Moin Lucky,
... Wobei die Abhängigkeit von meinem Mann nur in meinem Kopf existiert.
Mich plagen seit jeher tiefe Ängste. Auch deshalb war ich in Therapie. Aber auch das ist ja immer alles nur in meinem Kopf!
Frei und unabhängig klingt toll. Das wäre ich gerne, besonders in Bezug auf Sucht.
Ich muss akzeptieren, dass diese Sucht ein Teil von mir ist.
Und ich muss reden. Durch dieses nicht reden und alleine eine Lösung finden wollen, lasse ich der Sucht eine Hintertür auf.
Puh! Ich denke, Dein Suchtverhalten klingt wie 'erlernt'. Und schon vor Schwangerschaft, wenn ich das richtig gelesen habe, warst Du spielsüchtig? Vielleicht strebst Du ja tief in Dir wirklich nach mehr Unabhängigkeit (und verwechselst diesen Wunsch mit finanziellem Zugewinn?) - Ich meine ... Du hast ja schon einige intensive Spielphasen gehabt, und es wird ja einen Grund geben ...
Seltsamerweise musste ich an meine Tochter denken, die als kleines Mädchen in 'Superman' verknallt war
... vielleicht dachte ich daran, weil ich den Eindruck habe, Du hattest im Zocken eine Nische von 'frech' genommener *Freiheit*, hast es auf die Spitze getrieben und wartest nun darauf, dass jemand kommt, Dich an die Hand nimmt und sagt: 'Komm - wir machen jetzt dies und das. Ich rette Dich.' Das ist aber richtig riskant und gefährlich, darauf zu hoffen, dass Dir, egal, was Du tust und riskierst ...
... letztlich jemand 'zuläuft', der nur eins im Sinn hat: Dich zu beschützen vor der Welt, vor den Konsequenzen Deines Tuns. Weil er sonst nix zu tun hat. Außerdem würdest Du dann auch nicht ernst genommen, sondern infantilisiert (nach dem Motto: Sie kann doch nichts dazu. Sie braucht jemand, der für sie sorgt, auf sie aufpasst.).
Mein Rat dazu: Ruf' Montag PROAKTIV an bei der Suchtberatung und warte nicht auf einen Rückruf von jemandem, der gerade aus dem Urlaub kommt u. evtl. den Tisch voll hat mit Arbeit! Kläre das, was jetzt ganz real zu klären ist und versuch ernsthaft, Dich nicht in Gedanken zu verlieren, die Dir Horrorszenarien vorgaukeln. Jetzt heißt es, am Ball zu bleiben. Und in der Realität.
Du
musst akzeptieren, dass die Sucht ein Teil von Dir ist? Ich weiß, das sagen Viele. Aber so zu beginnen, was dagegen zu unternehmen, halte ich für zu bequem, ehrlich gesagt. Das lädt ja direkt ein dazu, der Sucht weiterhin Platz in Deinem Denken zu geben. Und wie Du siehst, geht's um Existenz dabei. Willst Du Deine Existenz (gesellschaftlich, wirtschaftlich, psychisch ...) wirklich immer mal wieder 'aufs Spiel setzen'? Macht Dir DAS keine Angst?? Vollen Einsatz braucht jetzt die Bewältigung Deiner momentanen Situation und Deine Genesung. Und daran wirst Du wachsen, Dich daran erfreuen, sehen, was Du imstande bist zu verändern!!
Du
musst reden? Warum
musst Du? Du könntest Dir auch sagen: 'Ein Glück, dass ich die Möglichkeit habe, über alles zu reden und mich anderen Menschen gegenüber zu öffnen. Ich kann kaum erwarten, das zu tun.'
Nein, nicht dadurch, alleine eine Lösung zu suchen, lässt Du der Sucht eine Tür auf, sondern durch die Heimlichkeit. Die Heimlichkeit ist das bequeme Sofa in Deinem Wohnzimmer, auf der sich die Sucht strecken und lang und breit ausdehnen kann (wenn Du sie schon hier von Dir abspaltest. Was ich besser finde als 'die Sucht ist ein Teil von mir'.)
Du wirst das schon in den Griff kriegen. Anfangen ist halt wichtig! Die nächsten Schritte gehen dann viel einfacher, und wenn Du mittendrin bist, siehst Du, dass Du sehr wohl der Sucht einen krassen Tritt geben kannst, und das wirst Du auch tun. Da bin ich mir sicher. Anfangen ist das A und O. Und Dranbleiben natürlich.
Und denk' dran:
Superman gibt's nicht
Aber in Dir steckt ein Supergirl! Und das kramst Du jetzt mal vor und krempelst die Ärmel hoch! Basta!!
Und ich bitte Dich, jetzt nicht Gedanken zuzulassen wie 'Ich muss ... aber wie?'.
Du fängst jetzt energisch und ernsthaft an. Weil Du es ja eh vorhattest und weil es Zeit ist.
Schönes Wochenende!
Gruß, R.