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Umgang mit Geldverlust

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Umgang mit Geldverlust
« am: 11 April 2024, 06:38:44 »
Ich wollte euch mal fragen wie ihr mit Geldverlusten umgeht?

Ich habe aktuell garkeinen Drang mehr zu zocken nachdem ich mein ganzes Erspartes von 15.000 Euro verzockt habe. Das der Geldverlust nicht schön ist klar, aber wie geht ihr damit um? Ich verdiene so knapp 2,4k Netto (zzgl 2 Zusatzgehälter pro Jahr) und kann davon 1,2k monatlich sparen. So sparte ich auf die 15k in knapp einem Jahr. Aber jetzt denke ich dauerhaft wie sinnlos meine Arbeit ist. Ich habe 15k in 5 Minuten bei einem All In verzockt (um mir einen Mustang für 30k kaufen zu können..) und gehe heute auf Arbeit um knapp netto 100€ zu verdienen. Oder was ich von dem Geld hätte kaufen können... warum habe ich das Auto nicht einfach finanziert und die Hälfte direkt bezahlt... es tut so weh und diese Energie nehme ich zur Therapie mit, um für immer Abstinent sein zu können.

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Offline Olli

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Re: Umgang mit Geldverlust
« Antwort #1 am: 11 April 2024, 07:17:44 »
Guten Morgen!

Ich habe in meinen 20 Jahren ein Vielfaches von dem verspielt, was Dich gerade belastet. Dabei kann ich den Betrag noch nicht mal halbwegs genau schätzen. Fast mein ganzes Gehalt ging drauf, auch einige Male alles. Es gab aber auch abstinente Phasen, die ich heute nur als Pausen betitele. Ich trug 25 Jahre lang Zeitungen aus, arbeitete für meinen Vater und hatte so einiges noch nebenher am Laufen. Das war im Einzelnen nicht die Welt, doch im Laufe der Zeit summierte sich das auch.
Wenn ich heute auf die Verluste zurückschaue, dann wird mir auch etwas wehmütig. Doch das ist auch schon alles. Wieso?
Nun, ich hatte eine Leistung bestellt und ich hatte sie erhalten! Die Leistung ist maßlos überteuert und im Nachgang wäre ein Psychologe weitaus günstiger geworden.
Die Leistung war ein Paket aus Zeitvertreib, Bestätigung und vielem mehr.

Doch wenn ich zurück schaue, dann auch auf die Zeit nach dem Spiel. Bereits 5 Jahre nachdem ich spielfrei geworden bin, fing ich an zu bauen. Heute, fast 18 Jahre später ist das Haus bald abbezahlt. Die Bank möchte nicht, dass ich früher ablöse. Ich habe Geld auf dem Konto und bin gerade bereit 30.000 € + für eine Küche auszugeben + Wohnzimmerschränken. Ich benutze hier bewusst nicht 30K zur Definition, denn so mache ich mir den Geldbetrag gar nicht richtig bewusst. Was bei Dir noch negativ durch den Verlust behaftet ist, ist bei mir genau umgekehrt ... es macht mich stolz auf mich selbst.

Wenn Du hier die Beiträge im Forum liest, dann wirst Du auch z.B. jemanden finden, der sich ein Motorrad kaufen wollte. Es fehlten noch 300 € und so nahm er sich vom Ersparten den gleichen Betrag und ging in die Halle, um ihn zu verdoppeln. Zur damaligen Zeit habe ich mir die Finger wund getippt, um seinen falschen Glaubenssatz zu kippen; In Spielhallen kannst Du gewinnen!
Nein, das ist nicht wahr! Jeder ausgegebene Betrag ist für einen Spieler nämlich nur der Einsatz fürs nächste Spiel. Das gilt für alle Glücksspielarten. Wir können nicht gewinnen. Wenn wir in eine Halle gehen, uns in ein OC einloggen, wetten, traden ... was auch immer, dann nur zu einem Zweck: Wir wollen spielen und wir wollen dafür das Suchtmittel Geld benutzen.

Um unsere Ziele zu erreichen, bedarf es keiner Abkürzungen. Die gehen FÜR UNS absolut immer schief! Was wir wirklich benötigen, das ist Geduld! Um Dir Deinen Traum vom Mustang verwirklichen zu können, wirst Du also nun 2 Jahre warten und wieder sparen müssen. Vielleicht nimmst Du ja noch einen kleinen Nebenjob auf, um ein paar Monate einzusparen?!
Führe ein Haushaltsbuch, um Dir den Wert des Geldes wieder vor Augen zu führen. 15K. 30K, 100K ... das sind bloß Zahlen ohne Bedeutung!
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline Wolke 7

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Re: Umgang mit Geldverlust
« Antwort #2 am: 11 April 2024, 11:08:35 »
Hallo NoMustang,

du hast letzte Woche 15k verzockt ....der Suchtdruck wird noch kommen, darauf solltest du dich vorbereiten.

Ich habe ein vielfaches mehr verzockt und war einige male soweit,dass ich keine Rechnungen mehr bezahlen konnte und und habe mir überall kleine Summen von Freunden geliehen, damit das ging. Das war ein schreckliches Gefühl....etliche Kredite ,Dispo im Anschlag,private Schulden und dennoch reichte dieses miese Gefühl nicht aus ,um spielfrei zu werden......

Ich habe später alles abgegeben, EC Karte  ,Ausweis....nur Taschengeld bekommen bzw Gutscheinkarten zum Tanken ,zum Einkaufen und Gutscheine fürs Cafe ,Restaurant usw . So fühlte ich mich etwas freier und musste nicht nach Geld betteln .

Die Verluste taten weh ,weil ich natürlich schon alleine beim Dispo gesehen habe, wie laaaangsam das ging .
Als der wieder im Plus war ,ging es mir vom Kopf her besser. Ich brauchte ein paar Jahre Hilfe beim Geldmanagement und mit Hilfe der Verhaltenstherapie habe ich den Umgang neu erlernt. Das verlorene Geld habe ich mit dem positiven Dispo akzeptiert......auch wenn ich mal kurz ans Zocken denke ,wenn große und unerwartete Rechnungen ins Haus flattern. Nächstes Jahr /Ende diesen Jahres ,habe ich endlich alle meine Kredite abbezahlt und bin frei......hart gespart plus 2 Nebenjobs. Nächstes Jahr werde ich damit was kürzertreten.

Die hohen Schulden haben mich nicht vom Spielen abgehalten ,aber das Akzeptieren der Verluste ,der Schulden,haben mir geholfen spielfrei zu werden.Und natürlich die Verhaltenstherapie, die SHG und die Hilfe und Unterstützung von Freunden.

LG Wolke


 

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