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Speedys Tagebuch

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Speedys Tagebuch
« am: 01 Juli 2024, 10:47:32 »
Hi User,

Ich habe lange überlegt ob ich den Text schreibe. Da wir hier größten Teils Anonym unterwegs sind habe ich mich dazu entschlossen mal etwas aus meinem Leben zu erzählen um dem einen oder anderen jungen wilden, oder auch erfahreneren User der sein Leben noch schützen oder retten möchte die Augen zu öffnen.

Ich war 13 Jahre Spielsüchtig. Angefangen habe ich im Jahr 2008. Alles fing mit dem ganz normalem Fussball spielen im Verein an. In der Woche ganz normal Training, am Wochenende die Punktspiele.

Irgendwann hat mich ein Mitspieler mal gefragt ob ich mitkomme einen " Schein" machen. Ich wusste erst nicht was er damit meint, worüber er mich dann informiert hat. Alles schön und gut. Ich bin dann mal mitgefahren und habe vor meinem Punktspiel einen Wettschein abgegeben. Den Schein hatte ich wegen einem Tor verloren. Ich dachte mir: gut, ich war knapp dran, beim nächsten mal Gewinne ich.

Nächstes Wochenende.. wieder hingefahren, Schein abgegeben, und was war? Gewonnen. Mit 5 € habe ich 35 € gewonnen. ( Merkt euch diese 5 €!!! Einsatz für den weiteren Verlauf des Textes)
So nahm der ganze Mist seinen Lauf. Alles schien sehr easy. Daraufhin wurden natürlich auch die Einsätze erhöht. 10, 20,50,100. Resultat 1 Wette gewonnen, 5 verloren. Nun gut. Lag wohl daran, dass ich im Wettbüro keine Ruhe hatte zum tippen, also hab ich mich Online angemeldet um in Ruhe meine Wetten zu platzieren. Lange Rede gar kein Sinn. Ich bin am Wochenende immer noch mit ins Wettbüro gefahren um meinen Schein zu platzieren, zudem hatte ich mich im Internet angemeldet. Heißt Ich war an einem Punkt, wo ich im Wettbüro UND im Internet Geld gelassen habe.

Meine Einsätze wurden immer höher und höher. Irgendwann war ich an dem Zeitpunkt wo ich für jeden Wettschein 100€ bezahlt habe. Gleiche Spiel: 1 Schein Gewonnen, 3 oder 4 Verloren.

Irgendwann hat mich der Kick so gepackt, dass ich 20 Spiele auf einem Wettschein hatte mit 1,30 Q. Zum bedauern: Ich hatte von den 20 Spielen, 19 richtig und habe trotzdem verloren.
irgendwann musste ich doch Gewinnen? Nein! Ich verlor immer und immer mehr Geld und auch die Kontrolle.

Irgendwann war ich soweit, dass ich pro Livewette 2000€!!! gesetzt habe, NHL Eishockey, wovon ich gar keinen Plan hatte. Ich war mir sooooooooo sicher (Statistik), dass die Washington Capitals das Spiel gewinnen. Pustekuchen. Capitals haben 1:4 verloren. 2000€ weg. So langsam ging mir das Geld aus und ich geriet in Panik. Was mache ich? Riskiere ich noch 500€ von meinen letzten 800€ die ich zu Leben habe? Natürlich! Mit 300 komme ich schon irgendwie durch den ganzen Monat. Die 500 waren auch weg, also hatte ich noch 300 € zum Leben für den ganzen Monat, die ich natürlich auch gesetzt habe um mindestens 500€ für den Monat zu haben. 300 € gesetzt mit kleinen qouten. 3 Spiele. 2 waren richtig, 1 falsch. Geld war weg und ich hatte für den GANZEN Monat keine Cent mehr. Was habe ich gemacht? Ich habe mir Geld geliehen um mir Lebensmittel leisten zu können.

Nun hatte 250 € geliehenes Geld. Nun ja, wie ging es weiter? 250 € zum Leben für den ganzen Monat, reicht das? Nein, natürlich nicht. Also? 100 € von den 250 € zum spielen genommen und auch die verloren. Nun waren es nur noch 150€. 150 reichen aber nicht zum Leben, also habe ich 5x 10 € ( Rest 100) eingezahlt und mit dem Geld kleine Kombis gespielt, alle verloren. Ergebnis: Ich hatte für den ganzen Monat noch 100€ zum Leben.

Es kam die Zeit, da wurde ich so von dem Reiz( Sucht) gepackt, dass ich nichts anderes mehr gemacht habe als zu Zocken.

Ich habe meine Sparbücher leer geräumt, Bausparverträge aufgelöst ca. 200.000 € nur um zu Zocken. Insgesamt habe ich 510.000 € verspielt. Erinnert ihr euch an den anfänglichen Einsatz von 5€?
Meine Einsätze sind über die Jahre in die tausende gegangen, PRO Spiel. Das Problem: Mir war es irgendwann egal, da ich von der Spielsucht gesteuert wurde und keine Kontrolle mehr hatte.

Das gleiche Spiel fing im Casino an. Nachdem ich beim Anbieter schon 300.000 eingezahlt hatte, habe ich den einen Tag 28.000 gewonnen. Ich habe mich gefreut wie ein kleines Kind, bis Nachts 1-2 Uhr. Danach wollt ich mir das Leben nehmen. Ich habe die kompletten 28.000 die ich an Tag Y gewonnen hatte am gleichen Tag bei Sportwetten wieder verspielt!!!! Und wer kennt es nicht? Geld weg! Stimmung: fuck, fuck, fuck, hätte ich mal ausgezahlt. Hätte, hätte Fahrradkette. Die Sucht und der Kontrollverlust hat mir gesagt: Du bist soviel Geld im Minus, du musst mit den 28.000 € das Geld was du über die Jahre eingezahlt hast, wieder rausholen. Das ist ein gutes Startkapital, das wird was. Pustekuchen!!!! Die 28.000€!!!!!! waren am gleichen Tag wieder weg an dem ich sie gewonnen hatte.

An diejenigen, die heute noch spielen und sagen: Ich setze ja nur 5 oder 10 €. LASST es! Es ist ein schleichender Prozess, der euch irgendwann zu den Verlusten führt die ich erlitten habe. Und gerade an die jungen Wilden: Unterschätzt die Spielsucht nicht, die packt euch schneller als ihr denkt und zerstört euer Leben!

Es wird sicher den einen oder anderen geben, der sich gerade fragt ob ich einen Teil aus SEINEM Leben hier verfasst habe. Nein, aber wenn man Spielsüchtig ist, dann sind das genau die Abläufe die einen ruinieren und man die Kontrolle verliert.

Also tut euch selbst einen gefallen und hört auf zu Zocken wenn euch euer Leben etwas Wert ist. Sportwetten, Casino und jegliche Glücksspiele ruinieren auf Dauer euer Leben. Anfangs ist es alles spaßig, aber irgendwann wird aus dem spaß purer Ernst. Lasst es nicht soweit kommen. Schützt euer Kapital und euer Leben!!! bringt euch nicht in die Situation, wo auch eure Familie drunter leiden könnte.

Nun bin ich seit einigen Jahren Spielfrei, was auch nur mit sehr viel Disziplin und Hilfe funktioniert. Zudem war meine zu dem Zeitpunkt neugeborene Tochter der Grund, weshalb ich mir gesagt habe, dass ich nun endlich damit Schluss machen muss. Ich wollte nicht in die Situation kommen, meiner Freundin zu sagen, dass ich kein Geld für Essen und Pampers habe nur weil ich alles verzockt habe.

Der ein oder andere der meinen Text gelesen hat, wird evtl. sagen, dass ich Blödsinn rede. Ich kann euch aber versprechen, zumindest denen die noch spielen, dass ihr euch an meinen Text erinnert werdet, solltet ihr immer weiter Geld zu den Anbietern transferieren.

Werdet aktiv und lasst das gezocke, es wird euch ruinieren. Schützt euer Leben und euer Kapital!!!


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Offline Olli

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Re: Speedys Tagebuch
« Antwort #1 am: 01 Juli 2024, 14:01:43 »
Hi Speedy!

Es ist immer gut, sich etwas von der Seele zu schreiben.

In vielen Passagen habe ich mich wieder erkannt, obwohl ich ja nur an den damaligen Automaten gespielt hatte.

Nun, bei mir fing eigentlich alles mit 50 Pfennig an. Damals war ich 11 oder 12, als im Freibad ein Telespiele aufgestellt wurde ... Space Invadors ...
Mir steigt gerade der Chlorgeruch in die Nase, wenn ich mich zurück erinnere. Hier bin ich das erste Mal, außerhalb von Büchern, in fremde Welten eingetaucht.
Bei mir begann die Sucht nicht erst mit dem ersten Heiermann in der Frittenbude pünktlich an meinem 18. Geburtstag. Dort im Freibad wurde der Grundstein gelegt.

Schön ist zu sehen, wie Du überwiegend auf Dein Fachwissen vertraut hast, die Wetten aber doch immer knapp daneben lagen. Tobias Hayer von der Uni Bremen erzählt da immer eine Anekdote, dass er da mal einen Test mit Sportaffinen und nicht Sportaffinen gemacht hatte.
Beide Gruppen platzierten zum Schein Wetten auf den Ausgang von Fußballspielen. Dabei gewannen und verloren beide Gruppen gleich. Lediglich die Einsatzhöhe war bei den Sportaffinen höher ausgefallen. Sie hatten ja Vertrauen in ihre Kompetenzen.

Was mir bei Deinem Beitrag besonders negativ auffällt, ist Deine Verbissenheit (?). Du fährst da ganz schwere Geschütze auf, während Du mit Dir selbst zu Gericht ziehst. Darf ich Dich fragen, welche Hilfe Du Dir hast angedeihen lassen?

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Speedys Tagebuch
« Antwort #2 am: 01 Juli 2024, 14:10:19 »
Hallo Olli, was meinst du mit schweren Geschützen?  :) Ich wollte einfach mal einen Extremfall für diejenigen aufzeigen, die sich davor noch schützen können bei denen es noch nicht soweit ist. Für mich ist es auch kein "von der Seele schreiben". Ich möchte einfach nur davor warnen wie sehr man sein Leben mit dem gezocke zerstören oder ruinieren KANN.

Meine Hilfe: Suchttherapie, Schuldnerberatung, Lebenslageberatung und meine Tochter.


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Offline Rubbel

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Re: Speedys Tagebuch
« Antwort #3 am: 01 Juli 2024, 20:41:29 »
Danke, Speedy, für Deine Offenheit,
und dass Du uns Deinen Weg beschrieben hast. Damit bekommen Namen auch so etwas wie 'Vertrautheit', sie nehmen Gestalt an. Das ist sehr wertvoll.
Deine Tochter ist dann jetzt 3 J., oder? Menno ... die sind so toll in diesem Alter, so niedlich, und sprachlich rennen unsre Kinder in ihrer Entwicklung, und was da ab und zu rauskommt, ist klasse. Man merkt, wie viel man im Erwachsenenalter 'verloren hat' an Klarheit und Unbekümmertheit, oder?
Ich kann sooo gut nachvollziehen, dass auch Deine Kleine Dir Motivator(in) war!
Wie toll, dass Du dem Zockermist entkommen bist.

Viele Grüße
Rubbel
--Meist ist Geist geil--

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Offline Olli

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Re: Speedys Tagebuch
« Antwort #4 am: 01 Juli 2024, 20:50:07 »
Hi Speedy!

Naja ... mit den Geschützen meine ich all die Emotionen, die Du in Deine Worte steckst. Da steckt doch schon viel Selbstzerfleischung drin ... oder irre ich mich?

Und ja, ich bedanke mich auch bei Dir für Deine Offenheit!

Auch Du bist herzlichst eingeladen am Samstagsmeeting teilzunehemen. Pünktlich 19 Uhr den Link in meiner Signatur anklicken ...
« Letzte Änderung: 01 Juli 2024, 20:51:44 von Olli »
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Speedys Tagebuch
« Antwort #5 am: 01 Juli 2024, 21:19:12 »
HI Olli,

Ich habs nicht anders verdient. Teilschuld hat man immer. Da es mir mittlerweile gut geht, kann ich mich auch noch nachträglich Zerfleischen.  ;D Alles entspannt. Ich wollte mit meinem Text nur darauf hinweisen, dass man sich damit sein Leben zerstören kann. Ich bin mir auch sicher, dass mein Ablauf nicht der einzige war. Es gibt zu 100% Leute hier denen es auch so ergangen ist und hoffe, dass denen die es noch drehen können, oder ähnliche Anzeichen haben gleich gegensteuern.

Re: Speedys Tagebuch
« Antwort #6 am: 01 Juli 2024, 21:31:37 »
Danke Rubbel.

ja, bewundernswert wie unbekümmert die kleinen sind. Denen gehts halt bestens  ;D Die wissen noch nicht was so auf der Welt abgeht. Die bekommen ihr Essen, Trinken, Spielzeug, werden bespaßt, gehen Abends ins Bett und sind glücklich :D

Meine Tochter hat mir von all meinen Therapien am meisten gegeben. Hört sich vielleicht komisch an, aber meine Tochter gibt mir alles um glücklich zu sein ( Wenn sie keinen schlechten Tag hat ;D )

Re: Speedys Tagebuch
« Antwort #7 am: 02 Juli 2024, 07:07:37 »
Hi Speedy,
unabhängig ob der Verlauf deiner Geschichte 1 oder 2 Jahre kürzer oder länger, ob die maximalen Einsätze so oder kleiner sind kann ich dein geschriebenes komplett unterschreiben. He höher der Verlust umso größer das Risiko und es kommt der Punkt an dem wir komplett abschalten bzw nur noch wie in Trance handeln. Da ist gewinnen nur noch nebensächlich. All in bis ins Verderben. Ich kann jedem auch nur raten, lässt 10000 Euro Geld sein, zahlt den Kredit ab er wird euch nicht das Leben kosten. Aus 10000 werden sonst 100000 oder mehr.
Summa summarum bin ich auch bei insgesamt um die 300000 Euro in den knapp 20 Jahren gelandet. Und es gibt so viel schönes welches man aber erst erkennt wenn wir Spieler und von diesem Monster gelöst haben. Und das lösen funktioniert wenn es auch anstrengend ist in der Anfangsphase!
Ich bin kein Anwalt sondern gebe nur meine eigene Meinung wieder

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Offline andreasg

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Re: Speedys Tagebuch
« Antwort #8 am: 06 Juli 2024, 18:41:36 »
Hallo Speedy,

ich hoffe, Du liest noch fleißig im Forum mit? Danke für Deine Geschichte Ich entnehme dieser, Du stammst aus Gutem Hause, hast keine besonderen Merkmale von Krankheit oder Störungen in Deiner Ursprungsfamilie erlitten, und hast auch beruflich Karriere machen können. Die Familienplanung hat ja auch ein wunderbares Geschöpf auf die Welt gelassen. Soweit alless in Ordnung...? 

Ich vermute, Du bist lediglich durch Zufall in die Spielsucht geraten, sie wurde Dir nicht mit in die Wiege gelegt, wie es bei mir der Fall war und immer noch ist. . Ich habe den Verdacht, Du bringst Dich hier als "abschreckendes Beispiel" ein, aber das bist Du ja gar nicht, wenn ich mir den Hintergrund Deines Postings betrachte. Die Gier, das Verlangen, der Zwang, das ist mir nicht fremd, und das hat mich ja auch geritten, bis zum Zusammenbruch.
Es gibt Protagonisten, die schaffen es, von Heute auf Morgen mit dem Spielen aufzuhören, ich wünsche Dir, Du gehörst dazu. Aber ich habe hunderte, jedenfalls sehr viele Spieler erlebt, die nicht eben mal als abschreckendes Beispiel aufhören konnten. Dazu gehöre auch ich. Ich habe trotz Zugehörigkeit einer Selbsthilfegemeinschaft noch 10 Monate weitergespielt, , bis ich spielfrei wurde. Der Spieldruck selber verschwand erst nach 10 Jahren Abstinenz, nach einem dramatischen Ereignis. .

Ich habe Sorge, Du weichst vor Dir selber zurück, wenn Du Dich als "abschreckendes Beispiel" vorstellst. Hast Du schon einmal eine eingehende Inventur von Deiner Zeit inn Ausübung des Spielens gemacht? Was hat das Spielen in Dir selbst verändert, was hat Deine Lebensgefährtin, Dein Kind davon mitbekommen.? Das mußt nicht gleich zur Erklärung beschreiben, es wird wohl Zeit brauchen, aber wenn es in Dir arbeitet, dann schreibe genau dies auf. Und, die F1 - Taste in diesem Forum steht oben rechts, mit dem roten + Zeichen.

Ich  wollte mich gerade eine Weile aus diesem Forum zurückziehen, weil ich vor lauter §§§§§§§ - kram hier den Wald vor Bäumen nicht mehr gesehen habe. Es geht primär nicht um das Geld, es geht um Menschen, es geht um das Leben.
Deine Geschichte hat mich motiviertm, mich wieder einzubringen, dafür danke ich Dir.

schöne 24 Stunden
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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Offline Rubbel

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Re: Speedys Tagebuch
« Antwort #9 am: 06 Juli 2024, 19:15:37 »
Hi ...

das hier ist auch meine Überzeugung:
Zitat
Es geht primär nicht um das Geld, es geht um Menschen, es geht um das Leben.
.
'Scheiß' auf's Geld ... der Wiederholungszwang, die eigene verplemperte Zeit, die Vernachlässigung von Beziehungen aller Art, von evtl. auch Verantwortungen, die Konzentration auf das 'verfälschte Antworten' auf Fragen, sogar denen sich selbst gegenüber, ist das Dramatische. Das gesamte 'System' gerät aus den Fugen.

Ich bin überzeugt, dass kein glücksspiel-besessener(!) Mensch jemand anderem Schlechtes wollte oder will. Es ist eher ein aus der Balance geratener Persönlichkeitsanteil, der sich nährt und nährt ... Und wenn ein Anteil sich verändert, verrutscht alles andere (mit), geht auf Kosten anderer 'Anteile', zieht dort sozusagen Energie ab.
Umgekehrt ist das vergleichbar mit dem Ausfall eines Sinns: Wer das Augenlicht verliert, kann evtl. dann besser hören ...

Die Balance ist nicht einfach wieder herzustellen. Und deshalb, so meine Hypothese, gibt es auch viel Suchtverlagerung.
Und das gibt's nicht nur beim aktiven Glücksspiel. 
Daher glaube ich auch daran, dass ohne psychologische Unterstützung und wirklichem Interesse an sich selbst und der Geschichte, die dazu geführt hat, keine 'Heilung' möglich ist. Höchstens Verdrängung - bis der 'Vulkan' wieder ausbricht ... als Persönlichkeitsanteil, der sich nicht 'einfügt'.


« Letzte Änderung: 06 Juli 2024, 19:32:18 von Rubbel »
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