STOP!Guten Morgen erst einmal und herzlich willkommen!
Und nun kommen ich zu dem STOP zurück! Es bringt nichts, eine potentielle Schuld in Euch zu suchen! Außer seelischen Schmerz bringt das gar nichts. Also wischt den Gedanken mal ganz hurtig aus Euren Gedanken!
Seit Ihr Schuld, dass ihr Akademiker seid und er eventuell sich unter Druck gesetzt fühlt, es Euch gleich zu tun und Euch gar, emotional gesehen, noch zu überflügeln?
Zumeist suchen wir uns das Glücksspiel aus, um etwas zu kompensieren. Dieses grundsätzliche Verhalten etwas, was wir noch nicht gelernt haben, mit etwas zu besetzen, was wir schon kennen, ist evolutionär gesehen sehr wichtig und richtig.
Würden wir uns denn ansonsten nicht aufreiben, die Lücke zu erkennen und mit "dem Richtigen" zu füllen?
Er ist scheinbar irgendwann mit dem Glücksspiel in Berührung gekommen und hat am Anfang Spaß daran gehabt. Das Glücksspiel spricht das körpereigene Belohnungssystem an und wird daher zunächst als extrem positiv empfunden. Ist da nun diese "Lücke", dann wird gar nicht darüber nachgedacht und das Glücksspiel springt in einem schleichenden Prozess dort hinein und füllt es augenscheinlich auf. Das tut es aber nicht wirklich! Die Lücke bleibt vorhanden und sie wird durch das Glücksspiel nur verdrängt für eine gewisse Zeit. Also wird das Glücksspielverhalten gesteigert. Sei es in den Einsätzen oder der aufzuwenden Zeit. Auch das Risiko wird erhöht, um das Belohnungssystem wie einst anspringen zu lassen. Der Körper gewöhnt sich aber an die "Überdosen" Glückshormone und so fallen wir immer schneller und schneller in das Loch der Sucht.
Die innere Not wird immer größer und so werden auch die von Euch erworbenen Werte nicht mehr eingehalten. "Du sollst nicht lügen und schon gar nicht stehlen". Auch hier beginnt es mit kleinen Grenzüberschreitungen und diese steigern sich mehr und mehr. Ein Zwischenergebnis habt Ihr schon kennenlernen dürfen. Eigentlich wollte ich "Endergebnis" schreiben, doch am Ende ist Euer Sohn noch lange nicht. Er könnte noch tiefer sinken und sein ganzes Leben wegschmeißen und das seiner Liebsten gleich mit.
Er bat darum, dass wir seine Bankkredite langsam abbauen und ihm dann im Monat ein Taschengeld auszahlen. Ist das klug?
Jein!
Wenn daraus eine reine Kontrollfunktion wird, lernt er nichts. Meine Eltern haben das mit mir gemacht.
Wenn die Kontrollfunktion aber erweitert wird zu einem gemeinsamen Geldmanagement, dann ergibt sich automatisch ein Lerneffekt. Für Euren Sohn ist derzeit Geld nur noch am Rande gesetzliches Zahlungsmittel. Vorrangig ist es im Moment Suchtmittel. Über das gemeinsame Geldmanagement, könnt ihr ihm helfen, das Geld wieder ins rechte Licht zu setzen.
Ihr werdet Euch sicher denken, dass Ihr Euren Sohn in dieser Hinsicht wieder bemuttern müßt ... Bitte legt diesen Gedanken ab und seht lieber die Hilfe, die Ihr Eurem Sohn gebt. Setzt Euch gemeinsam einmal im Monat zusammen und besprecht die Einnahmen und die Ausgaben. Lasst ihn akribisch ein Haushaltsbuch führen. Dazu gibt es im Netz haufenweise kostenlose Software. Besprecht, ob er unter- oder überversichert ist. Schaut auf Eure eigenen Stromkosten ... gibt es da Einsparpotential, wenn ihr den Anbieter wechselt? Besprecht die Schulden, die er hat. Wie können die Schulden getilgt werden, ohne dass Euer Sohn "nichts" von seinem Geld hat. Auch er muss sich etwas leisten können ... sich belohnen können. Die Idee mit dem Nebenjob ist nicht schlecht, doch auch hier müsst Ihr bitte aufpassen, dass er nicht überfordert wird. Auch hier ist wichtig, dass im Geldmanagementgespräch ganz klar aufgezeigt wird, wie sehr die Schulden durch den Job sinken.
Dann habt Ihr erwähnt, dass er kein Haushaltsgeld abgibt. Er hat aber doch ein Einkommen. Also lasst ihn auch als erwachsenen Menschen Geld für seinen Unterhalt zahlen. Bei 1.100 € Netto sind doch durchaus 400 oder 500 € drin ...
Gut, Ihr braucht es nicht ... aber vielleicht braucht er es, um sich verantwortlich für sich selbst zu fühlen? Ich habe damals in meiner Lehre 420 DM erhalten. Davon sind 200 an meine Eltern gegangen.
Wenn die OASIS-Sperre eingetragen ist, ist das prima. Passt aber auf, ob diese unbefristet ist, dann kann er sich nach einem Jahr entsperren lassen. Eine Sperre bis zum 31.12.2123 entspricht einer lebenslangen befristeten Sperre, die nicht aufgehoben werden kann.
An OASIS angeschlossen sind aber nur lizensierte Casinos. Dort draussen im Netz agieren aber massenhaft unlizensierte Casinos.
Eine Sperrsoftware wie Gamban, Gamblock, betfilter, txnogame und viele weitere können helfen, den ersten Impuls zu spielen zu überbrücken. Denn ... jede Sperrsoftware lässt sich mit ein wenig Aufwand auch wieder umgehen.
Er möchte nicht, dass wir es beim kommenden Weihnachtsfest den betagten und schwerbehinderten Großmüttern und den Tanten, Nichte/Neffe erzählen.
Das ist ein brisantes Thema. Denn einerseits möchtet Ihr Euren Sohn ja nicht bloßstellen, auf der anderen Seite gilt es all die aufgezählten Personen vor potentiellen kriminellen Handlungen Eures Sohnes zu schützen.
Sprecht noch einmal mit ihm und sagt ihm auch, dass dies zwar unangenehm für ihn ist, ihm aber gleichzeitig hilft, sich vom Glücksspiel zu distanzieren.
Unser Sohn teilte uns mit, dass er auf keinen Fall stationär behandelt werden möchte und auch Gruppentherapie ablehnt.
Da sprechen viele Ängste aus ihm. Es gibt viele Hilfsangebote. Schaut mal oben rechts auf dieser Seite. Da gibt es einen Link der verschiedene Möglichkeiten - auch anonym - anbietet. Dort sind Adressenlisten hinterlegt.
Ihr Beide und auch Euer Sohn seid herzlich eingeladen, Euch heute abend ins Webmeeting einzuloggen. Einen Link zum Beitrag, in dem der Zoom-Link steht, findet Ihr oben links auf der Seite.
Nun noch mal eine Kleinigkeit zu Euch Beiden: Ich finde es großartig von Euch, dass Ihr Euch hier gemeldet habt. Meine Eltern haben so etwas niemals gemacht. Klar machten sie sich Sorgen um mich, doch die Glücksspielsucht war für sie ein Charaktermangel und keine Krankheit! Da sie sich nie gekümmert haben um ihr Wissensdefizit, haben sie sich auch nicht weiter entwickelt in dieser Hinsicht. Ich war für sie, auf die Sucht bezogen, daher ein Schandfleck in der Familie und es durfte darüber auch nie gesprochen werden. Wem hat dies aber geholfen? Nur meiner Sucht! Die habe ich dann auch 20 Jahre ausgelebt, bis ich Spätzünder
dann irgendwann selbst auf den Trichter kam, dass ich mir nur selbst schade.
Fühlt Euch einfach mal gedrückt von einem Unbekannten!