Hallo liebe Spieler und auch liebe Angehörige,

ich bin gestern abend auf dieses Forum gestossen, hatte bereits einen Beitrag veröffentlicht und diesen dann kurz darauf wieder gelöscht. Ich hoffe ich bin nun stark genug, dies nicht zu tun.

Ich hoffe, ich langweile euch nicht mit meiner Geschichte, die ich jetzt so kurz wie möglich versuche darzustellen.
1. Ich bin seit 13 Jahren mit meinem Partner zusammen, er hat eine eigene Wohnung, wohnt aber grossteils bei mir, seine Wohnung dient nur seiner ehrenamtlichen Arbeit in diversen Vereinen im Sport. Er ist aufgrund einer bipolaren Erkrankung vor ca. 15 Jahren in Frühpension, wir haben die Konten natürlich getrennt.  Nach 2 Jahren habe ich gemerkt, dass er Sportwetten spielt, er hat das dann auch gleich zugegeben und gesagt, er hat den totalen Durchblick und studiert jeden Tag die Quoten und da könne man richtig viel gewinnen. Er kenne sich wie kein anderer aus im Sport.
2. Wir machten einen Deal, ich höre auf zu rauchen (ich hab wirklich viel geraucht) und hört auf zu spielen, ich dachte, das geht doch einfach so.
3. Ich hab aufgehört er auch (dachte ich)
4.1 Jahr später bin ich dann draufgekommen, dass er mich die ganze Zeit angelogen hat, es war ein Riesen-Vertrauensbruch. Es waren auch Lügen wegen dem Alter, auch wegen vielem anderen. Ich konnte es nicht verstehen, also deckte ich mich mit Literatur darüber ein, um zu verstehen und ihm zu helfen. Er ist ständig nervös, unausgeglichen und trotz viel Freizeit hat er nie Zeit - bis heute.
5. Es folgten Gespräche - Therapievorschläge (von mir) und dann mal alle Karten auf den Tisch legen - da kam dann heraus, dass er seit ca. 30 Jahren spielt und auch schon die ein oder andere Therapie hinter sich hat. Enterbt wurde aufgrund seiner Spielsucht. Ich las online über Spielsüchtige, wollte wissen warum man spielt, wollte ihm helfen - eh klar. Ich wollte ihn verstehen, warum er das tut und warum er nicht wegkommt.
6. Er versprach sich Hilfe zu holen, die alten Therapie-Unterlagen nochmals in Erinnerung zu rufen, er gab zu sogar den Therapeuten angelogen zu haben. Es folgte ein Kontrollwahn meinerseits, ich deponierte mein Handy im Auto um abends zu sehen ob er im Wettbüro war, wenn er war, war für mich der Abend gelaufen, ich konnte mich nicht mehr beherrschen, beleidigte ihn, ob er dumm wäre, es wären ja nur Idioten im Wettbüro usw. Wie kann man so dumm sein, denen das Geld in den Hals zu stecken usw. - die Beziehung war alles andere als gut zu dem Zeitpunkt. Am nächsten Tag taten mir meine Worte sehr leid, ich wusste, es ist eine Krankheit, er natürlich nicht dumm ist, er kann für die Sucht nichts, aber er kann was tun um rauszukommen.
7. Er fing eine Therapie an und auch eine medikamentöse aufgrund seiner bipolaren Erkrankung. Aber die Therapie beschränkt sich momentan eher darauf, dass er nicht redet, er holt die Medis und gut ist.
8. Wir trennten uns, da er wieder angefangen hatte zu spielen. Jeder von uns hatte da einen anderen Partner in der Zw. Zeit.
9. Nach 1 Jahr fanden wir wieder zusammen, ich liebe ihn so wie er ist mit all seinen Fehlern und er mich auch. Eer sagte die Therapie täte ihm gut, er war aufgrund der Medikamente etwas gedämpft, dies würde der Spielsucht helfen.
10. Wir sind nun ca. 8 Jahre mit allen Auf und Abs zusammen. Ich kontrolliere schon lange nicht mehr, da ich auf mich schaue, trotzdem nagt es an mir, wenn ich mich damit befasse, gehts mir nicht gut, daher habe ich jetzt (also gestern) beschlossen, mir Hilfe zu holen, bisher dachte ich immer, ich habs im Griff, bin ja stark, leider nein.Wir hatten ausgemacht, dass er mir Bescheid gibt, wenn er auf Sportwetten-Seiten geht, da ich ihn öfters durch Zufall " erwischte" er sagte dann immer, er schaut nur Sportergebnisse an aber er spiele nicht. Glauben tu ich das nicht, es waren einfach zu viele Lügen. Ich würde ihm so gerne glauben. ER hat versprochen sich sperren zu lasssen aber er brauche Zeit - ja eben ich weiss, er ist nicht bereit.
11. Wir führen insgesamt eine schöne Beziehung, aber die Inititative für gemeinsame Unternehmungen geht meistens von mir aus. Wenn er da ist, dann gehen wir jetzt seit 3 Jahren regelmässig ins Fitnessstudio ansonsten ist er meistens vor dem TV und schaut Sport.
12. Nun gestern kam er Knall, ich habe ihn erwischt, wie er online bei Tipico gewettet hat, wie durch ein Wunder kommt er da nicht mehr rein, genau! Ich habe ihm gesagt, dass das so nicht mehr weiter geht und ich mir jetzt Hilfe hole und er das jetzt auch soll. Er sagte, er dürfe nur noch für 2 EUR spielen und er hätte es im Griff, es ist nie mehr so schlimm wie früher. Nach langem Hin und Hergeschreie hat er zugegeben, dass er dort ab und zu mal gespielt hat und sogar angerufen hat warum er nicht für mehr spielen kann. Ich wollte einen Beweis, aber er kommt ja nicht mehr rein, warum weiss er nicht. ich schon....und ihr auch.
13. Nun meine Frage: hats überhaupt noch einen Sinn? Ich weiss momentan echt nicht mehr wo oben und unten ist. Sorry für das ganze Durcheinander, ich wäre euch wirklich dankbar, wenn mir jemand einen guten Tip geben könnte. Ich hole mir jetzt Hilfe, habe ich beschlossen und schon eine Beratungsstelle für mich für Co-Abhängige aufzusuchen. Ich habe nach einem Termin heute angefragt.
Egal ob Spieler oder Angehörige, ich bin für jede Hilfe dankbar! Vielen Dank im Voraus. Eure Leichtigkeit (das fehlt mir momentan).

Herzlich willkommen!

Du sagst zwar, dass Du auf Dich schauen musst ... und tust es denn doch nicht ...

Was würde Dein Beitrag, sofern er uns "langweilen" würde, wohl mit Deinem Selbstbildnis machen?

Haue raus, was auch immer Dir auf dem Herzen liegt!

Weisst Du, wenn eine bipolare Störung vorliegt, dann ist zumeist sie die Funktion, die mit dem Glücksspiel verknüpft ist. Das macht es den Spielern dann extrem schwer, mit dem Glücksspiel zu brechen.

Ich bin zwar nicht bipolar, doch ich wollte mich selbst in meiner nassen Zeit nicht als Partner gehabt haben wollen. Ich wollte spielen und davon ließ ich mich auch nicht abbringen. Dazu habe ich auch vor dem Lügen nicht Halt gemacht.
Auch Dein Partner lügt ... permanent. Kann ich dies alleine auf die Krankheit schieben und es akzeptieren? Nein, ich könnte dies nicht. Aber ich bin ja auch nicht Du. Stellst Du Dir so eine Beziehung vor? Ohne Vertrauen? Ist dies dann noch eine Beziehung? Oder doch eher eine Zweckgemeinschaft?

Was für Ziele hast Du? Was für Wünsche? Wie soll die Zukunft aussehen? Kannst Du sie mit ihm erreichen? Wenn da ein Nein steht, kannst Du das alzeptieren, ohne eventuell später - und sei es auch nur in Gedanken - einen Vorwurf zu machen?

Ich bin vielleicht die Falsche um Ratschläge zu geben, oder genau die Richtige. In all den Beiträgen die Angehörige hier veröffentlichen finde ich mich ein Stück weit wieder, weil auch alle Stories immer dasselbe beinhalten.
Falls du meine Geschichte noch nicht kennst: Hier kannst du sie nachlesen:
https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php/topic,6946.0.html

Ich hab alles durch was Du beschreibst.
Wir holen uns Hilfe für das was der Partner an uns kaputt gemacht hat und der Partner selber ändert nichts. Weil er nicht will. Weil durch eine Beziehung ja auch alles schön einfach ist.

13. Nun meine Frage: hats überhaupt noch einen Sinn? Ich weiss momentan echt nicht mehr wo oben und unten ist. Sorry für das ganze Durcheinander, ich wäre euch wirklich dankbar, wenn mir jemand einen guten Tip geben könnte. Ich hole mir jetzt Hilfe, habe ich beschlossen und schon eine Beratungsstelle für mich für Co-Abhängige aufzusuchen. Ich habe nach einem Termin heute angefragt.

Ich kann dir einfach nicht schreiben das es noch Sinn hat.  Vertrauen, die Basis jeder Beziehung, fehlt. Du kommst nicht weiter, versuchst zu rudern aber er bohrt Löcher in euer Boot. Dennoch versuchst du weiter zu rudern. Manchmal muss man das Boot verlassen und einfach unter gehen lassen. Mitsamt den verbliebenen Insassen.
Ich habe jetzt den Frieden den ich immer gebraucht habe und hätte  - in einer gesunden Beziehung. Mit einem aktiven, Suchtkranken Partner ist das einfach nicht möglich. Generell ist es mit einem Partner nicht möglich der permanent unehrlich ist. Man macht sich da einfach was vor.   

Ich wünschte ich könnte dazu irgendwas positives sagen – kann ich leider aber nicht, dann würde ich lügen. Du wirst ihn nicht retten können, nur dich selber.

Wir Spieler sind wie Chamäleons. Wir lassen es laufen und nur in kritischen Notsituationen ändern wir unser Gewand. Sei es die akute Geldnot oder wenn der Partner aus gutem Grund absoluten Druck aufbaut. Da sind wir zahm, nicht freiwillig aber für den Moment willig.
Und das ist eine Endlosschleife zum Wohle unserer Nummer 1, der Zockergöttin, die uns bei Laune hält.
Will damit sagen dass der Co Abhängige nicht wirklich etwas zu melden hat und auch nicht helfen kann. Der Antrieb der Hilfe muss ausschließlich von uns Süchtigen kommen. Alles andere ist verlorene Liebesmühe die euch nur selbst kaputt gehen lässt.

Ich setze meine Unterschrift mit darunter

Hallo Olli, Ansh, Roy,

vielen lieben Dank für eure Zeit und eure Meinungen, ich schätze das Geschriebene in all sienen Facetten sehr!

Ich habe ihm bis Samstag Zeit gegeben, mir Massnahmen mitzuteilen welche er bis dahin getroffen hat, um aufzuhören, ansonsten Tschüss! Nicht von heute auf morgen, da ich Vollzeit arbeite und nach der Arbeit meistens noch zum Sport gehe und dann um 20 Uhr keine Lust mehr auf schwieirige Gespräche habe. So habe ich auch Zeit mich zu sammeln und zu beruhigen, Ruhe tut mir sehr gut momentan.

zu Olli: vielen Dank für Deinen input, das hat mir doch etwas die Augen geöffnet und es war auch harter Tobak dies so deutlich zu lesen, dafür ein aufrichtiges DANKE! Du fragst nach m einen Zielen und Wünschen: die habe ich grossteils im Leben schon erreicht, bin zufrieden, habe schlechte Gewohnheiten aus meinem früheren Leben gestrichen und lebe sehr gesund, klar darf man auch mal ausgehen und die "Sau rauslassen". Klar wünsche ich mir eine tolle, schöne Partnerschaft, wie glaub so jeder, dies ist mir leider in den letzten Jahren nicht so richtig gelungen wie man unschwer erkennen kann.  Eine Frage: hattest du während deiner "nassen" Zeit eine Partnerschaft? Wenn ja, wie war das? Wie lange bist du schon trocken? Wie war das für Dich?

zu Ansh: ja danke schön, ich habe deinen Beitrag gelesen, ich freue mich mit Dir, dass du nach so kurzer Zeit wieder eine tolle "normale"Partnerschaft gefunden hast. Deine Geschichte hat viele Ähnlichkeiten zu meiner, vom Verhalten her, was uns unterscheidet ist, das er von mir niemals Geld leihen oder stehlen würde, das geht ja mal gar nicht. Er weiss auch, von mir gibts nichts. Wenn er keins mehr hat und alles verzockt hat (was komischerweise nie der Fall war, aber das ist ja nur eine Frage der Zeit) , dann kann er selber schauen wo er bleibt, meine Meinung dazu kennt er. Geld hat er sich allerdings früher von Bekannten geliehen, das war ganz am Anfang unserer Beziehung, obs jetzt so ist, tja interessiert mich ehrlich gesagt nicht, sein Problem, muss er dann halt selbst schauen, dass ers zurückbezahlt. Kinder haben wir Gott sei Dank auch keine miteinander, das würde die Sache sehr erschweren, da verstehe ich Dich total! Ich wünsche Dir weiterhin viel Glück und nur das Allerbeste und danke für Deine Tipps und schön, dass du hierher gefunden hast!

zu Roy:
danke für deinen Text, dieser hat mir auch wiedermal bewiesen, dass ich doch immer richtig denke. Ich denke hier immer, er liebt mich doch, er wird mich doch nicht schon wieder anlügen, nachdem ich ihm ja ganz genau erklärt hatte warum mich das so fertigmacht. Aber ich verstehe die Dynamik.

Zusammenfassend möchte ich sagen, dass mir das was ihr geschrieben habt, sehr hilft! DANKE! Ich wünsche euch allen einen feinen Abend, ich geh jetzt ins Training!

Grüsse
Eure Leichtigkeit

Hallo Leichtigkeit!

Nein, ich hatte keine Beziehung in meiner nassen Zeit. Ich wollte nie jemanden verletzen ... und meine Sucht aufgeben wollte ich auch nicht. Also ließ ich auch keine emotonale Nähe zu.
Ach je ... trocken bin ich seit 18,5 Jahren ... also fast wieder so lange, wie ich gespielt hatte. Doch den passenden Deckel zu meinem Topf habe ich leider nicht gefunden.