Hallo an alle da draußen,
Ich habe zu euch gefunden, weil ich sonst niemanden zum Reden habe. Mein Mann hat mir vor Monaten gestanden, Glücksspielsüchtig zu sein und dass er sich ab sofort Hilfe suchen möchte. Seitdem hat er nicht mehr gespielt, sich sperren lassen, geht regelmäßig in die Beratung und arbeitet stark an sich. Er macht super Fortschritte und ist gerade glücklich, dass es ihm so gut geht.
Nun habe ich aber das Problem, dass er nicht mit mir tiefergehend über dieses Thema sprechen möchte. Ich vermutete lange, dass er ein Problem hat, war aber dann doch überrascht über das Ausmaß, auch über die finanziellen Schulden, die ich als Frau mittrage. Ich habe außer leichter Überraschung lediglich Erleichterung gespürt. Das es nun endlich vorbei ist mit dem Pokern, der Vernachlässigung, den Launen und den Täuschungen, was das Finanzielle angeht. Wir haben hohe Schulden und zahlen seit Jahren bereits Schulden ab, sodass ansonsten nichts mehr über bleibt nach den fixen Ausgaben (bisher waren das offiziell keine Spielschulden... und ich wusste nicht, dass regelmäßig neue dazu kamen). Seitdem er mir gestanden hat, Spielsüchtig zu sein, sind wir beide das erste Mal seit Jahren mit dem Konto im Plus, konnten einen kleinen Notgroschen aufbauen und mal was für Urlaube zurück legen. Endlich hat er ein offenes Ohr für meine Sparpläne und wir ziehen gemeinsam an einem Strang.
Was mich sehr plagt, sind die Gedanken an einen möglichen Rückfall. Gestern habe ich ihn darauf angesprochen, dass ich ihn und seine Gedanken zur Sucht gerne besser verstehen würde und die Vergangenheit aufarbeiten will. Auch für mich, weil sein Verhalten tiefe Spuren hinterlassen hat. Er hat das komplett abgelehnt, gemeint, dass es ihm einfach zu viel ist momentan und er sich nicht emotional erpressen lassen möchte. Ich könne die Sucht nicht trennen von Beziehungsdingen und das würde ihn triggern. Er sei gerade so glücklich und das sollte mir genügen. Auf Nachfragen, ob ich ihn schon mal emotional erpresst hätte oder es gerade tun würde, antwortete er mit nein. Er ließ sich dann darauf ein, irgendwann, wenn er sich stabil fühlt, mit mir darüber zu sprechen. Es ist mir ein Bedürfnis, auch meinen Weg in dieser Zeit zu verarbeiten und ich dachte, es wäre auch für ihn ein Bedürfnis. Offensichtlich nicht. Wie schon immer macht er alles mit sich selbst aus. Nachdem ich also definitiv weiß, dass er keinen Freiraum und keine Zeit braucht, bis er zu mir kommt und wir darüber sprechen können, habe ich beschlossen, selbst aktiv zu werden und habe zu euch gefunden. Ich bin mir gar nicht sicher, wie mir geholfen werden kann, aber einfach mal ein paar Dinge aufzuschreiben, ohne Angst zu haben, meinen Mann dadurch zu triggern oder einen riesen Ehestreit zu verursachen ist schon mal positiv. Ich bin harmoniebedrüftig und versuche immer möglichst vorurteilsfrei zu kommunizieren, aber ich habe Angst, dass genau diese Verhaltensweisen, dieses Zurückschrecken vor Konfrontation, nicht helfen wird, wenn es wirklich zu einem Rückfall kommt. Die Beraterin meines Mannes sagte in der einzigen Sitzung in der ich dabei war, ich solle mir meiner Grenzen bewusst werden. Was kann ich akzeptieren und was nicht? Damals sagte ich, ich werde immer bei ihm bleiben, außer sein Wesen wandelt sich völlig. Jetzt, Wochen später, denke ich schon anders darüber. Langsam verstehe ich, dass ich seine Schulden abzahle, dass mein gesamtes Erspartes futsch ist, ich keine Altersvorsorge habe und im Alter arm sein werde, wenn sich nicht grundlegend etwas ändert. Wir sind seit Jahren verheiratet und haben 3 Kids. Wir lieben uns und unsere Familie. Aber das, was mich seit Jahren mürbe macht - Diese finanzielle Angst, dass ich mir nichts gönnen kann, viel Arbeiten muss, damit ja Geld da ist (auch nach der Elternzeit etc), die vielen Gedanken ans Konto, die roten Zahlen und meine Rentenlücke, das alles hat mich so fertig gemacht. Ich bin erleichtert, dass er jetzt einen Kopf hat fürs Finanzielle. Aber was, wenn er rückfällig wird? Was ist mit mir? Ich bin die typische Mama, die die Care Arbeiten erledigt und deswegen nicht Vollzeit arbeiten gehen kann. Ich bin finanziell abhängig und das bereitet mir Sorgen.
Zudem hat er mein Vertrauen in ihn noch mehr erschüttert, als ich ihn fragte, ob er es mir denn sagen würde, wenn er rückfällig wird. Dass ich Sicherheiten brauche und auf Offenheit bestehe. Ich habe ihn nie angegangen wegen seiner Sucht, nicht wegen der Schulden oder seiner Launen. Und er sagte mir: "Nein, das würde ich nicht." Ich weiß, dass das Gespräch ihm gestern aufgebracht haben muss, denn er wurde etwas ungehalten, aber mir direkt zu sagen, dass er mich anlügen würde, wenn ich nach einem Rückfall frage, nur aus "Trotz" finde ich unglaublich. Und das nachdem wir vor einiger Zeit beide aufgeschrieben haben, was wir voneinander brauchen, qenn es zu einem Rückfall kommt. Er braucht keine Vorwürfe. Ich brauche Ehrlichkeit und die Kontrolle über die Finanzen.
Nun, gibt es hier vielleicht auch Angehörige, die mit "trockenen" Spielern zusammen sind? Wie handhabt ihr die Finanzen?
Liebe Grüße und vielen Dank fürs Lesen.