Hallo Thomas,
Ich bin Heute - und schon lägere Zeit spielfrei, d.h. mein kalendarisch letztes Spiel war am 30. Juni 1990, welches ich in nostalgischer Erinnerung habe. Ich brauchte 10 Monate in der Selbsthilfegruppe, bis ich spielfrei werden konnte. Für mich war es das normalste der Welt, daß in Räumlichkeiten Geldspielautomaten hingen, und so ging ich in eine Kaffee - und Imbissstube, im Bahnhof, die 2 Daddelkästen und Punkteautomaten hatte. Ich sah den Spielern zu und griente mir einen.
10 Jahre später, meine Ehe lief schlecht, meine Frau mußte in die Pychiartrie, mein Arbeitgeber meldete Insolvenz an, und ich stand mit einem 2 DM Stück in der Hand vorm Gerät. Da bin ich rausgelaufen, habe nicht spielen brauchen, und sehr sehr lange Zeit an diesem Ereignis gearbeitet. Der Austausch mit Spielsüchtigen in der Genesung hat mir damals den Arxch gerettet! Seitdem meide ich Lokale mit Glücksspielmöglichkeiten, ging z.B mit Gruppenmitgliedern . in Studentenkneipen am Uni - Campus, die frei davon waren. Vor über 6 Jahren, ich hatte meinen 65. Geburtstag schenkte mein nun Ex - Frau mir eine Eintrittskarte für den Zirkus Roncalli, den ich mit´r in meiner Spielzeit nicht leisten konnte. Ich kam von einer Körpertherapie, die mir sehr gut tat, und entspannte, ging in ein Kaufhausrestaurant, wußte, daß die Automaten im Gastraum haaten, setzte mich so, daß ich die nicht sehen und hören konnte, aß meine Currywurst, und ich wurde fast verrückt... Der Gedanke, ich könnte an "den Gurken" wieder spieln, verdarb mir den Appetit, und die Vorfreude auf den Zirkus war dahin. Mir ging es doch gerade sehr gut, alles bestens, ich war 27 Jahre spielfrei, und dann die Zwangsgedanken? Wieder in die SHG, das Thema angeschaut, an die "tiefrote schwere Gewissensinventur" gedacht, eben, daß mein Leben ja nur aus tiefen Negationen bestand - udd bestehen muß!? Ein Freud sagte mir einmal den Leitsatz:
"wenn es dir schlecht geht, dann gehe in ein Meeting, und wenn es dir gut geht, dann laufe in ein Meting"
Diese blöden Gedanken kommen, wenn ich meine eigenen Qualitäten, mein eigenes Ich verwerfe , und mich meiner Destruktivität füge.
Im Sommer 2019 bin ich sehr viel mit Regionalzügen durch die Republik gefahren. Im Bahnhof einer Mittelstadt ging ich in den Kiosk, mir ein Wasser zu kaufen. Dort erkannte ich, daß da ein Spielautomat sein mußte, der aber nicht an der Wand hing, sondern auf einem Sockel stand, das war neu für mich. Das Gerät wurde bespielt, und eine ältere Frau stand abseits und sah zu. Ich sah das Gesicht der Dame und erschrak zutiefst. Dieser statisch fokussierte Blick auf den Monitor, dieses scheinbare Aussetzten aller anderen Sinnesorgane, Gedanken und Körperfunktionen, dieses Erkennen meiner Vergangenheit, ich die kalte Pulle genommen, und ab in den Zug nach Hause. Seitdem habe ich keinen Spielautomaten mehr gesehen.
Ich habe Heute immer noch Gedanken an Geldspielautomaten, die ich bespielte, sehe die Lichter die Scheiben, die Risikoleitern noch vor meinem geistigen auge. Es ist selten, machmal auch nur, wenn ich mich wie jetzt mit der Spielsucht beschäftige. Das Gefühl, die Risikostaste zu drücken, ist immer noch im rechten Daumen, wahrscheinlich die Narben eines verlorenen Krieges .
Daß mich da jemand herausgeholt hat, daran will ich Heute besonders denken, ich glaube es ist genau der Tag dafür.
"je länger und ausdauernder wir uns vom Glücksspiel fernhalten, umso rascher wird unsere Genesung voranschreiten" (GA - Anonyme - Spieler)
schöne 24 Stunden
Andreas