Ich wollte Dir eigentlich gestern auch schon schreiben, doch ich wollte Dich nicht bedrängen. Daran hat sich auch jetzt nichts geändert.
Mit 38 Jahren habe ich das Spielen eingestellt und mit 43 Jahren bin ich in mein Häuschen gezogen. Bis dahin hatte ich das Elternhaus nicht verlassen. Während der Suchtzeit war es für mich unvorstellbar, mich räumlich auf eigene Beine zu stellen. Wie sollte das gehen mit Umzug, neuen Möbeln und auch der Kaution? Ich hatte doch nichts. Und ja, auch ich sah alle um mich herum ihre Existenzen aufbauen und Familien gründen.
2013 war ich bereits etwas über 2 Jahre in meinem Haus, als es zum Streit mit meinen Eltern kam. Unsere Beziehung wurde geprägt durch den Narzismus meines Vaters. Er hatte sich daneben benommen und verlangte von mir, wie gewohnt, angekrochen zu kommen. Doch das tat ich nicht ... ich wehrte mich ... "So geht das hier nicht weiter !"
Rein aus Frackigkeit wollte er sein Werkzeug zurück, welches ich aber noch brauchte. Er brauchte es nicht - es stand später im Keller meines Schwagers ... Also bekam ich auf der Arbeit einen Anruf: Hier ist Dein Vater! Wenn Du nicht bis heute abend MEIN Werkzeug vorbei gebracht hast, dann komme ich zu Dir auf die Arbeit und ...." ... ich weiss den genauen Wortlaut der Drohung nicht mehr ... er wollte mich irgendwie bloßstellen.
Also stellte ich es ihm vor die Tür! Jedes Teil hatte ich angepackt und abgewaschen. Ich habe mir verkniffen, so wie er es immer gemacht hatte, das Plastik der Maschinen gegen Rost mit Öl einzureiben. Dummerweise hatte ich nicht unter die Schutzvorrichtungen der Kapp- und Gährungssäge geschaut. Als ich alles bei ihm vor die Tür stellte, lösten sich von dort noch Reste von Sägespänen und ergoß sich auf den gesamten Stapel Werkzeuge.
Die alte Schubkarre, die er mir einst geschenkt hatte, die hat er sich von meinem Schwager bringen lassen.
Im Laufe der nun folgenden 7 Jahre wurde ich weiter Opfer seiner Bemühungen mich zu bestrafen - teils gewollt, teils weil meine Schwestern eben auch in einem Umfeld aufgewachsen sind, wo ich das schwarze Schaaf war. Sie sind also ihrer "Programmierung" gefolgt.
In der Anfangszeit habe ich schwer gelitten. 14 Tage habe ich mich eingegraben und bin aus dem Heulen nicht mehr herausgekommen. Das war die schwere Zeit, von der ich heute als depressive Phase berichte.
Dann schrieb ich einen Brief ... einen bösen Brief! Doch erst die deutlich abgeschwächte Variante 3 davon schmiss ich ihm in den Briefkasten. Eiei ... was musste ich mir da alles von meiner älteren Schwester anhören ... das war ein Mordversuch ... Du bist alleine doch gar nicht fähig zu leben ... was willst Du eigentlich mit dem Haus ... und viele andere Unverschämtheiten.
Doch ich wusste ja, dass sie nur das Sprachrohr meines Vaters war. Ich solle dankbar sein, dass meine Eltern mich gezeugt hätten.
Was ich im Gegenzug aber auch alles für sie getan hatte, das wurde beiseite gewischt. "Du hast ja da gewohnt" ließ alles zur Selbstverständlichkeit werden.
Nun, was möchte ich Dir sagen: Der Abnabelungsprozess war schmerzhaft ... aber er war auch das Beste, was ich machen konnte.
Wenn sie schlecht über Dich redet, dann lasse sie schlecht über Dich reden. Du weisst es doch besser! Wen interessiert, was Andere davon halten? Solltest Du angesprochen werden, dann stelle es klar oder gehe erst gar nicht darauf ein ... Weil Du es besser weisst!
Als nach diesen 7 Jahren meine Mutter starb, da nahm ich doch wieder Kontakt auf. Er gab sich alle Mühe mir gegenüber. Nur einmal konnte er nicht aus seiner Haut, als er meinte, dass die Glücksspielsucht eine Charakterschwäche sei. Doch das nahm ich ihm dann nicht mehr übel. Ach, was wäre ich damals aus der Haut gefahren ... Doch an diesem Tage nicht.
Auch Deine Mutter wird Dich vermissen und sie wird sich fragen, ob sie etwas anders hätte machen können, um Dich zu halten. Vielleicht versucht sie es erst mit dem., was Du geschildert hast. Doch sie wird merken, dass Du darauf nicht mehr einsteigst. Also wird auch sie vielleicht die Richtung wechseln.
Eure Beziehung ist geprägt durch einen der macht und einen der mit sich machen lässt. Je nachdem um was es geht, kannst Du Euch zwei hier beliebig einsetzen. Doch ich sage Dir: Du vergisst Dich selbst dabei! Noch schlimmer: Du selbst mißachtest Deine Bedürfnisse und trittst sie mit Füßen!
Wann willst Du an Dich denken? Wenn sie stirbt? Wenn sie mit über 80 Jahren das Zeitliche segnet und Du dann über 60 bist? Mit wie viel Bedauern bist Du jetzt schon belastet und wie viel wird in den nächsten rund 25 Jahren noch dazu kommen?
Höre auf IHR Leben zu leben! Du hast Dein eigenes! Auch hier gilt: Das Schwierigste am Aufhören ist das Anfangen!
Geht nicht ... gibt´s nicht! Gerade jetzt mit dem Geld in der Tasche hast Du die einmalige Chance, Dir eine Wohnung zu mieten ... klein, fein ... MEIN!
Komme ins Meeting ...