Uhr. Versuche Dich im Vorfeld schon mal mit einloggen, je nachdem musst Du erst den kostenlose Zoom-Client installieren. In meiner Signatur steht der Link zum Meeting.

Nun noch einmal zurück zu Deinem Job. Da möchte ich Dir gerne eine Anekdote erzählen. Als ich in Deinem Alter war, da hing ich als Gast immer in einer Spielhalle herum. Dort arbeitet eine Frau, die ihre Kinder hatte in Pflege geben müssen aus diversen Gründen. Natürlich musste sie ihr Leben wieder auf die Reihe bekommen und so arbeitete sie eben dort. Leider standen dort auch illegale Geräte. Und so kam es, wie es kommen musste. Nachdem viele Gäste ihr Geld dort hinein versenkt hatten, spielte sie selbst daran ... "irgendwann muss die Kiste doch schmeißen".
Das taten sie natürlich nicht. Da sie nicht allzu gut bezahlt wurde, war ihr Geld schnell weg. Also bediente sie sich an der Kasse und belog die Chefin, dass sie Kunden Geld geliehen hätte. Sie machte eine Schicht nach der Anderen, um die Schulden wieder abzubauen. Doch je mehr Abende sie alleine dort verbrachte, umso mehr Geld landete auch in den Kisten. Irgendwann ist sie rausgeschmissen worden und ihre Kinder hat sie nie zurück erhalten.

Sucht ... was ist das eigentlich? Wie macht sie sich bemerkbar? Was verfestigt sich alles im Oberstübchen und wie viel davon bleibt Dir Dein Leben lang erhalten? Solche Fragen sind nun für Dich wichtig, um Dich selbst verstehen zu lernen.

Was hälst Du eigentlich von unseren Antworten?
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
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Re: Hilfe bin neu hier
« Antwort #5 am: 07 April 2025, 20:18:02 »
.....aber für den Quick Start kannst Du dir erstmal deinen ersten Post durchlesen und Dir Gedanken machen ob das geschriebene von der Logik her überhaupt funktionieren kann. Aber vermutlich kennst Du die Antwort schon.
Dann müsstest Du dir Gedanken machen ob Du wirklich schon an dem Punkt bist ernsthaft aufhören zu wollen. Wenn ja dann musst Du Opfer bringen in Form all dessen was Dich triggern könnte. Und dann wäre da noch das finanzielle. Auch hier solltest Du anfangs kaum die Möglichkeit haben Geld ausgeben zu können.

LG Roy

Re: Hilfe bin neu hier
« Antwort #6 am: 07 April 2025, 21:37:29 »
Danke für eure Nachrichten. Ich habe jetzt seit 2 Tagen nicht gespielt. Will auch wirklich nicht mehr. Ich will mir auch endlich mal was ansparen und einfach mir mal etwas gönnen. Das war in den letzten 1-2 Jahren kaum noch möglich.

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Offline Wolke 7

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Re: Hilfe bin neu hier
« Antwort #7 am: 08 April 2025, 01:19:48 »
Moin,

da du deinen Eingangspost ja heute morgen nochmal geändert hast ,steht da ja jetzt der Spielhallenjob als Nebenjob.

Dann kannst du ihn ja ganz problemlos kündigen, ohne das du deine finanzielle Existenz gefährdest. Das vereinfacht ja jetzt alles. Einen harmlosen Nebenjob findest du auch in anderen Branchen.

Du musst was ändern....der nächste Suchtdruck kommt bestimmt und mit ihm ist das nächste Geld wieder weg.

LG Wolke

Re: Hilfe bin neu hier
« Antwort #8 am: 09 April 2025, 22:45:25 »
Ich fühle mich so wohl bei meinem Job, meine Kollegen sind meine Freunde und ich mache das ganze auch schon seitdem ich 18 bin. Ich kann mir einfach nicht vorstellen dort zu kündigen, ich weiß auch selber nicht warum ich darauf so verbissen bin…

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Offline Ilona

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    • Fachverband Glücksspielsucht e.V.
Re: Hilfe bin neu hier
« Antwort #9 am: 09 April 2025, 23:11:09 »
Ja, verstehe. Du fühlst dich da wohl und den Kollegen freundschaftlich verbunden. Ist die Beziehung denn so, dass du ihnen ganz offen von deinem Spielsucht-Problem erzählen kannst?
Oder wissen die von nix?

LG Ilona

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Offline Wolke 7

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Re: Hilfe bin neu hier
« Antwort #10 am: 10 April 2025, 05:10:03 »
Zitat
Ich kann mir einfach nicht vorstellen dort zu kündigen, ich weiß auch selber nicht warum ich darauf so verbissen bin…

Die Sucht lässt grüßen.....

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Offline Olli

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Re: Hilfe bin neu hier
« Antwort #11 am: 10 April 2025, 05:59:43 »
Hi Imukkel!

"Ich sehe etwas, was Du nicht siehst ..." . So fängt ein bekanntes Spiel an. Doch auch die Sucht spielt gerne. Sie macht das aber im Geheimen und nur Du bekommst es mit, wenn Du es überhaupt erkennst.

Doch wie geht es weiter? " ... und das bewegt sich auf Bildschirmen!" Bewegungen erkennen wir alleine alleine als Überlebensinstinkt. Es macht ja schließlich Sinn den Tiger im Augenwinkel zu erkennen, um ggf. noch in Deckung zu gehen oder um sein Leben zu rennen. Doch die gewohnten Bewegungen auf den Bildschirmen sind anders. Wenn Du sie realisierst, dann "musst" Du hinschauen. Denn alleine dadurch werden im Gehirn die gleichen Prozesse gestartet, als würdest Du selbst spielen. Das Belohnungssystem wird aktiviert und Endorphine ausgeschüttet, als bedientest Du selbst die Geräte.

Das Gleiche gilt aber auch für das Ambiente und Deine Kollegen, die ebenfalls mit diesem Ort und seinem Zweck verbunden sind.
Alle Scheiben der Automaten sind geputzt und überall blinkt und blitzt es. Ist es Dir schon passiert, dass irgendwo auf einer Scheibe etwas aufblitzte und Du wurdest unweigerlich an die Automaten erinnert?

Du kennst doch sicher die Serie Staregate? Dort im Torraum stehen Kisten an der Wand, die irgendwelche Technik zur Steuerung des Tores darstellen sollen. Die aufblinkenden Lichter erinnern mich immer wieder an die die Automaten aus meiner Zeit. Dabei sehen sie doch ganz anders aus.

Du hast aber noch mehr Sinne. So kannst Du Dich beim Aufguss eines Kaffees zuhause bereits gedanklich an Deinen "Arbeitsplatz" begeben.
Oder es klingelt an der Tür und Endorphine schießen durch Deinen Körper, weil dieses Geräusch bereits mit dem Erhalt von Sonderspielen verknüft ist.

Dass Du Dich mit Deinen Kollegen versteht, verstärkt nur die Empfindungen und Dein gefühltes Wohlbefinden in der Lokalität.

Seit über dreieinhalb Jahren schreibe ich dieses Beispiel immer wieder hier ins Forum, doch es veranschaulicht es ganz gut.
Als ich die Raucherentwöhnung mitgemacht hatte, da habe ich gefragt, ob ich denn nicht weiter dampfen dürfe, natürlich ohne Nikotin.
Doch Jörg, der Psychologe, gab mit ein klares Nein zu meiner Frage. "Wenn Du Dir etwas abgewöhnen möchtest, dann musst Du Deine Rituale aufgeben!" (sinngemäß!) Wie kannst Du das aber erreichen, wenn Du Dich taftäglich in solch ein Teufelsloch begibst?
Damit machst Du Dir die Entwöhnung nur unwahrscheinlich schwer ... bis unmöglich.

Sprach ich nicht bereis von dem Wunsch die Sucht zu kontrollieren? Voilà ... Du bist bereits dabei es zu versuchen ...
Zumeist geht dies nicht gut und diejenige, die einzig darunter leiden wird, bist Du! Irgendwann wirst sich hier auch der Glaubenssatz einnisten, dass dies OK ist, da Du ja mittlerweile Deinen Freund ganz bewusst nicht mehr informierst.

Die Sucht verändert Dich ... und nicht zum Besseren! Doch wie möchtest Du Dich selbst sehen? So? In dieser Art? Du hast die Wahl! Jawohl, die hast Du, auch wenn Du vielleicht gerade glaubst, sie nicht zu haben!
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
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