Hallo
Ich geb Euch mal ein wenig zu meiner Person und Suchtsituaton preis.
Mit meinen gut 40 Jahren habe ich einige typische Abläufe von Sucht durchgemacht.
Angefangen hat das wohl mit einem Geldspielautomaten mit Risikotasten u.s.w., der einem Verwandten gehörte. Wenn ich irgenwie im Weg stand hab ich ein paar Mark in die Hand gedrückt bekommen, und durfte an dem Ding, das bei ihm im Wohnzimmer stand, zocken.
Die Kohle blieb ja meistens drin...
Wenn nicht - gabs Diskussionen. Also hab ich vorher was abgezwackt...
Ich war damals zwischen 12 und 13, und niemand dachte in meinem Umfeld über sowas wie "Glücksspielsucht" nach.
Als meine Mutter dann wohl begriffen hatte dass das gar nicht so toll ist - etwa drei Jahre später, hab ich mich in Kneipen mit Automatenspielen in die wunderbare Welt der Videospiele geflüchtet. "BombJack, SuperMario, Defender" und Co... haben viel Zeit genommen, und im Hauptbereich der Wirtschaft waren natürlich die beiden erlaubten Geldspielgeräte...
War schon manchmal kribbelig ob der Wirt das erlaubt, oder einschreitet.
Aber für den war seine Provision meistens wichtiger.
Mit 18 waren dann logischerweise die ersten "echten Zockerhallen" dran.
Nachdem ich lange Zeit mittels Fehlbon im Laden meiner Eltern Spielgeld ergaunert hab, flog ich natürlich auf. Mein Gehalt reichte fürs Zocken schon nicht mehr..
Ich gestand mein Spielen ein und hatte einen heftigen Konflikt mit Ma und Pa.
Hilfeangebote kamen leider nicht. Ich habe danach weniger gespielt. "Nur" 20 Mark eingesteckt. Das klappte soweit auch. Aber wohl nur weil ich in dieser Zeit auch anfing Canabis zu konsumieren. Mein Spielen konzentrierte sich damit mehr auf den Computer, und wir trafen uns oft mit mehren Freunden zum Netzwerk.
8-10 Stunden Arbeit, 3-4 Stunden Computer - am WE auch schon mal 24, und ein paar Stunden für Freunde - das war OK.
Mit 29, dachte ich, hab ichs dann das erste mal wirklich bleiben lassen.
Ich übernahm den elterlichen Betrieb. Es gab sehr viel Arbeit, und ich war ziemlich ausgefüllt. Kein Spielen und nur wenig Canabis rauchen.
Und als ich die Mutter meiner Tochter kennen lernte hab ich auch das aufgegeben.
Es war eine stürmische, und zum Ende hin von heftigem Stress geprägte Beziehung.
Aber ich funktionierte während dessen endlich "normal".
- Und ich fühlte mich wirklich geliebt.
- Und das hat es wohl ausgemacht.
Als das nach knapp 2 Jahren auseinander ging und sie endlich auszog, besoff ich mich einen Tag später unglaublich heftig und bin heute noch froh dass ich zu dieser Sucht keine Neigung habe. ;-)
Mann muß da ja auch mal etwas positives draus ziehen...
Aber natürlich - 5 Wochen später waren schon 3000 DM in den Kisten, Zugeraucht sofort nach Feierabend in der Zockerhalle abhängen, 3-4 Schachteln Kippen am Tag.
Und dann nochmal die Biege bekommen was die Spielhalle betrifft...
- Weil ich mir nen Comp gekauft hab der damals mit Win3.11 lief, aber man konnte mit ihm SPIELEN.
Die nächste längere Beziehung hielt dann 9 Jahre, war aber geprägt von wirklich heftigem Haschischkonsum. Fast mein gesamtes soziales Netz ging dabei drauf, der Betrieb war Pleite, viele Umzüge und dann noch Stress wegen Zahlungsunfähigkeit.
Hier war das letzte Jahr dann der echte Horror. Wir haben uns fast nur noch angezofft und genervt. Brrrrrrrrr
Wenn Sie zu Haus war bin ich in die Zockerhalle und hab mich dort ans Internet-Portal gesetzt. - Stundenlang...
Natürlich hab ich da dann irgendwann kurz vor dem Beziehungsultimo auch wieder an den Kisten gesessen. Im Rahmen zwar - aber da fings wieder an. So 5-8 Euro in der Woche.
Und es hat gekribbelt. Sch!§%e !!!
Aber es hat die Beziehung wohl auch ein wenig verlängert.
Dann bin ich ausgezogen mit dem was ich anhatte, und ner großen schwarzen Tasche.
Ein paar Monate fiel das Spielen wieder ganz flach.
Und Canabis ist seit der Trennung auch kein Thema mehr.
Ich hatte meine kleine Wohnung bekommen. Alles musste irgendwie beschafft werden.
Arge und das Sozialamt waren recht kooperativ. Ich hatte viel zu tun, hab mir eine Psychologin gesucht und nach ein paar Wochen Ihre Medikation herabgesetzt, weil ich davon völlig benebelt war.
In meinem gelernten Job zu arbeiten, ist aus gesundheitlichen Gründen nicht drin. Ziemlich heftige Depressionen stellen sich manchmal ein.
Meine Motivation ist auch fast auf Null.
Aber der Großteil meines knappen Hartz4 Geldes geht trotzdem wieder in den Münzschlitz.
Und wenn ich es mir nicht leisten kann zu Zocken hab ich Onlinespiele gespielt.
Entweder allein bei mir, oder bei meiner jetzigen Gefährtin.
Ich hab oft so um die 6-10 Stunden am Computer gesessen. Sie ist da übrigens völlig kompatibel und spielt Onlinegames, chattet, usw... bis es nicht mehr geht.
Sie weiß zwar davon das ich oft in der Spielhalle sitze, aber das Ausmaß des Problems ist ihr nicht klar, und ich hab Sie bislang auch unwissend gelassen.
Und gestern hab ich wieder 50 Euro verzockt, und mich tierisch über mich selbst geärgert...
Ich will nicht mehr spielen wollen.
Und ich werd Ihr davon erzählen.
Wenn Ihr dazu was zu sagen habt, seid nicht zu hart, bitte.
Ich glaub ich war recht offen.
LG
C