Hallo Zusammen
Ich schreibe jetzt einfach mal darauf los...
Meine Glücksspielkarriere hat im Alter von 16 Jahren angefangen. Da habe ich das erste mal Geschicklichkeitsspiele gespielt, die man als 16 Jähriger legal spielen konnte. Da ich eine Ausbildung angefangen hatte, hatte ich schon mein eigenes Gehalt und wie man es so kennt, fing es klein an. Zuerst nur 1-2€, dann 5€, dann 50€ bis dann der ganz Gehalt reingeflossen ist. Wieso ich gespielt habe? Da ich gesehen habe wie andere mehrere Tausend bei diesen Automat gewonnen hatten. Schon immer wollte ich das schnelle Geld, weshalb ich auch diesen Automaten verfallen bin. In Casinos konnte ich ja als Minderjähriger noch nicht, weshalb die ersten 2 Jahre nur von diesen Geschicklichkeitsautomaten und von illegalen Sportwetten geprägt waren.
Sobald ich 18 wurde, habe ich mich sofort im Online-Casino registriert. Da ging alles bergab. Alles neu, unendlich viele Spiele, Live-Casino usw. Für einen 18 Jährigen, der schon vorher sein ganzes Gehalt verzockt hatte, ein Paradies mit vielen Gewinnmöglichkeiten (obwohl es Verlustmöglichkeiten sind). Gespielt gespielt und immer weitergespielt. Eltern haben bemerkt dass ich immer wieder nach Geld frage, haben sich aber keine grossen Gedanken gemacht da ich ja in der Ausbildung bin und erst 18 geworden bin. Sie dachten sich wahrscheinlich das dies nur eine Phase sei. Schon da hatte ich Schulden bei Freunden, Familie und Kneipen die Automaten betrieben haben. Zack, war schon die erste Kreditkarte da, später auch die 2 und dann auch noch ein Kredit. Das ich nicht gewarnt wurde, kann ich nicht behaupten. Ein Mann, der 30 Jahre süchtig ist, sagte mir: Sobald du den 1 Kredit wegen dem Spielen aufgenommen hast, wird alles nur noch bergab gehen. Ich, als 18 Jähriger hab das nicht verstanden. Ich dachte mir, ich zahle jetzt einfach überall wo es brennt, dann legt sich das alles schon wieder. Aufhören wollte ich aber nicht. Sprich ging meine Karriere weiter und weiter, und mein Leben den bergab. So fingen dann auch die Casino-Besuche an. Meine Freundin wollte ich dorthin nicht mitnehmen, aus Angst dass sie auch gefallen daran finden würde. Zuerst ging das auch, jedoch wollte sie auch sehen was ich den da in diesem leuchtenden Gebäude so mache. Leider, packte sie die Sucht auch und wir zockten beide Tag und Nacht. Wenn wir nicht im Casino spielten, dann online. Ich merkte, wie sich ihr Verhalten verändert hat und wie süchtig und fast besessen war. Irgendwann war es auch dann soweit, dass wir beide unsere Ausbildung abgeschlossen hatten und nun auch mehr Geld zum Zocken hatten. Ich dachte mir, dass es einfacher wird und ich nur einen Bruchteil meines Gehaltes spielen würde, da ich ja jetzt viel mehr verdiene. Da kommt wieder der Mann in's Spiel der gesagt hat: Nein, du wirst nun noch mehr Spielen und deine Einsätze werden nun noch höher. Ich, 19 Jähriger naiver Junge, wieder nichts verstanden und weiter gespielt. Schulden wurden höher, meine Eltern haben mir immer mehr und mehr ausgeholfen, da ich wieder "unerwartete" Rechnungen bezahlen musste und nun nichts mehr übrig war.
Aufhören wollte ich nicht, da ich ja Verluste hatte und diese zurückholen wollte. Der Kredit zahlt sich nicht von selbst und ich muss den Casinos eins reinwürgen, wie sie mir auch.
Grosse Gewinne hatte ich nie, bzw. nie ausbezahlt. So fehlte es mir immer an Geld, was ich auch immer irgendwie vertuschen konnte. Zu diesem Zeitpunkt hätte ich mir nie vorstellen können, kriminell zu werden gesschweige denn Geld zu klauen um zu spielen. Das Muster von Gehalt, Spielen, warten bis Gehalt dann wieder Spielen, ging bis zu meinem 23 Lebensjahr weiter. Bis ich angefangen habe mich an der Geschäftskasse zu bedienen. Ich hatte hier schon mal einen Beitrag dazu verfasst, jedoch habe ich mich so dafür geschämt das ich in wieder gelöscht habe.
Immer wenn ich kein Geld zum Spielen hatte, hat ich mich an der Kasse bedient. Angst erwischt zu werden hatte ich nicht, da ich diese selbst verwaltet habe. Bis es dann zum Jahresabschluss kam, wo ich auffliegen würde. Also habe ich mich meiner Mutter anvertraut und ihr alles Gestanden, auch die Spielsucht. Meine Mutter hat geweint, ich bin innerlich zeborchen, jedoch hat das nicht gereicht zum mit dem Spielen aufzuhören. Sie hat mir einen Hohen vierstelligen Betrag gebegeben, den ich wieder in die Kasse zurückgelegt habe, damit ich nicht auffliege. Es hat nicht mal einen Monat gedauert, bis ich wieder Geld aus der Kasse genommen habe. von einem vierstelligen Betrag, wurde es ein 5 stelliger. 3 Monate später kommt die Nachricht vom Vorgesetzten: Warum fehlt da soviel Geld? Sachen gepackt, fristlose Kündigung erhalten und ab zum Psychater da ich das nicht mehr aushalten konnte was ich mir da selbst eingebrockt habe. Am gleichen Tag war ich noch beim Psychater, der bei mir den Wunden Punkt "Familie" gefunden hatte. Die Frage " tut Ihnen Ihre Mutter nicht leid?" hat mich innerlich getötet. Ich bin im Sitzungszimmer zusammen gesackt und habe wie ein kleines Kind geweint. Jetzt denkt sich aber der eine oder andere: Jetzt ist aber Schluss, dass muss doch der Weckruf gewesen sein! Nein, leider auch nicht. Ich, 24, stehe da ohne Job, ein riesiger Schuldenberg und kurz vor einer Pfändung. Beichten konnte ich das alles meinen Eltern nicht, also habe ich mich nach einem neuen Job umgesehen und gelogen dass ich im Home-Office arbeite. 2 Monate später, hatte ich einen neuen Job und fing an meine Rechnungen wieder zu bezahlen. Parallel dazu hatte ich meinen ehemaligen Arbeitgeber darum gebeten, von einer Anzeige abzusehen da dies verherrend für mich wäre. Da ich einen Teil zurückgezahlt hatte, stimmten Sie dem zu und wir haben die Schuld in ein Darlehen umgewandelt. Da dachte ich mir: Phuu, mit einem blauen Auge davon gekommen. Immer noch weitergespielt. Also ging auch hier das ganze Gehalt auf das Spielen. Die Schlinge wurde immer enger und enger, bis beim Arbeitgeber ein Brief eingetroffen ist: Gehaltspfändung! Hat das gereicht als Weckruf? Nein immer noch nicht. Wieder gelogen, wieder irgendwie rausgeredet und wieder weitergespielt mit dem was übrig geblieben ist. Familie und Freunde wollten natürlich ihr Geld irgendwann auch wiederhaben, weshalb von da auch Druck kam. Bei stationären Casinos war ich gesperrt, auch in den Nachbarländern, sodass ich nur bei illegalen OC's gespielt habe.
Disclaimer zum nächsten Absatz: ich möchte nicht predigen oder jemandem sagen was richtig und was falsch ist, ich erzähle hier nur von meiner Erfahrung.
Da kam dann der springende Punkt rauchend auf der Terasse: Was machst du eigentlich? Wirst du dich dem Teufel (Glücksspiel) weiter einfach so hingeben und Gott den Rücken zeigen?
Von da an, wollte ich nicht mehr und dies funktionierte auch, jedoch nur 2 Monate. Wieder ganzes Gehalt verzockt.
Ich war dann an einem Tiefpunkt wo wirklich alles schlecht war.
Alles verzockt, mit fremdem Auto einen Unfall gebaut, Beziehung lief schlecht, Verhältnis in der Familie war auch schlecht.
Also legte ich mich an einem Abend hin und fing an mit Gott zu sprechen. Ich gehe jetzt nicht in die Details, aber ich kann sagen das ich so etwas in meinem Leben noch NIE gespürt und gesehen habe.
Von da an, spielte ich keinen Cent mehr. Es fing alles an besser zu werden, auch die Beziehung zur Freundin und Familie.
Aktuell spiele ich seit mehr als 9 Monaten nicht. Ich weiss, dass dies nicht viel ist. Für mich ist dies jedoch wie 9 Jahre, da ich fast 8 Jahre lang jeden Tag gespielt habe, zumindest das Spielen im Kopf hatte!
Die Schuldberatung habe ich auch aufgesucht und wir haben schon ein Lösungsweg erarbeitet, wie ich die Schulden in weniger als 3 Jahren abbezahlen kann.
So wurde mir einiges klar: Nicht ich bin da rausgekommen, sondern Gott hat mich da rausgeholt da ich mich ihm geöffnet habe, und dafür bin ich ihm unendlich dankbar.
Ich möchte niemandem zu Nahe treten, aber falls das jemand liest der aus dieser Sucht raus möchte und es bisher nicht alleine geschafft hatte, dann bittet Gott um Hilfe.
Ich bin nicht der beste Schreiber und dafür entschuldige ich mich jetzt schon bei euch... Ich hatte einfach das Bedürfnis mal darauf loszuschreiben und meine Geschichte mitzuteilen.