Hallo zusammen,
ich bin 31 Jahre alt und inzwischen seit gut 10 Jahren spielsüchtig.
Es gab immer wieder Phasen der Abstinenz, doch diese hielten meist nur wenige Monate an.
Früher oder später kam es immer wieder zu einem Rückfall und mit jedem Mal wurde es schlimmer.
Dass ich ein Spielproblem habe, ist mir relativ schnell bewusst geworden.
Nach etwa zwei Jahren habe ich es dann endlich übers Herz gebracht, mich meiner Partnerin und einigen Freunden anzuvertrauen.
Nachdem ich es endlich ausgesprochen hatte, ging es mir nicht nur mental besser, sondern ich schaffte es sogar, etwa ein Jahr lang spielfrei zu bleiben.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich keinerlei Schulden und sogar noch einige Rücklagen – das sieht heute, etwa acht Jahre später, leider anders aus.
Wie viel ich im vergangenen Jahrzehnt verspielt habe, kann ich nur grob abschätzen. Ehrlich gesagt graust es mich davor, all die Verluste zusammenzurechnen.
Es sind in jedem Fall deutlich mehr als 50.000 Euro, die ich in den letzten 10 Jahren verspielt habe – vermutlich eher 70.000 Euro.
Aktuell habe ich gut 22.000 Euro Schulden. Es fing mit kleineren Krediten über 1.000 oder 2.000 Euro an und wurde über die Jahre immer mehr.
Inzwischen habe ich alle Kredite umgeschuldet und tilge den Kredit mit einer monatlichen Rate von etwa 260 Euro.
Finanziell kann ich die Kreditrate problemlos stemmen. Ich verdiene nicht schlecht und bin zudem nebenberuflich selbständig. Doch ich schaffe es einfach nicht, abstinent zu bleiben.
Jedes Mal, wenn ich einen Rückfall habe, verpulvere ich innerhalb weniger Tage teilweise mehrere tausend Euro. Jeder Gewinn wird in kürzester Zeit wieder verzockt.
Glücklicherweise haben meine Partnerin und ich schon seit vielen Jahren ein Gemeinschaftskonto, auf welches wir unsere Gehälter abzüglich eines kleinen „Taschengelds“ einzahlen.
Das hat dazu geführt, dass ich deutlich weniger Geld verspielen konnte, als ich monatlich an Einkommen erziele.
Dennoch fällt es so natürlich schwer, eigenes Geld zur Seite zu legen, um diesen elendigen Kredit frühzeitig abzubezahlen.
Ich habe mir den ganzen Mist selbst eingebrockt und werde in jedem Fall auch selbst dafür gerade stehen. Die Rücklagen, die meine Partnerin und ich gebildet haben, rühre ich nicht an.
Ich habe mich über die Jahre damit abgefunden, Schulden zu haben. Nur in seltenen Momenten realisiere ich, was das überhaupt bedeutet und wie viel Geld ich verpulvert habe.
Trotzdem belastet mich die Schuldensituation nicht besonders. Ich habe in den letzten Jahren gutes Geld verdient und baue meine nebenberufliche Selbständigkeit konstant aus.
Daher bin ich relativ zuversichtlich, die gesamten Schulden innerhalb von zwei bis drei Jahren vollständig abbezahlen zu können.
Wäre da nicht ein kleines Problem: Meine gottverdammte Spielsucht.
Wenn ich es nur schaffen würde, abstinent zu bleiben, würde es mir nicht nur mental endlich wieder besser gehen, sondern ich könnte auch das finanzielle Dilemma, das ich mir eingebrockt habe, in einem überschaubaren Zeitrahmen aus der Welt schaffen.
Nach einem Rückfall bin ich immer super motiviert, mein Problem endlich in den Griff zu bekommen. Ich habe was das Spielen angeht jedoch absolut null Selbstkontrolle.
Ich kann noch so fest davon überzeugt sein, es endlich geschafft zu haben: Irgendwann kommt der Moment, an dem ich die Beherrschung verliere.
Ich spiele ausschließlich in Online-Casinos. Spielhallen reizen mich überhaupt nicht.
Gerade habe ich Gamban auf all meinen Geräten installiert. Selbstausschlüsse in den Casinos machen bei mir so gut wie keinen Sinn.
Ich habe in den letzten 10 Jahren bestimmt in 100 oder 150 verschiedenen Casinos gespielt.
Wenn ich mich irgendwo sperren lasse, mache ich beim nächsten Rückfall einfach bei einem anderen Anbieter ein neues Konto auf.
Die Casinos schießen ja nun mal leider wie Pilze aus dem Boden.
Obwohl ich wirklich häufig darüber nachgedacht habe, will es mir nicht so recht gelingen, den Auslöser für meine Rückfälle zu identifizieren.
Es ist nicht so, dass ich nur dann spiele, wenn es mir schlecht geht.
Auch meine finanzielle Situation scheint keinen wirklichen Einfluss auf mein Spielverhalten zu haben. Es scheint viel mehr so, als würde einfach etwas in mir „Klick“ machen und schon spiele ich wieder.
Seit ich mich vor etwa 8 Jahren „geoutet“ habe, gehen alle eingeweihten Personen davon aus, dass ich spielfrei bin.
Das Ganze ist auch nie wieder großartig thematisiert worden. Zum damaligen Zeitpunkt war mein Spielproblem allerdings auch bei weitem noch nicht so ausgeprägt wie heute.
Ich weiß, dass ich externe Hilfe brauche. Vor einigen Jahren habe ich mich erfolglos um einen Therapieplatz bemüht.
Die Warteliste war jedoch endlos lang und nach meinem ersten (und einzigen) Gespräch mit dem Therapeuten war ich tatsächlich auch wieder einige Monate spielfrei.
Dann kickt natürlich gleich wieder diese Überheblichkeit rein, man würde es alleine aus diesem Sumpf schaffen.
Dass das nicht funktionieren wird, weiß ich inzwischen. Ich würde mich wirklich gerne meiner Partnerin und meiner Familie anvertrauen aber die Scham ist so unbeschreiblich groß, dass ich es bislang einfach nicht übers Herz gebracht habe.
Ich habe nicht mal die Angst, dass meine Partnerin mich deshalb verlassen würde, meine Familie mich verstößt oder dergleichen.
Es ist einzig und allein die Scham und auch der Selbsthass, der mit dieser Sucht einhergeht.
Ich hoffe, dass ich hier im Forum etwas Halt finde und irgendwann den Mut aufbringen kann, reinen Tisch zu machen.
Das erste Ziel ist es jedoch, endlich spielfrei zu werden und vor allem auch zu bleiben.