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Hallo , ich bin neu

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Offline Alex

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Re: Hallo , ich bin neu
« Antwort #30 am: 04 August 2024, 14:23:31 »
Hallo zusammen,

heute vormittag habe ich mir vorgenommen, mit dem Joggen anzufangen. In meiner Abstinenz, hat mir das Joggen sehr geholfen, um den Kopf frei zu bekommen und mich auszupowern. Ich bin dann doch nicht joggen gegangen, weil es den ganzen Vormittag geregnet hat. Nun dachte ich mir, wie nutzt du nun die Zeit.

Ich habe mich ins Forum eingeloggt, habe mir Zeit genommen und ein paar andere Beiträge gelesen. Schnell sind 2-3 Stunden vergangen. Mir ist ein Muster aufgefallen, welches ich auf mich gut übertragen kann. Das Muster ist bei vielen ähnlich. Man beschließt, aus verschiedenen Gründen, mit dem Spielen aufzuhören, und baut sich seine eigene Seifenblase auf. Keine Seifenblase hat die gleiche Größe, der eine hat eine ganz kleine, der andere eine größere und der dritte eine riesige. Was nun jedoch bei allen gleich ist, alle befinden sich in der eigenen Seifenblase und lassen es meistens nicht zu, dass andere durch Input, Erfahrungen, Meinungen oder Tipps, dafür sorgen, dass die Blase größer wird. Man fühlt sich schliesslich sicher in seiner eigenen Blase, man redet sich ein, dass diese Blase nicht platzen kann. Doch früher oder später kommt die Nadel (der Suchtdruck, die Langeweile, die Not, die Gewohnheit etc) diese Nadel hat viele Namen, bei jedem einen anderen. Und dann reicht ein kleiner Pickser, und dann platzt diese Blase. Auch ich habe diese Blase gehabt, oft konnte ich die Nadel abwehren, doch schließlich platze auch meine Blase. Nun sitze ich hier und stelle mir die Frage, was ich tun kann, um die Nadel abwehren zu können. Die Nadel wird es immer geben, es wird allerdings immer die Möglichkeit geben, die Nadel von der Blase weg zu halten. Die Erkenntnis, die ich für mich nun durch diverse Beiträge und auch durch meine eigenen gewonnen habe ist, dafür zu sorgen, dass die Blase immer größer wird, heißt die Blase immer mehr zu füllen, damit Sie wächst. Je größer sie ist, umso wichtiger ist es, sie zu beschützen. Mag sein, dass es eine blöde Metapher ist, aber für mich ungemein hilfreich.

Wie gerne wollte ich euch heute dem ein oder anderem einen Post da lassen, aber dann dachte ich mir, was willst du schon groß an Tipps geben, du bist selber durch einen Rückfall in ein tiefes Loch gefallen. Du selber hast deine Blase platzen gelassen. Eine ziemlich grosse Blase in meinen Augen.

Dies sind nun meine Gedanken, die mich heute begleiten. Ich überlege im Moment, wie ich meine Nadel, die zum platzen der letzten Blase geführt hat, nennen soll. Mir fallen viele Namen ein, Leichtsinn, Dummheit, Sicherheit, etc. Diese Namen muss ich mir in eine Liste schreiben, damit ich gewappnet bin, wenn ich diese wieder im Kopf rumschwirren habe.

In Zukunft möchte ich anderen auch durch Denkanstöße und Erfahrungen helfen, im Moment fühle ich mich allerdings noch nicht bereit dafür, da ich zuerst an mir selber arbeiten muss.

Gruss

Alex

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Offline Olli

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Re: Hallo , ich bin neu
« Antwort #31 am: 04 August 2024, 17:01:17 »
Zitat
Wie gerne wollte ich euch heute dem ein oder anderem einen Post da lassen, aber dann dachte ich mir, was willst du schon groß an Tipps geben, du bist selber durch einen Rückfall in ein tiefes Loch gefallen. Du selber hast deine Blase platzen gelassen. Eine ziemlich grosse Blase in meinen Augen.

Hi Alex!

Also ich meine auch ... wie kannst Du Dir anmaßen überhaupt darüber nachzudenken, dass ausgerechnet Du anderen Leuten Tipps geben könntest ... echt jetzt? :)
Alex ... jeder von uns hat seine Lebenserfahrungen und keine davon ist mehr oder weniger wert. Schreibe, wenn Du schreiben möchtest und schweige, wenn Du nichts zu sagen hast.
Gerade wenn Du schreibst, dann solltest Du den Blickwinkel ändern ... Du hilfst zwar auch den anderen, doch vorrangig hilfst Du doch Dir selbst. Das Schreiben hilft Dir Dinge zu realisieren, zu verinnerlichen und das alles auch noch mal zu verfestigen.
Also schreibe drauf los ... wie der Teufel ... :)

Schönes Beispiel mit der Blase ... ein Psychologe sagte dazu mal: "Jeder Mensch lebt in seiner eigenen Realität!"
Selbst jetzt, wo wir über die Blasen schreiben, sitzen wir jeder in einer.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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never8gain

Re: Hallo , ich bin neu
« Antwort #32 am: 04 August 2024, 18:37:41 »
Hallo Alex,

Ich finde das mit der Blase total Klasse, allerdings mit der Nadel,... hm,...

Deine Selbstzweifel sind meiner Meinung nach unbegründet, vor nicht allzulanger Zeit schrieb ich mal "wenn nicht WIR, wer denn dann" ?

Ich finde, auch wenn man sich selber nicht daran hällt hier und da - DAS ist meiner Meinung nach ebend ein anderes Thema- Wer kann denn die besten Tipps geben ? Wir,...

Ich habe bist heute kein eigene Girokarte (seit 5 Jahren ?, kurz mal versucht, ging schief im Oktober also wieder abgegeben) und bekomme nach wie vor auf Nachfrage 5 Euro "Taschengeld" die Woche weil ich auch nicht mehr brauche, wenn gleich mein letzter Rückfall im Oktober war, Meiner Meinung nach hat das eine was man selbst nicht schafft nichts mit dem anderen nichts zu tun was man raten kann.

Was die Blase betrifft, das Leben besteht nun man aus auf und abs, irgendwie muss "man" es hinbekommen so zu Leben das es funktioniert und das man in der Lage ist druck auszuhalten oder ebend auch Rückschläge; dafür gibt es ebend zahlreiche Hilfsmittel; wenn man von einer "Blase" spricht so ist es doch im Grundsatz schon zum "scheitern" verurteilt denn egal ob mit oder Nadel - Eine Blase platzt irgendwann wenn sie zu groß wird, so meine Gedanken dazu...


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Offline Alex

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Re: Hallo , ich bin neu
« Antwort #33 am: 05 August 2024, 18:39:20 »
Heute war es so weit, ich hatte um 11 Uhr den Termin bei der Suchtberatung. Ich bin früh genug hingefahren, damit ich noch ein paar Minuten im Auto verbringen konnte. Es war sehr schwer, aber ich habe es durchgezogen. Die Sitzung ging eine Stunde lang, ich erzählte viel von mir und meiner Vergangenheit. Im Nachhinein fühlte ich mich tatsächlich befreiter, aber dennoch total fokussiert.

Es war mehr ein kennenlernen, aber eine wichtige Erkenntnis habe ich in dieser Stunde gewonnen. Darauf möchte ich jetzt hier nochmal zurückgreifen. Und zwar, hatte mich die Dame gefragt, was der Auslöser war, wieso ich wieder gespielt habe. Ich kann mich genau daran erinnern, es war eine gemütliche Pokerrunde mit ein paar Freunden, wir haben mit 50 Euro Einsatz ein Turnier gespielt, was über mehrere Stunden ging. Als ich Zuhause ankam, mit 50 Euro weniger im Geldbeutel, beschloss ich dieses Geld wieder zurück zu gewinnen, und meldete mich in einem OC an.

Es geht nicht um die 50 Euro, sondern dass ich um Geld gespielt habe. Ich habe in dieser Stunde begriffen, dass ich nie wieder um Geld spielen kann, sei es Poker, maumau oder sonstiges.

Am 12.07. wollte ich Geld abheben, doch mein Konto war gesperrt obwohl Guthaben vorhanden war. Ich bin an den Schalter und habe die Bankberaterin gefragt, weshalb ich kein Geld abheben kann. Nach einem kurzen Blick sagte sie, es würde ihr Leid tun, das könnte sie nicht sagen, ich solle mich doch bitte kurz setzen. Nach 10 min kam eine andere Beraterin und bat mich mitzukommen. Wir sind in ihr Büro gegangen und mir wurde die Frage gestellt, warum X Transaktionen auf ein ausländisches Konto überwiesen worden ist. Ich war in einer Schockstarre und habe die Welt nicht mehr verstanden. Ich habe mich gefühlt, als wäre ich mit einem Bein im Knast. Ich habe gelogen, habe gesagt, es wären Aktien, die ich im Ausland erworben habe. Das Thema war schnell vom Tisch, mein Konto wurde wieder freigeschaltet, aber es hat in mir etwas bewegt. Ich habe mich geschämt, habe mich ertappt gefühlt, und an diesem Tag entschieden, aufzuhören. Bis heute.

Wir haben direkt einen Folgetermin ausgemacht, am selben Tag habe ich auch nochmal den Termin bei der Schuldnerberatung. Es sind ein paar Wochen bis dahin, aber ich weiss was zu tun ist, bis dahin. Wach und aufmerksam bleiben, ich muss mich immer mehr mit mir beschäftigen, die Lücken füllen, wo ich sonst gespielt hätte. Und niemals das Ziel, abstinent zu bleiben, vernachlässigen.

 

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