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Mit 19 in die Spielsucht

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Mit 19 in die Spielsucht
« am: 20 Juli 2024, 17:04:19 »
Hallo in die Runde,

nun wie soll ich beginnen... Ich bin 21 Jahre alt, Student und stark wettsüchtig. Begonnen hat das Ganze mit 19. Ich habe mich bei einem Anbieter angemeldet und ein paar Wetten zur Darts WM und einige Fußball Wetten platziert. Bin seit Kindheit großer Sportfan, spiele selber Fußball und Tennis und dachte mir, was kann schon schiefgehen. Nun, gut 2 1/2 Jahre später sitze ich hier mit 60€ auf dem Konto und um die 25.000€ Verlust (genau könnte ich es gar nicht mehr sagen, aber sollte über alle Anbieter hinweg hinkommen). Ich sehe langsam keinen Ausweg mehr und kann mir einfach nicht erklären, wie das alles passieren konnte..  ich bin mein Leben lang eigentlich ein extrem sparsamer Mensch und hatte mir über die Uahre einiges angespart aber nun ist alles weg. Ich lebe noch bei meinen Eltern, was dazu führt, dass ich wenigstens nicht irgendwelche Mietkosten tragen muss. Allerdings kann ich langsam nicht mehr, es raubt mir jede Energie. Gerade vor kurzem hatte mir mein Vater etwas Taschengeld und Geld für ein Bus/Zug-Jahresticket und auch dieses Geld habe ich wieder verspielt. Ich fühle mich so unfassbar schlecht deswegen. Niemand weiß, wie hochgradig wettsüchtig ich bin und langsam weiß ich keinen Ausweg mehr...

Danke an jeden, der sich das bis hierhin durchgelesen hat und vielleicht hat irgendjemand hier ja einen Rat..

Re: Mit 19 in die Spielsucht
« Antwort #1 am: 20 Juli 2024, 18:22:39 »
Der erste Schritt ist schon mal getan, du weißt das du dieses Problem hast und das es falsch ist. Ich will hier jetzt nicht den Moralapostel spielen, denn ich bin selbst noch mittendrin und hab mir auch hier die erste Hilfe gesucht. Die Worte in diesem Forum helfen mir um durch dieses dunkle Tal zu gehen. Seit drei Tagen habe ich keine Wette abgegeben oder irgendwas anderes gezockt. Viele werden sich jetzt denken er prahlt wegen drei Tagen, aber wenn ich bedenke, dass ich in den letzten 5 Jahren nie einen Tag ohne eine Wette hatte, dann ist das schonmal eine Erfolg. Die letzen Tage haben mir unheimlich geholfen. Du bist wirklich noch sehr jung und ich kann dir sagen du hast es wirklich früh genug erkannt. 25000€ ist zwar extrem viel Geld, aber jetzt nicht soviel das man sagen muss ich bin am Ende. Hol dir Hilfe bei deinen Eltern, sofern das möglich ist. Wenn deine Eltern dich lieben, dann helfen sie dir. Du weißt am besten wem du dich öffnen kannst. Du bist nicht allein.

Re: Mit 19 in die Spielsucht
« Antwort #2 am: 20 Juli 2024, 18:45:52 »
Hi Lost,
Ich war auch mal bei drei Tagen wie alle anderen auch. Und das ist mit unserer Vorgeschichte sehr wohl eine Leistung!

Muss jetzt leider gleich weg, aber ich würde euch beiden empfehlen den obersten getackerten Thread von Freitagessen zu lesen.
Das kostet Zeit aber ich fand ihn damals faszinierend und ich habe einiges mitgenommen. Bis demnächst.

LG Roy
Ich bin kein Anwalt sondern gebe nur meine eigene Meinung wieder

*

Offline Olli

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Re: Mit 19 in die Spielsucht
« Antwort #3 am: 20 Juli 2024, 18:52:46 »
Hi und willkommen!

Komme doch gleich um 19 Uhr ins Webmeeting. Deine Kamera ist erst einmal ausgeschaltet und Du entscheidest, ob Du sie einschaltest.
Klicke einfach auf den Link in meiner Signatur.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Mit 19 in die Spielsucht
« Antwort #4 am: 20 Juli 2024, 20:20:21 »
Der erste Schritt ist schon mal getan, du weißt das du dieses Problem hast und das es falsch ist. Ich will hier jetzt nicht den Moralapostel spielen, denn ich bin selbst noch mittendrin und hab mir auch hier die erste Hilfe gesucht. Die Worte in diesem Forum helfen mir um durch dieses dunkle Tal zu gehen. Seit drei Tagen habe ich keine Wette abgegeben oder irgendwas anderes gezockt. Viele werden sich jetzt denken er prahlt wegen drei Tagen, aber wenn ich bedenke, dass ich in den letzten 5 Jahren nie einen Tag ohne eine Wette hatte, dann ist das schonmal eine Erfolg. Die letzen Tage haben mir unheimlich geholfen. Du bist wirklich noch sehr jung und ich kann dir sagen du hast es wirklich früh genug erkannt. 25000€ ist zwar extrem viel Geld, aber jetzt nicht soviel das man sagen muss ich bin am Ende. Hol dir Hilfe bei deinen Eltern, sofern das möglich ist. Wenn deine Eltern dich lieben, dann helfen sie dir. Du weißt am besten wem du dich öffnen kannst. Du bist nicht allein.
Danke für Deine Antwort, und gratulieren zu deinem ersten Schritt.

Wahrscheinlich hast Du Recht und ich habe eigentlich auch ein gutes Verhältnis zu meinen Eltern. Gerade deswegen schäme ich mich aber auch so sehr und ich kann mich nicht überwinden, etwas zu sagen, weil sie nichts ahnen und ich sie angelogen habe und Geld verwettet habe, das sie mir eigentlich für andere Zwecke gegeben hatten. Es fällt mir einfach so schwer, Ihnen zu offenbaren, dass ich alles was ich über meine Kindheit und Jugend angespart habe, einfach verzockt habe...

*

Offline Olli

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Re: Mit 19 in die Spielsucht
« Antwort #5 am: 20 Juli 2024, 21:39:26 »
Hi Lost!

Zitat
Der erste Schritt ist schon mal getan, du weißt das du dieses Problem hast und das es falsch ist.

Der Psychologe Peter K. würde jetzt von sich sagen, dass er ein Pedant ist, wenn es um Wortfindungen geht. Eine Sucht ist kein Problem, sondern sie ist eine Tatsache. Unter einer Sucht zu leiden ist zwar weniger schön, doch "falsch" ist daran auch nichts!
Aber wir wissen ja trotzdem, was Du eigentlich sagen wolltest! :)

Hi Max!

Schau einmal ... Du weißt doch eigentlich, was Du zu tun hast. Dies haben Dir Deine Eltern und auch Dein weiteres Umfeld vermittelt. Du hast die Werte, die sich daraus ergeben, übernommen. Da Du gegen diese Werte verstoßen hast in Deiner eigenen Vorstellung, geht es Dir nun schlecht. Was machst Du aber, wenn etwas nicht funktioniert? Es anders machen ...
Du hast bisher geschwiegen und es geht Dir schlecht. Also geht es Dir besser, wenn Du ... bitte vervollständige den Satz selbst!

Die Scham ist ein erlerntes Konstrukt, welches uns in sozialen Beziehungen unterstützt. Eine Gruppe kann evolutionär nur überleben, wenn gemeinsame Ziele verfolgt werden. Wenn jemand gegen die Regeln und Normen - aber auch den Werten der Gruppe verstößt, dann fühlt sich das so an: hier bitte in Dich hineinhorchen.

Die Scham kann aber auch ein Verhinderer sein - ein Blocker! So könntest Du z.B. mit Deinen Eltern reden, in eine Gruppe und/oder zum Therapeuten gehen, Achtsamkeit lernen, die Abstinenz ebenso. Dann merkst Du, dass es Dir doch viel besser ohne Suchtausübung geht und ...

Deiner Sucht gefällt das gar nicht. Sie will sich schützen, denn sie möchte weiter und weiter bedient werden. Sie möchte ewig leben ...
Sie flüstert Dir ins Ohr: Deine Eltern werden enttäuscht von Dir sein! Sie werden Dich mit Ausschluss bestrafen! Mit Ablehnung, Verachtung ... Ekel!

Die Sucht bedient sich aber nicht nur der Scham, sie spielt auch mit Deinen Ängsten. Dabei haben Ängste nun mal die blöde Angewohnheit zu katastrophisieren! Da klatscht die Sucht doch gleich mal Beifall!

Doch was wird wohl realistisch geschehen? Werden Deine Eltern unberührt bleiben? Wohl eher nicht! Sie werden erst einmal Unverständnis äußern, weil sie sich in der Thematik gar nicht auskennen und erst einmal überfordert sind. Doch sie werden sich besinnen ... ja ... vielleicht brauchen sie da etwas Zeit. Ihnen wird bewusst werden, dass Du ihnen vertraust! ... dass Du Dich ihnen anvertraust!  Nicht nur sie haben keine Antworten ... Du auch ... Das ist aber nicht schlimm, die kommen schon noch.
Sie werden Dich unterstützen wollen, weil sie Dich lieben. Du bist doch weit mehr als der, der all das Geld verzockt hat ... oder nicht?
Im Moment trägst Du diese Last alleine mit Dir rum ... gab es schon Lügenkonstrukte, die Du Dir ersinnen musstest? Auch die fallen um, wie ein Kartenhaus ...
Du bist nicht alleine, doch Du machst Dich alleine, wenn Du schweigst!

Ich sage gerne noch einmal: Du weisst, was zu tun ist! Mache es ... jetzt!
« Letzte Änderung: 20 Juli 2024, 21:41:53 von Olli »
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Mit 19 in die Spielsucht
« Antwort #6 am: 20 Juli 2024, 22:56:11 »
Max, was soll ich sagen was Olli noch nicht gesagt hat?
Ich fange mal so an, Du bist 21 und anscheinend intelligent. (Zocken heißt nicht doof zu sein).
Sprich Du hast noch drin ganzes Leben vor dir. Problem ist dass Du nach wie vor zockst.
Die Ausrede sich zu schämen um sich nicht offenbaren zu müssen hat von uns ziemlich jeder vor sich hergeschoben. Es gibt immer Türchen die wir uns offenhalten wollen. Und bei Dir wird es nicht das Ersparte und vom Vater mitgegebene Geld für Bus Bahn o.ä. bleiben was dich erdrückt. Kredite und noch mehr Kredite werden es werden wenn Du nicht JETZT die Reißleine ziehst. Und die wird nicht ohne öffnen und Hilfe suchen gezogen. Du schämst Dich wegen vorgenannten Dingen? Meinst Du es wird leichter bei 50.000 Euro Verlust? Ich habe auch viel zu lange gewartet mit dem öffnen und mich immer mehr in Lügen verstrickt. Das ist im Nachhinein das was ich mir am meisten vorwerfe. Meine die mit Sicherheit älter als Deine zu dem Zeitpunkt war reagierte natürlich geschockt, aber sie wusste von dieser Krankheit. Sei konsequent und rede mit ihnen, geh zum Therapeuten und zur Selbsthilfe Gruppe. Entledige dich erstmal jedem direkten Zugang zu online Einzahlungen und sperre dich über Oasis für 99 Jahre. Und das JETZT!

Ich weiß das ist alles viel aber der einzige vernünftige Weg. Es gibt so schöne Dinge im Leben und für viele benötigt man Geld. Durchs zocken kann maximal das OC und deren Mitarbeiter sich dieses gönnen. Du gönnst Dir maximal Elend und Depressionen.

LG Roy
Ich bin kein Anwalt sondern gebe nur meine eigene Meinung wieder

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Offline Olli

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Re: Mit 19 in die Spielsucht
« Antwort #7 am: 21 Juli 2024, 07:21:58 »
Guten Morgen!

Zitat
Bin seit Kindheit großer Sportfan, spiele selber Fußball und Tennis und dachte mir, was kann schon schiefgehen.

Da ist sie wieder ... die Verknüpfung von Sport und dem Wettgeschäft. Der Bezug zu den eigenen Kompetenzen, die hier angesprochen werden ... Wissen ... Erfahrung ...

Das ist aber alles nicht wahr! Der Sport könnte überleben ohne Wetten, das Wetten aber nicht ohne den Sport. Es gibt wohl kaum ein weit verbreitetes Metier, welches so viele Menschen anspricht.

Nun, das Wettsystem ist aber nun mal so konzipiert, dass es unterm Stich immer nur einen Gewinner gibt ... und das ist der Buchmacher! Du kannst noch so viel Wissen haben ... der Kollege Zufall hat auch noch ein Wörtchen mitzureden. Wer wäre wohl Dartweltmeister gworden, wenn Deutschlands Nr. 2 nicht eingebrochen wäre, als der heutige Weltmeister seine Nervosität noch nicht im Griff gehabt hätte?

Dr. Tobias Hayer erzählt immer gerne von seinem kleinen Test, als er Sportbegeisterten und einer Gruppe, die mit Sport nichts am Hut haben, hat wetten lassen. Jeder schrieb sein getipptes Ergebnis auf und dazu einen Betrag, den er wohl real eingesetzt hätte.
Wenn ich in der Gruppe davon erzähle und die Frage stelle, welche der Gruppen wohl erfolgreicher abgeschlossen hat, so wird gerne die Gruppe genannt, die keine Ahnung von Sport hat. Aber nein ... beide Gruppen hatten gleich "erfolgreich" getippt, was die Ergebnisse anbelangte. Das ist schon sehr bezeichnend, was die Wertigkeit der eigenen Kompetenzen angeht.
Noch interessanter wird es aber, wenn man sich die Beträge anschaut, die verloren wurden. Da lagen die Sportbegeisterten bei Weitem an der Spitze. Ihr Glaube an sich selbst hat ihre Risikobereitschaft erhöht!

Weisst Du, Max, was Glaubenssätze sind? Nun, es sind Überzeugungen, die wir in unserem Leben erworben haben. Solche können wir durch kognitive Verarbeitung erlangen oder wir übernehmen sie einfach ... von unserer sozialen Gruppe, durch Werbung ... etc.
Wenn wir sie aber nicht überprüft haben, können wir auch so genannte "falsche Glaubenssätze" übernehmen. Die lösen wir auf, indem wir sie bei uns auf den Prüfstand bringen. Das ist ein ganz normales Verhalten, welches wir unbewusst tagtäglich exerzieren.

Wenn ich mir das Zitat von Dir anschaue, dann wird deutlich, dass da zumindest Zweifel an Deinen Kompetenzen vorhanden sind. Dies bewirkt häufig die Frage: Was habe ich bei der Wette falsch gemacht? Kann ich das mit noch mehr Wissen kompensieren?
Diese Fragen sind nicht zielführend, denn sie mißachten das System der Wetten.

Um Deine Sucht zum Stillstand zu bringen, musst Du akzeptieren, dass Du keinen Einfluss auf den Ausgang einer Wette hast, egal wie viel Wissen Du erlangt hast oder noch erlangen wirst. Du darfst akzeptieren, dass Du in dem System die Kuh bist, die gemolken wird. Und Du darfst realisieren, dass der Sport auch ohne Wetten Spaß macht!

Und? Was haben Deine Eltern gesagt?
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Mit 19 in die Spielsucht
« Antwort #8 am: 21 Juli 2024, 10:35:51 »
Der Abschnitt auf den Olli eingegangen ist dürfte eines der größten Zugpferde dieser Industrie sein. Die maßlose Selbstüberschätzung der Millionen Trainer. Mach dir nichts draus, auch ich gehörte zum Teil dieser Kategorie an.
Auf Facebook und Co waren sie wieder unterwegs die Wissenden welche allesamt das Team so oder so auf und eingestellt hätten.
Der Trainer hat eh keine Ahnung oder taugt nichts. Dazu kommen die Gefühle welche Truppe mag ich, welche geht gar nicht.
Aber was wissen wir? Nichts! Weder wer vielleicht leicht angeschlagen ist oder gar im Kopf den Gegner unterschätzt. Keiner von uns ist im Training dabei, keiner in den Köpfen der Spieler. Und dann gibt's noch den Schiri der beeinflussen könnte. So viele individuelle Möglichkeiten die wir gar nicht einschätzen können. Aber uns wird suggeriert dass wir die Könner sind.
Ich poste hier mal einen Link in die Mediathek zu einem Film den ich äußerst interessant fand.
Näher dran an Profis geht kaum mit welchem Ergebnis?

https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL25kci5kZS9wcm9wbGFuXzE5NjM1MzE1MV9nYW56ZVNlbmR1bmc/

Ups, musst dir rauskopieren aber schaue ihn dir an. Wir sind alle große Kenner der Szene 🤷🤦

LG Roy
Ich bin kein Anwalt sondern gebe nur meine eigene Meinung wieder

 

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