Hallo zusammen,
ich möchte mich gerne einmal vorstellen und meine Erfahrungen teilen.
Ich habe nun viele Beiträge gelesen und fühle mich durch die vertrauten Gedanken und Probleme bestärkt, aus meinem Versteck zu kriechen.
Ich bedanke mich schon einmal im Voraus bei denjenigen, die sich meinen Beitrag durchlesen!
Zu mir:Ich bin Ende 20, habe eine wundervolle Familie, eine Freundin und ein paar enge Freunde.
Außerdem bin ich spielsüchtig (ausschließlich Sportwetten).
Wann genau das angefangen hat, kann ich gar nicht richtig greifen. Es müsste vor ca. 10 Jahren gewesen sein, als ich anfing, wie die meisten vermutlich auch, kleinere Beträge aus Spaß zu setzen. Durch das typische Verhalten, die verlorenen Beträge wieder ins Boot holen zu wollen, hat es sich vor ca. 5 Jahren soweit hochgeschaukelt, dass ich meine eigene Grenze überschritten und hohe Schulden aufgenommen habe. Das war der erste große Schock für mich.
Zu der Zeit bin ich auf dieses Forum aufmerksam geworden. Ich habe damals zwar aus Interesse ein paar Beiträge gelesen, wollte mich allerdings nicht mit dem Gelesenen identifizieren. Mir ging es damals in erster Linie um ein Chargeback, was zu der Zeit über PayPal prima funktioniert hat. Ich wollte das alles einfach nur noch vergessen und war unendlich dankbar, dass es diese Möglichkeit gab und ich keine Konsequenzen zu befürchten hatte. Mit dem Geld kam das Selbstvertrauen zurück (traurige Verbindung) und ich fühlte mich wieder sicher.
Ihr ahnt es schon.. Das Ganze hat vielleicht ein halbes Jahr lang gehalten, bis es wieder ins gleiche Tal hinabging.
Seitdem läuft es wiederkehrend so ab:
1. Ich zahle die Schulden ab (teilweise mit neuen Rückfällen)
2. Nebenbei wird wieder etwas angespart
3. Ich gönne mir nicht das Geringste
4. Mir geht es wieder gut und scheine endlich stabil zu sein
5. Ich schwöre mir, nie wieder in dieses Loch zu fallen
6. Ich falle in dieses Loch
7. Selbsthass und Ängste bestimmen meinen Alltag
Meine Auslöser:- Langeweile
- Scheinbare Sicherheit (ach, was soll bei so einem kleinen Betrag schon passieren)
- Ausgaben (insbesondere große bis mittelgroße Anschaffungen)
- Druck und Angst
- Suchtverlagerung
Zum Auslöser "Suchtverlagerung":Was ich bisher selten bis gar nicht hier im Forum gelesen habe, ist eine Verbindung zu anderen Süchten.
Ich habe seit der Jugend / des frühen Erwachsenenalters ein relativ turbulentes Leben gelebt. Ich habe leider früh und regelmäßig gelernt, dass mich schnell verfügbare / ungesunde Glückshormone glücklich machen können. Dabei bin ich nicht zwingend von allem süchtig geworden, aber ein paar Süchte habe ich dann leider doch mitgenommen. Ich denke ich habe grundsätzlich ein hohes Suchtpotential und auch eine hohe Risikobereitschaft.
Ich konnte all diese anderen Süchte hinter mir lassen, selbst das Rauchen.
Einen großen Anteil daran hat meine Freundin. Allein dadurch, dass sie die erste Partnerin in meinem Leben ist, die keine Nebenkriegsschauplätze in die Beziehung gebracht hat, konnte ich mich mal selbst über einen längeren Zeitraum unter die Lupe nehmen. Dabei muss man wissen, dass ich Probleme anderer schon immer sehr interessant fand, da sie von den eigenen prima ablenken können. Da es aber keine Probleme mehr gab, war ich gezwungen, mich dann doch intensiver mit meiner Person zu beschäftigen.
Daraus resultierte eben das Ablegen von Süchten und Verhaltensweisen. In dem Zuge habe ich auch meinen Freundeskreis auf die tiefgründigen und starken Beziehungen reduziert.
Ich habe mir also sehr viel Zeit und Raum geschaffen. Toll , das was ich immer wollte. Nur habe ich nach all den Jahren vergessen, was ich eigentlich möchte und woran ich eigentlich Spaß habe. Das Hobby, welches ich so sehr liebte, kann ich selbst nicht mehr in dem Ausmaß ausüben, wie ich es mir wünsche. Seitdem versuche ich mich an verschiedenen Dingen, die mir aber bisher nur bedingt oder kurzfristig Freude bereiten.
Was bedeutet das jetzt bzgl. Suchtverlagerung?Meine Vermutung ist, dass das Wegfallen anderer Süchte in Kombination mit der Schaffung von mehr Zeit, der Glücksspielsucht in die Karten gespielt hat. Diese Sucht ist mir noch geblieben. Ich möchte sie nicht nur besiegen, sondern im besten Falle mir nicht gleich eine neue schädliche Alternative suchen.
Was ich bisher aktiv unternommen habe:- Kurz nach dem ersten Schock (vor 5 Jahren) habe ich mich Freunden anvertraut, die selbst mit Süchten zu kämpfen haben. So konnte ich zumindest ab und zu darüber sprechen. Dabei bin ich aber nicht immer sehr konkret gewesen, da diese Offenheit mir extrem schwer fällt.
- Ich habe mich sperren lassen (OASIS).
- Sperre per Mail bei einem Anbieter (wurde nicht eingehalten)
- Bisher erfolglose Suche nach langfristigen Ersatzhobbys.
- Als ich letztes Jahr einen Rückfall hatte, habe ich mich auch meiner Freundin anvertraut. Sie war natürlich schockiert, hat es aber sehr gut aufgenommen.
- Beim nächsten Rückfall habe ich mich sofort bei der Suchtberatung gemeldet, um schlimmeres zu verhindern. Dabei habe ich noch etwas mehr über Süchte gelernt und die regelmäßigen Gespräche taten mir grundsätzlich gut. Beim letzten Termin wurde ich gefragt, ob ich denn einen neuen Termin möchte, da die Beratung ja nur der erste Schritt sei und ich jetzt schauen muss, wie es weiter geht. Mir wurde vorgeschlagen, 2x wöchentlich zu einer Gruppentherapie zu fahren, die allerdings eine Stunde entfernt (ein Weg) liegt. Ich habe mich zunächst für einen neuen Termin bei der Beratung entschieden.
- Nachdem ich in der Zwischenzeit wieder rückfällig geworden bin, habe ich einen örtlichen Therapeuten angeschrieben und warte seitdem auf Antwort.
- Ich habe mich hier angemeldet und einen ersten Beitrag verfasst.
Was ich mir hier erhoffe:- Neue Denkanstöße und andere Blickwinkel
- Gefühl, nicht alleine zu sein
- Motivation
- Geerdet werden, falls nötig
- Erfahrungsaustausch / von anderen lernen
Erste Frage:Ich habe aktuell den Drang, mich meinen engsten Freunden anzuvertrauen. Ich denke es würde helfen, mir ein wenig Druck und Angst zu nehmen. Sie könnten mich noch besser verstehen und ich müsste in manchen Situationen keinen Spagat machen zwischen denken, fühlen und handeln. Wie seht ihr das? Einmal ausgesprochen ist es nicht mehr rückgängig zu machen. Klar, ihr könnt meine Freunde nicht einschätzen, aber evtl. gibt es ja Erfahrungswerte (gute und schlechte).
Das warsVielen Dank fürs Lesen und bleibt stark!
Xandro