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Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
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Ich denke ich habe eine Sucht

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Offline Rubbel

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Re: Ich denke ich habe eine Sucht
« Antwort #15 am: 23 Februar 2025, 19:31:36 »
Hallo Dennis, willkommen im Forum :)

Du schreibst u.a.:
Zitat
Besagtes Kribbeln welches Wolke beschrieb habe ich. Für mich ist es aktuell jedoch schwer auseinander zu halten ob es tatsächlich rein um die Ängste geht, sprich eventuell zu erwartende Konsequenzen zu erhalten oder aber mit dem Spielen. An zweiteres verschwende ich aktuell ja keine Gedanken, sondern lediglich mit den bevorstehenden Themen.
und - ehrlich gesagt:
Nach nun 3 Jahren mit Familie und Suchtausübung plus nun Krach mit der Bank ist ein 'Aufwachen' ein guter Beginn in ein anderes Leben. Der Bank solltest Du dankbar sein, denn ich nehme an, dieser 'Wecker' hat am lautesten geschrillt. Das ist okay und gut so, wenn es Dir hilft und Du dann nicht mehr im Dunkeln stehst und Dir Luftschlösser baust.
Bislang hungert niemand von Euch, Deine Familie und Du hat noch 'alles'. Es ist eine enge Gasse, durch die Du da gehst. Ist es wirklich die Familie ... oder ist es Deine eigene Angst?
Natürlich, selbstverständlich und ganz klar: Wenn Du eine glückliche Beziehung zu Frau und Kindern haben (oder wieder herstellen oder bewahren) willst, kann Dir als allererste Aktion nur Offenheit weiterhelfen - d.h. DIR und Deiner Frau gegenüber!
Du stehst sonst isoliert da und mit gepachteter Angst, dass 'was rauskommt' - mit einem Unterschied: Die Bank kannst Du wechseln.
Aber die Familie?
Hier erst mal Dampf abzulassen, war und ist wichtig, bestimmt gut für Dich als erster kleiner Schritt ... aber jetzt sollte es auch richtig losgehen: Selbsthilfe(gruppe), Therapie in irgendeiner Form, Ehrlichkeit mit Dir selbst und mit Deiner Frau. Nicht zuletzt auch Geld-management.  Letzteres ganz 'sachlich', und wenn Deine Frau das nicht tun mag, dann such Dir jemand anderes oder eine finanzielle Betreuung. Und wenn Deine Frau das Geld verwalten möchte, es sich zutraut, dann sei ihr dankbar, denn sie muss einkalkulieren, dass sie Deinen Ausreden ggf. widersteht, Deiner schlechten Laune etc., falls Druck in Dir aufsteigt zu spielen. 
Die Spielsucht, keine Sucht, beruht nur auf einem Ereignis - es sind viele Faktoren, die dafür zusammen kommen. Sie ist aber nicht unabänderlich. Deine eigene Würde wieder zu erlangen, die bestmögliche Nähe zu Deinem Idealbild von Dir, ist sicher sehr wichtig.
Alles Gute auf Deinem Weg,
viele Grüße - Rubbel
--Meist ist Geist geil--

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Offline Olli

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Re: Ich denke ich habe eine Sucht
« Antwort #16 am: 23 Februar 2025, 21:07:58 »
Zitat
Wäre das nicht ein super Thema hier beim nächsten Onlinemeeting? Wie sage ich es meiner Partnerin?

Oh, das ist immer wieder Thema ...

Hi Dennis!

Im Moment stürzt unwahrscheinlich viel auf Dich ein. Aber ... die Sucht ist eine Gewöhnung und die drei letzten Jahre haben es Dir auch gezeigt. Sicherlich hast Du langsam und bedacht angefangen, es hat Spaß gemacht. Also hast Du die Frequenz erhöht und den Einsatz auch.
Das ist klassisch, so funktioniert das System Glücksspiel.
Doch auch die Genesung braucht ihre Zeit. Die Sucht kannst Du Dir wieder abgewöhnen.

Zitat
Ich will es schaffen & nie wieder damit anfangen.

Ein guter Anfang mit dem Abgewöhnen ist die Eliminierung des Selbstbeschisses ... :) Denn mal ehrlich ... was ist das für ein Ziel ... "nie wieder" ... ist es ehrlich? Wäre da nicht etwas anderes besser? "Ich gebe mein Bestes abstinent zu bleiben!"
Du weisst doch gar nicht, was morgen kommt und Dich aus der Bahn wirft. Du weisst nicht, welches Ereignis Dich dazu bewegt Deine Gefühle wegzudrücken. Im Moment muss das noch nicht einmal etwas Grpßes sein ... viel zu nahe ist noch das Glücksspiel.
Habe also bitte Geduld mit Dir.

Zitat
Zerstöre ich dann nicht genau das, was ich niemals verlieren wollen würde?

Ne, ne, ne ... mein Freund! Wenn Deine Frau sich entscheidet die Kinder zu packen und zu gehen, so hat das nicht Deine Offenbarung gemacht. Die Ereignisse, die zu diesem Punkt geführt haben ... Deine Entscheidungen ... die liegen bereits in der Vergangenheit! Du kannst sie nicht mehr ändern, aber Du kannst retten, was noch zu retten ist.

Was denkst Du, wieso Du so viel Scham und Schuld verspürst? Dir wird doch gerade bewusst, was Du alles an Vertrauen mißbraucht hast. Du weisst, was "richtig" ist. Das löst nun Ängste in Dir aus. Aber die Ängste haben nun mal die Eigenschaft zu katastrophisieren.

Also frage Dich ... liebst Du Deine Frau? Liebt Deine Frau Dich? Die Glücksspielsucht ist eine Krankheit. Würde Deine Frau Dich wegen einer Krankheit verlassen? Würdest Du sie verlassen, wenn sie die Süchtige wäre?

Ich sprach von zerstörtem Vertrauen. Weisst Du, was Angehörige am Meisten verletzt? Es ist nicht die Krankheit an sich. Es ist das fehlende Vertrauen in sie. Angehörige quälen sich oft mit dem Gedanken: Was habe ich falsch gemacht, dass er nicht mit mir darüber sprechen konnte?
Spreche also mit ihr ... gebe ihr einen Vertrauensvorschuss ...

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Ich denke ich habe eine Sucht
« Antwort #17 am: 23 Februar 2025, 21:54:34 »
Ich höre ein bisschen raus, dass du aufgrund der Bankkündigung Sorge vor weiteren Konsequenzen hast, wegen Illegalität,
also dass die Bank evtl. was weitermeldet usw. sehe ich das richtig oder interpretiere ich das falsch ?
Falls ja kann dir dazu hier bestimmt auch jemand was sagen.

Eine Garantie gibt es sicher nicht, dass die Partnerin dass ohne weiteres hinnimmt, aber Vertrauen ist essentiell wichtig.
Die Heimlichkeit ist kein guter Weg und beinhaltet auch die Hintertür wieder zu spielen.
Ich habe auch erst offen mit der Partnerin geredet, als es nicht mehr anders ging und ich auch finanziell ihre Hilfe brauchte und ich kann dir sagen, im Nachhinein hätte ich das lieber eher getan, also mich ihr anvertraut.

Letztlich zeigst du doch dadurch Stärke, wenn du über deinen Schatten springst und etwas ändern willst. Und du bekennst dich zu ihr und zu den Kindern.
Klar jeder Mensch reagiert da anders, aber ein freiwilliges Anvertrauen ist dann auch besser als in eine Situation zu kommen, wo du gar keine andere Wahl hast, z.B. weil sie etwas mitbekommt oder so.
Dann würdest du zusätzlich Vertrauen verletzen.

Re: Ich denke ich habe eine Sucht
« Antwort #18 am: 24 Februar 2025, 10:41:35 »
Guten Morgen zusammen,

erstmal danke für die Rege Beteiligung an euch. Dies hilft mir wirklich ungemein und zeigt, dass ich nicht alleine damit umgehen muss...

Ich verstehe eure Einwände vollends, besonders im Bezug auf Transparenz und Ehrlichkeit meiner Partnerin gegenüber.

Dieser Schritt wird wirklich sehr viel Überwindung kosten.. Ich muss wirklich einmal darüber nachdenken wie ich es Ihr am besten mitteilen werde...

Die Sorge, dass spielen anzusprechen ist tatsächlich nicht so riesig wie die andere Sorge. Denn genau wie im letzten Beitrag geschrieben wurde, Niemand Hungert oder fehlt an etwas. Die Brücke habe ich tatsächlich noch erhalten können, sodass dort vorerst keiner drunter leidet.

Wie schon geschrieben sind die Konsequenzen das größere Übel... Ich habe ja gespielt & mich nicht mit irgendwelchen Rechten oder ähnliches Beschäftigt. Ich habe keinerlei Umgehungsmöglichkeiten wie VPN oder ähnliches eingesetzt.

Nach der Nachricht der Bank fing ich natürlich mit der Suche zum Grund der Ursache an.. Habe viele Foren gelesen, geschaut was man darf & was nicht. Letztlich stellte sich nun heraus, dass besagtes Casino keine Lizenz hat um in Deutschland zu spielen. Natürlich ist die Angst nun riesig, dass ich von irgendeiner Instanz Post erhalte. Dies sind auch die größten Ängste bzgl meiner & die Zukunft meiner Familie. Alle Gewinne zurückzahlen (obwohl unterm Strich Verlust getrieben ist), Tagessätze, Freiheitsstrafe und alles was passieren kann... und das nur weil ich einfach zu dumm war und mich nicht mit der gesetzlichen Lage auseinandergesetzt habe. Sprich ohne Wissen einfach gespielt..

Das zermürbt mich einfach.. Ich will wie gesagt weiterhin für Sie da sein und weiß wenn eines dieser Urteile ausgesprochen werden würde, ich niemals mehr das leisten könnte was ich aktuell von Herzen für sie tue.

Dies ist auch eher die Thematik die mir am meisten Angst bereitet mitzuteilen, da ich nicht möchte, dass Sie nun darunter leiden müssen...

Besagter Weckruf der Bank, hat mir zum heutigen Zeitpunkt defitniv geholfen daran loszulassen und nicht zu spielen. Dennoch bin ich nun am Boden, da ich nicht willentlich oder wissentlich irgendwas umgehen wollte.

Um einmal auf das von Olli einzugehen: Nie wieder ein Casino ohne besagter Lizenz & das beste zu geben Abstinenz im Bezug auf spielen zu sein.

Was mich besonders wunderte, ist das die Bank nicht einmal nachfragte was los sei, oder aber auch keine Sperrung aussprach, sondern "lediglich" die Kündigung.

Dies betrifft auch nur Giro/Tagesgeld, Laufzeit vereinbarte Dinge laufen bei der Bank weiterhin...

VG

Dennis

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Offline Olli

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Re: Ich denke ich habe eine Sucht
« Antwort #19 am: 24 Februar 2025, 11:51:41 »
Hi Dennis!

Zitat
Ich muss wirklich einmal darüber nachdenken wie ich es Ihr am besten mitteilen werde...

Weisst Du Dennis, egal welche "Strategie" Du Dir da ausdenkst ... es kommt doch anders ... :)
Wie ich immer sage: Sei einfach Du selbst. Und halte im Hinterkopf immer, dass DU diesen mutigen Schritt gehst ... um Dir ein Zeichen zu setzen und aber auch Deinem Umfeld!
Die meisten Spieler haben Angst vor der Frage: Warum? Nun, das ist eine gute Frage und berechtigt ist sie auch. Aber wenn Du darauf eine Antwort hättest, wäre es wohl nie so weit gekommen ... oder? Also ist es keine Schande zu sagen: Ich habe keine Antwort darauf ... aber ich werde versuchen es herauszufinden!

Zitat
Dieser Schritt wird wirklich sehr viel Überwindung kosten..

Ja, eindeutig! Aber weisst Du, was hinter diesem Berg liegt? Du kannst es vielleicht jetzt noch gar nicht sehen. Es ist "Erleichterung" ... Dieses Gefühl wird Dich sicher übermannen. Und weisst Du was? Es wird egal sein, wie Deine Frau reagiert. Dieses Gefühl wird einsetzen.

Zitat
Denn genau wie im letzten Beitrag geschrieben wurde, Niemand Hungert oder fehlt an etwas. Die Brücke habe ich tatsächlich noch erhalten können, sodass dort vorerst keiner drunter leidet.

Dann darf ich Dir sicher mal etwas verklickern, ok? Du hast Sch...e gebaut, aber Du hast die Reißleine gezogen! Es kommt erst gar nicht dazu, dass Deine Familie unter finanziellen Engpässen oder Schlimmeres leidet. Du hast die Chance das Loch im Boot noch zu flicken BEVOR das Boot untergeht! Meinst Du, das würde verborgen bleiben?

Zitat
Natürlich ist die Angst nun riesig, dass ich von irgendeiner Instanz Post erhalte.

Es kann sein, dass die Bank die Informationen an die Polizei weitergeleitet hat. Sie wird in diesem Falle auf Dich zukommen. Erhälst Du eine Vorladung der Polizei, dann reagiere gar nicht darauf. Rufe auch nicht an, um abzusagen. Mache gar nichts. Steht der Peterwagen vor der Tür, dann lasse sie nicht hinein!
Die Polizei fischt nach Beweisen gegen Dich (wenn es blöde läuft). Da ist alles, was Du sagst, der Gefahr unterlaufen, dass Du für Dich etwas Falsches sagst!

Erhälst Du allerdings eine Vorladung der Staatsanwaltschaft, dann ab zum Anwalt und nur mit diesem der Vorladung folgen!

Damit Du strafrechtlich belangt werden kannst, muss Dir ein Vorsatz nachgewiesen werden. Den hast Du hier eben ausgeräumt mit Deinen Erklärungen. Also kann Dir auch keiner was ...

Zur Bank: Sie werden das Casino sicherlich auch überprüft haben. Da in allen AGB als Kündigungsgrund unerlaubte Handlungen inbegriffen sind, können sie Dir tatsächlich einfach so kündigen. Aber ist das schlimm? Eine neue Bank ist doch schnell gefunden.

Zitat
Dies ist auch eher die Thematik die mir am meisten Angst bereitet mitzuteilen, da ich nicht möchte, dass Sie nun darunter leiden müssen...

Sie hat ein Recht es zu erfahren und Du hast die Pflicht es ihr zu sagen! Der altruistische Gedanke, den Du da verfolgst, ist tatsächlich ein gut getarnter egoistischer!

Und nun noch mal kurz zum ersten Zitat: Tue es ... heute noch ... egal wie ... fange einfach an und schon läuft es von alleine ...
Wenn Deine Frau Dich liebt, wirst Du vielleicht von ihr überrascht werden.

Schaue mal, wie lange Du nun schon mit Dir kämpfst. Ein Tag nach dem anderen vergeht und passiert ist eigentlich "nichts" ... außer Deinem Kopfkino.

Heute ist ein guter Tag um zu st... ähm ... sich zu outen! :)
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
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Offline Rubbel

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Re: Ich denke ich habe eine Sucht
« Antwort #20 am: 24 Februar 2025, 12:27:19 »
Hi Dennis,

egal, was ich im Einzelnen alles denke - Du kannst Dich nicht rauswinden aus Deiner Situation, niemand hier wird Dir was abnehmen können, und außerdem wärest Du ohne die Banksanktionen, aber mit weiterer Zockerei! auch nicht besser dran als jetzt, eher schlechter. Weil Du wohl gar nicht aufhören wolltest.
*Wenn doch bloß die Probleme und/oder Ängste jetzt nicht wären* ... das ist Dein Problem, und nicht die Sucht. Sie ist das einzige, worüber Du kaum schreibst.
Aber wie gesagt: egal, was ich im Einzelnen denke ...
--Meist ist Geist geil--

Re: Ich denke ich habe eine Sucht
« Antwort #21 am: 25 Februar 2025, 07:49:47 »
Guten Morgen Rubbel,

Du hast vollkommen recht. Bis dato habe ich recht wenig über das Grundthema geschrieben...

Für mich kostete es unglaublich viel Überwindung mich überhaupt zu öffnen. Weshalb ich erstmal das niederschrieb was mich aktuell am meisten beschäftigte...

Von Kind an war ich großteils auf mich alleine gestellt und hab immer versucht meine Probleme alleine zu lösen. Ich hab es nie anders kennengelernt und versuche so wenig wie möglich meinen nahestehenden Personen zur last zu fallen. Deshalb gehe ich immer den Weg und Kämpfe sowas alleine mit mir aus...

Dennoch, wie bin ich überhaupt dazu gekommen:

Ich wollte immer was besseres als mein eigener Erzeuger sein und wollte immer jedem alles bieten können was man sich wünscht. Vor rd. 3 Jahres bin ich dann bei Twitch auf den ein oder anderen Streamer im Bereich Slots gestoßen. Nach mehrmaligem ansehen fing es bei mir langsam an. Der ein oder andere Gewinn folgte und so baute es sich Stück für Stück auf. Die Verluste wollte ich natürlich damit wieder reinholen. Ich hatte immer den Gedanken, ok gut das Geld ist nun weg, aber wenn ich mehr reinhaue kommt bestimmt wieder ein größerer Gewinn der das vorangegangene wieder rausholen wird. Dies nahm dann in den letzten Monaten extrem zu... und die Verluste bauten sich Stück für Stück weiter auf. Besonders ab dem Zeitpunkt wo die *Lockangebote* größer wurden. Dort rechnete ich dann schon im voraus. Wenn ich das nun setzte könnte ich das wieder bekommen und dann was größeres erzielen. Dem war natürlich nicht so, sodass ich in eine Spirale viel...

Weshalb ich nun nur über meine aktuellen Ängste schrieb, ist der Grund, dass dies für mich ein Weckruf war. Es öffnete mir einfach die Augen, dass das was ich tat absolut falsch ist und ich bereits mit dem größten Glück gesegnet bin. Dies ist auch gerade das woran ich versuche festzuhalten. Stand heute ist es genau eine Woche her. Besagtes kribbeln ist für mich leider immernoch nicht zu differenzieren.

Re: Ich denke ich habe eine Sucht
« Antwort #22 am: 27 Februar 2025, 00:20:50 »
Hi Dennis,

vieles von dem was du schreibst, erkenne ich bei mir wieder. Ich habe mich vor etwa einem halben Jahr "geoutet" und auch mich plagt die Angst vor möglichen rechtlichen Konsequenzen. Das Thema kam bei mir erst auf, nachdem ich mich zu der Abhängigkeit bekannt habe, aber es überkommt mich auch immer mal wieder. Ich nehme an, du hast viel in einem anderen Forum gelesen (dem grünen?), in dem viele Geschichten kursieren, von Schreiben der Polizei über Hausdurchsuchungen bis zum Einzug von allen jemals ausgezahlten Gewinnen auf Bankkonten, selbst nachdem das Gericht das Verfahren schon eingestellt hat... Das weckt Angst, ich kenne das.

Aber: Zum einen gehen die allermeisten dieser Fälle bislang wirklich glimpflich aus. Das heißt, meistens werden die Verfahren, wenn es überhaupt dazu kommt, eingestellt, ohne dass es irgendwelche Folgen hat. Zudem gibt es auch ganz viele Fälle, in denen Konten geschlossen werden, ohne dass es überhaupt ein Nachspiel hat. Und auch wenn etwas kommt und es wirklich bis zur Staatsanwaltschaft geht, kannst du dann immer noch mit einem Anwalt dafür sorgen, dass sich die Konsequenzen in Grenzen halten. Bevor das richtig kritisch wird, müsste schon sehr viel zusammenkommen. Vor allem gilt: Das alles sind zum jetzigen Zeitpunkt theoretische Probleme.

Das reale Problem, das du aber jetzt schon hast, ist dass du höchstwahrscheinlich spielsüchtig bist und es deiner Frau (und allen anderen wichtigen Menschen) gegenüber verheimlichst. Und auch hier sehe ich Parallelen zu mir selbst: Ich wollte mein Problem unter allen Umständen für mich behalten und es alleine lösen. Auch, wenn es wie eine Ausrede klingt: Ich wollte niemanden mit meinem Problem belasten. Es ist aber egal, ob dieses "Argument" zählt oder nicht - es hat einfach dazu geführt, dass mir der Ausstieg unmöglich wurde.

Du beschreibst die Kündigung der Bank als Weckruf. Einen solchen hatte ich vor mittlerweile sieben Monaten auch, wenngleich meiner etwas anders ablief. Dennoch führte es dazu, dass ich zunächst mit einem Kumpel über mein Problem sprach und dann, einige Zeit später, auch mit meiner Frau. Die Überwindung dazu kam trotz diverser Pläne ganz plötzlich und spontan. Vielleicht ein etwas komischer Vergleich, aber es war in etwa so, wie mein erster Sprung vom 5-Meter-Turm als Kind im Schwimmbad: Ich war schon diverse male den Turm hoch- und wieder heruntergeklettert und dann irgendwann, ganz plötzlich, bin ich hoch und ohne nach unten zu blicken einfach losgelaufen und gesprungen.

Ganz ehrlich: Es war furchtbar und unsere Beziehung leidet bis heute darunter. Aber wichtig ist das, was Olli schon sagte. Nicht die "Beichte" hat dazu geführt, sondern das Verhalten, dass ich davor an den Tag gelegt und mit dieser Beichte abgeschlossen habe. Ich habe den Vertrauensbruch an diesem Tag beendet. Und eine Sache, von der sehr viele berichten, habe auch ich erfahren: Es ist eine massive Last von meinen Schultern gefallen. Das ist wirklich spürbar. Sicherlich unfair ist das Gefühl, dass ich meiner Frau gleichzeitig eine massive Last aufgebürdet habe, die sie nicht verdient hat. Aber sie ist nun mal da, der Schaden ist angerichtet. Und ein Punkt ist dabei ganz wichtig: Wir sind süchtig. Das heißt, ohne Hilfe kommen wir da nicht raus und es wird unweigerlich der Zeitpunkt kommen, an dem die Bombe platzt. Vielleicht, wenn doch der Brief von der Polizei kommt und deine Frau ihn aus dem Briefkasten fischt. Oder der Brief kommt nicht, aber dafür wird der Suchtdruck stärker und du findest einen Weg, ohne Banktransfers Ein- und Auszahlungen abzuwickeln. Dass das geht, wissen wir beide, aber der Effekt ist der gleiche: Geld weg, Verschuldung, etc.
Sei froh, dass du da noch nicht bist. Und wie schlimm das "Outing" jetzt auch werden mag: Es ist so viel mehr wert, wenn du dich von dir aus geöffnet hast und um Hilfe bittest, als wenn es aus dem Zwang der Umstände heraus oder gar ohne dein Zutun geschieht. Am Anfang wird dieser Gedanke im "Schock" vielleicht untergehen, aber die Eigeninitiative ist auf jeden Fall etwas, dass man dir zugute halten wird und was auch auf dein Selbstwertgefühl einzahlt.

Die letzten Monate waren für mich unglaublich intensiv. Ich habe gelernt, abstinent zu sein und hoffentlich zu bleiben und vor allem habe ich viel über mich gelernt. Die Sucht ist nur ein Symptom gewesen, für einiges, was es noch aufzudecken gibt. Es ist ein langer Weg. Ich bin dieses riesige Problem mit viel Unterstützung angegangen. Wenn man sich öffnet, stellt man fest, dass man viel Hilfe kriegen kann. Im Geheimen ist diese Hilfe aber nur sehr schwer in Anspruch zu nehmen. Das erste Mal im Online-Meeting war ich heimlich im Auto. Zu Hause habe ich erzählt, ich wäre bei dem eben erwähnten Kumpel. Das Zocken habe ich immer einfach verschwiegen, aber das Meeting war ein fixer Termin zur Abendbrotzeit - da musste ich aktiv lügen. Obwohl es für einen guten Zweck war, war es ein ekliges Gefühl. Jetzt steht der Termin im geteilten Familienkalender.

Du machst auf mich den Eindruck, als könntest auch du mit dem schlechten Gewissen nicht gut leben, wer kann das schon. Und wenn da dieser Gedanke an dir nagt, weil du deine Sucht vielleicht weiterhin dauerhaft verschweigst, dann bleibt das aus diversen Gründen gefährlich. Unter anderem, weil solch schlechte Gedanken (zumindest bei mir) immer auch ein Trigger zum Spielen geblieben sind. Ich persönlich habe jetzt endlich ein reines Gewissen mit meinem aktuellen Ich, wenngleich aus der Vergangenheit noch vieles im Argen liegt. Aber die Unterstützung von außen hilft mir dabei, dass ich an mir arbeite, und das fühlt sich gut an und wird in meinem Fall nach vielen dunklen Wochen auch langsam gesehen und anerkannt.

Ein Hinweis noch zum Schluss: In meinem Fall war es äußerst hilfreich, dass ich außer meiner Frau, die ganz direkt betroffen war, auch gleich zu Beginn noch andere nahestehende Menschen informiert habe, die mich verstanden haben und mir als Ansprechpersonen zur Seite stehen, aber nicht so direkt involviert sind. Einfach jemand, über den man auch mal über die Begleiterscheinungen sprechen kann; zum Beispiel die abstrakte Angst vor den rechtlichen Folgen, aber auch die vielleicht unerwarteten und möglicherweise manchmal als unfair wahrgenommenen Reaktionen der Partnerin. Und falls es so jemanden nicht gibt, findest du hier ja genug, die das Thema gut kennen ;)

Viele Grüße
Harry

Re: Ich denke ich habe eine Sucht
« Antwort #23 am: 27 Februar 2025, 09:00:52 »
Guten Morgen Harry,

Vielen vielen Dank!

Diese Worte von dir geben mir wirklich Rückenwind. Du sprichst genau aus, was mich extrem beschäftigt.

Wie du bereits sagtest, waren es einige Foren die ich nach der Kündigung durchforstete und der innerliche Druck dadurch ins unermessliche stieg. Dies war auch der Zeitpunkt mich kundtun zu müssen, weil ich es alleine nicht mehr gestemmt bekommen habe. Obgleich ich dennoch jemand bin, so wie du auch warst "alles alleine schaffen zu müssen und zu wollen". Besagte Ausrede kenne ich wie du ja bereits vernommen hast zu gut..

Ich hoffe wirklich sehr, dass es irgendwie positiv endet.
Nicht mehr anfange zu spielen & das Leben weitergehen kann.

Ich versuche nun mich Seid 1-2 Tagen seelisch darauf vorzubereiten um zu schauen wie ich mich am besten mitteilen kann. Mittlerweile ist nämlich ein Punkt erreicht, wo ich an fast nichts anderes mehr denken kann und sich dies auch auf meine Gefühslage widerspiegelt. Wenn der kleine mich z.b. angrinst muss ich wirklich mit den Tränen kämpfen.

Ich versuche mir eure / deine Worte wirklich zu Herzen zu nehmen und den Schritt zu gehen.

Es tut jedenfalls unglaublich gut zu sehen und zu wissen wie andere damit umgehen / angegangen sind. Besonders die Tatsache in wievielen Facetten man sich einfach wiederfindet.

Danke aufjedenfall - ich kann es wirklich nicht oft genug sagen!

Re: Ich denke ich habe eine Sucht
« Antwort #24 am: 27 Februar 2025, 19:55:44 »
Hallo Dennis

Ich habe mich auch letztes Jahr im Sommer zum ersten mal meinem Mann anvertraut. Ich hatte tierische Angst das er mich verlassen könnte, weil er jedes mal angedroht hat, sollte ich mal mit Geld spielen würde er mich verlassen.
Es war ein schwieriger und langer Weg. Habe regelmäßig schlecht geschlafen und ständig diese negativen Gedanken, (was ist wenn ich es ihm erzähle). Bin dann leider einmal Rückfällig geworden kurz danach und habe wieder alles in mich reingefressen, weil wieder die Angst da war.

Im November letztes Jahr hatte ich dann ein zweites mal mit ihm gesprochen und gesagt das ich mir Hilfe suche. Dies habe ich dann in die Tat umgesetzt.

Glaub mir wenn Du das erste mal mit Deiner Frau über Dein Problem sprichts , es ist zwar schwer, aber danach wird es dann ein bisschen leichter. Ihr werdet euch dann zusammen setzen und alles weitere zusammen besprechen wie es dann weitergeht. Auch das finanzielle.

Alleine schafft man es nicht, auch wenn man es glaubt.

Ich drück Dir die Daumen

Gruss Mutze

Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren

 

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